WITH LOVE, Oktober-Reviews


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ANCHOR
Captivity Songs MCD/7"
Refoundation Records


Aus der Asche von DAMAGE CONTROL und SET MY PATH entstanden im Januar diesen Jahres ANCHOR. Die Göteborger haben sich dann auch gleich umgehend auf eine Tour mit RITUAL begeben und mit "Captivity Songs" kann man sich jetzt fünf Songs der neuen Band ins Wohnzimmer holen, um in nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen, denn als Einflüsse werden ABHINANDA, UNBROKEN, SHIELD und EARTH CRISIS genannt. "Far Above" und "Captivity" sind zwei Songs, die so auch auf "In This Defiance" hätte verewigt werden können; kurzum: Fans von STRIFE oder CHAIN OF STRENGTH werden ANCHOR mit Sicherheit in ihr Herz schließen und Vergleiche mit TRIAL oder FALLING FORWARD müssen die Schweden auch nicht scheuen. Natürlich sind die fünf Tracks auch als Seven-Inch erhältlich und wenn ihr Themen wie Religionskritik, Veganismus, Drogen- und Alkoholsucht, trotz gewisser Abnutzungserscheinungen für wichtig haltet, dann führt an dem Debüt von ANCHOR kein Weg vorbei. Neben dem Output von RITUAL die beste Old-School-SxE-Veröffentlichung seit langer Zeit! (15:49) (8) Thomas Eberhardt

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BLINDING ZOE
S/t MCD
Finest Noise Releases


Gefälliger Indierock, den das Trio aus Karlruhe da spielt und die Verweise auf SILVERCHAIR und HELMET im Presseschreiben treffen den Nagel ziemlich genau auf den Kopf. Tiefergestimmte Gitarren, die stets einen gehörigen Groove an den Tag legen, werden mit schönen, leicht melancholischen Melodien kontrastiert, die auch mal die Hauptrolle spielen dürfen. Eine Sozialisation in den frühen Neunzigern scheinen die Jungs zwar nicht gehabt zu haben, dafür scheinen sie mir zu jung, aber NIRVANA darf trotzdem durchklingen. In Summe klingt das Debüt von BLINDING ZOE ausgereift, was nicht weiter verwundert, schließlich nahm sich die Band vier Jahre Zeit, um die Tracks für den Einstand zu schreiben. Aufgenommen hat man die Lieder 2005 und jetzt, 2007, hat man mit Finest Noise Releases den richtigen Partner für die Veröffentlichung gefunden. Kritikpunkte wollen mir dazu keine einfallen und ob genannte Einflüsse eueren Geschmack treffen, wisst ihr wohl am Besten. (24:44) (6,5) Thomas Eberhardt

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COOGANS BLUFF
Cb Funk CD
Dritte Wahl Records/Soulfood


Der epische Opener von "Cb Funk" bietet den perfekten Soundtrack zu einem Roadmovie, denn der Track ist laid-back bis leicht psychedelisch und somit ermöglicht er es dem Hörer die nötige Distanz zu seinem Alltag herzustellen, damit er sich die herrliche Schweinerock-Reise antreten kann, auf die ihn COOGANS BLUFF einladen. Nachdem die besänftigenden Klänge des Einstiegs verklungen sind, hört man eine lebhafte Mischung aus skandinavischem Rock, MÖTORHEAD, KYUSS-artigem Stonersound und basslastigem Punkrock. Die zusätzliche Orgel in "Fatman" sorgt für authentische Sixties-Stimmung und liefert den brachialen Feedbacks den nötigen Kontrast. Die zehn Lieder des Debüts klingen frisch und frech, animieren zum Ausgehen und Spirituosengenuss. COOGANS BLUFF werden euch also unter Garantie eine schöne Zeit bereiten und sind der perfekte Soundtrack zu einer Party bei der hin und wieder etwas zu Bruch geht, weil die Gäste richtig einen in der Krone haben. Eine sehr rohe, ungeschliffene Angelegenheit, die aufhorchen lässt und als schön gestaltetes Digipack in den Handel kommt. COOGANS BLUFF haben ihren eigenen Kopf und ihr solltet die Band unbedingt mal antesten. (55:49) (8) Thomas Eberhardt

