WITH LOVE, Oktober-Reviews

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AN EARLY CASCADE
Your Hammer To My Enemy CD
Midsummer Records


Gemessen am bisherigen Output von Midsummer war ein qualitativ tolles Album zu erwarten, aber irgendwo hatte man auch eine recht klare Vorstellung vom Stil des Labels. AN EARLY CASCADE aus Stuttgart brechen mit der Emocore-Tradition der bisherigen Releases, indem sie eher BOTCH und COALESCE zitieren, statt sich an seichtere Klänge zu halten. Die Drums klingen stark nach Metal, beinahe schon zu kalt, aber einige gesungene Vocals lockern diese sterile Atmosphäre auf. En Gros bieten die acht Lieder eine etwas gewöhnungsbedürftige Mischung aus Mathcore und DREDG-artigen Elementen, wobei der Vorschlaghammer aber ganz klar im Vordergrund steht. Nichts für zarte Gemüter, hier darf Stakkato-Riffing bis zum Ultimo exerziert werden, allerdings scheinen sich die Herren manchmal etwas zu weit vom roten Faden zu entfernen, so hat „Like Lions“ eine enorme Spielzeit bringt die Sache aber nicht auf den Punkt, sondern hängt Riff an Riff, ohne dass eine zwingende Notwendigkeit dafür bestünde. Vielleicht wäre es ratsam sich auf Dauer etwas zu beschränken, insgesamt aber ist "Your Hammer To My Enemy" aber eine feine Sache. (32:42) (6,5) Thomas Eberhardt

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AUTOBOT
Die Schmuggler von der Geisterbucht CD
That Lux Good/X-Mist


AUTOBOT gelingt es dem Singer/Songwriter-Genre noch eine bisher unbekannte Facette beizusteuern, indem man textlich eine Mischung aus ATOM AND HIS PACKAGE, ANTITAINMENT und NERF HERDER präsentiert und diese mit Akustikgitarre garniert, die mich des Öfteren an GHOST MICE erinnert. Die Texte regen zum Schmnzeln an, denn AUTOBOT erwähnt alle Kuriositäten, die das Leben so zu bieten hat und geht dabei auch mit reichlich Selbstironie zur Sache. Das Layout ist charmant infantil und die sechzehn Songs überzeugen auch beim erneuten Hören noch durch ihren Witz. Musikalisch wird die Sache mit Drumcomputer aufpoliert und für die feucht-fröhliche Party sind Autobot allemal der richtige Soundtrack. (6,5) Thomas Eberhardt

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THE BLACKOUT ARGUMENT
Smile Like A Wolf MCD
Let It Burn Records


Die Münchener von THE BLACKOUT ARGUMENT als arbeitswütig zu bezeichenen wäre eine charmante Untertreibung, denn neben etlichen Kleinformaten haben sie bereits die "Decisions" Full Length und nun auch einen Online-Release veröffentlicht, den man aber auch via Blacktop Records als auf 500 Stück limitierte Seveninch beziehen kann. Wer die fünf aktuellen Tracks mit den bisherigen Songs vergleicht, wird schnell feststellen, dass mit Raphael Schmid ein neuer Sänger eingestiegen ist, der sich hauptsächlich auf melodischen Gesang konzentriert und damit auch einen leichten Kurswechsel einläutet, denn das Gekeife und Gekreische ist Geschichte. Schon nach dem ersten Hören wirkt "Smile Like A Wolf" deutlich melodischer und auch glatter produziert als seine Vorgänger und erinnert ganz klar an "After The Eulogy" von BOY SETS FIRE. "Vampire Searching For Some Light" ist sogar ein wahrer Gassenhauer, den man so schnell nicht wieder aus dem Kopf bekommt. Dass es diese beachtliche MCD als kostenlosen Download gibt, ist ein feiner Zug der Macher, also nix wie auf zu www.smilelikawolf.com und das Album gratis runterladen. (14:37) (7) Thomas Eberhardt

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BLACK CURRANT This Could Be A Symphony MCD
1906 Records/Radar


