WITH LOVE, November 2015-Reviews

NOVEMBER 2015

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ALL WILL KNOW
Deeper Into Time CD
Noizgate Records/Rough Trade


Der Opener geht derbst nach vorne, es werden aber auch recht zügig Facetten enthüllt, die auf voller Spiellänge etwas problematisch werden, aber wenn man sich eine Metalcore-/Prog- und Elektro-Fusion vorstellen kann/mag, steht dem Vergnügen nichts im Wege. So proggig hab ich das Album gar nicht vorgestellt, der Titelsong ist gesanglich echt ziemlich Heldentenor, ansonsten grooven die Songs aber ordentlich und auch wenn die Drums recht klinisch klingen und ich die Elektronik-Spielchen nicht wirklich haben muss, überzeugt das Handwerkliche. "Towards Delivery" ist ebenfalls unüblich, zu Beginn hört man Posaunen, Spoken word und PANTERA-Riffs, dann folgt eine Pagan-Melodie. Das nenne ich mal aufgeschlossen. Das Koriose daran ist tatsächlich, dass dieses stilistische Experiment gut funktioniert. Ein Einwand bleibt langfristig aber, denn vieles klingt überladen und sehr beliebig und die Eingängigkeit leidet etwas unter der Kreativität des Sextetts aus Darmstadt. Anspieltipp wäre "Solitude in fear", denn der Track ist etwas eingängiger als seine Konkurrenten. ThEb (6)

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BLACK INSIDE
A Possession Story CD
Red Cat Records


Heavy Metal, Prog, Trash und Hard Rock sind die Spielwiesen auf denen sich BLACK INSIDE austoben und erstaunlicherweise gelingt es ihnen in allen vier Bereichen aktiv zu sein, ohne dass die Songs jetzt zusammengewürfelt klingen würden. Das epische "Siege of Jerusalem" (ein Song über die Kreuzzüge) passt ebenso ins Bild wie das aggressive "Man is a wolf to men". Oft huldigt Sänger Luigi Martino mit seiner dramatischen Vorstellung Bruce Dickinson. Martino erzählt eindrucksvoll Geschichten und liefert eher eine Darbietung, als eine Gesangsspur. Die Soli sowie das Songwriting können sein hohes Niveau halten, tatsächlich sind hier fünf Musiker am Werke, die das Gesamtergebnis im Blick haben und sich nicht in Fingerübungen verrennen, sondern sich auch mal zurücknehmen. Für Fans des traditionellen Heavy Metals ist die Band aus Neapel, die seit 2010 aktiv ist, eine sichere Bank. Mein persönliches Highlight ist das stonerartige "I'm not like you", welches nochmal die Bandbreite des Schaffens von BLACK INSIDE belegt, selbst wenn es recht pathosgetränkt ist. ThEb (7)

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BONECRUSHER
Saints And Heroes CD
Knock Out Records/Cargo


Das achte Album von BONECRUSHER aus Kalifornien erscheint wieder bei Knock Out und das Artwork stammt, wie schon beim Vorgänger, von Allroundtalent Chris Jani (New Way Tattoo, Berlin). Musikalisch gibt es weiterhin Streetpunk/Hooligan-Mucke in bester COCK SPARRER/COGNEY REJECTS-Manier. Die Highlights sind zahlreich, aber eher auf der B-Seite, weißt schon, der zweiten Hälfte des Albums, zu finden. "Born to lose" und "Whiskey nation" wären so meine persönlichen Favoriten. Überraschungen wie "Monster", welches den MISFITS Tribut zollt, und "We got tonight", ein Traditional/Folksong, sind aber ebenfalls auf "Saints And Heroes" zu finden. Die Vocals sind brutal, die Texte offenbaren die Weisheit eines Straßenköters und wenn bei euch mal die Luft raus sein sollte, dann einfach die 14 Songs hören, anschließend will man Bäume ausreißen. Zurecht. ThEb (9)

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CIGUE
Ainsi Nous Sommes CD
cigue-music.com


