WITH LOVE, September 2012-Reviews

SEPTEMBER 2012

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BARMY ROTE
S/t CD
STF Records


BARMY ROTE spielen eigentlich ganz gefällige Rockmusik, die das Hauptaugenmerk auf die British Invasion legt und daher schon charakterstark ist. Trotz Spuren von THE WHO und anspruchsvoller Gesangslinien hängt der Band doch noch ein gewisses Proberaum-Flair nach, weil man eben kaum die Tightness der großen Vorbilder einfangen kann und sich eben auch mal beim Gesang in der Tonlage vergreift. Trotz alldem spürt man, wo die Combo hinwill und nimmt auch gerne an ihrer Vision teil. "Break out" ist dann ein typischer Beatsong und man kann auch gut mitswingen. Bei solch reduzierten Genres wie Beat und Classic Rock darf man eben nicht sofort Perfektion auf einem Debüt erwarten, aber wenn BARMY ROTE dranbleiben, ist der Erfolg in der Nische bestimmt nicht unmöglich. Allein die Gitarrenarbeit auf "Beer" mit ihren Hendrix-Licks belegt dies. Was allerdings gar nicht passt, ist das Layout. Leute, wenn ihr Retromucke macht, dann gehört da auch was Nostalgisches drauf. Muss ja nicht gleich ein Pinup sein, aber diese Form von optischem Understatement hier irritiert nur den Hörer. (6,5) ThEb

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Christopher Gould
Till Party Do Us Deaf CD
Xlnt Communication


Zeitreise gefällig? Also der Auftakt des Albums erinnert nämlich schon stark an THE SMITHS und anschließend lässt Gould mit seinem Stab an Mitmusikern gekonnt die britische Musikhistorie bis zu BLUR Revue passieren. "At Your Service (In zis restaurant)" zollt auch MADNESS und THE SPECIALS Tribut und das auf einem derart hohen Niveau, dass man doch neugierig wird, wer dieser Christopher Gould eigentlich genau ist. Vielleicht ein Ehemaliger einer bekannten britischen Band? Mitnichten, er ist ein beinahe unbeschriebenes Blatt, dieser Mr Gould und auch nicht mit Billy Gould von FAITH NO MORE verwandt. Gould war als Instrumentenbauer in Japan aktiv, spielte in diversen Prog-Combos und lebt inzwischen in Frankreich. Sein zweites Album ist aber zutiefst britisch und lebt auch vom Inselcharme, den er mit seinen zehn Mitmusikern brilliant einfängt. Abgesehen vom gewagten Dragqueen-Cover stimmt hier alles. Ein beachtlicher Release. (8) ThEb

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MANTA RAYS
S/t CD
Go Down Records


Nach einigen mittelmäßigen Outputs hat Go Down mit MANTA RAYS diesmal einen Klassiker geschaffen. "You put a spell on me" beginnt bluesig, hat dann aber auch druckvolle Powerchords im Refrain und entpuppt sich als ein absolutes Highlight inklusive fantastischem Solo. "The sad surfer" vermag diese brilliante Einleitung sogar noch zu toppen und ist eine Homage an den Sound der Wilson-Brüder, hat aber auch Power-Pop- und WEEZER-Anklänge. Track vier ist dann eher unspektakulär, aber bei "A long deep breath" nimmt das Trio gehörig das Tempo raus und liefert den perfekten B-Movie-Soundtrack für einen Gruselfilm. Im Verlauf des Albums tauchen immer wieder mal psychedelische Passagen auf, diese werden aber durch straighte Rocksongs wie "Don't call me up" aufgelockert, so dass es einfach extrem abwechslungsreich zugeht und immer spannend bleibt. An modernen Einflüssen lassen sich RADIOHEAD und NIRVANA verorten, denn der Schlusstrack "A little time" ist schon deutlich an "Creep" angelehnt, aber der Hauptteil ist von deutlich früher entstandenen Bands geprägt. An diesem Album führt kein Weg vorbei, wenn man wirklich nach Gruppen mit Format sucht. (8) ThEb

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THE SADO MASO GUITAR CLUB
We Love You Too LP
Beat Pop Records