Eine Symphonie ist es nicht ganz geworden, aber vier Stücke genügen ja, um sich ein Bild von BLACK CURRENT machen zu können und irgendwo zwischen Indierock und Grunge situieren sich die vier Bonner Vorstädter dann auch. Bandgründer Webers Sturz in einen Topf Marmelade, in der Marmeladenfabrik in der er arbeitete, gab ihm die Vision, dass guter Indierock auch kleben bleiben muss und irgendwo auch süßlich sein sollte. Das versucht er mit seinen Bandkollegen umzusetzen und in "Vertical Ways" gelingt dies BLACK CURRANT sogar recht gut. Allerdings steht der Gesang noch auf ziemlich wackeligen Beinen, diese Unsicherheit hört man bisweilen, aber wenn diese kleine Schwäche behoben ist, können sich BLACK CURRANT bestimmt bald einen Namen machen. (23:12) (5,5) Thomas Eberhardt

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BOODA
S/t MCD
Finest Noise/Radar


Ginge es nach BOODA hätte die Grunge-Ära wohl nie geendet und wenn man den fünf Tracks mal sein Gehör schenkt, dann kann man ihnen diese Einstellung nicht verdenken, denn das Trio hat die Essenz von NIRVANA erfasst und kombiniert die euphorischen Elemente mit MEAT PUPPETS-Versatzstücken wie Folkanleihen und Soli. Auch farblich hält man sich an das Vorbild und so kommt die MCD ganz in schwarz daher und erinnert doch ziemlich an „Bleach“, musikalisch geht es aber eher in Richtung „Incesticide“ und „In Vitro“. „How Does It Feel“ baut dann deutlich näher an den QUEENS OF THE STONE AGE, dürfte aber auch Fans von MAD SEASON oder ALICE IN CHAINS gefallen. Sehr guter Indierock, der die eigene Note zwar etwas vermissen lässt, aber unheimlich Spass macht. (20:30) (6,5) Thomas Eebrhardt

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CYNICISM
A Taste Of Hate CD
Finestnoise Promotion


Die Scheibe der Deathmetal-Band CYNICISM ist für jeden zugänglich, da sie ebenso wie die Vorgänger EP zum kostenlosen Download bereitsteht. Ob sie die 30 Minuten Zeitinvestition wert ist werde ich nun versuchen zu erörtern. "A Taste Of Hate" startet mit dem gleichnamigen Titeltrack, welcher musikalisch gar nicht so schlecht kommt und definitiv hörbar ist. Allerdings sollte dieser wie auch jeder andere Track lieber instrumental bleiben, da es der Gesang mal wieder deutlich nach unten zieht. Einzig die grunzenden Passagen wirken etwas authentisch, der Rest klingt wie jammerndes Rumgeheule. Die hier und da eingeschobenen atmosphärischen Keyboard- Parts kommen gut und sind optimal positioniert. CYNICISM gehen über schnellen Death Metal ab und zu auch mal in langsamere Doom Gefilde, bis hin zu cleanen Gitarrenstückchen im Alternative Rock Stil. Produktionstechnisch gibt's nichts zu meckern, das passt! Den kostenfreien Download ist es allemal wert, kaufen würde ich es nicht unbedingt. Download via www.cynicism.de (49:05) (5) Karsten Ostmann

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DEFCON
Neon Lights CD
Finest Noise Releases/Radar


Nein, hier handelt es sich nicht um DEFCON aus Ulm, vielmehr ist DEFCON die neue Wirkungsstätte von ANTIMANIAX-, JERX- und MONDAY’S CHANGE-Mitgliedern. Wenn das mal keine Verwirrung gibt. Beim ersten Hören vermag man „Neon Lights“ nicht so ganz einzuordnen, zu unterschiedliche Fragmente werden dem Hörer da präsentiert, sei es nun Drive-Thru-Emocore, oder die häufigen Stoner-Riffs, DEFCON sind nicht festgelegt, was ihre Inspiration angeht und so setzen sich die zehn Songs der Österreicher auch wunderbar zwischen die Stühle, denn eine derartige Kombination von verschiedenen Stilen hat man bisher noch nicht gehört. Kompliment, das Album verbindet die Vorzüge von THE BRONX mit der Power von BOY SETS FIRE, ohne dabei den Groove zu vergessen. (33:47) (7) Thomas Eberhardt

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ELIJAH
Free MCD
myspace.com/elijahacoustic


