VIRTUE CONCEPT

Wie kommt's, dass Karl Schubach von MISERY SIGNALS auf dem Album mitmacht, ihr seid ja eine relativ junge, noch ziemlich unbekannte Band?

Vor einigen Monaten startete Karl eine Crowdfunding-Aktion um die Debut_CD seines Soloprojektes SOLACE verwirklichen zu können. Als Dankeschön hierfür bot Karl einen Guestpart auf einem Song an. Als absolute Misery Signals Fans wollten wir uns diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen.

Das Artwork ist erfreulich atypisch für Metalcore, war das die Intention, oder habt ihr euch erstmal damit arrangieren müssen, dass es etwas farbiger und weniger brutal als die üblichen Layouts geworden ist?

Ganz im Gegenteil. Wir haben nach dem etwas "anderen" Design gesucht. Das Design passt perfekt zu uns als Band und zu den Themen im Album. Andreas Preis macht einfach geniale Illustrationen und wir würden jederzeit wieder mit ihm zusammenarbeiten.

Inhaltlich seid ihr eine Ökoband und ich meine das im positivsten Sinne, denn viele Bands kümmern sich ja nicht um die Umwelt. Wie seid ihr zu dem Thema gekommen?

Auch wenn die Umweltthematik doch mittlerweile ziemlich ausgelutscht und klischeebehaftet erscheinen mag: Wir betrachten Umweltschutz als ein Thema, welches nicht oft genug aufgegriffen werden könnte, gerade weil es jeder Person individuelle Möglichkeiten bietet, einen Beitrag zu leisten. Gerade kleine, simple Geschichten wie Müll trennen, auf den Wasserverbrauch achten etc. können hier schon den Unterschied machen.

Ein weiteres zentrales Thema ist Freiheit, wobei euch bewusst ist, dass Freiheit und Egoismus sich nicht decken, ein Gedanke, der gerade vielen Menschen nicht bewusst wird. Was macht die Menschen denn euer Meinung nach unfrei?

Auch wenn grundsätzlich jeder davon ausgeht, seinen eigenen Willen zu haben, eben ''frei'' zu sein, gibt es doch immer noch genügend Bereiche, welche die Freiheit in gewisse Bahnen lenken wollen, sei es zum Beispiel Bildung, Medizin, oder Religion. Wir wollen mit unseren Texten auf keinen Fall eine Grundsatzdiskussion bezüglich der individuellen Freiheit in der heutigen Gesellschaft vom Zaun brechen. Uns geht es mehr darum, die Leute zu ermutigen, eben nicht alles um uns herum als selbstverständlich anzunehmen und einfach mit offenen Augen durch die Welt zu spazieren - Mach Dir Deine eigenen Gedanken zum täglichen Weltgeschehen, trau Dich ruhig, manche Dinge zu hinterfragen - darum geht's.


Aus den bisherigen Fragen ergibt sich konsequenterweise die Frage, wie die Zeiten für Bands mit Message denn eigentlich generell so sind. Gibt es denn schon inhaltliche Diskussionen mit den Leuten, die euer Album haben? Kommt die Botschaft überhaupt an?

Natürlich hoffen wir, dass die Leute sich mit unseren Texten auseinandersetzen. Gerade in der technischeren Musik liegt das Hauptaugenmerk ja eher auf den Instrumenten. Wir wollen durch die Instrumente die Stimmung der Texte unterstreichen. Bisher haben wegen dem VÖ-Termin nur sehr wenige Leute in das Album reingehört, deshalb sind inhaltliche Diskussionen bisher ausgeblieben.

Mit Sebastian Reichl von DEADLOCK und Kristian Kohlmannslehner von ANOTHER PERFECT DAY habt ihr euch ja zwei absolute Profis für die Produktion ins Boot geholt, deren Liste an Erfolgen lang und beeindruckend ist. Bekannte Produzenten scheinen immer mehr zum Dreh- und Angelpunkt der Szene zu werden. Wie kam denn der Kontakt zustande und ist er persönlich, oder eher geschäftlich motiviert?

