Dennis hat ja einen reichen Erfahrungsschatz, die restlichen Mitglieder waren auch schon in verschiedenen Combos aktiv.
Könntet ihr da mal ins Detail gehen?
Wir haben alle vorher schon in einigen Bands gespielt. Matzo in POINTBREAK, Adam und Miguel in SHAFT,
SKY´Z THE LIMIT, DECAY und Aushilfsweise auch mal bei JANE oder NYARI. Immanuel ist eher unser Frischling
in Sachen Bands und Dennis eben bei Brightside. Ich dagegen halt mich da lieber im Hintergrung und
mache den "Drecksjob" aber auf der Bühne stehen ist nicht so mein Ding.
Wie und wann entstand daraus dann STILL SCREAMING?
Ins Leben gerufen haben die Band Matzo und Dennis.
Die haben sich, laut ihren Erzählungen, abends auf einer Party kennengelernt und spontan entschieden,
eine Band zu gründen. Der Name war da auch sofort am Start.
Wie kam der Kontakt mit WTF Records zustande und hat Dennis mit Lost and Found zur Abwechslung mal ein paar
positive Erfahrungen gemacht, oder die üblichen negativen Geschichten, die euch jetzt trotzdem helfen?
Gab es gar Angebote aus Wedemark, oder verkaufen die nur noch Klamotten?
Tim von WTF Records, den wir schon länger kannten, schickte uns irgendwann eine Nachricht
das er gerne mit uns zusammen arbeiten würde und die "REALITY AIN'T THE TRUTH" 7
Inch rausbringen möchte und dann gings ganz schnell und unkompliziert. Und zu L&F...meiner Meinung nach ist das doch cool wenn du jung bist ein Label
im Rücken hast das die Studiokosten und das Pressing bezahlt. Ich hab von Dennis nie ein schlechtes Wort über Bernd Granz reden hören.
Im Endeffekt und vor allem Lustigerweise haben die damaligen "Kontrahenten" mitlerweile selber dicke Mailorderkataloge wie L&F damals.
Das Aufkleber wie "L&F and MAD kill Hardcore" verteilt wurden von diesen Leuten amüsiert doch eher im Nachhinein wenn man sich die heutige
HC-Landschaft anguckt. Beide haben das Nötige dazu beigetragen die europäischen Bands zu unterstützen und auf die Landkarte zu bringen.
Das der eine oder andere Euro oder damals DM verdient wurde, kann man wohl niemanden vorhalten schließlich gibt es ja noch ein Leben außerhalb
der Szenewelt und von Credibility oder ähnliches kann man nunmal keine Familie ernähren wenn aus einem Hobby ein 8 Stunden Job wird.
Ihr habt auf "Always Keep The Faith", einem Tribute für WARZONE mitgemacht. Welchen Song habt ihr ausgewählt und warum?
Als das Angebot kam waren schon fast alle Klassiker unter den anderen Bands aufgeteilt.
Ich persönlich fand "Free At Last" immer einen der besten WARZONE Songs.
Thematisch find ich wiederum sehr spannend wenn sich jemand an den eigenen Haaren aus dem Dreck zieht
wie zB Drogensucht weil ich vor sowas einen höllischen Respekt habe. Und genau das behandelt der Song. Sich von dem negativen seiner selbst befreien.
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Gab es Neunmalkluge die Kritik wegen der political correctness äußerten oder auch euren Hip Hop Song kritisierten?
Wie geht ihr damit um, wenn sowas passiert? Ist das noch gang und gäbe?
Ach Kritik ist Ok. Keine Frage. Nur eben es muss schon berechtigte oder fundierte Kritik sein.
Sich irgendwas aus den Rippen schneiden nur um über uns oder jemand anderen herzuziehen sehe ich als ganz schwachen Charakterzug.
Uns z.B. mit einer Schläger- oder Hooliganband zu vergleichen amüsiert mich mehr weil das ja völlig aus der Luft gegriffen
ist und man merkt das derjenige sich Null mit uns beschäftigt hat. Im Grunde müssen wir uns aber für nichts rechtfertigen.
Wir haben Bock auf den Hip Hop Remix gehabt und finden den Großartig da BLACK MARKET echt coole und talentierte Jungs sind.
Ob der jetzt jemanden nicht gefällt geht uns relativ weit am Arsch vorbei.
Euer Video zu "Back To Scream" hat ja eine recht spaßige Rahmenhandlung,
wer kam denn darauf die beiden Kerls Singstar Hardcore auf der Konsole zu verpassen
und wie wichtig sind Videos für euch als Band?
Wichtig?! Gar nicht. Es ist Spaß. Mehr nicht. Es geht doch um die Musik und um Live Shows und
vielleicht den einen oder anderen mit unseren Sound paar glückliche Stunden zu verschaffen
ob das nun so aussieht das derjenige seinen Frust abbaut auf Shows mit uns indem er Stagedives macht,
ins Mic schreit und abgeht im Pit oder sich zuhause unsere Musik reinzieht. Hauptsache es berührt ihn
oder sie in irgendeiner Art. Mit dem Singstar Hardcore ist eigentlich auch ,neben dem kleinen spaßigen Faktor,
eine Kritik an die heutige Jugend die lieber zuhause Playstation, X-Box oder Wii zockt als sich die Knie aufzuschlagen
und auf Bäume zu klettern. Es ist natürlich angenehmer daheim zu sitzen. Die Eltern haben Ruhe und die Kinder sind in
Sicherheit aber wollen wir das?! Nein Kinder müssen raus und toben.
