WITH LOVE, November 2016-Reviews

NOVEMBER 2016

Text?

ALESKA
S/t CD
aleska.bandcamp.com


Bei französischen Texten bin ich, was das Verständnis angeht, definitiv raus, aber der bisweilen atmosphärische, malmende und langsame Post(hard)core der Band gefällt mir. Zu meiner Rettung gibt es auch zwei Songs mit englischen Lyrics. Die Themen sind meist starker Tobak, Freiheit, Tod, Ausweglosigkeit und Selbstreflexion sind nämlich die vier Pfeiler auf denen die Texte ruhen. Der erste Release der Gruppe aus Metz erschien übrigens 2012 und mit „S/t“ liegt nun die erste Full Length vor, die auch als limitiertes Digipak zu haben ist. Wenn die Dinger weg sind, gibt es nur noch die digitale Version. Artwork sowie Songwriting überzeugen und dass die Band sieben Songs ohne Klargesang hinbekommt, sei ihnen hoch angerechnet. Die Leadgitarren zitieren charmant ALCEST, aber en gros sind hier eher Mathrock, D-Beat und Hardcore die Leitlämpchen. Ein gelungenes Debüt, welches aber noch etwas in andere Genres hätte auswurzeln könnten. Vielleicht nächstes Mal? ThEb (7,5)

AUTUMN OF PAEKWARD
Cern CD
Tonzonen Records


Review bei "Vinyl", einfach das Cover anklicken!

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THE DISASTER AREA
Sell Your Soul CD
Deafground Records


Metalcore aus München mit Shouter und minimalen Elektronik-Elementen. Aktiv ist der Fünfer seit 2012 und man muss der Band zugestehen, dass sie durchaus heavy rüberkommt, was an den Djent-Elementen liegen mag, aber auch am druckvollen Doublebass-Drumming von Schießbudenmeister Christopher Zillinger. Vom Songwriting her kann ich allerdings nicht unbedingt einen roten Faden erkennen, vieles klingt eher zusammengewürfelt. Die große Ausnahme ist meiner Meinung nach "Speechless" mit seinen cleanen Fragmenten und dem großartigen Refrain. Mein Vorschlag für die nächste Produktion wäre, dass die Drums irgendwie besser in den Gesamtsound integriert werden sollten. Oft fehlt "Sell Your Soul" dieser "Bandsound", die Drums klingen zwar trocken und haben Punch, aber diese "Einheit" herzustellen gelingt nicht ganz. Klar, das ist eine Kritik an den Nachkommastellen, aber wer sich mal PIG DESTROYER oder BRUTAL TRUTH anhört, kann vielleicht nachvollziehen wovon ich rede. Das Artwork ist gelungen und stilistisch bekommt man okayen Metalcore. Ich persönlich fand THE LEGION GHOST aber deutlich stärker und auch auf der Innovations-Skala etwas höher anzusiedeln. THE DISASTER AREA sind aber eher Newcomer, also ruhig mal antesten. ThEb (6,5)

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EYES WIDE SHOT
Back From Hell CD
Dooweet


Der junge Mann auf dem Cover kotzt Farbe, aber das Album ist mitnichten zum Kotzen. Das Quartett flog sogar eigens zur Aufnahme nach Kalifornien und arbeitete mit Charles Kallagan Massabo (FALLING IN REVERSE) zusammen, um den Songs Leben einzuhauchen. Heraus gekommen ist ein Knaller wie „A glimpse of me“ der ein grandioses VAN HALEN-Solo bietet und auch einen Mitsingrefrain, der so manche Band neidisch werden lassen könnte. Das Grundgerüst ist aber immer noch Screamo und die Produktion finde ich gar nicht so beachtenswert, aber sei’s drum, denn das Songwriting passt und die Gesangslinien überzeugen enorm. Einige Songs, z.B. „My redemption“ haben einen Djent-Anteil und auch Elektronik-Versatzstücke lässt die Band nicht Außen vor. Zehn mehr als solide arrangierte Songs, die vor allem gesanglich überzeugen. Das Album macht definitiv Laune. Textlich geht es um eine Person, die ins Showbiz möchte und allerhand Manipulation und Süchte aushalten muss, klingt nach der herkömmlichen Bandbiographie. ThEb (7,5)


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KING DUDE
Sex CD
Ván Records