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DO ANDROIDS DREAM OF ELECTRIC SHEEP?
Snapshot Lamento CD
Blade Runner Records/Winged Skull/Radar


Die Frage ob Androiden von elektrischen Schäfchen träumen, kann ich nun wirklich nicht mit Bestimmtheit beantworten, aber dafür weiß ich, dass die gleichnamige Band aus Luxemburg einiges an Inhalten zu vermitteln hat. Angefangen beim Widerstand in der Ukraine, über Militarismus, bis hin zu den Unruhen in Frankreich, kein Thema ist der Band zu heikel und sie liefert auch überall beachtliche Inhalte ab. Also, mal einen Mittag frei nehmen und für literarisch-politische Studien reservieren. Untermalt werden diese wichtigen Inhalte von chaotischem Hardcore, dessen extreme Passagen in DILLINGER ESCAPE PLAN-Gefilde vorstoßen, während man in ruhigen Momenten auch mal an AT THE DRIVE-IN erinnert. Hauptsächlich liegt das Augenmerk aber auf brachialem Screamo mit vielen Spielereien. DO ANDROIDS DREAM OF ELECTRIC SHEEP? gelingt es aber zum Glück auch atmosphärische Klänge zu entwickeln, die dem Album die nötige Tiefe und Flächigkeit verleihen. Das Booklet ist opulent, enthält politische und literarische Kontexte und versteckt sind in einem ansehnlichen Digipack. Zwölf Songs für Fans von CHIODOS oder FEAR BEFORE THE MARCH OF FLAMES, die bei den genannten Bands aber die politische Dimension vermissen. Ja, die Luxemberger haben beachtliche Bands zu bieten! (37:50) (8) Thomas Eberhardt



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END OF A SEASON/MANY MEN HAVE TRIED
Split CD
Refoundation Records


Da wandert die rechte Hand beinahe reflexartig zum Lautstärkeregler und steigert den Pegel auf ein sicherlich ungesundes Maß, aber END OF A SEASON aus Italien, die selbst angeben einst lediglich von Brot und POISON THE WELL gelebt zu haben, was man ihnen auch anhört, brettern sich derart derbe durch ihre drei Songs, dass es einfach eine Freude ist. Das kürzlich gegründete Label Refoundation legt auch Wert auf die Inhalte und so kommt ein Euro vom Verkaufserlös Tier- und Menschenrechtlern zu Gute. Aber zurück zu END OF A SEASON: Das Quintett, welches 2004 gegründet wurde, kann guten Gewissens in einem Atemzug mit dem Debüt von POISON THE WELL genannt werden und auch EVERYTIME I DIE, MISERY SIGNALS und HOPESFALL sind berechtigte Querverweise. Die Österreicher MANY MEN HAVE TRIED gehen dann etwas weniger opulent zu Werke, erreichen aber eine ähnliche Durchschlagskraft, sparen nicht an Melodien und führen die Split beachtlich fort. Unter anderem sind bei MANY MEN HAVE TRIED Mitglieder von NOTHING GOLD CAN STAY und ANCHORS X UP mit dabei und wenn man sich "Deceit And Decease" anhört, fällt die SHAI HULUD-Leadgitarre auf und der darauf folgende Track "Trains About To Leave" tut es dem Vorgänger gleich und kombiniert melodisches Riffing mit brutalen Riffs. Abschließend haben die Wiener noch "Message In A Bottle" von THE POLICE in neue Gewänder gehüllt und ich muss sagen, dass ihre Interpretation überzeugt, ehrlich klingt und ihre vier Songs auf dieser Split gut abrundet. Die Spilt sollte jedem Hardcore-Fan gefallen und ist mit acht Euro auch recht erschwinglich. Distros können den Wholesale-Preis von 5 Euro nutzen und die Split ihn ihr Programm aufnehmen. Toller Einstand für Refoundation Records aus Italien. (23:49) (8) Thomas Eberhardt

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THE MEDLEY JUKEBOX
Francis 4 Coppola CD
Finest Noise Releases/Radar Music