Der siebzehnjährige Österreicher ist hochdekoriert, was Musikpreise angeht und man kann sich den Titeltrack seines Albums auch ohne viel Fantasie im Radio vorstellen, aber COLDPLAY gehört jetzt nicht zu meinen persönlichen Faves und ELIJAH scheint die Briten durchaus zu mögen. Erstaunlich ist auf jeden Fall die Souveränität mit der der junge Mann zu Werke geht, denn Unsicherheiten hört man hier keine. Zwar klingen mir die Vocals etwas zu sehr nach Bubblegum-Englisch, aber vielleicht findet ja noch ein kleiner sprachlicher Ruck Richtung England statt, ästhetischer wäre es. (6) Thomas Eberhardt

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ENDZWECK
Grapes Of Wrath CD
I For Us Records


Hinter dem ominösen Namen verbirgt sich eine Combo aus Japan, die bereits etliche Kleinformate veröffentlicht hat, darunter eine Split mit FORDIRELIFESAKE, und seit 1999 aktiv ist. Grapes Of Wrath ist das Full Length Debüt der Asiaten und versetzt einen schlagartig in die Hochphase des Hardcore zurück, als POISON THE WELL, SHAI HULUD und GRADE gerade die ersten Erfolge hatten. ENDZWECK haben bereits mit allem, was Rang und Namen hat die Bühne geteilt und wenn man das Debüt einordnen wollte, dann müsste man es wohl ganz dicht mit POISON THE WELL und deren "Distance Makes The Heart Grow Fonder" kontextuieren. Die melodischen Leads, die gesprochenen Passagen und das treibende Tempo fangen nochmal die Essenz dieser tollen Veröffentlichung ein, ohne eine einfallsllose Kopie zu sein. Seit langem das beste Album auf dem Screamo-Sektor. Wer ENDZWECK noch nicht kennt, muss sie unbedingt kennenlernen.(20:54) (8,5) Thomas Eberhardt

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GIMP FIST
Your Time Has Come CD
Sunny Bastards Records


Das Layout haben GIMP FIST aus Darlington an Clockwork Orange angelehnt und auch ihr Stil muss keine Vergleiche mit den internationalen Größen der Oi-Szene scheuen, schließlich sind hier Mitglieder von MAJOR ACCIDENT mit von der Partie. COCK SPARRER, THE BUSINESS, VANILLA MUFFINS, SEXMACHINES, aber auch ONE MAN ARMY sich mögliche Vergleiche und obwohl das Layout des Albums recht schlicht ist, muss man sich auf einen Klassiker gefasst machen. Ein Lied wie "(Don't Wanna Be) Like You" bringt den Generationenkonflikt zwischen jung und alt und die Punkattitüde an sich in drei Minuten auf den Punkt und der nachfolgende Track "More War Stories" ist ein charmantes THE CLASH-Zitat, welches mit einem gepflegten Offbeat aufwartet. Auch inhaltlich ein intelligentes Album, welches Kriegstreiberei verurteilt, das Thatcher-Regime zurückblickend nochmal anklagt, die Arbeiterklasse glorifiziert und nicht mal vor einem Lovesong zurückschreckt, sondern diesen erstaunlich unschmalzig rüberbringt. Man kann ohne Zweifel sagen, dass "Your Time Has Come" ein essenzielles Album ist, an welchem eigentlich kein Weg vorbeiführt. Die zehn Lieder gehören eigentlich ins Museum und selbst wenn "Heart Full Of Pride" recht cheesy daherkommt, muss man dieses Album definitiv im Regal haben, denn der Rausschmeisser "The Real World" ist wieder so eine Hymne, die selbst die härteste Niederlage im Leben in einem schönen Licht erscheinen lässt. Dieses Album ist unverzichtbar, keine Frage. (9) Thomas Eberhardt

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LEDERMAN, MG
Codes LP/Download
www.myspace.com/mglederman


