WITH LOVE, Oktober 2015-Reviews

OKTOBER 2015

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DUNE PILOT
Wetlands CD
www.dunepilot.com


Eines vorweg, beim ersten Hören stellt sich nicht unbedingt sofortige Euphorie ein, "Wetlands" ist eher ein Grower, ein solides Album, welches mit der Zeit wächst. So muss ich meine anfängliche Enttäuschung auch etwas relativieren, denn obwohl Schwachpunkte wie Berechenbarkeit und textliche Einfallslosigkeit immer wieder mal auftauchen, ist "Wetlands" schon ganz gut gelungen. Anfangs stieg in mir, trotz Genrebonus, öfter der Drang zu skippen hoch, weil man eben nur Powerchords zockt. Aber man gewöhnt sich an alles. Klar, die Grundessenzen stimmen, kehliger Gesang, wummernder Bass, tomlastige Drums, aber mit diese Klischee-Riffs sind echt indiskutabel. Textlich sieht's, wie gesagt, ähnlich mau aus. Zitate verkneife ich mir, ich will nichts aus dem Kontext reißen, aber ich find's eher schwach, meist geht es nur um den Reim, was der Sache mehr schadet als hilft. Das Album schien zunächst solofreie Zone zu sein, aber in "Burnt alive" besinnt man sich und siehe da, die Fertigkeiten der Dünenpiloten, was übrigens ein recht cooler Name ist, sind doch vorhanden. Auch das Artwork ist okay, in Summe bleibt aber doch leichte Enttäuschung über das durchschnittliche Songwriting zurück. Das Debüt funktioniert stellenweise, dann wieder klingt es halbärschig und hat gehörig Luft nach oben. Durchwachsen. ThEb (5)

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THE LONE CROWS
Live At Freak Valley Festival CD
World In Sound


Dieses Livealbum fängt den grandiosen Auftakt des sechsten FREAK VALLEY Festivals 2014 ein und wer ebenfalls dort war, wird sich gerne daran zurückerinnern. Als Gedächtnisstütze sozusagen. Die lockere Art mit der THE LONE CROWS agieren, wird hier auf alle Fälle perfekt eingefangen, der Bluesrock der Band funktioniert nämlich auch ohne extreme Verzerrerattacken, sondern geht eher subtil vonstatten. "Call and response"-Spielereien sind da schon eher angesagt. Da "Anger" schon recht traditionell rüberkommt, ist der Vierer bestimmt auch was für Bonamassa-Fans, denn vom Songwriting her, ist die Combo aus ... sicherlich nicht Welten von besagtem Gitarrero entfernt. Höhepunkte des Sets waren meiner Meinung nach das zunächst simple "Dragon", welches an mit seinen fantastischen arabischen Soli punktet. Insgesamt acht Songs, die nochmal die Klasse von THE LONE CROWS belegen und lebhaft einfangen, wie eine erstklassige Liveband klingt. Wirklich ein tolles Album und es macht gerade bei THE LONE CROWS Sinn. Zum fairen Kurs über World In Sound oder Rock Freaks e.V erhältlich. ThEb (8)

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MOBINA GALORE
Cities Away CD
Gunner Records


Hinter der Band stecken Jenna Priestner und Marcia Hanson aus Winnipeg und da das Duo Punkrock macht, und Sängerin Jenna bisweilen nach Brody Dalle klingt, bietet sich ein Vergleich mit THE DISTILLERS an, selbst wenn MOBINA GALORE etwas brachialer daherkommen und große Fans von Stakkato und THE RAMONES sind. Der dritte Song, das phänomenale "Pieces of you", hat dann leider plötzlich einen merkbaren Lautstärke-Knick zu bieten, dafür merkt man dem Album andererseits aber keine Sekunde lang an, dass hier "nur" ein Duo aktiv ist. Nach "Pieces of you" wird zum Glück wieder hochgepegelt und "You're not 23 anymore" kommt dann echt brachial daher und geht in Richtung FROM ASHES RISE, nur um dann kontrastiv dazu einen melodischen Refrain mit sakraler Note zu integrieren. Experiment geglückt. In Summe ein recht unkompliziertes Punkrock-Album mit viel Geschrammel und einigen Whoo-Hoos, welches keinem wehtut. Die wirklichen Highlights sind überschaubar, aber das Gesamtniveau ist verdammt hoch. Der 7 SECONDS-lastige Rausschmeißer "Trying To Survive" ist dann nochmal eine Demonstration dessen, was die Damen draufhaben. Echt gut. ThEb (7,5)



