WITH LOVE, September 2010-Reviews

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BANGERS
Dude Trips CD
Flix Records/Specialist Subject Records


Was sind denn bitte "Dude Trips"? Sowas wie ein verl?ngerter M?nnerabend vielleicht? Na ja, jedenfalls kredenzen die Briten auf dieser Zusammenstellung die Songs diverser Seveninches, die angesichts der Tatsache wie brilliant BANGERS sind, inzwischen wohl vergriffen sein d?rften. Ein gefundenes Fressen also f?r Quereinsteiger in die Materie und da m?chte ich mich gar nicht ausklammern, denn bisher habe ich leider noch nichts von BANGERS mitbekommen. Eigentlich eine Schande, spielt das Trio doch flotten, hymnischen Punkrock mit heiserem Grobiangesang. Vergleiche mit HOT WATER MUSIC zur "No Division"-?ra sind ein Muss und wenn man Tandemgesang und schmissige Melodien mag, die mit intelligenten, aber doch humorvollen Texten erg?nzt werden, dann f?hrt an BANGERS kein Weg vorbei. Erschienen sind die zehn Songs urspr?nglich auf einer Split mit BROTHERS, OK PILOT und THE ARTERIES, der DIRTY TACTICS-Seveninch-Kollaboration und einer geteilten LP mit BREAK THE HABIT. "Dude Trips" fasst all diese Hitnummern zusammen, kommt als Digipack und ist wirklich einen Spontankauf wert. Thomas Eberhardt (8,5)

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BERNAYS PROPOGANDA
S/t CD
Moonlee Reords


Gerade leicht machen es einem die Mazedonier ja nicht. Das Gros der Texte ist diesmal wieder in ihrer Landessprache und wenn man nur Bahnhof versteht, muss die Musik schon wahnsinnig ?berzeugend sein. Erschwerend kommt aber hinzu, dass der Erstling der Band musikalisch wesentlich interessanter war. Eigentlich stagniert man auf dem zweiten Werk schon. Die Rhythmik in bester GANG OF FOUR-Tradition wird zwar fortgesetzt, aber richtig Zugang bekommt man zum selbstbetitelten zweiten Album nicht. "Happiness Machines" hatte da mehr ?berzeugungskraft. Regional gesehen mag es eine brilliante Idee sein mazedonisch zu singen, aber Kristinas "intelligente und feministische Texte" w?rde man doch gerne mal auf Englisch h?ren, oder zumindest ?bersetzt bekommen. Das Layout nahm die Frontfrau dann ganz emanzipatorisch auch selbst in die Hand. Sieht nur leider recht mau aus, das Cover und verspr?ht reichlich Ostalgie. Muss ich pers?nlich jetzt nicht haben. Alles in allem ist das Album durch die diesmal doch sehr dominanten und monotonen Vocals ziemlich anstrengend und wenn man es trotzdem aussitzen muss, passiert leider nicht sehr viel. Songs wie "Buldozer" bilden eine willkommene Ausnahme. Momentan ist man quer durch Europa unterwegs und was auf dem Album recht dr?ge klingt, funktioniert live vielleicht besser. (6,5) (Thomas Eberhardt)

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DAMIEN
Omg? We Survived A Horror Movie CD
Fear The Crowd Records


Die Fusion von Splatter- und Horrorfilmen mit Punkmusik ist eine gerne gepflegte Nische, die auch die M?nchener DAMIEN, benannt nach dem Spross des B?sen in "Das Omen", f?r sich entdeckt haben. Statt Punk spielt das Sechstett nur eben zeitgem??en Metalcore, so weit so unspektakul?r. Allerdings w?re man nicht bei Fear The Crowd, wenn man nicht irgendwie aus der Masse hervorstechen w?rde. Das Unikum an DAMIEN sind die femininen Vocals, die die Growls und Shouts des Frontmanns erg?nzen und in Richtung DEADLOCK, bzw. Sabine Weniger tendieren. Textlich werden diverse Horror- und Splatterfilme ausgeweidet und als roter Faden benutzt. Auch das Cover zeigt die bekannten Masken von Jason, Michael Myers und dem Scream!-Buhmann. Freddy Kr?gers Klauenhand darf nat?rlich auch nicht fehlen. Genrefreunde werden sogar bestimmt die Songnamen einzelnen Kultfilmen zuordnen k?nnen. Da kann ich nicht mithalten. Wer da allerdings einen Faible f?r hat bekommt eine CD als Digipack plus Videoclip und die Gelegenheit mit DAMIEN virtuell auf Geisterjagd zu gehen. Stimmiges Gesamtpaket f?r Splatterfans. (7) Thomas Eberhardt

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DESTINATION ANYWHERE
Party, Love And Tragedy CD
Finest Noise/Radar