Selten hat mich eine Band so schnell in ihren Bann gezogen wie es MEDLEY JUKEBOX gelang, was mitunter an ihrer unkonventionellen Art liegen mag. Die Luxemburger verbinden puristischen Rock N’ Roll, der an Gruppen wie THEE BUTCHERS ORCHESTRA und an COME N’ GO erinnert mit 70ies-Einflüssen wie Jimi Hendrix, THIN LIZZY, Progressive Rock und Funk, aber auch aktuellen Klängen wie Stonerrock, Screamo und atmosphärischer Instrumentalmusik vergleichbar mit GODSPEED, YOU BLACK EMPEROR!. Klingt abgefahren, funktioniert aber bestens und wer THE MARS VOLTA schätzt, aber auch mit rockigeren, nicht ganz so epischen Songs gut leben kann, der muss dieses Album gehört haben. Seventies Rock und Hardcore scheinen doch vereinbar zu sein, zumindest gelingt es diesem Quintett eine fantastische Synthese aus 40 Jahren Rockgeschichte zu schaffen. Stets wird der Hörer mit neuen Ideen konfrontiert, die Gitarrenparts sind unheimlich rhythmisch, zugleich aber auch verspielt, der Drummer hält sich wenn nötig bedächtig zurück und so entsteht bisweilen auch eine Lounge-Atmosphäre. Kurzum, hier gibt es derart vieles zu entdecken, dass man sich „Francis 4 Coppola“ unbedingt zulegen sollte. Ein absolutes Ausnahmealbum! (55:19) (8,5) Thomas Eberhardt

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MINIPLI
Love Is For The Fishis CD
Comet Records/Sacem/Radar


Nachdem ich einige Erkundungen eingeholt habe, weiß ich jetzt auch, dass Miniplis eine in den Achtziger Jahren angesagte Lockenart sind. Bei den Luxemburgern MINIPLI handelt es sich aber eher um eine europäische Version der YEAH YEAH YEAHS, die reichlich der Elektronik frönen, aber auch wie in "Lynchian Movie" gerne mal nach BLONDIE klingen und reduzierten Rock spielen. Hauptursache für diese Vergleiche ist wohl die Stimme von Sängerin Fiffi, die gerne mal kreischt und sich auch ansonsten recht schräg gibt, aber das darf wohl für MINIPLI insgesamt gelten. Das Layout zeigt die Musiker als Stoffpüppchen und platziert die drei in einer idyllischen, wenn auch künstlichen, Blumenlandschaft. Als Digipack wirkt dieses eigenwillige Artwork dann auch nochmal eindrucksvoller. Mit "Bobby-Ray" wendet man sich dann doch noch WHITE STRIPES-Territorium zu und lässt dezente Country und Western-Einflüsse Einzug halten. In seiner Gesamtheit ist "Love Is For The Fishis" zwar etwas verstörend, aber wenn man sich erstmal an MINIPLI gewöhnt hat, macht das Album einen Heidenspass. Wer auf ausgeflippten New York-Artcore steht, muss dieses Trio aus Luxemberg gehört haben. (30:00) (7,5) Thomas Eberhardt

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THE MINUTE BETWEEN
Action And Reaction MCD
Finest Noise Releases/Radar


Schon beim ersten Hören beeindruckt diese MCD und irgendwie klingen die sechs Tracks anders als gewöhnliche Gruppen. Man ist heavy, aber auf eine Art die mich ziemlich an DARK DAY DUNGEON, CATARACT oder DESPISE erinnert und wenig mit Metalcore zu tun hat, sondern eher in Richtung Power-Violence tendiert. Des Rätsels Lösung ist vielleicht auch die Herkunft der Band, schließlich kommt der Fünfer aus Österreich und setzt dementsprechend eher auf Beatdowns, unmenschlich druckvolle Amps, statt auf den herkömmlichen Singsang. Zwar kennen THE MINUTE BETWEEN auch Melodien, aber an vorderster Stelle steht doch das Niederwalzen. Doch, die fünf Songs auf „Action And Reaction“ fallen angenehm auf, dazu es gibt auch noch einen ESTATE-Gastauftritt und diese heftige EP wird mit Sicherheit zum Einsatz kommen, wenn im Nachbarhaus die Kernsanierung beginnt. The Empire Strikes Back, sozusagen. (20:13) (7,5) Thomas Eberhardt

