WITH LOVE, August 2012-Reviews

OCTOBER 2005



150 WATTS
Letnia Depresja CD
DC-9 Records


Endlich mal was anderes, eine Band mit polnischen Texten und einer Sängerin, die etwas in Richtung DISCOUNT geht, vor allem "Najlepsze Miejsce W Miescie" ist ein grossartiges Lied. Aber auch die anderen zehn Stücke gefallen mir äußerst gut. Falls euch DISCOUNT kein Begriff sind, wollen wir es mal paraphrasieren, 150 WATTS spielen temporeichen Punkrock mit markanten Basslines und haben wirklich ihre eigene Melodik, die ganz und gar nicht süßlich, sondern immer kraftvoll ist. Besonders auffallend ist die tolle Stimme von Ula, sie kann eben echt singen und gibt 150 WATTS dadurch einen starken Charakter und eine ganz eigene Note. Übersetzungen wäre eine klasse Sache gewesen, aber auch so macht die CD mächtig Spass. Thomas Eberhardt (7)



AMERICAN EYES
Never Trust Anything That Bleeds CD
SideOneSummy


AMERICAN EYES denken mit und deshalb stehen sie jetzt ganz oben im Alphabet und nicht wie so manches Fanzine am Ende des selben. Anscheinbar ergänzt sich diese Voraussicht auch noch mit einer Portion Patriotismus, werdet ihr jetzt denken, aber wenn man mal das Cover geshen hat, bleibt davon wohl eher wenig übrig. Die Gruppe selbst sieht sich als Neo-Goth-Dance-Punk, wobei das Goth sich höchstens auf die Texte bezieht ansonsten gleicht die Sache eher VCR, ist aber durchaus tanzbar und neo, keine Frage. "Telephone Wires" ist tatsächlich beinahe ein Hit und bei "Day We Died" half sogar TEARS FOR FEARS-Sänger Curt Smith mit. "Carry For Keepsake" katpultiert einen dann wirklich in die Achziger und man muss an dieses Comic-Video zu "Take On ME" von A-HA denken. Ja, Morten Harket scheint bei den AMERICAN EYES sowas wie eine Ikone zu sein. Seltsam, seltsam, ein Trip in die Achziger mit überraschenden Sprüngen in die Pop-Punkwelt.
Thomas Eberhardt (6.5)



ANTIGAMA
Zeroland CD
Selfmadegod Records


Was für eine Abrissbirne ist das denn bitte? ANTIGAMA wurden 2002 in Warschau gegründet, sind also noch eine recht neue Gruppe, aber da alle Mitglieder schon in etlichen Bands aktiv waren, hört man hier absolute Profis. In der kurzen Zeitspanne seit der Gründung hat man drei Longplayer eingespielt, etliche Splits veröffentlicht und war insgesamt enorm fleissig. "Zeroland" ist nun das dritte Album der Band und man hat Grindcore mit Noise-Elementen und Chaosriffs verknüpft, was alles in allem extrem heftig ist, aber eben auch ziemlich genial. Der erste Track "Seed" klingt herrlich nach CONVERGE und wer sich beim deren Gesang etwas mehr Experimente wünscht, der darf sich durchaus mal ANTIGAMA anhören. Sie bieten nämlich neben dem üblichen Gekeife auch mal atmosphärischen Gesang, was aber nicht heissen soll, dass hier etwa so etwas wie melodische Refrains oder so auftauchen, auf keinen Fall. Das Chaos steht im Zentrum und wenn ihr nicht Nerven wie Drahtseile habt, dann sind die neun Lieder viellicht zu hektisch, aber ich denke ihr seid da nicht so empfindlich. Laut Bandseite wird Mitch Harris von NAPALM DEATH mit der Band ein Video zu "Sorry" drehen und ich denke, wenn man so einen edlen Gönner in die Reihe seiner Bewunderer aufnehmen kann, dann ist das doch ein Qualitätsurteil sondergleichen.
Thomas Eberhardt (7)



BLACKLISTED
...The Beat Goes On CD
Reflections Records Records


Doch, das neue Album von BLICKLISTED ist definitiv ein Überraschungssieger. Die kürzlich erschienene CD "We're Unstoppable" deutete zwar schon an, dass die Band aus Philadelphia auf gutem Wege ist,aber dass sie gleich ein derart phantastisches Album machen würde, überrascht sicherlich nicht nur mich. Wo genau die Vorzüge von "...The Beat Goes On", im Vergleich zum Vorgänger liegen, ist schnell erklärt. Während die Zusammenstellung "We're Unstoppable" etwas am mageren Sound kränkelte und die Band noch nicht ganz so flexibel im Anschlag und in den Tempowechseln war, zeigt das neue Album, dass sie es inzwischen besser können, und zwar unglaublich gut. Auch der Schlagzeuger legt mehr Wert auf Spannungsaufbau und Bombast, was einer Old-School-Scheibe einfach unheimlich viel Durchschlagskraft gibt. Auch wenn der moderne Old-School oft unglaublich brutal ist, lobe ich mir solche Bands, die Hardcore nicht zu sehr verwässern, sondern sich darauf besinnen, was Hardcore wirklich ausmacht. Textlich bewegen sich BLACKLISTED auf persönlicher Ebene und mit "...The Beat Goes On" schließen sie zu AMERICAN NIGHTMARE und MODERN LIFE IS WAR auf. Wenn man im Lexikon "Hardcore 2005" nachschlagen müsste, sollte man dort ein Bild von BLACKLISTED finden.
Thomas Eberhardt (8.5)



BLOOD IS THE HARVEST
Unbroken CD
DC9-Records


BLOOD IS THE HARVEST sind eine polnische Band, was man aber beim ersten Hören nie wahrnehmen würde, vielmehr klingen die sechs Songs, als ob Ferret eine neue Band unter ihre Fittiche genommen hätte. "Unbroken" ist der Nachfolger zur Full-Length "Till The Bitter End" die noch auf Shing Records erschienen war. Stellt euch bitte vor THROWDOWN bzw. INDECISION würden hier und dort einige SLAYER-Riffs einstreuen und ihr wisst ungefähr, wie "Unbroken" klingt. Unheimlich pessimistisch und druckvoll. Einfach aggro-Hardcore in Vollendung. Momentan ist man auf der Suche nach einem Label, dass sich dem neuen Album gewachsen fühlt und auch richtig Promo für das Quintett machen kann. Die sind so gut, wenn ich ein Label hätte, ich würde es rausbringen...
Thomas Eberhardt (8)



BORG 64
They're Using Nanoprobes CD
Codebreaker Records


BORG 64 kommen aus Schweden, schreien schön und haben viele Elektroeinflüsse. Vergleichbar sind sie laut Plattefirma mit REFUSED, was allerdings nur in Bezug auf "The Shape Of Punk To Come" aufgrund der Elektroeinflüsse zutrifft, und NASUM. Soviel zur Theorie. Praktisch ist BORG 64 mehr als das. Fand ich nach dem ersten Hören die Platte noch total nervig und schrecklich schlecht und viel zu experimentell, so klingt sie jetzt nach dem fünften Durchgang an einigen Stellen richtig groß! Hier trifft höchst anspruchsvoller Chaos-Core auf Elektro, der zwar oft monoton aber doch passend klingt. "BORG 64 are set to become leaders in the new crossover between the analogue and digital" schreibt das Terrorizer Magazine. Recht könnten sie haben! Einen weiteren riesen Pluspunkt gibt es für die Songtitel bzw. Texte. "If i wasn't vegan i would eat punks like you for breakfast" oder "Stockholm must die" zum Beispiel heißen hier die Titel und textlich können sich BORG 64 auf jeden Fall mit Szene-Größen wie REFUSED oder ATARI TEENAGE RIOT messen. Klasse Scheibe. Nur könnten die Elektro-parts etwas ausgefeilter sein.
Karsten Ostmann (8)



