WITH LOVE, November-Reviews


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ARMS AND SLEEPERS
Black Paris 86 CD
Expect Candy


Der zweite Streich des neuen Bielefelder Labels Expect Candy, welches zuvor Chris Leos VAGUE ANGELS-Album "Truth Loved" veröffentlicht hatte, überrascht mit ungewohnten Klängen, setzt aber den eingeschlagenen Qualitätskurs fort. Zu hören gibt es auf der zweiten Full Length von ARMS AND SLEEPERS aus Cambridge, Massachusetts, atmosphärische Instrumentalklänge, die sich auch gerne elektronischer Musik bedienen, ihre Vorliebe für Samples aber mit live eingespielten Instrumenten verbinden. Das Album von Max Lewis (Programming, Keyboards) und Mirza Ramic (Bass, Keyboards) klingt hingegen meiner Erwartungen sehr organisch und die Drum-Maschine wurde derart gekonnt programmiert, dass man wirklich meint, hier sitze ein wahrhaftiger Schlagzeuger auf dem Schemel. Das Artwork ist stimmig-melancholisch und ergänzt den Longplayer hervorragend. Bald wird die Zwei-Mann-Band mit BIRTHMARK hier auf Tour sein, eine wunderbare Gelegenheit sich die beiden Projekte mal live anzusehen. Wer hätte gedacht, was für interessante Nischen noch darauf warten entdeckt zu werden. (48:00) (7) Thomas Eberhardt

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BIRTHMARK
The Layer CD
Coraille Records


Das Dortmunder Label Coraille konnte ein weiteres Mitglied der Familie Kinsella für sein Label gewinnen, nämlich den Cousin von Mike und Tim Kinsella: Nate Kinsella. Das musikalische Talent scheint der Familie aber auch wirklich in die Wiege gelegt zu werden, denn BIRTHMARK ist ein wunderschönes Akustikprojekt, welches aber durchaus viele lebhafte Züge hat. Nate war bisher bei DECEMBER ARCHITECTS aktiv, ist als Schlagzeuger und Keyboarder bei Tim Kinsellas MAKE BELIEVE involviert und wirkte zudem bei den Produktionen von OWEN, SHARKS AND SEALS und JOAN OF ARC mit. Folglich ist er mit allen Wassern gewaschen, spielte sämtliche Instrumente auf "The Layer" selbst ein und nahm das Album auch persönlich auf. Diejenigen, die ihren Narren an den bereits erwähnten Gruppen gefressen haben, werden BIRTHMARK sicherlich einiges abgewinnen können, aber an die Genialität von JOAN OF ARC reicht Nate Kinsella mit seinem Soloprojekt vorerst nicht heran. Trotzdem sind die neun Songs, die auch als Schallplatte erhältlich sind, eine schöne Sache. (36:47) (7) Thomas Eberhardt

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DEAD REPRISE
Deaf And Blind But With A Smile CD
Pretty Pink Records


Dieses Album kompromisslos zu nennen, wäre noch die reinste Untertreibung, denn ab der ersten Sekunde nehmen die Schweden keine Gefangenen, sondern lassen unwillkürlich an Bands wie TERROR, RISE AND FALL, SLAYER oder RINGWORM denken und spielen sich in einem Affentempo durch ihre bombastischen, Riff-zentrierten Hardcore-Smasher. So musste ich auch mehrere Versuche unternehmen den Longplayer zu zerreden, weil er mir schlichtweg manchmal zu heftig war. Man muss schon in der richtigen Stimmung sein, sonst nervt das Geballer recht schnell. Wenn man aber Nerven wie Drahtseile hat und gerne brachialen Hardcore mit metallischen Riffs hört, dann ist "Deaf And Blind But With A Smile" wirklich eine Offenbarung. Vergleiche mit TEAMKILLER und deren aktuellem Album "Bad Signs" sind ebenfalls tragbar. Wie stets bei Gsr ist das Layout ansehnlich und rundet die Sache gelungen ab. Der zweiten Veröffentlichung, bei der es sich um die erste Full Length der Jungs aus Örebro handelt, hört man an, dass hier kein Schnellschuss vorliegt, sondern dass man lange an diesem Album gebastelt hat. Folglich überzeugen die 15 Songs. (38:08) (8) Thomas Eberhardt

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THE DOPE
Deaf And Blind But With A Smile CD
Pretty Pink Records