Vor einem Jahr haben die acht Jungs von DESTINATION ANYWHERE eine recht passable EP abgeliefert und jetzt liefern sie mir nichts dir nichts ein mehr als eindrucksvolles Album ab. Man hat sich auf alle F?lle gesteigert und kombiniert schmissigen Pop-Punk mit reichlich Trompeten und Skaelementen. Freunde von MUSTARD PLUG, MAD CADDIES und UNWRITTEN LAW kommen hier definitiv auf ihre Kosten. Mehrstimmiger Gesang, gut akzentuierte Blechbl?ser und recht hohes Tempo, was will man mehr von einer Skapunk-Scheibe? Zu h?ren gibt es insgesamt dreizehn Lieder, wobei schon einige sehr einpr?gsame Nummern dabei sind. Beste Beispiele daf?r sind wohl "How You Feel", "Erdbeere" aber auch das mit cleanen Gitarren beginnende Schlusslicht "I'm A Mess" kann ?berzeugen. Die 8-k?pfige Band widmet sich inhaltlich meist Adoleszenzthemen und bringt unter Garantie jede noch so dr?ge Party zum kochen. Wer mehr als das erwartet, wird DESTINATION ANYWHERE als Teeniecombo abtun, aber textlich kann man sich ja noch entwickeln. Rein musikalisch ist der Band aus Betzdorf in Bayern die Blaupause zum perfekten Pop-Punk-Album gelungen, Gratulation. (7,5) Thomas Eberhardt

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DIRTY TACTICS
It Is What It Is CD
Flix Records/Say10


Als erstes musste ich den Bass rausnehmen, dann kam ich mit dem recht "authentischen Sound" des aktuellen DIRTY TACTICS-Longplayers, dem Nachfolger zu "Gangster Stamina" zurecht. Bei "La Cancion De Los Andes" ?bersteuert es dann aber doch wieder deutlich, da war der maximal zu verarbeitende Pegel wohl erreicht. Die andere Seite der Medallie ist, dass DIRTY TACTICS diesen Longplayer in bester D.i.y.-Manier, also vollkommen selbstst?ndig, aufgenommen haben und auch Ohrschmeichler wie "Train Song" zum Vorschein kommen, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Den Stil auf den Punkt zu bringen ist ohne Namedropping ein schweres Unterfangen, also greifen wir mal zu der Melodik von SOMEONE STILL LOVES YOU BORIS YELTSIN, den Riffs von HOT WATER MUSIC, den Vocals von THE UNSEEN und der genialen Rhythmik von THE CLASH. Das Fazit lautet also, dass man Tremble, Bass und Balance ja an der Stereoanlage einstellen kann, am Songwriting muss nichts getan werden, denn das ist erstklassig. Punkrock mit Wiedererkennungswert und hohem Suchtfaktor. Insgesamt 12 Songs, wobei "Blind Man" etwas an eine WEAKERTHANS meets "Kill All The White Men"-Mixtur erinnert und leichte Country-Ank?nge zul?sst.

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FIRST FATAL KISS
Danke, gut CD
Zach Records


Minimalistischen Indierock mit Keyboard, deutschsprachigen Texten und 80-Jahre Wave-Affinit?t hat dieses Trio auf Lager und die 12 Songs sind eine charmante Fusion aus DAF-Beats und Sounds mit recht wirren Texten. Beispiel gef?llig? In "Snare" geht es zum Beispiel um die Snare Drum und da der Bass so sch?n scheppert, denkt man schnell an SONIC YOUTH denken. Chanson meets Jahrmarktsmusik, sehr aparter Stil, der am meisten Eindruck macht, wenn man beinahe instrumental bleibt und nur lautmalerisch agiert. Wer sowas h?rt? Bestimmt was f?r die STEREO TOTAL-Fraktion, wobei dieses easy-listening-Album auch dem "normalen" Indieh?rer gefallen wird, selbst wenn es reichlich anormal ist. Der f?nfte Track "Weinstein Cries" ist nach einem Opfer des Nationalsozialismus benannt und im Original von SNAKKER DU DENSK, der zehnte Track "Lotte" bietet erstmals ausschweifende Vocals in Zeitlupe, kann aber auch allein durch seine Rhythmik fesseln. ?berzeugt hat einen das Trio dann sp?testens mit dem DIE NUTS-Songs "ich hatte mal 'nen Freund" einer fies-sarkastischen Analyse ?ber Konformismus und das ?lterwerden. Auf diesem Tenor endet dann auch das Album mit dem "Moderne Welt"-Cover von FREIWILLIGE SELBSTKONTROLLE. (7) Thomas Eberhardt

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YELLOW CAP
Like It Or Not CD
Pork Pie/Broken Silence


Seit zehn Jahren sind YELLOW CAP bereits aktiv und somit beinahe schon eine Ska-Institution. Der aktuelle Release sch?pft also aus dem vollen und orientiert sich ma?geblich am traditionellen Ska, wie ihn THE SPECIALS oder die Moon Ska Records-Band SKUNKS spiel(t)en. Unter den dreizehn Songs sind auch zwei Dub-Nummern und mit dem Titel "Bad To The Trombone" stellt man Sinn f?r Humor unter Beweis, w?hrend im Song die Blechbl?sersektion alles gibt. Puristen werden sich hier die H?nde reiben, denn viele hervorragende Ska-Releases mit Reggae-Einschlag gibt es momentan ja nicht. Die perfekte Gelegenheit, mal wieder die karierten Socken anzuziehen und mit den Rude Boys zu feiern. Die Soundqualit?t ist gut und auch am Packaging wurde nicht gespart, denn die CD kommt als Digipack, es fehlen aber leider die Texte. Als ?berraschung gibt es daf?r mit Dr. Ring Ding noch einen bekannten Gast, der auf zwei Songs zu h?ren ist. F?r Genrefans ein must-have. (8) Thomas Eberhardt