Darf ich sagen, dass die neue KING DUDE einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt? Teils sind die Songs genial, teils ist Thomas Jefferson Cowgill eine recht berechenbare Karrikatur seiner selbst geworden. So, jetzt isses raus. "I wanna die at 69" finde ich für die Länge des Tracks ziemlich unspektakulär, klar, das Sample der Stimme reißt es wieder etwas raus, aber insgesamt ist der Track Stagnation auf relativ hohem Niveau. "Our love will carry on" mit dem Timbre in der Stimme und seinem Neogoth-Vibe überzeugt da schon eher. Das Lied taugt vom Songwriting her einfach mehr und ganz allgemein wirkt sich die vermehrte Perkussion auf "Sex" auch ganz positiv auf den Gesamtklang aus. Die elf Lieder haben stellenweise beinahe einen Bandsound; ein gutes Beispiel hierzu ist wohl "Who taught you how to love". Die Highlights des Albums sind, denke ich, sogar die Ausreißer wie "Sex dungeon USA", ein dreckiger Punkrock-Track mit brachial-verzerrten Vocals und Surfsolo. Davon gibt es dann zum Glück nochmal einen, nämlich das fuzzy "Swedish boys", welches ebenfalls die in krachige Ecke geht. Nichts gegen den Johnny Cash des Neofolk, aber oftmals springt der Funke diesmal nicht so recht über. "The girls" ist gegen Ende wieder so ein Fall von ganz nett, aber vielleicht braucht Cowgill mal Urlaub vom DUDE. ThEb (7)

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GLOWIN SHADOW
Ghosts, Fools & Fakes Deluxe Edition
Dooweet


Der Fünfer erinnert mich frappierend an die Screamo-Band CHIODOS und auch vom Alter her, könnten die Amis als Inspirationsquell hinkommen, denn die Mitglieder von GLOWIN SHADOW sind so Anfang bis Mitte Zwanzig. Wem CHIODOS nichts sagen: die Band spielt verqueren, schrillen, teils orchestralen, teils derben Postcore mit cineastisch anmutenden Elementen. GLOWIN SHADOW bestehen seit 2013 und die „Deluxe Edition“ enthält neben den 10 regulären Liedern 3 Bonustracks. Textlich behandeln die Pariser den Zwiespalt zwischen dem Druck sich der Gesellschaft anzupassen und dem Verlangen sein eigenes Ding zu machen. Die Produktion ist gelungen, allerdings hätte man dem Artwork etwas mehr Profil geben können. Fazit? Wer PANIC AT THE DISCO, CHIODOS und die hohen Stimmen deren Sänger mag, wird hieran Gefallen finden. Doch, für Genrefans ein interessantes Album, wer mit dem Genre allerdings wenig um Hut hat, muss tatsächlich einen Faible für zahlreiche Umbrüche, Pianoparts und Hektik mitbringen. ThEb (7)

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LEAVING PASSENGER
When it’s done EP
Dooweet/Season Of Mist


Rock amerikanscher Prägung ist das Metier von LEAVING PASSENGER aus Frankreich und vom Stil her erinnern sie mich an NICKELBACK, nur 1000 Mal besser. Die sechs Songs sind melancholisch aber nie weinerlich, sondern recht heavy. Die Agentur der Band führt noch INCUBUS, THREE DAYS GRACE und BREAKING BENJAMIN als Inspiration an und das mag ebenfalls hilfreich bei der Verortung von LEAVING PASSENGER sein. Gesanglich liefert Julien Boireau eine beeindruckende Vorstellung ab und verbindet Rock und Soul. Kurzum, die EP lief hier trotz des straffen Zeitkontingents schon drei Mal und ist immernoch mehr als interssant. Wenn’s etwas konservativer und mainstreamiger sein darf, das Quartett hat ein goldenes Händchen für pathetisch-gute Rocksongs. ThEb (8)


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LOST OPERA
Hidden Sides CD
Dooweet


Bei diesem Cover habe ich einfach mal auf Prog getippt, aber die mittelalterlichen Pagan-Elemente, die den Release einläuten, belehrten mich schnell eines Besseren. Tatsächlich liegt die Wahrheit dann doch irgendwo in der Grauzone, denn die französische Band spielt Metalriffs mit Growls, bringt aber ebenso Keyboards und ambitionierten Gesang mit ein. Bei "Follow the sign" überschreitet man dann aber merklich die Grenzen des guten Geschmacks und lässt den Sänger den Pavarotti geben und fusioniert selbiges mit Elektronik-Loops und Metalriffs. Dachte einen für Moment ich hätte Devin Townsend aufgelegt und der Gute würde einen seiner legendären Scherze machen. Wie das mit Alben so ist, die voll far-out sind, so hat LOST OPERAs "Hidden Sides" geniale Seiten und so ist "Rage" echt hörenswert, bricht aber stellenweise in solch debile Parts ein, dass man am liebsten laut loslachen möchte, weil die Mucke sich wie der Soundtrack zu Mortal Combat anhört. Auf der Habenseite steht eine Band, die ihr eigenes Ding macht, aber doch des Öfteren parodistische Züge annimmt, denn die Genres, die hier fusioniert werden, sind für sich genommen schon kurios und man sollte sie besser nicht fusionieren. Wow, Leute ... einfach nur wow. Wer's mal ganz "true" mag, wird hier fündig. Keine Ahnung was ich hierzu abschließend sagen soll ... ist das ernst gemeint ... echt jetzt? ThEb (4)