Nach dem Split von VICTORY AT SEA machte sich Mel Lederman gleich an die Arbeit für ein Soloalbum und sein tiefer Bariton bestimmt nun die neun traurigen Songs seines Debüts. In Waits'scher Manier krächtzt er sich durch depressive Schwänke über fehlende Geburtstagskarten, durchzechte Nächte und zerbrochene Beziehungen. Nebenher spielt Lederman bei der THALIA ZEDEK BAND Piano und auch auf seinem Solorelease kommt dieses Instrument zu seinen Ehren. Spätestens beim dritten Song "After The Night Is Through" hat der Mann einen in seinen Bann gezogen, denn trotz dem ganzen emotionalen Ballast strahlen die Lieder eine unheimliche Schönheit aus, der man einfach erliegen muss. Die Fidel und der feminine Sirenengesang im Hintergrund tut sein Übriges und auf lange Sicht werde ich mich nicht so schnell von Ledermans Album trennen, denn es ist schlichtweg grandios. (27:08) (8,5) Thomas Eberhardt

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MAKE BELIEVE
S/t 12"
Coraille/Expect Candy/Cargo


Wenige Bands stellen sich so existenzielle Fragen wie: "Will The Candy Bars Survive?", aber MAKE BELIEVE, eine Allstar-Band aus dem JOAN OF ARC-Umfeld sind eben ausgeflippt genug philosophische Gedankengänge mit Trivialem zu verbinden und wenn der Virtuose Sam Zurick dann noch herrlich schräge aber doch irgendwie funky Riffs hinzaubert, dann kann man nur Bilanz ziehen und feststellen, dass MAKE BELIEVE im Moment ihre zugänglichste Phase haben und zugleich vor Ideen übersprudeln. Coraille veröffentlicht die sechs Tracks dieser EP als Vinyl, also zugreifen, denn Tracks wie "Witchcraft" zeigen der Artcore-Konkurrenz, dass Kinsella und seine Chicagoer Kollegen weiterhin Maßstäbe setzen. Auf gar keinen Fall sollte man sich das Vinyl entgehen lassen, die MCD gabt es zwar schon über Flameshovel, ist indirekt auch weiterhin via Coraille zu haben, denn das Label hat die sechs Tracks als Bonus auf den aktuellen Longplayer "Going To The Bone Church" gepackt, aber Vinyl ist eben Vinyl. (19:31) (8,5) Thomas Eberhardt

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MISERATION
Your Demons - Their Angels CD
Lifeforce Records


Bands deren Logos ich nicht entziffern kann find ich von vorne herein schon mal affig. So mal wieder geschehen bei dem schwedischen Quintett MISERATION. Sonderlich sympathisch sind die Jungs auch nicht wirklich und musikalisch gibt's genau das was zu erwarten war: Musik für harte Männer und Frauen. Schön allerdings dass es endlich mal eine schwedische Band ist die klassische Göteborg Todesriffs spielt. Das können sie auch, der Rest ist jedoch eher belangloser Metal im Stile von HYPOCRISY. 9 Songs davon sind mir dann auch zu anstrengend, und dafür auch zu langweilig. Aufgenommen wurde die Scheibe übrigens nur vom Vokalisten Christian Älvestam und Gitarrist Jani Sefanovic, der die komplette musikalische Komponente selbst einspielte. (41:00) (4) Karsten Ostmann

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MISS MARPLE
Fades CD
Lex Artis/Radar


Spätestens der zweite Track "Liquidation" legt die Karten auf den Tisch, SYSTEM OF A DOWN spielen nebst radiotauglicher Rockmusik die grösste Rolle bei MISS MARPLE. Der Crossover von MISS MARPLE hat definitv Druck, Energie und auch wenn das Trio mal gerne zum Kraftausdruck greift, hat das Album durchaus seine Stärken. Melodischer Crossover ist zwar nicht so meinen Geschmack, aber wem der Stil gefällt, sollte hier mal reinhören. Positiv fällt dem geneigten Hörer auf jeden Fall das Layout auf, welches das Trio selbst gestaltet hat. (48:25) (6) Thomas Eberhardt

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MY DEFENSE
I'm Breakable CD
D.I.Y.