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MONDO DRAG
S/t CD
Easy Riding Records/Cargo


Schon das Debüt der Combo aus Oakland namens "New Rituals" war der Oberhammer und ehrlich gesagt hatte ich so meine Zweifel, ob die Band nochmal etwas derart geniales würde fabrizieren können. Um's kurz zu machen, sie konnten. Das aktuelle Album kann durchaus den Größen des Genres wie BLACK ANGELS, BLACK MOUNTAIN oder RADIO MOSCOW das Wasser reichen. Hat natürlich alles seine Gründe, denn mit Zack Anderson am Bass und Cory Berry an den Drums hat man sozusagen die ehemalige Rhythmusgruppe von RADIO MOSCOW in seinen Reihen und aktuell sind die beiden Halbbrüder zudem auch noch bei BLUES PILLS aktiv. Zu hören gibt es sieben Bluesrock-Songs, die mal psychedelisch, dann wieder erdig rüberkommen und extrem abwechslungsreich sind. "Plumajilla" ist sogar ein Jean Michel Jarre-mäßiger Song und melodisch gesehen schwingt in besagtem Lied auch eine gehörige Portion Klassik meets Spacerock mit. Echt abgefahren. In "Pillars of the sky" hingegen fühlt man sich an GENESIS und deren frühe Alben wie "Selling England By The Pound" erinnert, speziell an den Song "Firth of fifth". Vinyl kommt als clear smokey orange. Ein must have. ThEb (9)

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NO WEATHER TALKS
Undoing Defeat CD
Gunner Records


Die norddeutsche Combo veröffentlicht bereits seit 2012, legt nach zwei Kleinformaten nun ihre Debüt Full Length vor und hat im August zudem eine UK-Tour hinter sich gebracht. Nicht schlecht. Rein stilistisch wird melodischer Punkrock geboten, der meist schmissig nach vorne geht und die Vocals von Sängerin Flicke sind recht mitsingkompatibel und nur selten brachial, trotzdem eine Glanzvorstellung der ex-JURY GAGARIN Fronterin. Inhaltlich smart, differenziert und nicht vor gesellschaftlichen Widersprüchen zurückschreckend. Wenn es in "A Scene Less Sinister" um Subkultur geht, meint man lakonisch "it gave me an illusion of choice", betont gleichzeitig aber auch Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb der Subkultur. Darüber hinaus hält die Band nicht mit Überzeugungen hinterm Berg, was gut ist. Gender-Debatte, Mindestlöhne, Rassismus ... sämtliche Themen werden allerdings metaphorisch und aus einer persönlichen Warte heraus behandelt, so dass es stets mehr als die Demonstration einer Utopie oder eines "Soll-Zustandes" ist. Zwölf Songs für Freunde von ALL, TSUNAMI BOMB, DISCOUNT, PRETTY GIRLS MAKE GRAVES und HOT WATER MUSIC. Exzellent. ThEb (8,5)

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PLACENTA
XV - Greatest Hits CD
Noisegate Records


Die Berliner PLACENTA feiern ihr fünfzehnjähriges Bestehen mit einer Compilation. Es sei ihnen nach vier regulären Releases gegönnt. Ende 2013 erschien der dritte Longplayer "Missgunst und Neid" und nun wird Bilanz gezogen. Mit "Evolution" und "#Schön" bieten zwei neue Tracks den Rahmen des Releases und natürlich sind mit "Schwarze Tauben steigen", "Sretan put" und "Tanzt" auch Tracks aus der jüngeren Vergangenheit vertreten. Auch ältere Songs wie "Brute Willis" oder "Brutal 5 on 1" sind dabei und so bekommen Deathcore-Jünger sowie Quereinsteiger einen exzellenten Einblick in den Backkatlog der Band. Das Digipak ist stylish und wer gerne Deathcore hört und auch deutschen Texten mehr als englischen Lyrics abgewinnen kann, sollte zugreifen, denn die Compilation ist mit 15 Songs nämlich recht opulent. Ein Song für jedes Jahr sozusagen, ha ha. ThEb (8)