Elektro-/Noiserock aus Frankreich mit französischen Lyrics und dominanten Synthies. Den Gesang teilen sich Yann Reversat und Neuzugang Marjorie Lelievre, die beide ihre Ausbildung an der American School of Modern Music bzw. dem Konservatorium in Bezier recht plakativ ins Zentrum des Promowisches gestellt haben. Die hohen Erwartungen kann das Quartett dann aber meist nicht erfüllen, denn bisweilen habe ich das Gefühl selten so viele schiefe Töne gehört zu haben. Überambitioniert und wenn man sich mal die einzelnen Instrumente anhört, überzeugt Joanna Louis an den Keys doch mehr als sämtliche andere Mitglieder. Das dritte Album scheitert meiner Meinung nach am Selbstbewusstsein der Band, denn das Songwriting ist gut, ich hab' nur den Eindruck, dass handwerklich das Know-How fehlt, was beeindruckend ist, wenn man bedenkt, dass man es ja mit Profis zu tun hat. Haut mich nicht um. Am ehesten überzeugt noch das wavige "Sanctify". ThEb (5)

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COLD READING
Fractures And Fragments CD
Flix Records


Postcore der Marke BRAID flatterte hier schon seit geraumer Zeit nicht mehr ins Haus und der Nostalgie halber durfte das Album dann auch gleich mehrere Runden drehen. Wem BRAID nicht allzuviel sagt, der stelle sich zweistimmige hohe Vocals, teils schmissige, teils filigran-verspielte Gitarren vor und addiere bipolare Störung. Könnte auch Fans von DEATH CAB FOR CUTIE, COHEED AND CAMBRIA oder WEEZER zusagen, denn "Safe and sound" hat schon einen Rivers Cuomo-Vibe, der mich stellenweise an "Pinkerton" erinnert. "Moons of Jupiter" kokettiert mit SUN KIL MOON und die euphorischen Vocals kennt man von den Hamburgern ANORAK. Genug Namedropping für heute, neun Songs, die zwar nicht perfekt sind, aber eben in ihrer diy-Manier genau das tun, was Post-Hc-Musiker eben tun, Punk, Hc und Indie fusionieren und dabei sympathisch und smart sein. Nicht verpassen! Beim Label ist die CD für 'nen Fünfer zu haben, Vinyl kostet 13 Euro. Wenn das keine Kampfpreise sind. ThEb (8,5)

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FLATFOOT/ 6'10
Split MCD
Flix Records


Haben FLATFOOT 56 "Cottonfields" von LEADBELLY etwa einen Dudelsack verpasst? Wenn da der Irish Pub nicht rotiert, dann weiß ich auch nicht. Derart trinkfreudig geht es weiter, denn "Piccolini" ist eine Art Kasatschok, welcher mit einem unglaublichen Tempo zelebriert wird und dann in Chören endet. Klingt russisch. "This Time" steht dann ganz in der Tradition von SOCIAL DISTORTION, allerdings dürfen auch hier nicht die Bagpipes fehlen, für den Boston-Faktor sozusagen. 6`10 frönen mit "Seeing light" eher dem Streetpunk und erinnern angenehm an ONE MAN ARMY. Sechs Songs, drei von jeder Band und trotz der personellen Überschneidung, Tobin Bawinkel spielt nämlich in beiden Bands, bekommt man schon Vielfältigkeit geboten. Die Mandoline ist zwar ständig präsent, aber vom Songwriting her ist diese Split ein Kleinod, beide Bands beherrschen ihr Metier einfach, nur selten legt man einen gewissen Dilettantismus an den Tag legt, wie beispielsweise bei der Flöte im Bonustrack, ist dann aber fast schon irgendwie charmant. ThEb (7)

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GRILLMASTER FLASH
Andre Leude My Ass CD
Speck Flag/Broken Silence


Deutschrock mit recht humorvollen Texten, der sich Schnittmengen mit Funpunk gönnt, was mir jedoch weit lieber ist als pseudo-intellektuelles Gewäsch. Zwölf Songs über Bud Spencers Bart, Mofas, durchschnittlich sein und bei Mamma ausziehen. Gekrönt werden werden die Lieder durch etliche Weisheiten des Kalibers "außer Tresen nichts gewesen". Stilistisch geht es des Öfteren in Glamrock bzw. Southerngefilde und GMF bleibt immer Herr der Arrangements und selbst wenn es stets Strophe/Refrain-Strukturen sind, macht es Spaß sich die Tracks anzuhören, die Soli sitzen, zusätzliche Instrumente, wie die Orgel bei "Du bist gut" überzeugen. Etliche musikalische Verweise in den Texten unterhalten gut und in Summe bin ich ob des hohen Niveaus der Songs überrascht. Gibt es das Cover auch mit Affenarsch? ThEb (6,5)