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NEEDLE AND THE PAIN REACTION
Pheromone CD
Kinky Star Records/Pretty Pink Records/Radar


Pretty Pink Records aus Deutschland veröffentlicht gemeinsam mit Kinky Star Records aus Belgien das zweite Album von NEEDLE AND THE PAIN REACTION und wenn eine Band gleich zwei Labels für sich gewinnen kann, dann hat das sicherlich seine Gründe. Im Falle des Trios aus Gent, dessen Erstling "Obsession Of An Epic Womanizer" 2004 erschienen war, ist dies zweifelsohne der charmante, leicht kauzig-seltsame, zugleich aber auch sehr melodische Indierock. Textlich ist man geneigt humorvolle Geschichten zu erzählen und diese mit sonnigen Riffs der Marke PRESIDENTS OF THE USA zu untermalen. Weitere Einflüsse sind DINOSAUR JR und wenn ich mir einen Song wie "World" anhöre, klingt NIRVANA ebenso durch wie die VANDALS, einfach eine kuriose Mischung, die man so selten gehört hat. Das Layout wurde bedacht infantil gehalten, aber musikalisch gibt es hier eine unterhaltsame Reise durch die etwas wirren Gehirne der Musiker, die eben Indie Rock mit Punk und Stand-Up-Comedy verbinden. Vierzehn Songs zwischen Sub-Pop-Kompatibilität und Weird Al Yankovich, da kommt unter Garantie Stimmung auf. (47:12) (7) Thomas Eberhardt

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NOM DE GUERRE
La La La CD
Dead Frog Records/Radar


Während NOM DE GUERRE in Schweden und in Großbritannien schon beachtliche Erfolge feiern konnten, da sie auf verschiedenen Seiten zum Download der Woche gewählt wurden und auch mal im Radio gespielt werden, muss man in Deutschland noch Überzeugungsarbeit leisten. Allerdings wird das schwedische Trio auch hierzulande Freunde und Fans finden, wenn dem Hörer ihr Album "La La La", eine Gratwanderung zwischen MADNESS, BEATLES, SLOWREADER und QUEEN, zu Ohren kommt. "Kimberly" könnte aus der Feder von McCartney stammen, denn das Piano und die dreistimmigen Arrangements erinnern doch deutlich an die grossen Hits der Liverpooler. Klar, die Sechziger und Siebziger sind vorbei, aber NOM DE GUERRE lassen diese Ära eben stilecht wieder auferstehen, sei es nun durch schicke Anzüge mit nostalgischen Hemden oder eben anhand ihrer Songs. Für den Indiefan der alten Schule wird "La La La" zwar etwas zu glatt produziert sein und um richtig Krach zu machen, sind sie einfach zu harmonieverliebt, aber wenn ihr authentischen 60er-, 70er- und 80er-Sound mögt, dann sind NOM DE GUERRE ein absoluter Tipp. Ein perfekt gemachtes Album, welches mit einem Song wie "Ufo" glänzt, der MADNESS und THE SPECIALS ebenso aufleben lässt, wie die BEACH BOYS. Erwartet aber kein Augenzwinkern, denn wer wie NOM DE GUERRE selbst 70er-Jahre-Hemden entwirft, meint es todernst mit der Nostalgie, aber das hat bei WEEZER ja auch keinen gestört. (34:06) (7,5) Thomas Eberhardt

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OCTOBER FILE
Holy Armour From The Jaws Of God CD
Candlelight Records/Phd


