WITH LOVE, November-Reviews

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ABENTEUER AUFTAUEN/TRAUMA
Split LP
Kids In Misery


Ebenso wie die kürzlich besprochenen und vorzüglich klingenden MICROKOSMOS 23, stammen auch ABENTEUER AUFTAUEN aus der Porzellanstadt Meißen. Die Band frönt rotzigem Emocore mit deutschen Texten und platziert sich damit irgendwo zwischen HOT WATER MUSIC, TURBOSTAAT und MUFF POTTER. Fünf Songs, die sowohl inhaltlich, als auch musikalisch zu gefallen wissen. Ein Hightlight ist "Sitzriese", da die Band auch gesanglich grosse Melodien anschlägt. TRAUMA gehört die Flipside und die Songs der Zeitzer haben den leicht schrägen, bassdominierten Sound von JAWBREAKER und MUFF POTTER wirklich verinnerlicht. Eine tolle Split LP, die ein grossartiges Artwork hat und der zusätzlich, anstatt eines Blattes, ein ganzes illustriertes Textheft beiliegt. Ein Must-Have für Sammlernaturen. (41:33) (7) Thomas Eberhardt

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A SAILOR'S GRAVE
Eponymous Bastards CD
My Favourite Toy Records


Wenn man das Line-Up von A SAILOR'S GRAVE genau unter die Lupe nimmt, dann stößt man auf bekannte Vorläufer-Bands wie SUNBURNSCOLD, AMYGDAL, PROUD YOUTH, CHAPTER 25 und SOLARSCAPE, folglich wissen die fünf Mainzer was sie tun. Bei My Favourite Toy, den Entdeckern von CALLEJON verhält sich das ähnlich und so überzeugt das Debüt von ASG ohne Wenn und Aber, denn die elf Tracks verbinden morbide Metalriffs mit für Hardcore typischen Breakdowns und vereinzelten Elektroanleihen. Die Tracks sind allesamt hörenswert und vor allem "Gunboat" mit seiner leicht arabischen Leadgitarre sticht als einer der Höhepunkte des Albums hervor. Das grandiose Layout macht das von Simon (WFAHM) gemasterte Werk zu einem Kleinod für Nostalgiker. (47:04) (7) Thomas Eberhardt

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FALSE ICONS
God Complex CD
13th Planet Records


Bei MINISTRY, FEAR FACTORY und KILLING JOKE hat John Bechdel bereits als Keyboarder in die Tasten gehauen und das Vorurteil ein Keyboarder könne kein solides Album ins Leben rufen, lässt sich wohl allein mit der Tatsache widerlegen, dass Bechdel auf Al Jourgensens Label 13th Planet Records gelandet ist. Ein Ritterschlag für Bechdel sozusagen, der diesmal die Gitarre und den Gesang übernimmt. Insgesamt klingt der "Industrial-Synth-Rock-Trance-Metal" der Band erstaunlich gut, auch wenn er doch deutliche MINISTRY-Einflüsse aufweist, denn vor allem die Gitarren ähneln den Riffs der Industrial-Ikonen doch merklich. Gesanglich geben sich FALSE ICONS dann etwas nostalgischer und halten sich an Grössen wie VNV-NATION und TUXEDOMOON. Diese hypnotsichen Vocals kippen nur selten ins Aggressive, aber selbst dann bleiben die elektronischen Elemente im Vordergrund. Eine überraschend starke Veröffentlichung, die FALSE ICONS vielleicht zu einer etablierten Band machen wird. Auch Freunde von PROJECT PITCHFORK sollten sich mal die elf Tracks anhören. Das Album erscheint übrigens als Digipack. (49:33) (7) Thomas Eberhardt

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GUILTY GUITARS
In Need Of Now CD
Guilty Guitars Records/Finest Noise Recordings/Radar


