WITH LOVE, November 09-Reviews

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ALICATE
World Of Anger CD
Forest Records


Progressiven Heavy-Metal Sound im Stile von DREAM THEATER hört man mittlerweile ja nicht mehr so häufig, da sind ALICATE aus Schweden doch mal eine willkommende Erscheinung und so engagiert gespielt und ähnlich perfekt umgesetzt ist mir dieser Musikstil schon lange nicht mehr untergekommen. Gesanglich wie instrumetal macht Frontmann Jonas Erixon eine gute Figur, selbst wenn der Titeltrack und "Dream On" etwas altbacken sind, gelingt es ALICATE, die schon seit 1985 aktiv sind, doch wieder diese Schwächen mit erdigen Grooves und mitreissenden Soli auszubügeln. "Built On Dreams" ist ein zeitloser Song, der Fans von HELLOWEEN oder den SCORPIONS allemal begeistern sollte. Das Cover von "World Of Anger" ist zwar ein absoluter Totalausfall, aber wenn jemand mit derartiger Überzeugung im 21. Jahrhundert waschechten Heavy Metal spielt, dann kann das nur zur Vielfalt beitragen. Einzelne Songs haben dann einen amerikanischen Touch und erinnern an BON JOVI, also dürften sich sowohl KuschelrockerInnen als auch HeadbangerInnen bei den Nordlichtern gut aufgehoben fühlen. (44:51) (6/10) Thomas Eberhardt

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ANALENA
Inconstantinopolis CD
Moonlee Records


ANALENA aus Kroatien sind jetzt auch schon eine ganze Weile, dürfte etwa eine Dekade sein, mit von der Partie und wahrlich keine Gruppe, die sich auf ihrem Sound ausruht. So machen Ana, Mijo, Miran und Zet einen substanziellen Sprung hin zum Indierock und minimieren die Screamoelemente. Ana schreit nur noch sporadisch mal ins Mikro, meist gibt man sich melodischen Songs hin, die immer öfter an PRETTY GIRLS MAKE GRAVES erinnern, aber auch den verspielt-schrägen Ansatz von AT THE DRIVE-IN zu integrieren wissen. Die Quartett ist zwischen Zagreb, Kroatien, und Ljubljana, Slovenien, zerstreut, schafft es aber mit beständiger Zuverlässigkeit immer wieder Releases und Shows auf die Beine zu stellen. Das dritte Album ist wohl das bisher melodischste, was aber nicht heisst, dass Ana jetzt inhaltlich sanfte Kost serviert, ganz im Gegenteil, in "Seven Cakes Of Toilet Soap (An Alternative Ending)" werden die "Rohstoffvorkommen" im Mensch aus einem Lexikon von 1929 zitiert und der Verfasser kommt zum Schluss, dass gerade mal ein Nagel aus dem Eisen entstehen könne, der Zucker nur für eine Tasse Kaffe reichen würde und wir insgesamt nur 25 Franc im damaligen Paris wert gewesen wären. Starker Tobak. Ansonsten gibt es Geschichten von Piraten, reichlich Metaphern und eine besondere Sängerin, die tiefgründig ist, ohne streberhaft oder besserwisserisch zu klingen. Einfach mal zur Moonlee-Website surfen und einen Song anhören, Fans von DISCOUNT, PRETTY GIRLS MAKE GRAVES und 90er-Jahre-Indie werden bestimmt begeistert sein. (34:51) (8) Thomas Eberhardt

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ASHES OF POMPEII
Accidental Goals CD
Papership Records