CALICO SYSTEM
They Live CD
Alveran Records


Manchmal kann man es kaum glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Es kommt mir vor, als ob es keine 12 Monate her ist, dass ich den Vorläufer "The Duplicated Memory" besprochen habe, tatsächlich sind aber fast zwei Jahre ins Land gezogen. CALICO SYSTEM haben die Zeit aber hervorragend genutzt und haben auf jedem Gebiet einen unglaublichen Reifungsprozess durchlaufen. Wo das Debüt noch etwas unter der wenig differenzierten Produktion litt, glänzt "They Live" durch glasklaren Sound, schwere Riffs, melodische Leads und einen vorbildlichen Sänger, dem es gelingt Hardcore-Shouting mit THURSDAY-artigem-Gesang zu kombinieren. "They Live" ist eine so beeindruckende Scheibe, dass ich mich anfangs wunderte, wie lange die Band das hohe Niveau der ersten Songs wohl halten könne. Sie hielt es bis zum Schluss. Wenn man kurz dachte, dass jetzt langsam das Pulver verschossen ist, kam der Fünfer mit derart brachialen Parts aus der Hüfte, dass man wirklich nicht wusste, wie einem geschah. Die Epigonen haben wir doch alle satt, CALICO SYSTEM hingegen sind innovativ und die Synthese aus Hardcore der Marke TERROR und melodischen Elementen, die an DAG NASTY erinnern, gelingt ihnen wirklich phantastisch. Wer sich selbst überzeugen mag, der sollte einfach mal "A Heap Of Broken Images" oder "No Speed Limit In The Circle Pit" anhören. Erfreulich ist auch wie unprollig die Gruppe aus St. Louis sich textlich gibt, da kann sich manch anderer ein Beispiel dran nehmen.
Thomas Eberhardt (8.5)



CATHETER
Dimension 303 CD
Selfmadegod Records


Das Cover zeigt schon überdeutlich, dass CATHETER sich dem Extrem verschreiben haben. In ihrem Fall ist es eine Melange aus Crust- und Grindcore, die bisweilen, wie in "Waste Time", auch leichte Doom-Anleihen hat. Trotz dessen geht es aber temporeich und auch sehr punkig zur Sache. Der instrumentale Aspekt ruft mir definitiv frühe NAPALM DEATH ins Gedächtnis, allerdings frage ich mich, wie ein Trio einen so enormen Krach fabrizieren kann. Gutes Timing haben sie auf jeden Fall und Drummer H Murder legt sich mächtig ins Zeug. Neben einer ganzen Reihe Seveninches und Splits haben die Amerikaner auch schon ein Album namens "Preamble To Oblivion" aufgenommen, welches nun in "Dimension 303", auf dem polnischen Label Selfmadegod erschienen, einen würdigen Nachfolger findet. Das Outro fährt sogar einige Stoner-Riffs auf und das ist natürlich ein virtuoser Abschluss für eine solch extreme Scheibe. Da alle drei Herren sich auch dem Mikro widmen, hat man sehr abwechslungsreiche Vocals, die mal das Grundschema des Grind, hohes Gekeife alternaiert mit höllisch tiefem Gegurgel, aufgreift, danach aber auch manchmal Hardcore-Shouting einfließen lässt. Textlich konnte ich leider trotz grosser Mühe keine Inhalte in Erfahrung bringen. Titel wie "False Sense Of Jugement", "Illusions Of Hunger" oder "Brink Of Extinction" deuten aber durchaus sozialkritische Inhalte an. Für Fans von CARCASS, BRUTAL TRUTH und Konsorten ein absolutes Muss.
Thomas Eberhardt (7)



COUGARS
Pillow Talk CD
Go-Kart


Für gewöhnlich dauert es eine Weile, bis Alben bei mir ins repräsentative Regal wandern. Es findet ein erbitterter Kampf um Hüllen und den begrenzten Raum statt und das nimmt eben Zeit in Anspruch. Bei den COUGARS lief das allerdings etwas anders ab. Als "Pillow Talk" hier eintraf, setzte ich die Scheibe erstmal in Rotation. Danach gab es eine Ehrenrunde. Dann eine zweite und anschließend einen Ehrenplatz in der Sammlung. Wieso? Weil bei den COUGARS Brian Wnukowski von HAYMARKET RIOT in die Drums haut, man so herrlich schräge, verstimmt-anmutende Gitarrenläufe hat und zusätzlich eine ziemlich Macke hat, da man dieser Mixtur auch noch einen Satz Bläser oben aufsetzt. Die Riffs peitschen einen richtig auf, der Bass ist treibend und Sänger Matthew Irie schert sich einen Dreck um Tonfolgen, sondern er brüllt einfach wie ein verrückter Rock n' Roller ins Mikro. Als Vergleich böten sich auch noch die NEW BOMB TURKS an und nun ist es aber auch genug der Lorbeeren. THE COUGARS sind krank und schräg drauf, dass muss doch einfach Spass machen. Unbedingte Empfehlung für Liebhaber der genannten Gruppen und auch alle anderen sind herzlich eingeladen, mal über den Tellerrand zu blicken.
Thomas Eberhardt (8.5)



CRYPTOPSY
Once Was Not CD
Century Media


"Once was not" beginnt mit einem Fidel-Intro. Bereits das sechste offizielle Album legen CRYPTOPSY hier vor. Death Metal vs. ganz schnellen Grindcore und Double-Bass Gewummer in einem beachtlichem Tempo steht hier ganz ganz oben auf der Liste der Band. Die auch in jedem Song wieder neu abgearbeitet wird. Eins ist klar: die Band besteht eindeutig aus fähigen Leuten, die wissen was sie tun, auch wenn das für einige Leute nicht so klingen mag. Beim ersten Hören der von "Once was not" musste ich an Mike Patton, einst FAITH NO MORE, denken, der über das Songwriting seiner Band FANTOMAS folgendes sagte: "Es ist recht einfach FANTOMAS Songs zu schreiben, aber merk dir erst mal den ganzen Scheiss!". So oder so ähnlich wird es CRYPTOPSY wohl auch gehen, klingen die Songs tatsächlich sehr chaotisch. Von daher Hut ab vor der Band, wenn sie das live so rüberbringen kann wie auf Platte. Vor allem Shouter Lord Worm, beweist Song für Song, dass er einiges drauf hat und eben so wie Kollege Dani Filth, sowohl in die Tiefen hinabsteigen, als auch die Höhen des menschlichen Gesangs erklimmen kann. Was ich schade finde ist dass die Band fast komplette auf melodische Black Metal-Riffs verzichtet. Verglichen werden CRYPTOPSY am ehesten mit CANNIBAL CORPS und MORDBID ANGEL, das stimmt in Etwa auch so. Lyrikmäßig kann ich nicht soviel sagen, da ich die Texte leider nicht bekommen hab, Songtitel wie "In the Kingdom Where Everything Dies, The Sky Is Mortal" oder auch "Keeping The Cadaver Dogs Busy" sind aber wohl aussagekräftig genug. Außerdem glaube ich in "The Curse Of The Great" wird deutsch gesungen, weist mich darauf hin wenn ich falsch liege. "Once was not" ist ein großartiges Stück Musik, erschaffen von großartigen Musikern. Wenn ihr noch nicht überzeugt seid, dann sei euch noch ein Zitat meiner Freundin beim Hören der Scheibe auf den Weg gegeben: "Was ist das denn für Höllenmusik?!"
Karsten Ostmann (9)