Der Opener stickt eine Synthese aus zugedröhnten OASIS-Fragmenten und PIXIES-Basslines, während "Forever Me" die leicht folkigen Klängen der MEAT PUPPETS in eine Grunge-Hommage integriert. Das dritte Album des Trios beschäftigt und fasziniert, denn die 12 Songs sind unvorhersehbar, idyllisch und stets von einer leichten Verschrobenheit geprägt, die einen grossen Reiz besitzt. "Any Other Day" schlägt radiolastige Töne an, aber im Gros hört man immer ein Quäntchen Disharmonie, viele Halbtonschritte und high-anmutende Vocals. So ist "In Need Of Now" ein überaus dankbares Album für erklärte Fans der Grunge- und PIXIES-Ära. (7) Thomas Eberhardt

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GUNS ON THE ROOFS
New Frustration CD
Glory Glory Records


Diese Band aus Leeds kennt die Strasse, zumindest klingen die 14 Tracks erfreulich authentisch und schön traditionell. Ihr zweites Album erinnert an THE BRIGGS, STREET DOGS, ONE MAN ARMY und STIFF LITTLE FINGERS. "New Frustration" ist roh, ungeschliffen und bietet reichlich Stakkato ohne dabei Basslines und Singalongs zu vernachlässigen. Na ja, wer sich nach einem Song von THE CLASH benennt, kann eigentlich nicht mehr viel falsch machen. Darüber hinaus durften GUNS ON THE ROOF schon für die METEORS, RANCID, MISFITS und die DEAD KENNEDY'S anheizen, also muss auch was dran sein am Gerücht von ihrem Fleiß. Sogar Bruce Dickinson legte den Opener "Last Orders" in seiner Radioshow auf die Matte, wobei "Dying" und "Last Night" nicht minder schlecht sind. Ein melodiezentriertes Streetpunk-Album, welches von der minimalistischen Viererbesetzung profitiert und Facetten aufzeigt, die ansonsten gerne mal übertönt werden. (7) Thomas Eberhardt

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FROM MONUMENT TO MASSES
Beyond God And Elvis CD
Golden Antenna Records


Verspielte Instrumentalklänge ist man von dem Trio ja gewöhnt, aber es war doch eine lange Pause, die man sich in den letzter Zeit gegönnt hat, aber dafür gibt es im Januar dann einen neuen Longplayer und "Beyond God And Elvis" ist der Vorbote dieses Releases. Ingesamt hört man vier Tracks, wobei Track eins eben der Titeltrack ist und Lied zwei und drei Remixe davon sind. Dass es sich hier um ein und den selben Track handelt, wird aber wohl nur der Fachmann merken, denn während der "Kino Fist Score Remix" asiatische Elemente integriert, setzt der "Cost And Materials Remix" auf Drums und Distortion. Exklusiv ist das letzte Lied "The Role Traversal", das so richtig eisig beginnt und langsam wärmer wird, indem man Steicher einsetzt und sogar französische Samples benutzt. Wohlklänge für Freunde des atmosphärischen Rock. Das Post- spare ich mir jetzt mal, denn FMTM sind mit "Beyond Good And Evil" recht nahe an MOGWAI und SIGUR ROS gelandet und liebäugeln schon eher mit populärer Musik, als mit FUGAZI und Konsorten. Obendrauf gibt es mit "Deafaning" und "To Z Repeat" noch zwei Livevideos. Insgesamt aber eher was für Diehard-Fans der Band. (6) Thomas Eberhardt

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LEFT TO VANISH
Versus The Throne CD
Lifeforce Records


Wenn Jeff Walker von CARCASS Tantiemen für seinen Gesangsstil beziehen könnte, hätte er sich wohl schon längst zur Ruhe setzten können, aber dass ihn Bands wie LEFT TO VANISH nun kopieren macht ihn bestimmt stolz wie Oskar. Leider verliert deren Album aber schon während des zweiten Songs an Schwung, was hauptsächlich daran liegt, dass man eben konstant recht dick aufträgt und nur schwere Riffs auffährt. Verspielte Passagen wie in "Long Live His Heresy" hört man nur ganz vereinzelt und insgesamt wäre es schön gewesen, wenn einem mehr Abwechslung hätte bieten können. Tabbing und schnelle Soli sorgen zwar für Akzente, aber schon die dumpfe Produktion des Albums kann auf Dauer nicht überzeugen. Einerseits ist die Konsequenz mit der LEFT TO VANISH ihren Weg verfolgen zwar löblich, aber da die Band schon seit vier Jahren gemeinsam Kleinholz macht, müsste man inzwischen doch wissen, dass dumpfe Produktion und stumpfe Riffs in Kombination keinen auf lange Sicht zufrieden machen werden. Auf die Dauer etwas einfallslos. (42:52) (5) Thomas Eberhardt