Die vier Jungs aus Marburg beginnen ein neues Kapitel, denn dort wo der Vorgänger "The End Begins Tomorrow noch frisch, beschwingt und unkompliziert war, wartet "Accidental Goals" mit Zweifeln, Fragen und Schwerverdaulichem auf. Trotzdessen ist der Zweitling ein mehr als lohnendes Album geworden, welches aufgrund zweier Englandtouren auch gehörig an TRIBUTE TO NOTHING erinnert. Die rauhe, kehlige Singstimme von Tobias Mösch wird immer öfter von programmierten Sounds unterstützt und so gewinnt der disharmonische Emocore neues Terrain für sich und setzt sich klar von seinen Verfolgern ab. "To Keep Alive" behandelt Sinnsuche und Existenzlethargie, wobei die Gitarren nach der anfänglichen Melancholie doch wieder schwungvoll aus den Amps donnern und sogar einige Screamoelemente, die Tatenlosigkeit hinwegfegen und Grund zur Hoffnung geben. "The Human Fly" ist ein von T.C. BOYLE inspiriertes Instrumental und hier setzt sich der Kurs der Band Soundscapes zu entwerfen unvermindert fort. So kraftvoll klingen nichtmal die Instrumentalstücke der RED SPAROWES und wer THE EDITORS mag, wird bei ASHES OF POMPEII auch den ein oder anderen Verweis auf die Briten finden. Die Wartezeit von über drei Jahren hat die Band unheimlich reifen lassen, die Songs sind flächiger geworden und man sucht herkömmliche Strukturen manchmal ganz vergebens, aber die Tracks funktionieren trotzdem, was an sich schon erstaunlich ist. Mein liebster Song ist definitiv "Standby" da die Balance zwischen Tristesse und Wut einfach beeindruckend ist, aber auch "Hunted By City Lights" ist ein Powertrack, der den Gitarren viel Raum zur Entfaltung schenkt, selbst wenn er etwas diffus ist. Fakt ist, dass ASHES OF POMPEII hier die Tür zum Pathosrock aufgestossen haben, ohne aber die HWM-Shirts bei Online-Aktionshäusern zu versetzen. Genregrenzen sind zwar nicht mehr wirklich relevant, aber wenn das Quartett die entsprechenden Szenen live beehrt, wird man sich bestimmt einen stabilen Freundeskreis erspielen können. (42:51) (8,5/10) Thomas Eberhardt

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BARONS BALL
Push CD
STF Records


Gefälliger Rock amerkanischer Prägung, gespielt von Mr. Levon, Mr. Stevens und zwei Brüdern namens Hurley. Authentisch wirken die Songs, weil das Quartett NICKELBACK, BON JOVI und andere transatlantische Einflüsse musikalisch gut verknüpft und textlich auch ganz nette Formulierungen zu den Themen Muscle Cars, Break Ups und Beziehungen im Allgemeinen findet. Die zwölf Songs überzeugen durch die gute Produktion und das augefeilte Zusammenspiel der Musiker. Nach mehrmaligem Hören findet man richtig Gefallen an den Songs der Band und lobt sich so viel Eigenständigkeit und die Abgrenzung von gängigen Trends, denn was gibt es schlimmeres als Musiker, die sich den Trends anbiedern? BARONS BALL sind eine gute, tradtionelle amerikanisch-klingende Rockband und wem's nicht gefällt, der muss es ja nicht hören, aber was die Jungs machen, hat Hand und Fuß. Einfach mal "Give Me All Your Love" anhören und wenn's gefällt werden die anderen elf Songs werden bestimmt ebenfalls überzeugen. (6,5/10) Thomas Eberhardt

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BLUENECK
The Fallen Host CD
Denovali Records


Eine Violine eröffnet den verträumten Opener (Depart From Me, You Who Are Cursed) und bietet reichlich Gelegenheit die Gedanken mal schweifen zu lassen. Die atmophärischen Songs wirken wie ein Entschleuniger und in "Low" setzt dann auch erstmals Duncan Attwoods Gesang ein. Attwood spielt neben der Gitarre auch zeitweise Piano und so könnte man durchaus Parallelen zu ELLIOTTs "False Cathedrals" dem Output von SIGUR ROS, MOGWAI, GOODSPEED YOU BLACK EMPEROR! oder EXPLOSIONS IN THE SKY ziehen. Insgesamt ist "The Fallen Host" recht brav, aber die Singleauskopplung "Lilitu" wird bestimmt ihre Fans finden, da die Briten zusätzlich auf elektronische Beats setzen und sich voll und ganz der Melancholie hingeben. Stimmungsvoll ist "The Fallen Host" allemal und die Steigerung vom reduzierten Sound bis hin zu bombastischen Momenten weckt ebenfalls Interesse. Handwerklich gut gemacht, aber so extrem viel passiert nicht. Die Devise muss daher unbedingt "chillen" lauten, sonst hat das zweite Album der Band in neun Jahren so seine Längen. Das Album ist als Digipak oder Vinyl erhältlich. (55:14) (6) Thomas Eberhardt

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CALIBER
Vom Hier Und Jetzt CD
Myspace.com/caliberband