MY DEFENSE liefern mit "I'm Breakable" eine 6 Song EP (+1 Intro) vollgepackt mit positiven Hardcore Tracks der Marke BANE. Gleich der erste Track "Moving In" wartet neben eingängigen Punkrock/HC Riffs außerdem noch mit einer mächtigen Hookline ("I won't give up!") auf und der zweite Track "Truth Hurts" erinnert mich dann nicht nur aufgrund der eingeschobenen "whohoho's", sondern auch aufgrund einiger Riffs an alte THE OFFSPRING - Sachen (Achtung Kompliment, kein Diss!). Aussagekräftigster Song ist dann "F.V.D.": "Fuck Violent Dancing! Get out of my sight!" brüllt uns Vocalist Perry da um die Ohren und recht hat er! Bleibt festzuhalten das MY DEFENSE eine klasse oldschool Hardcore Band mit Mut zur Aussage sind. In den etwas mehr als 15 Minuten Musik bleibt fast kein Wunsch offen! Mehr davon! (15:50) (8) Karsten Ostmann

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PEACH FTL
Super Nova CD+DVD
Spectre


“Mauvais Choix” ist wahrlich ein würdiger Opener für “Supernova”, selbst wenn mir etliche Elemente des Songs stark bekannt vorkommen und mir wieder Grund zu einer grossangelegten Untersuchung der Plattensammlung geben. Am besten ich fange bei SOUNDGARDEN an, arbeite mich über NIRVANA vor und versuche dort herauszufinden, wo die Franzosen, die übrigens auch in ihrer Landessprache singen, sich diese fantastischen Riffs geliehen haben. Allerdings muss man den Herren zugestehen, dass ihr Stil, der Elemente von THREE DOORS DOWN und SOUNDGARDEN verbindet, durchaus seinen Reiz hat. Druckvolle Gitarren bilden das Fundament auf welches Luis Azémar aufbaut und wer jetzt befürchtet, dass sein melodischer Gesang en francias vielleicht schwülstig klingen mag, den kann man beruhigen, denn eigentlich funktioniert die Sache wunderbar und ist auch mal was anderes, Englisch hört man ja jeden Tag. (55:02) (6,5) Thomas Eberhardt

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RAUNCHY
Wasteland Discotheque CD
Lifeforce Records


CD eingelegt, auf Play gedrückt und ein saumächtiges Intro gehört! Das drückt, hat wunderschöne Melodien, bietet eine engelsgleiche Stimme und ist leider nach 2 Minuten schon wieder zu Ende. Ich kann mich noch gut an die letzte Scheibe der 6 Dänen erinnern. Diese konnte insgesamt nicht wirklich überzeugen. Allerdings hat sich im Hause RAUNCHY so einiges geändert. Inzwischen weiß die Band, die über den Umweg Nuclear Blast, nun ihr zweites Lifeforce Album veröffentlicht, was sie will. Und das ist ganz einfach verspielter melodischer Deathmetal mit einer Prise Keyboard und schon fast chartmäßigen Melodien. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet hier definitiv der Vocalist, der sich live allerdings bei den cleanen Parts Unterstützung vom Band holen soll. Sei es drum, auf der Scheibe klingt es geil! Überraschend auch dass, im Gegensatz zum Vorgänger "Death Pop Romance", kaum Langeweile aufkommt. Von daher liefern RAUNCHY für mich definitiv ein überraschend überdurchschnittlich gutes Album ab, dass auch szenefremde Leute mitreißen sollte! Das Meisterwerk der Band ist eindeutig das abschließende "The Comfort in Leaving". TIPP! (54:04) (8) Karsten Ostmann

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RED TAPE PARADE
Ballads Of The Flexible Bullet CD
Let It Burn Records


Diese Bayern dürften so manchem Indiefan durchaus ein Begriff sein, schließlich spielte Oise Ronsberger schon bei LÀ PAR FORCE. RED TAPE PARADE lassen die ruhigen Klänge aber beiseite und haben sich ganz den Klassikern der 80er und 90er Jahren gewidmet, so gehören Einflüsse wie 7 SECONDS, DAG NASTY und LIFETIME zu den Ideengebern des Fünfers aus dem Süden. Eine fundamentale Frage muss da wohl lauten, ob man da nicht lieber eigene und kleinere Brötchen gebacken hätte. Solche Bedenken kann man aber spätestens beim zweiten Lied "One Cup Of Coffee Closer To Death" ad acta legen, denn nicht nur rein muskalisch, sondern auch inhaltlich steht man in der Tradition der genannten Bands, druckte sogar einige deren Zitate ins Booklet, um einen Zusammenhang und eine Kontextuierung herzustellen. Die 16 Lieder halten zwar nicht alle höchstes Niveau aber zusammen mit dem Booklet und ihrem ganz eigenen Humor, weiß die Band zu gefallen, selbst wenn mir die Back-Ups zu hoch gekreischt sind. Ein Song zum Reinhören? "If Love Is War She's Got The Neutron Bomb"! Reichlich Stoff, den man ganz in Ruhe geniessen sollte. (36:53) (7) Thomas Eberhardt