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ØL
Decades CD
Art Development Productions/Radar


OL legen zum Zwanzigjährigen ihr viertes Album vor und rein optisch ist das Digipak natürlich ein Hingucker, aber die simplen Songs mit ihren recht eingängigen Meloien und den platten Reimen können mich immer noch nicht in Verzückung versetzen. Das Album ist durchweg ziemlich radiotauglich und ich muss an Gruppen wie LIQUIDO denken, die mir nie etwas gaben. Über die Klangfarbe der Keys lässt sich ebenfalls streiten. Bei „Dancing, dancing“ fehlen mir aber dann echt nur noch die Worte … geht’s noch kitschiger? „Pouring rain“ hat anfangs einen REM-Vibe, aber das unsägliche Keyboard, Modus Alleinunterhalter, zerlegt dann diesen Ansatz gekonnt. Sorry, ist nicht mein Ding, nichts persönliches, ich will es handwerklich auch nicht großartig kritisieren, es ist mir einfach viel zu alltäglich, unkreativ und zu abgedroschen. ThEb (5)

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SYBERNETYKS
Dream Machine CD
Dooweet


Schwer die Band stilistisch einzuordenen, denn in "Disconnected" hört man Wave-Elemente und man ist geneigt Vergleiche mit THE BEAUTY OF GEMINA oder VNV NATION anzustellen, aber die Stimme Paul Darbot ist doch eher amerikanisch geprägt und das saftige Drumming ist auch eher genreuntypisch für Wave. Das markante Gitarrensolo läutet dann definitiv einen Genreumbruch ein. Vielleicht muss ich mich aber auch einfach damit abfinden, dass SYBERNETYKS Wave und Rock verbinden. Gegen Ende wird es mit "Revolution" etwas erdiger und diese Seite sagt mit noch besser zu, aber alles in allem ist die Band extrem versiert und der Gesang beachtlich. Cover und Artwork sind leider nicht ganz so liebevoll und durchdacht wie die Songs, aber trotzdem sollten Genrefans von amerikanisch geprägtem Rock mal ein Ohr riskieren. ThEb (7,5)

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TAD
Salt Lick CD/LP
Sup Pop/Cargo


Vor dem Release des zweiten Albums „8-Way Santa“ nahmen TAD aus Seattle einige Songs für eine EP aus die die Kernelemente des Rerelases von „Salt Lick“ bildet. Zusätzlich ergänzten die netten Herren von Sub Pop den Release von 1990 noch mit den Songs der „Wood Goblins“ und „Loser“ Seveninch, sowie mit Liedern von der Split mit PUSSY GALORE. „Salt Lick“ bietet unglaubliche Noise-Broken und man hat das Gefühl die Combo sollte sich nochmal austoben, bevor sie mit „8-Way Santa“ dann für TAD-Verhältnisse ein beinahe zugängliches Album veröffentlichen sollten. Wer’s derb mag, wird „Salt Lick“ jedoch lieben, denn Tad Doyle faucht, der Bass knarzt und auf der Innenseite des Digipaks sieht man zig Stagediver, die der Bühne übereinanderfallen. Die hatten Spaß, damals. Ein Zeitdokument, dessen Songs trotz der Brachialtät herrlich eingängig sind, das schaffen nur TAD. Remastered hat die Songs Jack Endino. ThEb (8)

Text?

UGF
Asebeia.Atraxis. CD
Deafground Records


Kaputzen, Sludge, Hardcore und mächtige Grooves sind neben den Barney Greenway-Tribute Vocals vier verdammt gute Gründe sich mal das zweite Album von UGF aus Österreich reinzufahren. Die Band hatte schon Auftritte mit EYEHATEGOD sowie CROWBAR und es ist äußerst wahrscheinlich, dass UGF sich gut geschlagen haben, denn „Death wish“ klingt schon beinahe wie CROWBAR, da muss man erstmal hinkommen. „Vast and hollow“ zitiert dann erneut die Schwergewichte um Kirk Windstein und erinert mich ein wenig an „Planets collide“, aber ich werde den Teufel tun, mich darüber zu beschweren. Aber keine Angst, die Abwechlung kommt trotz der klaren Linie nicht zu kurz, denn „Neglect“ ist ein schneller Track, der die Bequemlichkeit und Apathie der Menschen kritisiert, wenn mal nicht die Bomben vom Himmel fallen. Textlich sind die 14 Lieder echt gelungen, „Deny and surpress“ ist ein kritischer Rundumschlag, wie er authentischer nicht sein könnte und daher bleibt mir nur noch anerkennend auf dieses Monsterwerk zu verweisen und die Pommesgabeln zu heben. ThEb (8,5)