Ehemalige von DRUCKKAMMER, HONEYTOAST, PARIS IN FLAMES und FIRE DOWN BELOW haben sich zu einem hochkarätigen Act formiert und man staunt nicht schlecht, wenn die Band ihren brachialen Mix aus LIAR, MORNING AGAIN, LOXIRAN und LEBENSREFORM zum ersten Mal loslässt. Die melodische Note von HONEYTOAST findet zeitweise auch ihren Platz und so verhindert man gekonnt, dass die Monotonie Einzug hält. Die LOXIRAN-Assoziation fällt auch wegen der durchdachten deutschen Texte, die meist ziemlich modern sind und nur selten pathetisch werden. "Beauty" packt Perfektion ganz unprätentiös am Schopf und rechnet mit "die Nacht zum Tag machen" ab, während "Ich Will" ein Aufruf für eine lebenswerte Umwelt ist, in der es weder Armut noch Grenzen gibt. Ja, CALIBER setzen auf Utopien und das unterscheidet sie von Gros der Metalbands da draussen. Erfreulich klein ist auch der Metalcore-Anteil, denn hier spielen die Neuziger noch eine grosse Rolle und genau deshalb kann man CALIBER nur weiterempfehlen. Wirklich ein tolles Album, welches beständig wächst. (39:09) (8,5/10) Thomas Eberhardt

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DAMAGE THRESHOLD
Four Of A Kind CD
Concrete Jungle


Nostalgischer Hardcore von Ex-RAWSIDE- und SPITE- Mitgliedern, wie er mitreissender nicht sein könnte. Abseits von aktuellen Trends und stumpfsinnigen Oberflächlichkeiten spielt sich die Ü30-Combo schnell in des Hörers Herz, weil man mit NYHC ebennichts falsch machen kann. Sei es nun 1990 oder 2010 (au weia, ist 2YK wirklich schon bald zehn Jahre her?) Erstaunlich gut ist auch das Rhythmusgefühl von Drummer Simon und dass hier nur eine Gitarre amWerk ist,musste mir schon das Booklet vermitteln. "Four Of A Kind" müsste Fans von SLAPSHOT, S.O.I.A., aber auch Liebhaber von Labels wie New Age Records überzeugen und wenn die Gelegenheit besteht die Band mal live zu sehen, sollte man sich das nicht entgehen lassen. Stimmlich orientiert Butchsich ebenfallsan Choke und Lou Koller. ( ) (7,5) Thomas Eberhardt

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DOGMA INC
Before And After CD
STF Records


Trash Metal aus der Tschechischen Republik, der etwas an SOULFLY erinnert, meist aber ziemlich im Stakkato stecken blebit und meist auch etwas eintönig ist, da die Drums und die Gitarren ziemlich ähnliche Rhythmen und ein vergleichbares Tempo vorlegen. Beim dritten Song "A Feeling Of Non Gravity" befreit man sich erstmals aus dem stilistischen Korsett und wird spontaner, indem der Bass aus dem Schema ausbrechen darf und die Gitarre ein Andreas Kisser-Solo zum Besten gibt. "Desired Something" beginnt dann gar mit einem simultanen Gitrarrenriff in verschiedenen Tonlagen und zeigt, dass die Herren mehr Akzente setzten können. Ein erneutes Solo sorgt für Abwechslung im NAILBOMB, DISCHARGE-Stakkato Dschungel, aber durch die Zerhackstückung der Songs ist "Before And After" schwer verdaulich und eher was für Fans von CATHETER, frühen SEPULTURA oder frühen NAPALM DEATH Releases. Die beiden ersten Tracks hätte man sich sparen können, aber wenn DOGMA INC mal warm geworden sind, machen sie ihre Sache ganz ordentlich, wobei gerade ihr Genre natürlich viele Meilensteine hervorgebracht hat, die inhaltlich klar und politisch waren, da fällt es schwer noch Akzente zu setzen. Trotzdem ganz ordentlich. (6/10) Thomas Eberhardt

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EATING PEBBLE
The Knife Show CD
DeafFrog/Radar/Myspace.com/Eatingpebble