Einige Hardcore-Combos landen ja neuerdings auch auf der Metal Hammer DVD mit angeblicher 80000er Auflage.
Da fallen dann formulieren wie "wir wurden ausgewählt" ist doch alles pay to play, oder?
Lohnt sich eine solche Investition? Welche Alternativen seht ihr?
Wir sind definitiv eine DIY Band. Unsere erste CD "CONTINUE THE FIGHT" und die LP Version von "FROM THE ASHES OF A DEAD TIME"
haben wir völlig selbstständig rausgebracht auf unserem kleinen Label READY TO FIGHT RECORDS. Erst dann kam WTF Records und Tim
ist einfach ein super Typ der mit Herzblut dabei ist. Genau das was der ausschlaggebende Punkt.
Wir wollten schon jemanden haben der hinter der ganzen Hardcore Sache steht und weiß worauf es ankommt und nicht nur der
schnöde Mammon ganz oben steht. Dafür gibt es genügend schlechte Besipiele. Ob nun einer unbedingt auf der MH DVD drauf muss sei dahingestellt.
Für die Verbeitung der Songs bestimmt cool aber wir sind da eher auf dem Standpunkt uns von unten hochzuarbeiten ohne irgendwelche Gimmicks.
Denn genau das ist es doch was Hardcore ausmacht.
Wo seht ihr den Unterschied bei einer Band mit zwei Sängern? Welche Vor- bzw Nachteile habt ihr bisher bemerkt?
Vorteile?! Ja es knallt mehr und die Abwechlung ist da.
Es gibt keine Monotomie und ist meiner Meinung auch mehr "in die Fresse".
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Der Nachteil ist wohl eher intern wenn die selber einteilen müssen wer welchen Part schreien,
sprechen oder brüllen soll. Aber das kriegen die beiden doch sehr gut hin. Einen wirklichen Nachteil
hab ich jetzt noch nicht erkannt außer das man einen Sitzplatz mehr braucht im Auto wenn man eine Show 600km weit weg spielt. Hahahaha
Die Szene scheint sich in zwei Lager aufzuspalten, im einen wird lediglich neue Musik gehört und moderner Kram konsumiert,
im anderen wird die Nostalgie gepflegt. Seht ihr das ähnlich und wäre es sinnvoll diese Gräben zu überwinden und den
Unity-Gedanken wieder zu propagieren, oder sind die Unterschiede mittlerweile zu groß und wurde Toleranz andererseits
durch eine anything goes Mentalität ersetzt?
Wir haben gute und freundschaftliche Kontakte zu vielen Bands aus verschiedenen Sub-Szenen.
Das Schlimme ist das jede Szene für sich ein Image erfunden hat. Ob das nun Karohemden und enge Jeans sind oder Jogginghose,
Nike Air Max und New-Era Cap. Manchmal hab ich das Gefühl es geht mehr um das eigene Image als um die Musik.
Das ist eigentlich erschreckend aber bei vielen ist das wohl so. Sich wie bei H&M einkleiden und gucken welche Band "cool"
ist und ab zur Show. Da vermisse ich hin und wieder Shows wie in den 90ern wo HC-Kids, Str8 Edger, Metalheads und Punks zusammen
abgegangen sind. Aber der Style ist eben wichtiger. Nicht ohne Grund sind die Merch verkäufe top und die Plattenverkäufe eher suboptimal.
Hat ja wohl einen Grund. Rapidshare und das coolere Shirt anhaben wie der Nachbarjunge. Uns ist das völlig egal.
Jeder sollte für sich selber entscheiden was und wen er gut findet und nicht nach Trends gehen.
Unity ist ein Wort was gerne benutzt wird. Es gibt sicherlich einige die das noch propagieren aber sind wir mal ehrlich bei vielen Bands
ist der Gedanke zu unterstützen sehr beschränkt. Jeder ist sich selbst der Nächste, gerade bei der Masse an Bands die es gibt. Außnahmen bestätigen aber die Regel.
Ihr wohnt in Duisburg, Oberhausen, Köln und München? Wie oft habt ihr die Möglichkeit zu proben,
seid ihr da sehr ambitioniert, oder fehlt meist jemand?
Ach Proben sind doch überbewertet. Hahahaha... Nein also es klappt. Man muss organisieren und gucken aber es funktioniert.
Muss ja auch. Das Internet kann eine echte live Probe Probe eben noch nicht ersetzen. Deshalb müssen Matzo und Immanuel
hin und wieder den Weg ins schöne Ruhrgebiet auf sich nehmen.
Der unreflektierte Umgang mit Myspace ist mir ja weiterhin ein Dorn im Auge,
denn den Eigtümern geht es doch nur um kostenlosen Content, die Mitglieder stellen ihre Photos,
die Musik und Texte ein, ohne dass der man einen Cent dafür berappen müsste.
Wäre es an der Zeit für eine werbefreie Ersatzcommunity?
Ja wenn sowas angeboten wird warum nicht?! Uns ist auch bewusst das es bei Myspace nicht um Nächstenliebe der Verteiber
geht aber irgendwie muss man ja seine Band und die dazugehörigen Songs unter die Menschen bringen und dafür ist es eine
gute Plattform ohne das der User irgendwelche Gebühren oder ähnliches abdrücken muss.
Wenn es aber Alternativen geben würde die für alle also Bands und Otto-Normal Verbraucher cool ist würden wir sowas natürlich unterstützen.
Simon, Danke für das Interview
Thomas
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