Deadlock kennen wir schon seit Ewigkeiten. Einige von ihnen wohnen in unserer Umgebung, Sabine sogar im selben Ort wie unser Gitarrist Felix. Von Sebastian wussten wir, dass er selber die letzten Deadlock Alben in seinem Studio aufgenommen hat. Anfang 2011 hatten wir uns dann entschlossen, ein Album aufzunehmen und da kam der erste Kontakt bezüglich der Aufnahmen mit Sebastian zustande. Da es in seinem Studio jedoch keine Möglichkeit gab, die Drums aufzunehmen, suchten wir noch ein geeignetes Studio dafür. Das war gerade die Zeit, wo wir total auf das aktuelle Album von A Traitor Like Judas und deren Sound aus dem Kohlekeller abgefahren sind. Da Sebastian und Kohle extrem sympathisch und zugleich professionell waren, war die Sache klar. Gerade zwischen uns und Sebastian hat sich während der Aufnahmen -das können wir guten Gewissens behaupten- eine innige Freundschaft entwickelt, was einen natürlich umso mehr freut.

Acuity.Music agiert größtenteils digital und unterscheidet sich damit von etlichen Labels, die eher auf Präsenz in den großen Elektronik-Ketten setzen. Weshalb liegt das Hauptaugenmerk bei euch auf dem digitalen Sektor?

Wir haben uns selber beobachtet, wie wir Musik hören und kaufen. Jeder von uns hat einen Mp3-Player und kauft des Öfteren bei iTunes oder Amazon Songs und Alben. Im Auto steckt ein USB-Stick mit Musik im Radio und nur selten wird noch eine CD eingelegt. Dass wir gar keine physischen CDs mehr kaufen ist aber auch nicht der Fall. Bands die uns besonders gefallen wollen wir dann doch noch zusätzlich im Regal stehen haben. Und auch auf Konzerten wollen die Leute noch CDs kaufen, deshalb haben wir uns entschieden "Sources" zusätzlich über Monster Artists zu pressen.

Acuity hängt doch auch mit Let It Burn zusammen, oder? Weshalb werdet ihr denn dann von Monster Artists gemanagt, wo Chris auch Bands managt?

Acuity.Music ist das digitale Spartenlabel von Let it Burn Records. Die Musik wird darüber digital auf allen möglichen Download-Portalen vertrieben. Wir wollten die CD aber auch physisch verkaufen und haben mit Monster Artists/Soulfood einen Partner gefunden, über den die CD nun auch haptisch erhältlich ist. Bei beiden handelt es sich um Vertriebe - managen tun wir uns noch selber, wobei Chris bei Let it Burn wie auch Niko bei Monster Artists bei Fragen und Problemen zur Seite stehen.

Untypisch ist der zeitweise Einsatz von Streichern, spielen da persönliche Kindheitstraumata eine Rolle? Musste jemand von euch mal Geige lernen?

Nö, keinerlei Kindheitstraumata vorhanden ;-) Unser Sänger hatte bei einem Song schon explizit einen Streicher-Part wie auf der Cd ausgetüftelt. Bei Basti im Studio hat uns das Ganze so überzeugt, dass wir es dann auch verwendet haben. Wir wollten damit einfach etwas Abwechslung in das Album bringen und Stimmung für den anschließenden Part aufbauen.

Wo wird die Reise musikalisch hingehen, ihr seid eine moderne Metalcore-Combo mit etlichen atmosphärischen Passagen, was könnt ihr euch für die Zukunft vorstellen?

Zuerst einmal sind wir sehr gespannt, wie "Sources" bei den Leuten ankommt. Wir hoffen, dass mit der CD im Gepäck viele Konzerte dieses Jahr zu spielen und viele neue Leute und Bands kennenzulernen. Musikalisch soll es weiterhin abwechslungsreich bleiben. Neue Songs befinden sich gerade in der Entstehungsphase. 2012 wird also definitiv spannend für uns ;-)

Thomas Eberhardt