Zugegeben, man ist schnell versucht EATING PEBBLE einen MANDO DIAO-Verschnitt zu schimpfen, aber wenn man bedenkt, dass das Quartett schon seit 2002 gemeinsam auf den Spuren der BEATLES wandelt, dann muss man mit dieser Argumentation natürlich vorsichtig sein. Zwar geben die ebenfalls aus Schweden stammenden Musiker THE LIBERTINES und MANDO DIAO als Einfluss an, aber sie sind auf jeden Fall keine ideenlosen Nachahmer, denn "A Day In June" hat viele Elemente, die wesentlich kauziger sind als die Charthits der Jungs aus Borlänge. "To Explain And Clarify" beginnt mit einer sakralen Instrumentierung und WAITSschem Gesang, driftet dann aber in einen melodischen Powerpunk-Song namens "Powder Head Park" ab, welcher nun so gar nicht mehr in die MANDO DIAO-Schablone passen mag, sondern mit seinem treibenden Bass eher an HORACE PINKER denken lässt. Diese Tendenz verfolgt das gewissenhaft schwarz gefärbte Quartett dann auch bis ans Ende des zwölften Songs fort. Eine unbestreitbare Stärke der Band sind die vielen rhythmischen Kniffe, die "The Knife Show" extrem tanzbar machen und auch der Bass kommt klasse zur Geltung. "Tragedy" ist dann nochmal ein Track, der PLEASURE FOREVER gekonnt mit der Hitformel von Doherty, Dixgard und Noren verbindet, ohne austauschbar zu sein. Ein gutes Indiealbum, das man ohne Majorbeteiligung vielleicht noch mehr geniessen kann als die Brüder im Geiste. (7/10) Thomas Eberhardt

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ELVIS JACKSON
Against The Gravity
Antstreet Records/New Music Distribution


Eigentlich hatte ich eine Ska-Scheibe erwartet, war dann aber positiv überrascht, denn ELVIS JACKSON bieten schnellen Melodycore, dessen Gitarren oft an Fletcher von PENNYWISE denken lassen. "Sweet Perfection" ergänzt die Palette aber dann durch ALL-Elemente wie eine gigantsiche Bassline, und ist echt mitreissend. "Breaking The Silence" bietet die Skasprengsel, die das Presseschreiben verspricht und dank der jahrelangen Erfahrung klingt die Fusion sehr gelungen. Das Layout ist zwar recht infantil, aber die 13 Songs bleiben klar über dem Durchschnitt. Budas etwas höhere Gesangstimme unterscheidet die Slovenen von anderen Bands und ihre Zitate aus den 80ern und 90ern machen sie mir mehr als sympathisch. Also nicht vom Artwork abscrecken lassen, denn Songs wie "The Burned Out Flame" zeigen, dass ELVIS JACKSON garantiert was für Fans von PENNYWISE, UNWRITTEN LAW oder ALL sind. (43:38) (7/10) Thomas Eberhardt

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FOR THE GLORY
Survival Of The Fittest
Dead Serious Records


Ein neues Album von FOR THE GLORY aus Portugal muss natürlich standesgemäß mit ihrer 2004er 8 Song-EP "Drown In Blood" eröffnet werden. Das Line-Up hat sich seit damals nur marginal verändert, Gitarre, Vocals und Bass sind noch fest in alter Besetzung verankert, nur die Trommeln drischt jetzt Cláudio Tavares. Neben der EP sind noch zwei Seveninches und natürlich ein Demo veröffentlicht worden, also wurde es nach sechs Jahren höchste Zeit mal einen adäquaten Longplayer zu schmieden. Die zwölf Songs sind nun aber auch wirklich ein beachtliches Hardcore-Album geworden und man findet kaum die Zeit um durchzuatmen, so straff halten FOR THE GLORY ihre Zuhörer in Zaum. Fans von Scott Vogel, respektive TERROR, BURIED ALIVE, MODERN LIFE IS WAR, GOLD KIDS oder FURIOUS STYLES dürfen sich auf einen klassischen old school Release freuen, der in "War" sogar etwas ausbricht und einen hymischen Streetpunk-Singalong zwischen die Beatdowns streut. Nachdem DAY OF THE DEAD nun leider das Zeitliche gesegnet haben, werden FOR THE GLORY wohl der Vorzeigeexport Portugals in Sachen old school Hardcore werden. Das Layout besteht aus Zeichnungen und lässt einen Wal mal eine Flotte Schiffe zerlegen, schließlich kann man ruhig mal die Rollen tauschen. Obendrauf gibt es noch einen Videoclip. Ein Gesamtpaket an dem es wahrlich nichts zu tadeln gibt. (8,5/10) Thomas Eberhardt

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HANDS OF TIME
S/t CD
STF Records