Auch wenn drei Jahre Wartezeit für heutige Verhältnisse eine lange Spanne sind, so hat sich die Geduld doch gelohnt, denn der Nachfolger des Debüts „A Short Walk On A Long Pier“ setzt neue Maßstäbe und die Briten, die zuvor bei SCHINDLER, YEAST und JOR aktiv waren, liefern mit „Holy Armour From The Jaws Of God“ ein unglaubliches Album ab, welches ohne Zweifel zu den besten Alben des Jahres gehört. Textlich behandelt man den Klimawandel, die Kriegstreiberei der modernen Regierungen, Korruption und die Unsinnigkeit von Religion. Klar, dass dafür nicht von der Harfe Gebrauch gemacht wird, statt dessen standen NEUROSIS, DIE KREUZEN, MASTODON, BIG BLACK und TODAY IS THE DAY Pate. Grandios, wie der wuchtige Bass wummert und die apokalyptischen Texte und düsteren Gitarrenwände zu einer beklemmenden Atmosphäre verschmelzen. Die Spoken-Word-Momente erinnern an CRASS und mit ihren wichtigen Inhalten stehen OCTOBER FILE sicherlich auch zu einem gewissen Grad in deren Tradition. Apropos Tradition, Jaz Coleman von KILLING JOKE steuerte auch noch Vocals bei und dieser Gast passt perfekt in das Konzept des Quartetts. Dieses Album ist ein Klassiker, der vielleicht in zehn Jahren in einem Atemzuge mit "Times Of Grace" von NEUROSIS genannt werden wird. (55:13) (9) Thomas Eberhardt

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THE PROCESS
Taste The Knife MCD
Osk Records/All Systems Go


Hinter dieser Veröffentlichung stecken das russische Label Old School Kids und die schwedische Company All Systems Go. Bei THE PROCESS selbst wird ebenfalls Schwedisch gesprochen, in drei der fünf Lieder sogar gesungen, und für ein Debüt zieht sich das Quintett hier wirklich äußerst beachtlich aus der Affäre. Man legt ein hohes Tempo vor, arbeitet mit der Durchschlagskraft von NINE und RIFU, ohne dabei das Chaos zu kurz kommen zu lassen, denn Anklänge an THE HOPE CONSPIRACY sind nicht zu verleugnen. Als eine etwas cleanere Version von FROM ASHES RISE kann man die Herren ebenfalls durchgehen lassen. Ungefähr zeitgleich mit diesem Debüt veröffentlichen THE PROCESS ihre Split-7" mit RENTOKILL und danach sind sie mit SKITSYSTEM in Norwegen auf Tour. Lasst uns hoffen, dass es die Band bald wieder in hiesige Gefilde führt, denn ihr moderner Mix aus Hardcore und Punk, der ganz ohne Metalelemente auskommt, ist absolut hörenswert. (13:47) (7) Thomas Eberhardt

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RIBOZYME
Blacklist Mercy CD
Solid Approach


Bergen gilt als die Musikhauptstadt Norwegens und RIBOZYME tun ihr Bestes diesen Ruf weiterhin gegen Oslo zu verteidigen. Ihr Stil ähnelt dem der Trondheimer REST OF MY LIFE, lässt aber auch Verweise auf TOOL, VEX REX und A PERFECT CIRCLE zu, denn neben den atmosphärischen Momenten mit Klavier hört man bei den Westnorwegern auch psychedelische 70ies Riffs, eruptive Ausbrüche oder elektronische Basslines, die im Untergrund rumoren, wie im Titeltrack. Die Nordlichter nehmen sich Zeit ihre Ideen langsam zu entwickeln und dementsprechend sollte man geduldig sein und die nötige Muße aufbringen. Die Basslinie am Anfang von „Dead Not Late“ erinnert an „Army Of Me“ von BJÖRK, darauf folgen Akustikpassagen, die in bombastischen Riffs gipfeln, die an "Judith" von A PERFECT CIRCLE erinnern und sicherlich auch für Fans von FILTER ihren Reiz haben werden. Auch wenn das Artwork etwas beliebig aussieht, so kann „Blacklist Mercy“ mit seinen elf Liedern doch ohne Einschränkung überzeugen. Besonders der gut dosierte Einsatz von Elektronik und anderen Instrumenten, wie zum Beispiel dem Xylophon, lockert den an sich sehr melancholischen Sound auf und gibt dem Album somit einen langen Atem. In „The Last Patrol“ klingen leise LED ZEPPELIN-artige Leads an, die in orchestralen Harmonien aufgehen und schließlich wieder von nostalgischen Akkorden verarbeitet werden. Folglich bieten die Norweger für jeden Rockfan etwas und müssen sich nicht hinter ihren transatlantischen Ideengebern verstecken, weil sie genügend eignes einbringen. (44:27) (7) Thomas Eberhardt