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SEAMY SIDE
Lovely Greetings From A Dying Planet CD
Our Best Days Records


Metalcore mit einer melodischen Note spielen die fünf Jungs aus dem Osten der Republik und wenn man sich die aktuellen Releases so anhört, dann entwickelt sich die Region immer stärker zu einem Mekka, denn neben ANIMA und BLONK kommen auch immer wieder etliche kleine Namen zu Tage, die durchaus überzeugen können. So wie eben SEAMY SIDE aus Dessau. Die Band findet eine gute Balance zwischen slow-motion Riffs, Shouting, Growls und gesprochenen Passagen und integriert die Metalriffs bedächtig. Textlich setzt man sich in "Said The Cow" mit dem Leiden der Tiere auseinander, die täglich für unseren Genuss und Gebrauch sterben. Aber auch Suizid ist ein Thema, insofern entsprechen die Inhalte dem musikalischen Härtegrad. Für kleines Geld via Myspace zu haben. (7) Thomas Eberhardt

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SLEEVE
Flashlight Phobia MCD
Yehonola Tapes


Aus der Asche von Vivian Records geht Yehonola Tapes hervor und wie sich schon bei PICNIC IN A GLASS TORNADO ankündigte, schagen die Labelmacher nun eine härtere Gangart ein, denn die fünf Songs von SLEEVE sind brachialste Stop&Go Mathcore-Brecher. BOTCH, COALESCE und THE DILLINGER ESCAPE PLAN haben hier gesät und es ist erstaunlich in welcher Perfektion SLEEVE einen Song wie "Escape Wisdom 102 Low-Fi" ernten, da kann man nur noch baff lauschen und versuchen die Kinnlade oben zu behalten. Die beiden Shouter potenzieren die Aggression dieses Releases und auch die Texte haben Finesse, denn obwohl man recht abstrakt bleibt, bieten die Lyrics genügend Gelegenheit zur Identifikation. Eine solch beeindruckende Veröffentlichung habe ich im Mathcore-Sektor schon lange nicht mehr gehört. Unbedingt antesten, eine absolute Granate.(8) Thomas Eberhardt

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SPEEDRECORDER
Something To Hold Onto CD
1906/Housemaster/Radar


Ein staubiger Highway ziert das Cover des ersten SPEEDRECORDER-Longplayers und eigentlich gäbe es kein besseres Bild, um den Sound der vier Musiker zu illustrieren, denn Stoner-Riffs sind hier ebenso an der Tagesordnung wie Grungenummern und Rock `n` Roll-Soli. Retroklänge ertönen beim Intro von "Normality Is Boring", da wird mancher an "Apache" von den SHADOWS denken, aber ein zweistimmiges Leadriff in der Tradition von IRON MAIDEN führt den Song schnell in die Gegenwart zurück. Diese hymnischen Elemente, kombiniert mit eher disharmonischen und sperrigen Passagen, machen "Something To Hold Onto" zu einem spannenden Album, welches stets unberechenbar bleibt und deshalb auch lange fasziniert. Das Layout ist ein Klassiker und fünfzehn Lieder bieten reichlich Gelegenheit Bekanntschaft mit den Saarländern zu machen. Gute Rockmusik, die auch mal atmosphärisch wird und wesentlich tiefgründiger ist, als der herkömmliche Rock-Release. Zeit sollte man allerdings mitbringen, denn dieses Album muss sacken. (58:50) (7,5) Thomas Eberhardt

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STORM AND STRESS
Sin MCD
Let It Burn Records