Bei STF scheint mal von der Limitierung auf einen Sound wenig zu halten und irgendwie ist es ja auch langweilig, daher gibt es mit HANDS OF TIME eine Glamrock Band aus Italien. Leo Ariel war früher Songwriter und Sänger von DAFNE und nach deren Split gründete er mit Kollege Nicko, Paul von NEOTERICA und Nicholas von RIFFLESSI die neue Band HANDS OF TIME. Der Sound ist auf vier Säulen aufgebaut, als da wären Ariels Stimme, deren hohe Töne Gläser zum Zerspringen bringen kann, sleazy Slash-Riffs, einen gehörigen Rock n' Roll Groove und wie in "Very Far Away" auch ein dick aufgetragenes Songwriter und Hippieambiente, dem mansich schlecht entziehen kann. AEROSMITH und die Bands der Generation Woodstock haben die zehn Songs von HANDS OF TIME geprägt und selbst wenn der Sound der Aufnahmen nicht unbedingt jeden überzeugen wird, ist der Stil der Band doch ausgereift und wenn Ariel eine Nuance tiefer singen würde, könnte man bestimmt noch ein breiteres Publikum ansprechen, aber Freunde von Go Down Records sollten HANDS OF TIME unbedingt mal antesten. (7/10) Thomas Eberhardt

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IRA
Visions Of A Landscape 2LP/CD
Golden Antenna/Broken Silence


Der große Knall bleibt erstmal aus, wenn man den Opener "Empire in a bag" hört. Im folgenden Song, der auch der Titletrack ist, kommen dann die ersten NEUROSIS-Riffs zu Tage und es wird etwas doomiger. Insgesamt sind IRA aber weniger zornig als noch auf ihrem letzten Album "The Body And The Soil". Der zum Szeneadel gehörende Büsser umschreibt den Sound IRAs als "Rock. Nicht Post-Rock, nichts, was in irgendeiner Weise ironisch gebrochen wäre oder sonst wie um die Ecke gedacht" und hat damit eigentlich Recht, denn was ebenso auffällt, ist die weite Distanz, die IRA inzwischen zu ihren Wurzeln entwickelt haben. Mit der ehemaligen Per Koro Band BLINDSPOT A.D. hat "Visons Of A Landscape" nun so gar nichts mehr gemein. Wo der Opener etwas sehr traditionell nach Rock klingt, entwickelt "Lamb" eine gelungene Synthese aus VNV NATION- und EDITORS-Vocals und MOGWAI-Instrumentierung, was durchaus etwas zeitgemäßer ist als der Auftakt des Albums. "A drop of irony" ist dann die Blaupause für den perfekten IRA-Song, tiefergestimmte Gitarren treffen hypnotisch-abstrakte Vocals, der Bass erdet den Song, während die Sechssaiter sich in Olympischen Sphären in den höchsten Tonlagen duellieren. Die abschließende Erkenntnis muss wohl auch lauten, dass "Visons Of A Landscape" kein Gebrauchsartikel ist, sondern durchaus noch wachsen kann, wenn man sich die Zeit dafür nimmt. Der stark auf Songformat ausgedehnte Gesang, der bisher nur sporadisch war, erleichtert den Zugang und so ist der zweite Streich des Quintetts vom Bodensee mehr als gelungen. Dass seit dem Debüt rund vier Jahre vergangen sind, zeigt, dass die Konstanzer keine Fließbandware produzieren und sich nicht den Marktmechanismen beugen. Selbst wenn ich jetzt überinterpretiere, wäre dies eine wünschenswerte Gesamtentwicklung. (38:46) (7) Thomas Eberhardt

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IBSEN
Graffiti In Granada MCD
Auf Die Plätze


Erlangen macht seinem Ruf als zuverlässige Talentschmiede mal wieder alle Ehre, denn nach SHARK SOUP und YUCCA kommt mit IBSEN jetzt eine weitere Combo aus der mittelfränkischen Stadt, die sich im Indiesektor etablieren könnte. Stilistisch hält sich das Trio an Bands wie THUNDERBIRDS ARE NOW!, Q AND NOT U oder VCR, also Gruppen, die krachig zu Werke gehen und auch in der Tradition von Dischord stehen. Synthies geben den fünf Tracks einen modernen Anstrich und den beiden Saiteninstrumenten einen würdigen Mitstreiter zur Seite. "Hearts And Legs" stellt die Elektronik beherzt in den Mittelpunkt und so passen IBSEN trotz der Gitarren gut auf das Kulmbacher Label Auf die Plätze, das in Zukunft bestimmt noch von sich Reden machen wird. Das Digipak ist schön gelayoutet und auch wenn der Name IBSEN belesen klingt, so sind die drei Musiker keinesfalls zu kopflastig und schon gar nicht überdreht-dramatisch. Ihrer Zeit sind IBSEN aber wie ihr Vorbild einen Schritt voraus. Wäre schön, wenn das Trio bald ein neues Werk vorlegen könnte, die fünf Songs haben jedenfalls mein Interesse geweckt. (15:00) (7/10) Thomas Eberhardt