Sorry, aber das Cover ist ja sowas von unansehnlich, da muss man sich ja geradezu überwinden den Longplayer aufzulegen. Dabei ist das Debüt von THE DOPE aus Landshut mehr als hörenswert, auch wenn sie sich ziemlich im Opener vergriffen haben, denn wie schreibt Nick Hornby sinngemäß in High Fidelity: Man muss den Leuten als Opener einen Track bieten, der sie umhaut und dann muss man noch einen draufsetzten. "My Lung, My Heart" finde ich zu schwach für einen ersten Track. Ansonsten hört man verspielten Postcore, der mal akustisch daherkommt, vereinzelt aber auch Pop-Appeal hat, wie in "A Sigh". THE DOPE wollen sich anscheinend nicht so ganz festlegen, welchen Stil sie jetzt eigentlich spielen, aber insgesamt ergänzen sich die zehn Songs gut und passen trotz verschiedenster Ansätze gut auf einen Silberling. Egal, ob mit Cello-Untermalung, oder krachigen Gitarren, THE DOPE mögen es verspielt und träumerisch und würden auch gut ins Programm von Psychotica Records passen. Die bereits erwähnten kleinen Schwächen fallen bei so einem reifen Album dann insgesamt nicht mehr sonderlich ins Gewicht. (39:16) (6,5) Thomas Eberhardt

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GASLICKER
S/t MCD
www.gaslicker.de


GASLICKER aus Rheinland Pfalz klingen so, als ob sie etliche Alben der HELLACOPTERS, von GLUECIFER und den BACKYARD BABIES in ihrem Schrank stehen haben und wer dann auch noch mit einem Cadillac auf der Rückseite des Tonträgers posiert und auf dem Cover eine Zapfsäule präsentiert, der scheint Wert auf Details zu legen und das hört man dem Fünfer auch an. Er versteht sein Handwerk, führt eine bestehende Tradition weiter und achtet vor allem auf den Spassfaktor. Zu mäkeln gibt es nichts an den fünf Songs, aber um sich auf Dauer zu etablieren, müssen GASLICKER wohl noch intensiver an ihren Melodien feilen, denn Wiederholung allein macht noch keinen Ohrwurm. "Red Moonlight", welches stark nach GUNS N' ROSES klingt, verdeutlicht sowohl Stärken, als auch die erwähnten Schwächen der Combo; während die Gitarren wirklich ganze Arbeit leisten, fehlt mir gesanglich der richtige Biss. Vielleicht einfach mal etwas angepisster an die Sache rangehen?! (6) Thomas Eberhardt

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KNUCKLEDUST
Promises Comfort Fools CD
Gsr Music


Die Londoner KNUCKLEDUST sind ein absolutes Laster von mir, jetzt ist es raus, auch wenn ich nicht gerade stolz darauf bin, aber ihr prollig-aggressiver Hardcore bringt es einfach. Das dritte Album "Unbreakable" war schon beachtlich, aber "Promises Comfort Fools" verbindet die Street-Credibility von MADBALL mit den metallischen Rifs der CRO-MAGS und der Motivation eines Scott Vogel. "Untold Story" ist pragmatisch für das Rythmusgefühl der Band, der Vierer hat einfach den Groove gepachtet und so drängen sich natürlich auch Vergleiche mit BIOHAZARD auf, allerdings sind KNUCKLEDUST noch eine Spur kompromissloser. Zwar gibt Sänger Pierre diesmal einige Raps auf Spanisch von sich, aber da seine Familie eingewandert ist, wirkt das durchaus authentisch. Hauptsächlich widmet er sich aber dem Shouting und trägt so wesentlich zu einem waschechten NY-Hardcore-Album der alten Schule bei. Für Fans der Band ist das neue Album eine sichere Bank, bietet aber zugleich genug Neuerungen, um interessant zu bleiben. (36:57) (7,5) Thomas Eberhardt

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MARITIME
Heresy And The Hotel Choir CD
Flameshovel Records


Trotz der Tatsache, dass ich einige Alben von THE PROMISE RING im Schrank stehen habe, war ich nie der grösste Fan der Band, was wohl daran liegen mag, dass mir das Oevre der Emo-Ikonen auf Longplayer-Formaten meist zu weinerlich war. MARITIME habe ich daher bislang eher als Randnotiz wahrgenommen, aber Van Bohlen scheint seine traurigen Tage hinter sich zu haben, denn auf "Heresy And The Hotel Choir" regiert die gute Laune und uptempo Drumbeats geben dem aktuellen Album den Schwung der alten PROMISE RING-Aufnahmen. Selbst Verfechtern musikalischer Weiterentwicklung bieten MARITIME genügend Neuerungen, um die zwölf Songs schmackhaft zu machen. Besonders der Akzent auf den Rhythmus-Instrumenten und die einhergehende Neustrukturierung der Vocals überzeugt. Ein Song wie "Be Unhappy" wird dann auch Fans von "Wood/Water" versöhnlich stimmen, denn so viel Reverb und Selbstzitate lassen einen doch in alten Erinnerungen schwelgen, oder? Zwar bleiben MARITIME verträglich wie je, aber für die Kanten gibt's ja andere Spezialisten. Also nicht von wunderschönen, aber sehr verträumten Songs "First Night On Earth" abschrecken lassen, MARITIME können richtig in die Saiten hauen. (41:39) (7) Thomas Eberhardt