Als Einstimmung erstmal das Blacktop-Debüt der Band eingelegt und obwohl seit damals wieder ein Jahr vergangen ist, können die sieben Tracks weiterhin überzeugen. Trotz der kurzen Zeit hat sich so einiges verändert, das frühere Quintett ist inzwischen ein Quartett, die Songs sind um einiges straffer geworden und das Label hat man auch gewechselt. Das lediglich eine Gitarre am Werk ist, konnten die Ibbenbürener ziemlich gut kaschieren und so vermisst man eigentlich auch nichts. Gesanglich bewegt sich Sänger Basti immer mehr in Richtung INTEGRITY und erinnert doch kräftig an Dwid Hellion. Phillip Meyer, Drummer von WATERDOWN und auch gerne mal Produzent, zeigt sich verantwortlich für die Aufnahmen und so klingen die sieben Tracks auch recht kräftig, wobei ich vielleicht noch eine Spur mehr Power erwartet hätte. STRESS AND STORM machen mit diesem Release einen Schritt nach vorn, auch das Layout ist diesmal wesentlich stylischer, allerdings mag ihnen der ganz grosse Wurf nicht gelingen, zu bekannt sind ihre Zutaten, zu alltäglich ihre Riffs. Interessant sind die atmosphärischen Elemente und vielleicht wäre es sogar ratsam diese auszubauen, um sich von den Kollegen etwas freizuschwimmen. Insgesamt aber durchaus löblich, der letzte Track "Between" setzt nämlich nochmal die Stärken der Band in Szene, denn er lässt den Tieftöner dröhnen, die tiefergestimmten Gitarren in Stoner-Manier riffen und beschließt "Sin" äußerst positiv. (20:07) (7) Thomas Eberhardt

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SUTTON HOO
Just A Matter Of Time MCD
Finest Noise Releases/Radar


Mittlerweile ist das Quintett aus Karlsruhe kein unbeschriebenes Blatt mehr, hat es doch den Swr-Newcomercontest 2007 gewonnen. Einige Zeit später wurde man "Musiker der Woche" bei Myspace und fünf Jahre nach der Gründung, hat man nach einem Line-Up-Wechsel nun auch die richtige Besetzung gefunden und legt mit "Just A Matter Of Time" eine Indierock-Perle vor, die britische Einflüsse geschickt mit Powerchords verbindet und diese anhand einer prägnanten Orgel noch retrolastiger macht. Der zweistimmige Gesang verleiht den fünf Songs zusätzlichen Schwung und man muss schon sagen, dass SUTTON HOO wirklich Laune machen. Hier wird catchyness gross geschrieben und wer kann da nein sagen?! SUTTON HOO ist übrigens eine berühmte Ausgrabungsstätte in Ostengland, wo man die Grabstätte von Raelwald fand, aber die Band mit gleichem Namen ist wesentlich lebhafter. (7) Thomas Eberhardt

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WHEN WE FALL
We Untrue Our Minds CD
I For Us Records


Fünf Schweden aus Göteborg haben beugen sich dem Label “Emo”, haben aber einen derart facettenreichen Sound, dass man STRIKE ANYWHERE, THRICE und andere Streetpunk-beeinflusste Bands ebenso anführen darf wie traditionelle Hardcore-Bands der Marke GRADE. Manchmal trägt man ziemlich dick auf was den Pop-Appeal betrifft, wenn dann aber ganz überraschend Synthieklänge oder atmosphärische Passagen mit Triangelbegleitung zum Einsatz kommen, verzeiht man ihnen den ein oder anderen Blick Richtung Popmusik. Die Riffs haben ordentlich Drive, sind eher rythmusorientiert als verspielt und für Crew-Shouts bleibt auch noch Raum und Zeit. Das Album erscheint als Digipack und ein Track wie „No Eyelids Can Make This Picture Fade Away“ zeigt, dass WHEN WE FALL auch Tiefgang haben, denn ELLIOTTs „False Cathedrals“ hat hier merklich Spuren hinterlassen. Klar, dass man sich für ein solch komplexes Album Zeit nehmen muss, aber hat man an den zehn Songs auch lange seine Freunde. Kleiner Hit des Albums ist „End Serenading“, ein Schelm, wer jetzt an MINERAL denkt. Schon beeindruckend, was der Fünfer hier geschaffen hat. (27:52) (7) Thomas Eberhardt