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JAKE PORN
Something Different CD
STF Records


Andrew WK-Attitüde trifft bei JAKE PORN auf schnellen Punkrock und die Devise lautet einfach Spass haben. Das Plus des Fünfers ist sein gutes Gespür für Grooves und Rhythmen, auch die Drums spielen hier eine wichtige Rolle. "Flame" kombiniert beispielsweise Crossover-Elemente mit PANTERA-Riffs, was eigentlich ganz gut funktioniert. DOG EAT DOG und THREE DOORS DOWN standen hier Pate wobei "My Decision" mit seinem Songaufbau und den nasalen Vocals an GUNS N' ROSES erinnert. An Einflüssen fehlt es dem Quintett folglich nicht. Der namensgebende Track des Albums "Save Me (Something Different) hat eine gute Hookline und einen tollen Refrain. "Melt Your Ice Down" erinnert dann mit seinen Riffs fast schon VAN HALENS "Jump". Schön, abwechslungsreich und was für alle, die die Musik der Neuziger extrem vermissen. (6,5/10) Thomas Eberhardt

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THE MONROES
Roulette CD
Tocado Records/Radar Music


Bereits seit dem ersten Oktober ist dieses formidable Album der niederländischen Surf-/Garagenband THE MONROES erhältlich und da es sich um das Debüt der female fronted Vintage Combo handelt, muss dieses nun erstmal gebührend über den grünen Klee gelobt werden, hauptsächlich weil die Band aus Groningen einfach die Sensation schlechthin ist. Fuzzy Gitarrenriffs dröhnen aus den Speakern, während die bildhübsche Josje beinahe ätherisch singt, aber auch mal kantig sein kann und dann an Kat Bjeland von den BABES IN TOYLAND erinnert. "Misery" geht eindeutig in die Rockabilly-Retroecke und wenn man hört wie hier das Tremolo malträtiert wird, dann denkt man, dass THE SHADOWS einem Voodoozauber zum Opfer gefallen sind und nun doch mehr die METEORS als sie selbst sind. Die obligatorische Wurlitzer-Orgel taucht ebenfalls auf und so ist es einfach fantastisch was THE MONROES hier an 50s- und 60s-Zitaten integrieren ohne nach Plagiatoren zu klingen. Jeder der dreizehn Songs und die Anzahl ist bestimmt auch kein Zufall, würde perfekt in einen Tarantino-Streifen passen und obwohl das abschließende OBLIVIANS-Cover "You Better Behave" stilistisch etwas aus dem Rahmen fällt, weil es viel schnörkelloser als der Rest des Album ist, könnte es keinen passenderen Rausschmeißer für "Roulette" geben. Für Voodoo Rhythm-Fans ist "Roulette" allemal ein guter Tipp und jeder, der irgendwas mit Rock n' Roll am Hut hat, müsste mit THE MONROES mehr als glücklich werden. (35:56) (9/10) Thomas Eberhardt

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MURDER THERAPY
Symmetry Of Delirium CD
Deity Down Records


Neben PERSISTENSE verblasst das Album von MURDER THERAPY zwar etwas, aber auch hier werden die Neunziger gross geschrieben, selbst wenn die Vorbilder hier eher CANNIBAL CORPSE und BRUTAL TRUTH sind. Die Italiener haben mit Riccardo Meschiari einen Sänger, der schon ganz klar in Richtung Chris Barnes geht und einfach nur ganz ordinär vor sich hingrunzt. Textlich schlägt man in die selbe Kerbe, Songs über Mörder und Hass, gerne in der ersten Person, muss ich jetzt nicht unbedingt haben. "Hidden In Lies", eine Kritik an organisierter Religion und den Verbrechen an Un- oder Andersgläubigen, kann man hingegen erst nehmen. Das Tempo der Band dürfte dem Drummer nach Shows und Proben einen soliden Muskelkater bescheren, aber trotz des extremen Stils vermeidet Marc Bolognini gekonnt die Monotonie und auch die beiden Sechssaiter brettern mutig um die Wette. Vom Bass hingegen hört man so gut wie nichts, denn der wird leider niedergewalzt. Jede beliebige Earache-Platte dürfte gleichwertige oder bessere Unterhaltung bieten, daher werden sich MURDER THERAPY wohl erstmal regional oder national durchsetzen müssen. Das Layout ist ebenfalls gerade Durchschnitt, da hängen diese fünf Südländer optisch echt Jahre hinterher. (32:16) (6,5/10) Thomas Eberhardt