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PUNK'D ROYAL
Bellyfeel CD
Pretty Pink Records


Schon das Playmobil-Cover deutet an, dass PUNK'D ROYAL gerne spielen, aber dass ein deutsches Trio sich musikalisch in die Nähe von THE CLASH, RADIO 4, THE KILLERS und GANG OF FOUR begibt, stellt ja leider eher die Ausnahme dar. Folglich ist man ziemlich baff, wenn man die zwölf Tracks zum ersten Mal hört. PUNK'D ROYAL aus Düsseldorf sind eine grandiose Band, die durch die minimalistische Besetzung jedem Instrument zur maximalen Aufmerksamkeit verhilft und dadurch aufregende Bassläufe zu bieten hat, die charakteristisch für den Gesamtsound der Band sind. Das Schlagzeug ist stets treibend und schmissig und die Gitarren finden die perfekte Balance zwischen reduziertem Zupfen und euphorischen Riffs. "Bellyfeel" klingt zwar recht britisch, aber hier ist alles gekonnt und versandet nicht in Imitation. Die Synthie-Elemente, die der Mikrokorg beisteuert, bereichern den Stil der Band um eine weitere Facette. Heißer Anwärter auf den Album-des-Jahres-Titel. (35:03) (9) Thomas Eberhardt

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TASTE OF BLOOD
My Dragon CD
www.taste-of-blood.com


Dieses Herforder Quintett hat sich dem Death-Metal verschrieben, konnte mittlerweile über vier Jahre Erfahrung sammeln und auch schon den Weggang des Sängers erfolgreich kompensieren. Nach der MCD "Dead Eyes" und der Online-Single "Skull Of Vacuum - Survive The Rain" ist jetzt der Erstling der Band fertig und erinnert an melodische Deathmetal-Acts wie DISMEMBER oder AVATAR. Auch gesanglich wird ausgiebig geröchelt und das melodische Riffing bildet einen willkommenen Kontrast zu den düsteren Vocals. Neben Gigs mit PUNGET STENGTH, EISREGEN und MISERY SPEAKS durfte man auch schon mit BLACK DAHLIA MURDER zocken und insgesamt hört man TASTE OF BLOOD diese Feuerproben einfach an, denn sie spielen sich routiniert und extrem abwechslungsreich durch ihre dreizehn Tracks, so dass man an die früheste Jugend denken muss, als HYPOCRISY, CANNIBAL CORPSE und GOREFEST noch Newcomer waren. Die vereinzelten Akustikpassagen zeigen, dass TASTE OF BLOOD auch ohne Distortion ihre Instrumente beherrschen und geben "My Dragon" eine charakteristische Note mit Wiedererkennungswert. Sollte man als Fan des Genres im Schrank stehen haben und mit etwas Glück landet die Combo vielleicht bald bei Century Media oder Nuclear Blast, jedenfalls kann ich keinen qualitativen Unterschied zu Bands aus deren Roster feststellen. (56:54) (8) Thomas Eberhardt

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VALLEY ARENA
Sesso.Vita CD
Anodyne Records


Die ehemalige Level Plane-Band legt mit "Sessio.Vita" ein Album vor, welches auf jeden Fall Erwähnung finden sollte und mich angenehm an JUNO erinnert, da Sänger Warren Woodward sich viel Mühe gibt seiner Profession gerecht zu werden und allerhand durchdachte und faszinierende Gesangslinien konzipiert. Ergänzt werden diese von hypnotischen Refrains, treibenden Gitarrenriffs, die mal düster und dann wieder euphorisch anmuten. VALLEY ARENA gehen zwar etwas brachialer als JUNO zu Werke, aber der Fünfer aus Long Beach, Kalifornien, wandelt definitiv auf den Spuren der erwähnten Band aus Seattle, auch wenn sie keine drei Gitarristen haben. "Kick At The Ceiling" vereint gegenläufige Gitarrenleads mit schrägem Riffing und charismatischen Vocals, die dem Track ein harmonisches Gegengewicht verleihen, so dass der Song nicht kippt, sondern immer mehrere Facetten bietet. "Trashy Janitor" verdeutlicht einmal mehr das Können von Warren Woodward , denn seine flehenden, depressiven Gesangslinien klingen authentisch und vermeiden trotz ihrer Dringlichkeit Theatralik. VALLEY ARENA sehen die Welt eben mit einem weinenden und einem blauen Auge, denn anders kann man ihre traurigen Passagen, die in aggressive Momente münden, nicht umschreiben. (36:47) (8) Thomas Eberhardt