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JIMM
S/t CD
jimm.fr


Hinter JIMM verbergen sich Drummer Fred Quota und na … Mastermind Jimm, der Gitarre, Bass und Gesang handhabt. Die Lyrics sind alle auf Fränzösisch, aber da mir keine Texte vorliegen, kann ich leider nicht sagen, worüber der Gute singt. Die Gitarren sind recht heavy, das Schlagzeug trocken und vom Sound her hat man wirklich ein gutes Händchen gehabt. "Pourri Gaté" ist dann durch den meist schnell gesprochenen Gesang ein EMIL BULLS-mäßiger Heavy-Crossover Smasher. Meist bewegt sich das Duo im Uptempobereich und das Riffing ist immer schön derb, während die Refrains harmonisch und auf Eingängigkeit ausgelegt sind. Handwerklich solide, bisweilen aber so eingängig, dass man Pop-Punk-Assoziationen hat. Ganz nett, aber auch ganz schön belanglos. ThEb (6)

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LIGHT DEFLECTION
S/t MCD
lightdeflection.bandcamp.com


Dieses Trio aus Frankreich hat sich dem atmosphärischen Indierock verschrieben und pendelt stilistisch zwischen den Säulen MUSE, DREDG und ALCEST. Wunderbare Soundscapes, organische Produktion, hin und wieder disharmonische Interludes, gefolgt von überraschenden Temposteigerungen, die oftmals wieder in idyllische Wohlklänge münden. Stimmlich macht Florent Gerbault seiner Position als Sänger alle Ehre und die Aufnahmen von Clement Decrock klingen fabelhaft, denn der Bass ist knarzig, die Gitarren raumfüllend und alles fügt sich zu einem guten Gesamtwerk. Fans der genannten Combos müssen LIGHT DEFLECTION unbedingt mal antesten. Grandios! ThEb (8)

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MANDROID OF KRYPTON
Hyperkaossmarket CD
mandoidofkrypton@gmail.com


"MANDROID OF KRYPTON draws inspiration from its rage of never seeing Krypton again, a planet where nature has reclaimed its rights, condemning the inhabitants to flee the lethal atmosphere." Aha. Alles klar. Generell ein echt cooles Metal/Prog-Album mit Ausflügen in Trash-Gefilde, welches das Trio hier abliefert. Die simpleren Songs zünden sogar noch eher, mir gefällt die Band am Besten, wenn's Richtung Doom geht, was in "Secret Mirror" der Fall ist. Die neun Songs sind jedenfalls sehr eigen und man wird nicht viele Combos finden, die ähnlich klingen. Neben der Innovationsbereitschaft darf auch noch der MASTODON-Faktor gelobt werden, denn die Combo experimentiert fleißig. Klar, die Eingängigkeit leidet etwas drunter, aber wer neugierig ist, sollte unbedingt mal "Animal antimatter" antesten, denn der Song ist ein astreiner Trash-Smasher, nur eben, dass Gitarren sowie Gesang ordentlich tiefergelegt sind. Cooles Artwork übrigens, kommt als three panel Digi. ThEb (7)

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MELTDOWN
Boobs Are For Heroes CD
meltdown-music.ch


Recht cooles Crossover-Album, welches den Vibe von RAGE AGAINST THE MACHINE und INFECTIOUS GROOVES versprüht, nur leider sind die Texte bei Weitem nicht so gut wie die von RATM. Insgesamt eher was zum Weghören und Fremdschämen, was Frontmann Jo "L-Padre" Fuentes hier zum Besten gibt. Das Quartett aus Lausanne nennt den eigenen Stil Comic-Core und das Cover sowie die Texte sind schon eher Karrikatur als Realität. Nicht mit der US-Hardcore-Band Meltdown verwechseln! Der Funk-Anteil ist relativ hoch und der Basser liefert eine Galavorstellung ab, bei den Drums ist mir die Bassdrum eine Spur zu knallig. "I won't be submitted" zeigt aber, dass die Gruppe einen individuellen Stil und gutes Songwriting hat, nächstes Mal vielleicht weniger pubertär? Ist halt irgendwie eine Spaßband, mit allen Vor- und Nachteilen, die dazugehören. Siehe Videoclip! ThEb (6,5)

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NECROBLASPHEME
Belleville CD
Dooweet/Code 7