DAY OF THE DEAD
Old Habits Die Harder MCD
Caustic


Die Gruppe war so nett, mir ihr Album zu schicken und ich muss doch sagen, dass die Songs ihrem guten Ruf als Band alle Ehre machen. Allerdings werden old schooler nicht ganz verstehen, wieso der Fünfer von einer MCD spricht, hat die CD doch acht Titel mittlerer Länge, die insgesamt zwanzig Minuten Speilzeit haben, da kann man doch fast von einem Album reden, oder? Stilistisch klingt das Quintett etwas nach GIVE UP THE GHOST, manchmal hört man Flascholé-Töne, die dann eben an BANE erinnern und ich kann mir vorstellen, DAY OF THE DEAD live bestimmt die Hölle lostreten, ohne dabei Gewalt zu propagieren, wie das momentan so in Mode ist. Es ging eigentlich mal darum eine Massage unter die Leute zu bringen und DAY OF THE DEAD tun dies beispielhaft, indem sie soziale Veränderungen die von Nachteil für die Bürger sind anprangern und sich der Schnellebigkeit der modernen Welt entgegenstellen. Im Herbst diesen Jahres soll bereits die neue Full Length "A New Healing Process" via State Of Mind Recordings aus Long Island, NY, erscheinen. Die 7" Inch-Version der vorliegenden MCD enthält sechs Stücke, ist aber bereits ausverkauft, während die MCD oder 10", die neu aufgelegt wurde, jeweils acht Lieder bietet, also kommen auch Vinyl-Fans weiterhin auf ihre Kosten. DAY OF THE DEAD sind eine erfrischend andere Straight Edge-Band, die selten bekannte Thematiken bemüht, sondern stets die Augen öffen hält und sich auch selbst kritisch auf die Finger schaut. Das gefällt!
Thomas Eberhardt (7)



DONNYBROOK
Lions In This Game CD
Alveran Records


Ich gebe es ja zu, der Veröffentlichungstermin ist gute acht Wochen her, aber wenn ich meinen Schreiberlingen was gutes tun will und das Album auf Halde lege und man dann keine Zeit hat, verzögert sich eben mal was. Letztlich kriegt ihr jetzt meinen Senf dazu. Die fünf Jungs von DONNYBROOK kommen aus Los Angeles und spielen wirklich knallharten Old-School-Hardcore, bei dem aber auch mal die double bass ran darf, was ja sonst nicht so der Fall ist. Ansonsten sehr in der Tradition von MADBALL und Streetfights. Die Band war u.a. mit TERROR auf Tour und wer mit Scott Vogel auf der Bühne steht, muss definitiv was los haben, um nicht an die Wand gespielt zu werden. Doch DONNYBROOK gefallen mir, die Vocals sind meist eher gesprochen, man versteht also sogar ohne Mühe, was Dre Stuart in seinen Texten thematisiert und obwohl man nach Strassenattitüde klingt, weiß der Mann doch einige intelligente Statements für die Offenheit und gegen Technologie zu verbreiten. Ganz grossartig ist übrigens auch das Eishockey-Coverbild.
Thomas Eberhardt (7)



DROWNINGMAN
Don't Push Us When We're Hot CD
Thorp Records


Erst kürzlich machte die Neuigkeit, dass DROWNINGMAN wieder da sind, die Runde und siehe da, sie haben ein Album aus der Versenkung mitgebracht. Die können anscheinend schweigen wie das Grab, sonst wäre die Reunion schon viel länger vor dem Release ans Licht gekommen. "Don't Push Us When We're Hot" übertrifft nun aber sogar meine kühnsten Erwartungen. Dieses Album ist so abwechslungsreich und zugleich ebenso melodisch wie brutal, einfach klasse. Die bekannten Chaosparts treffen auf langsamere, aber sehr ergreifende gesprochene Passagen, die Teilweise an CULTURE und AS FRIENDS RUST erinnern. Textlich zwischen den Polen absurd und ziemlich bescheuert und intelligent. Wenn ein Lied aber schon "John Cougar Mellencamp Is The White Devil" heisst, dann könnt ihr euch ja vorstellen, was passiert, wenn man diesen Leuten Instrumente in die Hand gibt. Für den Hardcore-Bereich wirklich ein Dekadenalbum, ähnlich essentiell wie BOTCH und DILLINGER ESCAPE PLAN, nur dass DROWNINGMAN auch Muse für melodische Momente haben, die aber nie nach Radio klingen, sondern eben einen melancholischen Einschlag haben. Stellt euch also mal vor, ihr müsst auf Reisen und wollt euch akustisch so facettenreich wie möglich beschallen lassen, vergesst den Stapel an Alben, nehmt "Don't Push Us When We're Hot" mit und ihr werdet sehen, dass Musiktitel nicht nur in die Länge gehen, sondern im Optimalfall auch in die Tiefe und in die Breite. Da erkennt man erst so richtig, dass die anderen nicht aus dem kleinen Karo rauskommen.
Thomas Eberhardt (8.5)



EPHEN RIAN
The Special Referendum MCD Wynona Records/I Scream


EPHEN RIAN heißen die Jungs aus Österreich und liefern hier mit Ihrer Debut-EP eine recht schöne Emocore CD ab, die durchaus zu überzeugen weiß, ohne dabei über die Stränge zu schlagen. Umrahmt von 2 wirklich wunderbaren Songs, zum einen "Strike Me Deeply", einer schnellen Screamo Nummer mit schön einprägsamen Refrain, und "With The Absence Of Mind" , welches vor allem durch das Geschreie schön in Szene gesetzt wird, kommt der Rest jedoch leider nicht über den Status der Hintergrundmusik heraus. Klar gibt es Hier und Da mal einen schönen Moment, doch wird dieser gleich wieder von einer Skatepunkrock-Passage, wie in "Killed By Flames" revidiert. Beim in dem Promotext als "heimlichen Smash-Hit" bezeichneten "Escape To No Avail" erscheint im Refrain eine eindeutig geklaute Melodie, von einem Oldie dessen Namen mir gerade nicht einfällt. Aber sei es drum. EPHEN RIAN können in Zukunft in einem Satz mit Bands wie DAYS IN GRIEF oder auch THE USED, an die sich mich wirklich etwas erinnern, genannt werden und haben somit eine viel versprechende Zukunft vor sich. Interessant vielleicht noch zu erwähnen dass das Ganze in den "Capitol Studios USA" gemastered wurde, in denen auch schon MY CHEMICAL ROMANCE und Konsorten ihre Scheiben mixen ließen. Die Emo-Szene darf sich freuen!
Karsten Ostmann (7)



FLYING WINDMILL
Beautiful MCD
Plane Records


Melodischer Punkrock, der sehr auf gute Laune bedacht ist und sein Ziel auch rasch erreicht, da der Sänger eine realtiv hohe Stimme hat und auch gute Refrains zu Tage fördert. Ganz deutlich wird auch ein gewisser Pop-Appeal, vor allem, wenn sich der Vierer an den MONKEES und deren "I'm A Believer" versucht, was hingegen aller Befürchtungen auch noch gut geht. Man hört, dass FLYING WINDMILL sich wenig um Konventionen und Kritik scheren, deshalb gelingt ihnen wohl auch das Kunststück lockere und spassige Lieder zu schreiben. "Perfekt Start/Perfect Stop" beginnt dann allerdings etwas bedächtiger mit Streichern und klingt eher nach OASIS als nach Punkrock. Etwas seltsam ist der Akkzent des Sängers, aber wer Lust auf melodischen Punkrock hat, darf hier gerne zugreifen. Vielleicht gibt es ja nächstes Mal mehr als vier Songs zu hören.
Thomas Eberhardt (6)



GOD FORBID
IV: Constitution of Treason CD
Century Media


TRIVIUM, dachte ich, als Sänger Byron Davis zum ersten Male ins Mikrofon schrie. Der erste Song beginnt gleich total hymnisch, mit einer Melodie die auch auf METALLICA's "..And Justice For All" seinen Platz gefunden hätte. Danach gibt's schönen dicken Metal auf's Maul der sich gewaschen hat. Unterstützt vom brachialen Schlagzeug, das abwechselnd Becken und Double-Bass zum Druck machen benutzt. Erwähnenswert ist noch, dass das Album in 3 Abschnitte (hier Gesetztesartikel) geteilt ist, die jeweils aus 3-4 Songs bestehen. Kaum ist Artikel 1 ("Twilight Of Civilization") vorübergezogen, ertönt "The Lonely Dead" (aus "Article 2: In The Darkest Hour, There Was One") mit melodischen Powermetalriffs, der im Refrain schönen cleanen Gesang hervorbringt. Im Artikel 3 ("Devolution") sind wir dann mit dem letzten, und zehntem Song, welcher noch mal in ein Double-Bass und Riff-Inferno ausartet, am Ende angekommen. Und nach 50 beeindruckenden Minuten bleibt zu sagen, dass "Constitution Of Treason" ein hervorragendes Album ist, das vielleicht den Metal nicht neu erfindet, aber schön viel Spaß macht. TRIVIUM in Perfektion, würde ich GOD FORBID mal nennen. Cover ist schön apokalyptisch (Freiheitsstattue mit abgefallen Fackelarm) und Texte hauen gegen Regierung und Staat (hier namentlich ihr Heimatland, die USA).
Karsten Ostmann (7.5)