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PERSISTENSE
In Blood And Heart CD
Deity Down Records


Den Bosch scheint eine extrem lebendige Metalszene zu haben, denn neben NUESTROS DERECHOS sind PERSISTENSE eine weitere Band von dort, die internationales Format besitzt. Gegründet wurde das Quintett bereits 2000, aber 2005 fiel die damalige Besetzung auseinander. Sänger Stefan Van Vugt, der den Stil der Band mit seinen Old School Growls extrem prägt, wollte die Combo aber unbedingt am Leben erhalten und suchte sich nach dem Split Leute mit einer ausgeprägten Passion für Metal und so veröffentlichte man 2005 ein Three Track Promo. Das späte Debüt ist nun der unbedingte Beweis dafür, dass PERSISTENSE all das Engagement von Van Vugt wert sind. Die Songs verbinden DEATHs Frühwerk "Scream Bloody Gore" mit "Erase" von GOREFEST und zeigen, dass Deathmetal noch lange nicht abgemeldet ist. Die Comebacks von TESTAMENT, PESTILENCE und SLAYER könnten auch kleineren Bands wie PERSISTENSE den Weg ebnen. Der Anspruch der Niederländer besteht aber keineswegs nur darin technisch versiert und songwriterisch begabt zu sein, nein, die Songs sollen Wiedererkennungswert haben und bedeutungsvolle Inhalte. Ein ambitioniertes Projekt, welches die Fünf aber mit Bravour umsetzen. Die acht Songs lassen alles, was in letzter Zeit auf dem Metalsektor ablief, die letzte PESTILENCE mal ausgenommen, ziemlich blass aussehen, allein dadurch, dass PERSISTENSE, übrigens ein Wortspiel aus "persistence" und "intense", so stark durch die Klassiker beinflusst agieren und trotzdem keine Limits kennen. (44:47) (9/10) Thomas Eberhardt

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TERRORGOD
Coming Home CD
STF Records


Die Sechssaiter eröffnen "W.A.R." in bester Trash Manier und wenn der Gesang etwas in Schwung gekommen ist, dann weiß der Trash Metal des Quartetts mehr als nur zu gefallen. Das Tempo ist durchweg extrem rapide und wenn dann ein Chor wie in "Coming Home", ein Schelm, wer jetzt nicht an "Welcome Home" denkt, einsetzt lockert das die Sache merklich auf, aber insgesamt haben TERRORGOD einen deutlichen Prog-Einschlag, so dass auch konservative Heavy Metal-Hörer hier auf ihre Kosten kommen dürften. Das ein andere IRON MAIDEN-Zitat "Miss Treated" (ja,ich weiß, dass DEEP PURPLE auch Pate gestanden haben könnten) wird bedächtig gestreut und so schaffen es TERRORGOD eigentlich jedem Recht zu machen, selbst der Hardcore-Hörer dürfte bei "In Vain" aufhorchen, denn hier werden Genre-Grenzen in Frage gestellt und SLAYER-Riffs mit HATEBREED-Chords kombiniert, was nochmal zeigt, dass die Bayern keine Grenzen kennen. "The Burning Cross" beginnt mit beachtlichen Tenorvocals, die etwas an Serj Tankian erinnert und driftet dann in ein gnadenloses Gebretter ab, setzt aber wiederAkzente und auch die Drums machen hier eine gute Figur. Textlich ein kritisches Album und ganz und gar nicht stumpfsinnig, wie so viele Metalcore-Scheiben. "Given And Taken" ist dann eine akustisches Fingerpickingpassage und eröffnet "Betrayer", welches sich wieder etwas alten Helden des Heavy Metal orientiert. Die elf Songs bestechen durch ihre Vielfalt und es ist angenehm mal ein recht unberechenbares Album zu haben, das auch viele Tempiwechsel bietet und so lange beschäftigt. (46:24)(8/10) Thomas Eberhardt

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UNCOVER
Decade Of Retaliation CD
Eigenproduktion