Matthias Krejan von THE INCREDIBLE STAGGERS tobt sich hier aus, wenn er nicht gerade bei Klampfe bei den Kult-Ösis bearbeitet. Was die Einflüsse angeht, darf man auch bei TSGC die sechziger Jahre veraussetzen, aber etwas glatter und Beatlesker geht es auf dem Debüt der Grazer schon zu. "The Marriage" glänzt durch ein tolles psychedelic-Solo, aber ansonsten sind die zehn Tracks ziemlich verträglich. The "One that got away" klingt dann ziemlich nach The Rocky Horror Picture Show und dürfte vielleicht sogar Voodoo Rhythm-Fans gefallen und zeigt, dass TSGC einfach extrem vielseitig sind. Nachfolgend hört man noch Ausfüge, die von THE WHO und THE VELVET UNDERGROUND nicht unmaßgeblich beeinflusst sind. "A Day (A Script Of Monotony) ist dann ein Track, der inhaltlich recht smart ist und musikalisch mit seinen Blues-Licks und Orgeln stark an THE DOORS erinnert. Klasse Album, welches zwar recht seichte Momente hat, aber alles in allem einfach genial ist. (8) ThEb

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SPYLOWN
Depth CD
Heimathome Records


Um die Band aus dem Schweizer Jura war es recht lange still, seit dem Debüt "Bronckx" 2005 gab es keine Full-Length mehr zu verbuchen. Dafür legt man sich nun mit zwölf neuen Songs umso mehr ins Zeug. Geboten wird ziemlich brachialer Metalcore, der aber meist recht unkompliziert daherkommt. Die Vocals sind durchweg gekreischt und daher nach einigen Tracks schon etwas monoton. Aber wer's konsequent mag, hört hier keinerlei Melodie. Vom Tuning her hat man sicherlich tiefergestimmt und somit schon reichlich Druck erzeugt, aber auch deutlich zu viele Bässe im Klangbild. Einflüsse wie HEAVEN SHALL BURN, WILL HAVEN, SLIPKNOT, NASUM und ASPHYX lassen sich heraushören, also eine recht gute Kombination aus Metal- und Noisecore, sowie Crossover, Grind aber auch Deathmetal. Was nicht wirklich immer eindeutig funktioniert, sind die Arrangements, weil sie eben recht ähnlich sind und meist auch ohne Leadgitarre auskommen müssen. "Tracks wie "Step by step" oder "The paper god" überzeugen jedoch durch ihre Bissigkeit und instrumentale Flexibilität. Nächstes Mal wären einige Gastsänger vielleicht eine gute Idee, so könnte man am Mikro noch für mehr Abwechslung sorgen. Wer die Schweizer Schule schätzt, bekommt hier Krach ohne Kompromisse geboten. (7) ThEb

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TBC
The Rise CD
Stf Records


Symphonischer Gothic Metal aus Österreich, der dem Hörer eine Vorliebe für hohe Vocals abverlangt, denn Natascha Glatt lebt schon beim Opener ihre Liebe zur Oper aus. "Your Way" ist dann etwas verträglicher und spielt sich eher in der Tonlage eines NIGHTWISH-Songs ab. Klar, die Arrangements haben generell was und wenn man wie bei "Gnade" mal die Mikros wechselt, dann bemerkt man schon, dass die fünf Goths sich schon bemühen und gesanglich auch versiert sind. Mein persönliches Problem ist einfach, dass es mir "too much" ist. Alle, die extrem hohen Frauengesang mögen, können sich drauf einlassen und an den Gitarrenriffs gibt es nichts zu mäkeln, auch die bisweilen auftretenden Synthie- und Elektronikelemente sind gut gemacht. TBC sind extreme Geschmackssache, aber die meist Englischen Texte sind durchaus lesenswert und in ihrem Genre werden die Fünf bestimmt weiterhin Erfolge feiern können. (5) ThEb

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T.H.U.M.B
Primordial Echoes For Modern Bigfoots CD
Go Down Records


Schon zum wiederholten Male bemerkt man deutlich, dass die ersten beiden Tracks bei einigen Go Down Releases nicht wirklich viel hermachen, so auch bei diesem Release. Vor allem die Vocals sind schwach. Später klingen die Stoner-Songs dann aber recht überzeugend. "Inconsistence" kann die anfängliche Skepsis mit einer fantastischen Gesangslinie entkräften und auch "Road song" hat derart mächtige Southern Rock-Riffs in Petto, dass man über so Manches hinwegsehen kann. Was aber eine deutliche Schwachstelle dieses Releases ist, bleibt der Gesang, weil er eben ziemlich monoton und nicht sonderlich gekonnt klingt. Das Artwork von Skillit hingegen ist ein echter Knaller und wenn man dreckige Vocals mag und schleppende Beats favorisiert, dann ist das Debüt dieses Trios echt spannend. Drummerin Liz und ihre beiden Kollegen setzen sich jedenfalls durch das extrem reduzierte Tempo vom Gros der Genrekonkurrenten ab und das Gesamtpaket ist trotz einiger Schwächen definitiv was für Freunde der Genres Sludge und Stoner, während "Superlover" sogar was für BRMC-Anhänger sein dürfte. Solide aber eben keine Pflichtveranstaltung. (6,5) ThEb