HALLO KWITTEN
Jem Schöt Mal Leber Trecker Foorn!!! CD
Sabotage Records


Vor einiger Zeit haben wir die KWITTEN im Vorprogramm von TURBOSTAAT gesehen, bietet sich ja an, wenn man sich den Schlagzeuger teilt, und wenn ich mir jetzt im Vergleich dazu diese MCD anhöre, dann kriegt man leider definitiv mit, dass in der Band nur eine Gitarre am Werk ist. Ansonsten aber passt der Release hervorragend ins Sabotage-Programm. Dort, wo MÖNSTER crustig, THE NOW DENIAL brachial sind, sind HALLO KWITTEN echt punkig. Vielleicht klappt's mit Nordlichtbonus in Schleswig besser, aber ich finde die Songs im Vergleich zu den anderen Sabotage Bands ziemlich blutarm und uninspiriert. Ist mir persönlich zu langweilig. Da muss man gar nicht lange um den heißen Brei herumreden.
Thomas Eberhardt (4.5)



HOODS
The King Is Dead CD
Alveran Records


Wenn man sich den Backkatalog der HOODS ansieht, dann erkennt man, dass sie äußerst diszipliniert sind. In den letzten sechs Jahren hat das Quintett um Mike Hood acht Releases auf verschiedenen Labels untergebracht. Alle Achtung. Darunter eine Split mit FREYA, den EARTH CRISIS-Nachfolgern, bei Victory plus zwei Alben, die ebenfalls auf dem Label aus Chicago erschienen sind. Die ersten Alben der HOODS kamen in Eigenarbeit an den Hörer und so wissen sie eben, was DIY bedeutet. Für alle, die die Band bisher noch nicht gehört haben, stellt sich aber wohl eher die Frage, wie die HOODS klingen. Nun, hasserfüllt, pessimistisch und so ganz und gar nicht nach ihrer Heimat Kalifornien. Obwohl, unter dem Terminator klingt das vielleicht inzwischen wieder anders. Die HOODS haben sich dem Old-School-Hardcore verschrieben, haben zugleich aber einen so dicken Kloß im Hals, das man einfach an DESPAIR denken muss. Auch ein gesunder Teil NY-Hardcore hat Einzug gehalten und kaum ein Lied geht über die Zwei-Minuten-Grenze hinaus. "This Time" erinnert mich in seinem Tempo sogar etwas an die ganz frühen SICK OF IT ALL, das Lied kann man glaube ich tagelang hören, das berührt einfach. Die HOODS klingen ehrlich und wenn ihr euren Hardcore lieber "pissed" als "positve" habt, dann greift zu!
Thomas Eberhardt (7)



INSECURE
When It Looks Better From A Distance CD
www.insecure-music.com


Die Lobgesänge diverser Herrschaften auf diese österreichische Gruppe haben mich dann doch neugierig gemacht und siehe da, INSECURE haben wirklich Klasse und allerhand zu bieten. Die Gitarren des Fünfers sind kraftvoll, stehen im Vordergrund und der Gesang ist extrem gut und abwechslungsreich. Irgendwie gelingt es der Band Einflüsse wie FAR, THURSDAY und die DEFTONES mit Screamo-Elementen und Piano zu kombinieren. Dadurch entstehen wuchtige Songs, die experimentell sind, aber auch viel Wert auf Melodie legen. Strukturell viel ausgereifter als manch andere Band und auch so facettenreich, dass man stets überrascht ist und gerne zuhört. Manchmal tauchen auch auch noch komplexe Leads auf und mit Sicherheit wird diese Gruppe auch Fans von HOOBASTANK oder INCUBUS gefallen. Diese Jungs stecken einfach die meisten gegenwärtigen Emobands locker in die Tasche, die Refrains sind sehr kalifornisch und zugleich baut man immer Druck auf, da wird der Hörer einfach mitgerissen. INSECURE sind eine großartige Band. Thomas Eberhardt (8.5)



JETSETREADY
Endless Endeavors CD
Plane Records


JETSETREADY sind eine Emocore-Band aus Groningen in den Niederlanden, die sich den Ursprüngen des Emocores verschrieben hat und ganz in der Tradition von Bands wie SUNNY DAY REAL ESTATE steht. Die zehn Titel auf "Endless Endeavors" sind verspielt und in ihrer atmosphärischen Art und ihrem Drive lassen sie auch Mineral zu "The Power Of Failing"-Zeiten anklingen. Ein modernes Versatzstück sind die vereinzelten Screamo-Passagen im Hintergrundgesang. Die Aufnahmen sind sehr professionell und haben sowohl Druck, als auch den nötigen Feinschliff, um jedes Instrument in seiner Gänze zur Geltung zu bringen. Sehr schön ist der Gesang, der manchmal ins Tremolo umschlägt und meist sehr melancholisch aber zugleich auch unheimlich mitreissend ist. "Done" ist ein so großartiger Song, da fehlen einem einfach die Worte. Man hört, dass die Musiker ihre ganze Seele in die Stücke gesteckt haben und was gibt es schöneres, als Ende November etwas in der Melancholie zu schwelgen und den verwehten Schneeflocken vor dem Fenster zuzusehen?
Thomas Eberhardt (8)



KNUCKLEDUST
Unbreakable CD
Gsr Records


KNUCKLEDUST treiben bereits seit 1996 ihr Unwesen und sind neben STAMPIN' GROUND die Speerspitze des englischen Hardcores, wobei beide Gruppen die selbe Brutalität besitzen, aber Metalleads sucht man bei KNUCKLEDUST vergeblich, steht die Band doch ganz klar in der Tradition von NY-Hardcore-Bands wie MADBALL und AGNOSTIC FRONT. Das letzte Album der Londoner Band "Universal Struggle" lief schon gut, aber dieser Longplayer ist mit seinen Crew-Shouts und den Old-School-Riffs ist wirklich Pflichtprogramm für MADBALL-Fans, wobei mir persönlich etwas der Groove fehlt. Was habt ihr mit dem Bass gemacht? Ich für meinen Teil höre keinen, statt dessen die unausweichliche Wall Of Sound. Aber kein Grund jetzt gross Kritik zu üben, "Unbreakable" wird sicherlich auch im Moshpit viele Anhänger rekrutieren, denn was diese Platte live lostritt will man sich erst gar nicht ausmalen, aber soviel kann ich verraten, die Windmühlen werden sich drehen. Got it?
Thomas Eberhardt (6.5)



LIAR
Murder Manifesto CD
GSR Records


LIAR waren mit eine der ersten Bands, die vor rund zehn Jahren anfingen Metal zu spielen, obwohl sie kurze Haare hatten und sich in der Hardcore-Szene rumtrieben. Für mich persönlich waren das die Anfänge des Metalcore und die Belgier treiben es mit Sicherheit gleich auf die Spitze. Die Texte waren stets brutal und blutig und in ihrer Aussage denen von SLAYER nicht unähnlich. Auch musikalisch gibt es so manche Momente, da denkt man Hannemann und King stehen im Zimmer und legen ihre unglaublichen Soli hin. Dann merkt man aber wieder, dass LIAR läuft und ich muss schon sagen,"Murder Manifesto" ist definitiv LIARs derbster Brocken, aber doch so abwechslungsreich, dass man sich nicht wiederholt, sondern wirklich alle Register zieht, um den Hörer gut zu unterhalten. Wenn ihr es misanthropisch mögt und der Meinung seid, dass in jeden Songs zwei Solis müssen und Musik sowieso kompromisslos sein muss, dann werdet ihr LIAR lieben, oder sie, wie ich in meinem Fall, wieder entdecken. Ein ganz unheimlicher Knaller ist "Nemesis", auch bekannt als die ausgleichende, vergeltende und strafende Gerechtigkeit. Mit "Left Hand Path" hat die Band um Hans Verbeke auch ein Lied mit akustischen Elementen und das zeigt schon, dass der Vierer eben nicht immer zum Extrem tendiert, sondern gut abwägt, wann das Tempo zu reduzieren ist und wann man wieder zulegen sollte. Gut ins Konzept passt auch das Layout mit einem in Schutt und Asche gelegten Geistlichen und einer Kathedrale. Ihr könnt euch sicher sein, die zehn Lieder sind mindestens ebenso düster und verzweifelt wie das Artwork.
Thomas Eberhardt (7.5)