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SPITEFUL
Come Out And Play CD
Antstreet Records/Joke Records/Radar


SPITEFUL sind eine dreiköpfige Melodic-Punkrock-Band aus Varese, Italien, die seit 2004 aktiv ist und nun ihr Debüt vorlegt. Der Titel des Albums erinnert zwar an OFFSPRING, aber generell bewegt sich das Trio eher in aktuelleren Kontexten. Überrascht hat mich die Coverversion von "Incomplete", im Original von den BACKSTREET BOYS, aber bei einem Song wie "Winter Fairy Tale" fragt man sich, ob solch eine Neuinterpretation überhaupt notwendig ist. Schöner Uptempo-Punkrock, der handwerklich gut gemacht ist, aber etwas mit neuen Ideen geizt. Wer gerne SAMIAM hört und auch mal TREE DOORS DOWN auflegt, der wird an SPITEFUL sicherlich Gefallen finden, ansonsten ist das Album aber recht unspektakulär. Jedenfalls mag der Funke nicht so recht überspringen. (43:46) (6) Thomas Eberhardt

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VEAGAZ
New Suburban White Trash Soul Music CD
Schallplatten Manufakur Hameln/Radar Music


Schon der erste Song „Black Poison“ erinnert mich deutlich an die Norweger MADRUGADA, aber wie es bei denen weitergehen wird, steht nach dem Tod des Gitarristen wohl in den Sternen. Anders bei VEAGAS aus Hameln, das Trio erfreut sich bester Gesundheit und liefert nach „Gold“ zwölf neue Tracks unter dem vollmundigen Namen „New Suburban White Trash Soul Music“ ab. Eine beachtliche Leistung, klingt das Album doch nach MADRUGADA, SIXTEEN HORSEPOWER, Nick Cave, MARDI GRASS. BB und INTERPOL, ohne dass sich irgendwelche Abnutzungserscheinungen erkennen lassen würden. Tolle instrumentale Arrangements, die mal bedächtig wie in „Lord, I Can Hear You Singing“ sind, dann wieder rockig und düster wie in „Space Girl“, überzeugen und fesseln bis alle Songs des Albums ausgeklungen sind. Ein musikalisches Zitat jagt das nächste und somit ist „New Suburban White Trash Soul Music“ ein zeitloses Album, welches besonders die betagteren Hörer schätzen werden, aber auch junge Hörer mit reifem Musikgeschmack, werden von VEAGAZ begeistert sein. Einfach atemberaubend! (46:32) (8,5) Thomas Eberhardt

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The Finest Noise
Der Sampler 18-2 CD
Finest Noise


Einundzwanzig relativ unbekannte, aber hörenswerte Bands finden sich auf dem aktuellen Finest Noise Sampler zusammen. Den Auftakt machen SINEW mit dem Song „The Allegory Of The Cave“, welcher mich ziemlich an IGNITE erinnert, gefolgt wird dieser emotionale Track von den DRAGONTEARS, die sich stilistisch irgendwo zwischen MADRUGADA und THE DOORS bewegen und dann einem Punkrock-Smasher von FUZZY INDEX Platz machen müssen, der ebenfalls überzeugt, aber vielleicht etwas zu glatt ist. Später gibt es mit ADJUDGEMENT dann noch einen richtigen Hardcore-Song, der gut ins abwechslungsreiche Programm passt. Alle Bands klingen gut, wurden gut aufgenommen und wenn ihr euch den Sampler zulegen wollt, dann wäre ein Noisy Neighbours-Abo das einfachste, anderenfalls über Finest Noise besorgen und vielleicht lassen sie ja auch mal eure Band mitspielen. Lohnt sich definitiv, da hier nach dem Value-For-Money-Prinzip gearbeitet wurde. (69:59) (8) Thomas Eberhardt