Das Artwork von Dehn Sora (BLUT AUS NORD, < CODE >, CORTEZ) ist schon erstes Indiz dafür, dass diese französische Combo kompromisslose Stücke kredenzen wird. Tatsächlich ist das Quartett dann auch irgendwo zwischen Death- und Blackmetal zu verorten, wobei auch viele technischen Finessen und perkussive Elemente zu finden sind, die der Band auch Postcore-Züge geben. Musikalisch versiert, episch arrangiert und bisweilen äußerst brutal. Gesanglich wird geshoutet und "How did we get there" glänzt durch atmosphärische Momente. Ganz generell hat man einen sehr räumlichen Klang und wenn in "Two Trees (Dead Wood)" dann die Blastbeats einsetzen, kann man sich kaum das fiese Grinsen verkneifen. Besonders gelungen sind die Spannungsbögen, denn mit instant gratification ist hier nichts los, NECROBLASPHEME lassen den Hörer schon des Öfteren warten, testen seine Geduld und manövrieren ihn durch Klanglandschaften, um dann Letztenendes unbarmherzigst loszuholzen. Lief heute schon zwei Mal und wer Gefallen an AGALLOCH oder Konsorten hat, muss dieses Album unbedingt mal antesten. ThEb (8,5)

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NETHERFELL
Between East And West CD
Noizgate/Rough Trade


Nach dem erfolgreichen Pagan/Folk-Release GRAI kommt nun die polnische Combo NETHERFELL hinterher und wenn die Produktion nicht so durchwachsen wäre, könnte man ob der reichhaltigen Instrumentierung beinahe in Verzückung geraten. Flöte, Dulzimer, Geige, Dudelsack, hier wird sehr vieles ausprobiert. Die keltische Melodie in „Ghost of Kurgan“ wird Genrefreunden mit Sicherheit zusagen. Die Fusion mit Blastbeats und Djent ist dann einen Neuerung, die zeigt, dass NETHERFELL eher den härteren Tönen zugeneigt sind und auch gerne Death-Metal-Vocals und brutales Riffing integrieren. Die Texte sind alle auf polnisch, aber es liegen Übersetzungen bei. Die Frage, die sich mir stellt, ist eher ob Paganfans mit dropped D-Gitarren und Deathcore-Vocals glücklich werden. Der Gesang von Adrianna Zborowska andererseits ist nämlich recht idyllisch und genretypisch, NETHERFELL setzen sich damit ein bisschen zwischen die Stühle, aber wer weiß, vielleicht ist es auch eine Nische, die beackert sein will. In Summe ein spannendes Album, selbst wenn es nicht meinen persönlichen Geschmack trifft, innovativ ist das Sextett aus Krakau allemal. ThEb (7)

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NO NEED TO STAY
Persona Obscura CD
Timezone Records


Vom Stil her erinnern mich NO NEED TO STAY an CHIODOS, denn der vertrackte Metalcore mit allerhand Intermezzi, orchestralen Parts und reichlich konzeptionellem Ballast findet sich auch bei den Amis. Strukturell ist "Persona Obskura" als Drama aufgezogen, so findet man Rede und Gegenrede, die textlich natürlich etwas ungewöhnliches bieten. Rein von den Arrangements her geht es aber genretypisch oft drunter und drüber, lediglich die Refrains bieten Orientierung. Ehrlich gesagt, ist das Genre für mich nicht sonderlich interessant, wenn man NO NEED TO STAY aber mit der Konkurrenz vergleicht, so darf man ihnen doch in den guten Momenten wie "Act III. Antagonist" mehr Konsequenz attestieren. Der Produzent war natürlich vor die komplexe Aufgabe gestellt viele andersartige Instrumente und Sounds, wie Djent-Gitarren und Jahrmarktsmusik unter einen Hut zu bekommen und ehrlich gesagt, kann man ihm es nicht verübeln, dass er lediglich Schlimmeres verhindet hat. Stilistisch eine sehr bunte Mischung und über den Boygroup Refrain mit Robin Schulz-Trompete in "Act V. A million nights" legen wir jetzt lieber den Mantel des Schweigens. Konzeptionell top, Geschmäcker sind aber eben sehr verschieden. ThEb (6)

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THE SWEDE
Rock n' Roll Is[Un]dead CD
Undead Records


Ja, die Unterwürfigkeit des restlichen Kontinents den Schweden gegenüber hat ein neues Maß erreicht, jetzt benennen sich die Bands schon nach den von ihnen so verehrten Nordmännern. Das Debüt der italienischen Band ist extrem abwechslungsreich und pendelt zwischen High Energy-Scheinerock der Marke HELLACOPTERS/IMPERIAL STATE ELECTRIC und balladesken Blues/G N' R-Tracks. Mir gefallen die Momente mit viel Druck am Besten, denn hier bietet das Quartett Twin Gitarren und soulige Momente. Beste Beispiele "Lads come on" und "Rotten to the bone", aber leider wird dieses hohe Niveau nur auf halber Strecke durchgehalten. Im Mittelfeld schleichen sich einige dröge Nummern ein und auch der Gesang ist nicht so überzeugend wie zu Beginn. Es gibt aber viele gute Ansätze, wie die Sängerin mit Gospel-Vibe in "Saturday morning" und den MISFITS-Momente in "Araknophobia". Insgesamt wäre eventuell eine EP tighter gewesen. ThEb (6,5)