LIGHTS AND CABLES
A Millipede/Plane Records Compilation CD
Millipede/Plane Records


Auf dieser CD bekommt man die Gelegenheit, sich einen Überblick über das Programm von Millipede und Plane Records zu verschaffen. Insgesamt hört man 15 Lieder. Sieben davon von Plane Records und acht von Millipede. Die meisten Gruppen von Plane Records sind hier en detail besprochen, also lest ihr dort genaueres. Auf dem Sampler hört man JETSETREADY, RUSTICATE, FLYING WINDMILL, YUCCA, und noch RAIN DOESN' MATTER, die verspielten Emocore der MINERAL-Schule mit Frauengesang bieten, ALOHA JET, die sich etwas schräger geben und gerne ansetzten, um dann wieder abzubrechen, aber auch unglaublich gut sind. THE AUDIENCE liefern mit "Prototype" einen sehr nostalgischen Song mit Tremolo, Orgel und mächtig Reverb auf dem Gesang, der etwas aus dem Raster fällt, mich persönlich aber in seiner MADRUGADA-lastigen Art sehr neugierig macht. Aber auch die Millipede-Songs sind mehr als hörbar, SQUAREWELL orientieren sich meiner Meinung nach etwas an SENSE FIELD, THE EUROPEAN TRANSLATION OF haben einen starken Groove, integrieren vereinzelt Moog-Effekte und aninieren zum Tanzen. LA PAR FORCE haben sich dem eher ruhigen Emo mit Frauenstimme verschreiben. KENZARI'S MIDDLE KATA fanden bei mir auch schonmal Erwähnung und sind sicherlich eine der besten neuen Bands, die die Republik seit Längerem gehört hat. Die GENETIKS haben einen ROCKET FROM THE CRYPT-Touch, bedienen sich aber der deutschen Sprache, was etwas gewöhnungsbedürftig ist. SKY PROMISES RAIN haben diesen genial treibenden Bass, atmosphärische Gitarrenläufe und einen beinahe hyponotisierenden Gesang, dann greifen aber auch sie in die Saiten und zelebrieren nostalgischen Postcore, der wirklich neugierig auf mehr macht. Den Endpunkt setzten BOLLO mit "Fichtelberg" und obwohl mancher vielleicht Crust o.ä. erwartet, geben sich BOLLO mit entspannter Improvisation zufrieden, die den Sampler ruhig und würdig abschließt. Zusätzlich gibt es auf der CD noch interaktives Material für euren Rechner mit Wallpapers, Bandbiographie und Links zu den Webseiten der Gruppen. Eine sehr aufregende Zusammenstellung der beiden Nürnberger Labels. Thomas Eberhardt (8)



L.MINYGWAL
E'er CD
Virusworx Records


Das Trio ist seit 1993 aktiv und hat bereits etliche Releases veröffentlicht und bezeichnet seinen Stil selbst als Ambient Noise. Keine Angst, hat nichts mit Techno zu tun, der Begriff Ambient soll wohl eher auf die Atmosphäre hinweisen, die die Berliner in ihren Liedern aufbauen. Die Stimmungslage ist wichtiger Bestandteil der Musik und wie der Bandname und Titel des Albums schon andeuten, erwarten L.MINYGWAL auch eine gewisse Phantasie vom Hörer. Oft geht man von Improvisationen aus und so sind die Lieder nicht begradigt, sondern fließen, meandrieren und ufern in viele Seitenarme aus. Stilistisch hat man sich etwas von der Härte von "Somn" entfernt, die noch verstärkt NEUROSIS huldigte und integriert nun vermehrt gefühlvollen Gesang, hat aber auch noch eine Ader für die brachialen Passagen. Sängerin Andrea schreit dann derart markerschütternd, dass man beinahe eine Gänsehaut bekommt. Die neuen Elemente, die die Verschrobenheit von SONIC YOUTH haben, gefallen mir sehr gut, auch finde ich den generellen Ansatz der Gruppe, der Musik Raum zum Atmen zu lassen, gut. Gelungen ist auch das Layout, welches Andrea mit ihren eigenen Gemälden gestaltete. Wer den Vorgänger "Somn" kannte, muss mit leichten Veränderungen hin zum Wohlklang rechnen, alle anderen sollten bedenken, dass dieses Album eine Herausforderung für den Hörer ist, ihn aber mit einer vielleicht bisher unbekannten Perspektive und vielen Überraschungen entlohnt.
Thomas Eberhardt (7)



MANNTIS
Sleep in Your Grave CD
Century Media


"Wir sind keine Reality-Show-Poser-Band, die auf schnellen Ruhm aus ist", steht im Promobeipackzettel zu MANNTIS, mit Verweis darauf, dass die Band schon auf MTV zu sehen war im "The Battle For Ozzfest". Was ihnen sicher trotzdem nicht weiterhelfen wird, um in der Szene Fuß zu fassen. Ich lasse diese Tatsache jedoch mal ohne Wertung stehen und konzentriere mich auf die Musik. Und die beginnt gleich im ersten Song "Axe of Redemption" mal so eben mit einem dicken Riff im Stile von BLACK DAHLIA MURDER und viel Sinn für Melodie. An sich ist das Erstlingswerk der Band, alles andere als schlecht und lässt sogar oft ein bisschen Sonnenschein durchscheinen. MANNTIS wollen hier nicht auf bösen Metal machen, sondern wirken oft durchaus sympathisch mit schönen Midtempo Powerchord-Riffs und scheinen Spaß an dem zu haben was sie machen. Mosh-Parts und sinnlose Soli wie in "Weathered Soul" sind auf ein Minimum beschränkt und stehen im Hintergrund. Ein großes Manko ist jedoch, dass die Songs viel zu kurz sind und sich bei einer Durchschnittslänge von 2 Minuten 30 Sekunden halten und auf jeden Fall alle 2 Minuten länger sein können. "Sleep in your Grave" ist eine schöne, durchschnittliche positive Metallscheibe die mich nicht vom Hocker reißt, aber als Hintergrundmusik und zum Auto fahren wohl doch geeignet ist. Am Ende gibt's dann mit "The Ends Where Tt Begins" einen feinen Akustikgitarren Song und Sänger Jake Sirokman beweist, dass er nicht nur böse schreien, sondern auch schön Singen kann. Also ist auch alles wieder gut. "Bottom line, we're here to bring the fucking metal". (Jake Sirokman)
Karsten Ostmann (6.5)