Die Debüt EP "In Blood We Stand" war ein solider Brocken und das zweite Album vermag es dem Erstling sgar noch den Rang abzulaufen. Metalcore der alten Schule mit skandinavischen Passagen und einem sich rasch entwickelnden Sänger, der wirklich überzeugt. Ganz vereinzelt hört man neben den AT THE GATES-Vocals auch mal melodische MAIDEN-Harmonien. Die Songs sind von der Länge her episch "Born To Bloom" geht zum Beispiel gut an die Fünfminutengrenze. Fans der alten Alben von HEAVEN SHALL BURN werden hier ganz sicher auf ihre Kosten kommen, denn auch das Digipak-Artwork von Markus Ruf (FEAR MY THOUGHTS) überzeugt auf ganzer Linie. "Waterboarding Championship" zeigt, dass UNCOVER ihren Stil auch gehörig variieren können, denn hier sind sie weniger episch und beschränken sich auf Powerchords, die von derbsten Leads begleitet werden. Im Metalcore-Bereich könnte das Quartett schnell zu den grossen aufschließen, denn ihre Stärke ist, dass sie nicht so berechenbar wie viele ihrer Genrekollegen sind und eher modernen Metal als Metalcore machen, wenn man's mal genau bedenkt. Texte wären noch eine feine Sache gewesen, aber wer gut hinhört, der müsste alles verstehen und UNCOVER machen die Sache damit auch irgendwie interessant, da die laufende Textlieferung natürlich auch sehr unselbstständig macht. Ein Monster von einem Album.(47:31) (8,5/10) Thomas Eberhardt

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VAGRANTS
Be True CD
STF Records


Eine female fronted Rockband aus Australien, die verschiedenste Einflüsse kombiniert und so unterschiedliche Assoziationen wie AC/DC, Ben Harper, Janis Joplin weckt. Das ist eine ganze Menge an möglichen Verweisen von denen wir Pink zum Glück entkräften können. Mit New-Gothic Acts wie Evanescence hat das Album meiner Meinung nach auch nichts zu tun, Klar, die Riffs von Angus Young haben die Australier natürlich im Blut. Sängerin Renate erinnert mich in manchen Songs auch an diabolische BLONDIE und die Band nimmt sich in einem Song wie "Celebrate" dann auch mal zurück und lässt die tolle Stimme der Bandleaderin die Sache schaukeln. "Be True" bedient sich dann wieder bei Ikonen und wegen des Refrains muss sich Ludwig dann auch einen Vergleich mit Gwen Stefani gefallen lassen, aber es gibt schlimmeres, oder? THE VAGRANTS haben aber trotz des Namedroppings ihren ganz eigenen Stil, der zwar recht nostalgisch ist, dadurch aber auch zeitlos rüberkommt. "Shadow World" wird durch eine Mundharmonika eröffnet und der Bass legt ein solides Groovefundament, so dass der Song sich zu einem tollen Bluestrack entwickelt, der einfach zeigt, dass die fünf Assies in einer Tradition stehen und hauptsächlich eine gute Zeit haben wollen, das kommt an und reißt mit. (7/10) Thomas Eberhardt

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WICKED KEMAO
Speak! CD
wickedkemao.de


Die Düsseldorfer haben nach einigen Touren jetzt endlich ein Debütalbum aufgenommen und der Ideenreichtum, den sie auf "Speak!" anhäufen, haut einen schlichtweg um. Stilistisch gehen Trash-Bands wie TESTAMENT und frühe METALLICA eine Laison mit ANTHRAX ein. Selbst Cyco Miko würde an einem Song wie "Not From California" seine helle Freude haben. Ähnlich wie MUNICIPAL WASTE sind WICKED KAMAO eine Trashcombo mit Humor, so darf auch ein Dick Dale-Riff in dem Song auftauchen, um dann vom Stakkato zerlegt zu werden. "Let's Get Loaded" hat einen fantastischen Akkordwechsel im Refrain, während in der Strophe und der Bridge die Finger nur so über das Griffbrett flitzen und dazu verleiten mal wieder "Kill Em All" aufzulegen. Das Artwork ziert Rehsi vom AK47 und insgesamt ist "Speak!" eine verdammt gute diy-Scheibe, die trotzdem eine amtliche Produktion hat und technisch tadellos ist. Egal ob ihr nun Trash, Metal oder Crossover hört, WICKED KEMAO gelingt eine beachtliche Fusion dieser Genres, schlichtweg genial. (41:40) (8) Thomas Eberhardt