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SHELLYCOAT
Neonsomnia CD
Fond Of Life


Die Punkrockformation mit Frontfrau sowie Indie/Hc-Einschlag existiert seit 2009 und von der Melodik her erinnern mich die Songs manchmal an IGNITE oder THE IDORU. Textlich überzeugen die Hamburger ebenfalls, meist behandeln sie persönliche Themen, diese sind aber gut chiffriert und interessant verpackt. In den zwölf Songs passiert allerhand, bisweilen bekommt man das Gefühl, dass ein paar Freiräume mehr das Album noch besser gemacht hätten, aber das nur als kleiner Kritikpunkt. Gesanglich fand seit "Hours To Stay Awake" (2011) auf alle Fälle ein Sprung nach vorne statt, ansonsten setzt man weiterhin auf catchy Refrains, crew-Shouts und ergänzt die Powerchord-Passagen mit etlichen atmosphärisch-verspielten Fragmenten. "Serious Meters" ist einer der simpleren Songs und mit mein Favorit, da er diese BILLY TALENT-Energie versprüht, so dass man direkt ins Hamsterrad rennen möchte. Nach mehrmaligem Hören fräsen sich die Melodiebögen ganz gut ein, die Songs haben viele Details für die Langfristigkeit zu bieten und der Wiedererkennungswert ist ebenfalls gegeben. Album Nummer zwei von SHELLYCOAT ist also echter Gewinn für Melodycore-Fans. Das Album ist auch als LP erhältlich. ThEb (7)

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SONS OF HUNS
While Sleeping Stay Awake CD
Ridingeasy/Cargo


Nach Perlen wie SALEM’S LOT und ELECTRIC CITIZEN kredenzt das schwedische Label nun dieses Trio aus Portland, welches eine abwechslungsreiche Fusion aus Heavy Blues, Doom und Hardrock spielt. Als besondere Überraschung konnte man Scott „Wino“ Weinrich von SAINT VITUS/THE OBSESSED als Gastsänger für einen der Tracks gewinnen. Damit aber nicht genug, Dale Crover von THE MELVINS trümmerte ebenfalls eine Drumspur ein. Winos Song gehört dann auch zu den stärkeren, aber generell halten sich die Herren schon an viele Genrekonventionen, so dass genretypisches Programm geboten wird, welches oft an THE ATOMIC BITCHWAX erinnert und zu selten genial-innovativ ist, wie das schleppende „Philosopher’s stone“, wo auch Crovers zusätzliche Drumspur zu finden ist. In der zweiten Hälfte des Albums schwimmt man sich etwas frei und verlässt die Pentatonik-Läufe zugunsten des räudigen NWOHM, was der Band ganz gut zu Gesichte steht, vor allem die schaurigen Vocals machen die beiden Alchestist Tracks, es gibt nämlich Part I und II, zu einem absoluten Highlight. Für das zweite Album zocken die Jungs ein hohes Niveau, man darf gespannt sein, was da noch kommt. Peter Hughes spielt übrigens auch bei DANAVA. (8) ThEb

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ÜBERYOU
Frontiers 7"
Gunner Records


Vier Songs auf transparentem Vinyl von den fünf Schweizern ansässig in Zürich. Spielzeit zwölf Minuten, soweit die Fakten. Die Full Length der Band hieß "Üntergang", da bekommen die Ohren auf alle Fälle Besuch von den Mundwinkeln. Auch musikalisch liefert der Streetpunk der Herren allerlei Gründe in Wohlstimmung zu geraten. ONE MAN ARMY-Gitarrenmelodien und räudiger Gesang, der hin und wieder Richtung HWM/BARONESS liebäugelt, coole Mischung. Dominante Singalongs, dreckige Gitarren und mitreissende Drums. Wie konnte ich diese Band bitte so lange nicht auf dem Schirm haben? Exzellent! Supereingängig, ohne dass es irgendwie aufdringlich wäre ... ein Geniestreich! ThEb (9)