NERVOUS NELLIE
Don't Think Feel CD
Go Kart Records


Manchmal benötigt ein Album Zeit, bis es sich entfaltet. Stunden, Tage, Wochen können da vergehen. Da Journalismus aber eben Literatur in Eile ist, kann man nicht immer die notwendige Muse mitbringen. Im Fall von NERVOUS NELLIE aus Schweden, kam ein glücklicher Zufall zur Hilfe, ich hatte beim besten Willen keine Zeit "Don't Think Feel" zu besprechen, obwohl mir beim ersten Hören vieles zu theatralisch erschien und mir in diesem Moment ziemlich auf die Nerven ging. Aber als ich heute, an einem wolkenverhangenen Tag, die elf Lieder nochmal auflegte, wusste ich sie plötzlich zu schätzen. Henrik Johnson hat eine leicht nörgelnde Stimme, klingt dadurch etwas nach Billy Corgan und seine drei Mitstreiter spielen entspannten Indie-Folk mit einer STROKES-Note. Sicherlich, ich könnte engstirnig sein und sagen, dass dies hier wenig mit Punk und Hardcore zu tun hat, aber aus dem Alter sind wir ja raus, aber selbst für eine Indie-Scheibe ist "Don't Think Feel" ganz schön brav geworden. Trotzdem ein schönes Album, da man auch manchmal herzhaft mit Schräglage auf der Gitarre schrammelt. NERVOUS NELLIE sind definitiv die STROKES des Nordens.
Thomas Eberhardt (6.5)



NODES OF RANVIER
The Years To Come CD
Facedown Records


Äußerst schön verpackt erreicht mich das dritte Album von NODES OF RANVIER. Meine Spürnase hat dann aber gleich festgestellt, dass zwei Mitglieder christlichen Glaubens sind und damit auch nicht hinter dem Berg halten, sondern fleißig predigen. Musikalisch ein düsteres, mitreißendes und sehr brutales Album, was am Sänger liegen mag, denn Nick würgt und röchelt, als ob er die Oblate vom letzten Abendmahl im Hals stecken hat. Ihr merkt, ich bin kein Freund von gläubigen Bands. Gruppen wie CRASS haben sich zurecht gegen Religion eingesetzt und ob man jetzt die puritanischen Auswüchse der amerikanischen Gesellschaft importieren muss, ist für mich fraglich. Wenn ihr also älter als dreizehn seid und auf Schlauberger mit leichtem Hang zu Halluzinationen und Realitätsferne verzichten könnt, dann tut dies bitte. Thomas Eberhardt



NO INNOCENT VICTIM
To Burn Again CD
Facedown Records


Wieso verwechsle ich die mit NO REDEEMING SOCIAL VALUE? Soll nicht wieder vorkommen. Inzwischen spielen bei NO INNOCENT VICTIM zwei Mitglieder von xDISCIPLINEx AD mit und es dürfte bekannt sein, dass Letztere dem christlichen Glauben nicht abgeneigt sind. NO INNOCENT VICTIM waren, was mir neu ist, auch schon immer christlich orientiert. Jetzt weiß ich auch, weshalb ich mir kein Album von denen gekauft habe. Den Namen finde ich persönlich auch sehr provokativ, ich weiß aber leider nicht, ob ich ihn für bare Münze nehmen soll, oder ob er einfach die gesellschaftliche Wahrnehmung reflekiert. Ich finde den Namen kurz gesagt problematisch und wenn er nicht ohne Erklärung verstanden wird, eignet er sich meiner Meinung nach in sonderlich gut. Thematisch geht es um den Tod von Jason Moody's Sohn Dominic und man macht dem Allmächtigen auch ziemlich den Hof. Da kann sich doch keiner mehr nur auf die Musik konzentrieren, denn mit Statements wie "Stand Up For Your Maker" kann ich mich nicht identifizieren. Aber es scheint, als ob viele E-Zines solche Dinge wohlwollend übergehen, oder die Texte gar nicht lesen. Allerdings gibt es auch willkommene Ausnahmen wie "Where's Your Heart" und klar, musikalisch kickt das Album, keine Frage, aber dafür allein kann ich mir auch SICK OF IT ALL anhören und die haben viel bessere Texte. Ich will der Band mit Sicherheit nicht den Mund verbieten, aber die christliche Orientierung der Gruppe hat mir persönlich die vierzehn Songs gründlich verdorben.
Thomas Eberhardt



ON THE OUTSIDE
Tragic Endings CD
Thorp Records


Oberflächlich betrachtet spielen ON THE OUTSIDE aus Portland Old-School-Hardcore mit NY-Kante und guten Beats. Aufgetreten sind die Jungs bereits mit BANE und DONNYBROOK, was auch gut zu ihrem Stil passt. Die ersten sieben Songs gehen gut ins Ohr und beschäftigen textlich meist mit falschen Entscheidungen im Leben und dem harten Dasein von Sänger Kyle Tranten. In Lied Nummer acht folgt dann eine etwas überraschende Wandlung vom Saulus zum Paulus, indem man um Erlösung seitens des Herrn bittet, was mich dann doch etwas irriert, da die Scheibe zu Anfang einfach nach DESPAIR und TERROR klingt und man solch einen Sinneswandel eigentlich nicht erwartet. Trotz der Tendenz zu christlichen Erlösungsmetaphern scheinen ON THE OUTSIDE keine explizit christlich Gruppe zu sein. Etwas Bauchschmerzen bereitet mir die Thematik allerdings doch. Ansonsten ein Album, das sich über den Durchschnitt erhebt und sowohl Tempo, als auch super Riffs bietet. Gefällt mir bis auf die angesprochene Problematik extrem gut, weil es eben ein aggressievn Touch hat, ohne stupide zu wirken. Sehr nostalgisch ist auch der stets hörbare Bass, das erinnert beinahe an "Just Look Around" von SICK OF IT ALL, allerdings ist Hardcore seit damals eben noch eine Spur härter geworden.
Thomas Eberhardt (6.5)



OUTSTANDING, ALABAMA ROADSTARS, JIMMY DYNAMITE
Fire (3 Way Split) CD
Wanted Records


Das belgische Label Wanted Records hat scheinbar eine konzeptionelle Herangehensweise an seine Veröffentlichungen, so hat man die aktuelle Split-Serie nach den vier Elementen gegliedert. Der vorliegende Release trägt den Namen "Fire" und sorgt tatsächlich für knisternde Unterhaltung. OUTSTANDING aus Portugal sind völlig zu recht Opener, denn in meinen Ohren klingt die Gruppe, sieht man mal von vereinzelten melodischen Refrains ab, wie STRAIN auf 45 rpm. Wirklich sehr druckvolle Aufnahmen und in Portugal erschien ihr Album "Increasing The Cabal" sogar auf Warner Spain, allerdings kam dann ein herber Rückschlag, als ein Mitglied bei einem Unfall ums Leben kam. Jetzt hat man sich wieder gesammelt und wie diese Songs zeigen, ist man weiterhin eine Macht. Hört euch diese Band an, die sind wirklich unglaublich. Danach ist aber keineswegs die Luft raus, die ALABAMA ROADSTARS, ehemalige Mitglieder von INANE, die sowohl bei Alveran, als auch bei Per Koro veröffentlicht haben, beherrschen ebenfalls ihr Handwerk. Ihr Stil ist sehr melodischer Screamo, der aber bisweilen in derbsten Crust umbricht und dann nur noch brutal ist. Wie von OUTSTANDING hört man auch hier drei Lieder. Den Schlusspunkt setzten dann JIMMY DYNAMITE aus Spanien, die sich etwas mehr dem atmosphärischen Hardcore verschreiben haben. Man entwickelt die vier Songs langsam, lässt sich Zeit, nur um dann das absolute Inferno a la CONVERGE über dem Hörer hereinbrechen zu lassen. Zwar sind die Aufnahmen etwas unterproduziert, aber da der gesamte Release einen Underground-Charme versprüht, wird das wohl niemanden stören. Eine tolle Split und ich persönlich höre unheimlich gerne etwas unbekanntere europäische Gruppen, da gibt es einfach mehr Überraschungen.
Thomas Eberhardt (7.5)



PULL A STAR TRIP
Hooking Up With Hope... My Favorite Kind Of One-Night Stands CD
Plane Records


Das Nürnberger Label lässt mich schonmal sechs der zwölf Lieder vom kommenden Debüt von PULLASTARTRIP hören und das Duo macht selbst auf halber Strecke einen hervorragenden Eindruck. Steffen Kelle und Bart Rymek nennen ihren Stil akustischen Screamo und sind somit diesen Monat nach THOUGHTS PAINT THE SKY die zweite Band, die sich diesem neuen Genre verschreiben hat. PULLASTARTRIP aus Paderborn verzichten völlig auf Drums, haben aber gesanglich tolle Momente und nehmen das mit dem akustischen Screamo echt ernst. Bisweilen wird das Geschrei von einer hohen Stimme ergänzt, die etwas nach COHEED AND CAMBRIA klingt. Schön ist auch, wie das Duo Stimmung aufbaut, sich zurücknimmt, atmosphärisch wird, Loops einbaut, flüstert, dann plötzlich explodiert oder Effekte auf den Gesang legt. Ich bin hochgespannt auf das bald erscheinende Album, das ist sehr vielversprechend, was PULL A STAR TRIP hier abliefern.
Thomas Eberhardt (7.5)



RIOT BRIGADE
Here's Our Answer CD
Msm 1279 Records


RIOT BRIGADE spielen Hardcore-Punk mit politischem Anspruch, orientieren sich deutlich an älteren Gruppen und ich hätte nie damit gerechnet, dass die vier Punks aus Stuttgart kommen. Die sechzehn Lieder sind temporeich und haben einen leichten Crust-Einschlag, wobei man sich aber von Experimenten fernhält und meist einfach Powerchords spielt und relativ simple Lieder strickt, die aber eine Menge Power haben. Da bleibt niemand sitzen, wenn die vier Jungs in ihren nietenbesetzten Lederjacken aufspielen, garantiert. Textlich zeigt man wirklich Köpfchen, sogar Themen wie Fair Trade werden angesprochen. Insgesamt brachial und eine astreine Hardcore-Punk-Scheibe und vor allem qualitativ super für ein Debüt. Gerade in diesem Bereich, Hardcore-Punk, wird man ja schnell gezwungen sich in eine Ecke zu stellen und sich für einen gewissen Stil zu entscheiden, aber RIOT BRIGADE machen es eben konsequent nicht! Sie setzten sich als eine der wenigen Gruppen zwischen die Stühle und zeigen, dass die Musikstile einfach zusammen gehören. Deshalb sei ihr Ansatz hiermit nochmal ausdrücklich gelobt.
Thomas Eberhardt (7)



RUSTICATE
What's Behind The Fences Of Your Smile? MCD
Plane Records


Schon der erste Song von RUSTICATE aus Quakenbrück zeigt, dass die Band sich nicht auf einen Stil festnageln lässt. Man hört in "Prejudice And Rumors" ebenso melodischen uptempo Punkrock wie schrägen Postcore und die Kombination gefällt mir äußerst gut. Der Release klingt irgendwo auch etwas nach HOT WATER MUSIC meets PALE und das Konzept geht auf, da man schön temporeich an die Sache rangeht und auch nicht weinerlich klingt, sondern immer von heftigen Drums vorangepeitscht wird. So sind die fünf Lieder mehr als nur eine nette Unterhaltung, sondern man nimmt sich immer wieder mal die Zeit RUSTICATE zu lauschen. Ein absoluter Hingucker ist auch das Layout, zwar minimalitisch, aber doch sehr geschmackvoll. Da sage einer, es gebe nur noch Metalcore...
Thomas Eberhardt (7)



SPITTING OFF TALL BUILDINGS
S/t CD
Sanctuary Records


Irgendwie erinnert mich das Cover doch etwas an "Repeater" von FUGAZI, aber da diese Platte schon im März 1990 veröffentlicht wurde, blieb das Zitat wohl meist unerkannt. Nun gut, zum Wesentlichen, die Band um Jana Pallaske spielt bereits seit vier Jahren fleißig Konzerte und die Tatsache, dass Pallaske als Schauspielerin eben bekannt und vielleicht sogar beliebt ist, wird wohl einige Leute neugierig auf die Gruppe gemacht haben. Produziert hat das Album Gordon Raphael, der schon den STROKES zum richtigen Sound verhalf und Moses Schneider, der für seinen Teil für die BEATSTEAKS zuständig war. Das Debüt nach der ersten EP bietet nun dreizehn Songs, die leider manchmal recht zerfahren sind, dafür aber eben auch sehr facettenreich. "Something New" klingt angenehm nach SONIC YOUTH, "Hey John" nach THE KILLERS und VELVET UNDERGROUND. Leider hat das Album aber auch seine Tiefen, vor allem die schnellen unmotivieren Umbrüche muten seltsam an. Insgesamt aber doch eine beachtliche Leistung und durchaus hörbar. Vielleicht sagt ja manchem gerade dieser leicht dilettantenhafte Charme zu. Hat schon was, das Album. Thomas Eberhardt (6.5)



STOCKYARD STOICS
Catastrophe CD
Msm 1279 Records


Joe Piglet spielte einst bei den RICKETS, Gittarist B. war bei MDC, J.P. Otto schlug bei LEFTOVER CRACK und F-MINUS in die Felle, also haben auch die STOCKYARD STOICS allerhand Talent. Das zeigten sie bereits mit ihrem ersten gemeinsamen Longplayer "Resistance". Aber "Catastrophe", das neue Album, ist nochmal aus einem ganz anderem Holz geschnitzt. Dieses Mal klingt die Mixtur aus Reggae, Ska, Rockabilly und Hardcore keineswegs nur ganz nett, sondern absolut gekonnt und phantastisch. Erinnert mich an NY-Hardcore, hat die Melodik der GENERATORS und den kratzigen Gesang von LEATHERFACE. Bei den hymnischen Refrains kommt wirklich Stimmung auf und die aparte Mischung aus Nostalgie und aktueller politischer Message tut ihr übriges. Unbedingt auch was für Fans der SUICIDE MACHINES oder der STREET DOGS. Mit "Catastrophe" zeigen die STOCKYARD STOICS, dass ein paar alte Hasen es jederzeit mit den jungen Bands aufnehmen können und diese locker an die Wand spielen.
Thomas Eberhardt (8)



SUICIDE BID
This Is The Generation CD
Household Name Records


Wer das letzte Album der FILAMENTS gehört hat, wird etwas bedrückt ob des Splits der Street-Punk-Gruppe gewesen sein. Allerdings hat das englische Label Household Name Records in SUICIDE BID würdigen Ersatz gefunden. SUICIDE BID bestehen aus Mitgliedern von P.A.I.N., THE FILAMENTS, KING PRAWN den INNER TERRESTRIALS und sind beinahe eine englische Supergroup. Den Stil der elf-köpfigen Mannschaft könnte man als eine Mixtur aus Reggae, Dub und Punk Rock beschreiben und qualitativ sind SUICIDE BID erste Sahne. Stellt euch vor Elemente von THE CLASH treffen auf die SPECIALS, das muss doch einfach Spass machen. Im UK macht die Gruppe bereits unglaublichen Wirbel und ich gehe davon aus, dass man von der politisch offensiven Band, die in ihren Texten auch die Londoner Terroranschläge und Vertuschung der Erschießung eines unbeteiligten Pendlers behandelt. Ansonsten geht es um Themen wie Streik, menschliche Gier und Kapitalismus-Kritik. Eine hervorragende Band, die relaxte Momente integriert, aber auch gut rocken kann. Das Album brauchte ein, zwei Anläufe bis es zündete, aber seitdem lege ich es ständig auf. Ganz besondere Empfehlung und jetzt auch ohne Probleme über Cargo zu bekommen. Ein Interview mit SUCIDE BID könnt ihr in der kommenden Ausgabe des Zines lesen!
Thomas Eberhardt (9)



THOUGHTS PAINT THE SKY
...And The Colour Is Your Choice CD
Thoughtspaintthesky.de


THOUGHTS PAINT THE SKY aus Essen unterscheiden sich wohl vor allem in einem Aspekt von den meisten Bands, die momentan existieren. Das Trio spielt nämlich ausschließlich akustisch und verzichtet meist auch auf das Schlagzeug, was aber nicht negativ auffällt, da die Akzente eben so gesetzt sind, dass man sich an der verspielten Gitarre und am Gesang orientiert. So stelle ich mir NEW DAY RISING unplugged vor und die vereinzelten Screamo-Elemente im Gesang sorgen dafür, dass die Songs nicht zu seicht werden. Wenn man Kevin Devine und DASHBOARD CONFESSIONAL mag, dann kann ich nur die Empfehlung aussprechen sich THOUGHTS PAINT THE SKY mal live anzusehen und sich dort das Demo zu holen, denn Daniel, Irina und Stefan bemühen sich um regelmäßige Auftritte und ich denke sie spielen genau die richtige Vordergrund-Musik für einen herbstlichen Clubausflug.
Thomas Eberhardt (7)



TOSSERS
The Valley Of The Shadow Of Death CD
Victory Records


Schon das letzte Album der TOSSERS "Purgatory", das noch auf Thick Records erschienen war, lief bei mir wochenlang auf Dauerrotation. Warum ist schnell erklärt, die sechs Herren und die Dame spielen irisch eingefärbten Folk-Punk, vergleichbar mit FLOGGING MOLLY oder den DUBLINERS. Oft hört man das Banjo, die Violine ist fester Bestandteil der Songs und dann ist da noch Tony Duggings, der die Mandoline spielt und grossartige, sarkastische und gesellschaftskritische Texte schreibt, aber auch mal gerne Hymnen ans Trinken verfasst. So ist "No Loot, No Booze, No Fun" eine Ode, die aus der Feder eines Mike Ness stammen könnte und "Drinking In The Day" ist eine absurde Mischung aus einem Liebes- und Saufsong. Spätestens mit dem Victory-Deal dürfte im Hause TOSSERS der Erfolg auf dem Flur stehen und ich gönne es ihnen von ganzem Herzen. Wenn ihr eine Ader für's leicht Folkloristische habt und auch mal gerne ein Guinness trinkt, dann ist die Gruppe aus Chicago garantiert eure neue Lieblingsband. Wer die TOSSERS nicht kennt, hat wirklich nicht gelebt!
Thomas Eberhardt (9.5)



VANDALS
Shingo Japanese Remix Album
Kung Fu Records


Sind die VANDALS jetzt totel übergeschnappt, oder wieso lassen sie einen Japaner namens Shingo ein komplettes Album mit Remixen ihrer alten Songs machen? Zugegeben, meine anfängliche Ablehnungshaltung wich etwas, als ich den Rythym Rovo Remix von "Be A Good Robot" gehört habe. Der Remix klingt gut, hat Elemente der BEASTIE BOYS, aber der gesamte Rest ist mir zu poppig und jazzig und viel zu seicht. Klar gibt es eine gewisse Ironie zwischen den provokativen Texten und der sehr künstlich wirkenden Pop-Musik, aber wer soll sich das anhören? Wer ist blöd genug dafür zu bezahlen? Ich will Punk, keine Pop-Scheisse. Zu meiner Beruhigung musste ich mir erstmal "Live Fast Diarrhea" anhören, so irritiert hat mich diese Weichspülerei.
Thomas Eberhardt



VARIOUS ARTISTS
The Eastpack Antidote Tour Compilation 2005
SideOneDummy


Ein guter Sampler fängt ja schon beim Preis an und mit zehn Euro für 24 Lieder ist die Antidote-Compilation durchaus im gesunden Rahmen. Auch die Bands können sich sehen lassen, ein paar von Jade Tree, einige von Burning Heart und mit GOGOL BORDELLO, MXPX, FLOGGING MOLLY und BEDOUIN SOUNDCLASH sind natürlich auch die Grössen von SideOneDummy mit dabei. Ansonsten ist alles bunt gemischt, man trifft auf die STREET DOGS, THE UNSEEN, RANDY, RAISED FIST, GAS DRUMMERS und NO USE FOR A NAME. Wer dann noch nicht genug hat, kann auch noch auf die Tour zur Compilation gehen, dort spielen dann FLOGGING MOLLY, THE UNSEEN, MILLENCOLIN und RANDY an einem Abend. Klingt gut, oder? Steigt alles im November. Ich würde sagen, da kann man sich ja schonmal mit der Zusammenstellung aufwärmen. Thomas Eberhardt (7)



WORLD.DOWN
My Hand And Hope CD
All Life Ends Records/Fatsound


Kollege Ostmann hat mit der Band aus Erfurt ein Interview für die kommende Ausgabe vom WLTU gemacht, meinte dann aber er sei für ein Review zu befangen, da er die Band gut kenne. In diesem Fall helfe ich natürlich gerne aus, denn "My Hand And Hope" ist wirklich ein Album, an dem selbst der ewige Skeptiker seine helle Freude hat. WORLD.DOWN gelingt es die positive Note alter Hardcore-Alben mit dem Tempo und der technischen Finesse neuester Releases zu verbinden. So hört man klasse Leads, die oft im Vordergrund stehen, aber stets auf Melodie achten, aber auch gesangliche Brutalität. Das Album ist keine zwanghaft düstere Veröffentlichung, sondern bietet elf Lieder, die durch Tempo und die Vocals Druck haben, aber eben auch positiv rüberkommen, weil man nicht aufgesetzt agiert. Ich habe selten ein so unverkrampftes und temporeiches Album gehört, während der 36 Minuten bleibt mit Garantie niemand ruhig sitzen. Tja, nicht mal Anlass zu konstruktiver Kritik geben mir WORLD.DOWN, die sind einfach zu gut.
Thomas Eberhardt (7.5)



xLOOKING FORWARDx
The Path We Tread CD
Facedown Records


xLOOKING FORWARDx sind gläubige Christen und wenn ich mir so meinen Posteingang ansehe, scheint sich dieses Phänomen der christlichen Hardcore-Bands besonders in Amerika noch weiter zu verbreiten. Auch grosse Medien wie zu Beispiel das Alternative Press Magazine räumen den Musikern Raum ein und lässen sie zu Wort kommen. Mich persönlich irritiert das doch sehr, weil ich eben der Meinung bin, dass man es als erwachsener Mensch nicht nötig hat die Befehle eines Vormunds zu befolgen. Gerade als Europäer, der die Auswüchse der katholischen Kirche kennt und weiß, dass die meisten Kriege Glaubenskriege waren, muss ich einfach sagen, dass mir Religion an sich rückständig erscheint. Eines muss man xLOOKING FORWARDx aber lassen, sie sind darin intelligent, dass sie auch andere Meinungen gelten lassen und für Toleranz predigen, wie der Song "Agree To Disagree" zeigt. Musikalisch klingt die Gruppe super, eine Kombination aus GOOD CLEAN FUN und STRETCH ARM STRONG, immer positive und straight forward. Textlich dreht sich alles um Gott und wenn ich nicht wüsste, dass die Jungs es ernst meinen, könnte ich mich über dieses Album kaputt lachen. Meine Lieblingszeile ist definitiv "Say A Prayer For Us And The Van Runs Right", da könnte ich zusammen brechen vor Lachen. Was tun die euch ins Trinkwasser, dass ihr so abgeht?
Thomas Eberhardt



YUCCA
S/t CD
Plane Records


Auch YUCCA geben drei Songs ihres kommenden Albums zum Besten und ich frage mich, ob die sich nach dieser Palmenart benannt haben. Alex von Plane Records sitzt hier inzwischen himself hinter der Schießbude und YUCCA spielen gefälligen Postcore, der oft mit Überraschungen aufwartet und auch elektronische Elemente in den Gesamtsound integriert. Gute Ideen wie gegenläufiger Gesang und ein Remix namens "Robot World Invasion" machen diesen Apetizer schmackhaft und wer gerne mehr elektronische Beats hören möchte, kommt bei "Robot World Invasion" voll auf seine Kosten, aber man hört auf jeden Fall, das der originale Song ein Postcore-Kracher war. Klingt in meinen Ohren nicht wesentlich anders als die hochkarätigen Deep Elm-Alben, das Keyboard und die Gitarren rufen sogar "Four Minute Mile" der GET UP KIDS ins Gedächtnis. Bin mächtig gespannt auf das Album!
Thomas Eberhardt (7.5)