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PATER NEMBROT
Mandria
Go Down Records


Stonerrock mit italienischen Vocals ist, wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, eigentlich eine feine Sache, zumindest verstehen es PATER NEMBROT einem ihre Songs äusserst schmackhaft zu machen. Das seit 2002 ejxistierende Trio spielt nach eigener Aussage Stonerrock mit progressiven 70ies Elementen und sumpfigen Seattle-Gitarren. Bisher passierte dies alles im kleinsten Rahmen, aber mit Go Down Records hat man jetzt ein überaus erfolgversprechendes Label im Rücken und sowohl in Italien, als auch im übrigen Europa, dürfte der Stil der Band seine Freunde finden. Der Exotenbonus ist ihnen jedenfalls sicher, denn selten waren neun Songs chiffrierter als die Tracks auf "Mandria". (6) Thomas Eberhardt

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SIXTOYS
Sins And Sounds CD
Funtime Records


Man hört SIXTOYS auf jeden Fall die Metalsozialisation an, denn die Riffs der Belgier erinnern doch des Öfteren an die neuen METALLICA-Alben. "Razor Teeth" hat die groovenden Riffs von "St.Anger", ergänzt diese aber mit hymnischem Gesang und hat auch kein Problem damit anschließend einen Stonersong wie "Code Name: Vince Black" mit einem recht eingängigen Refrain zu kreuzen. Auf ihrer zweiten Full Length klingen die vier erfahrenen Musiker als ob sie "St.Anger" mit mehrstimmigem Emocore-Gesang der Marke BILLY TALENT neu interpretiert hätten. Einige Songs sind zwar aufgrund des sich wiederholenden Schemas recht monoton, aber insgesamt ist "Sins And Sounds", welches von Alan Douches gemastert, wurde mal etwas vollkommen anderes und somit wirklich empfehlenswert. (7) Thomas Eberhardt

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SOON
As Of Yet CD
Funtime Records


Wenn man SOON zum allerersten Mal begegnet, dann fällt es schwer das Gehörte so unmittelbar einzuordnen, denn die Belgier vermengen auf ihrem dritten Album recht verschiedene Stile. Eine spontane Assoziation sind JUNO, denn SOON mögen es ebenfalls orchestral und atmosphärisch. Ein Song wie "Asleep At The Battlefield" entwickelt sich langsam, pflegt das Reverb, rockt aber doch irgendwo. An die Grungeära lässt der Track ebenfalls denken, selbst wenn die Vergleiche hier wohl eher mit den MEAT PUPPETS und den SMASHING PUMPKINS treffend sind. Um den bunten Reigen an Ideen dann noch abzuschließen, muss man ebenfalls SUNNY DAY REAL ESTATE nennen. Sie haben also eine handvoll Einflüsse; und was macht die Gruppe jetzt damit? Ein rockiges, leicht noisiges Album mit melodischem, teils gesprochenem Gesang und elf Liedern mit euphorischer Grundatmosphäre. Verpackt in ein ansehnliches Digipack. Funtime bleibt also weiterhin ein Tipp für Indiefans und "As Of Yet" das beste Indiealbum seit einer langen Zeit. (51:33) (8,5) Thomas Eberhardt

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THIS OR THE APOCALYPSE
Monuments CD
Lifeforce Records


Ich muss zugeben, dass ich ungern die in den Infos der Plattenfirma genannten und angeblich ähnlich klingenden Bands als Vergleich heranziehe. Gerade Labels denken ja gerne mal, dass ihre Bands nach dem ersten Release direkt in einer Liga mit bekannten Bands aus dem Bereich spielen. In der Info zu dieser CD steht das THIS OR THE APOCALYPSE sich auf ihrem Debut Album "Monuments" irgendwo zwischen Bands wie AUGUST BURNS RED, A LIFE ONCE LOST und SHAI HULUD ansiedeln. Nun ja.. ich bin jetzt wirklich etwas verstört weil ich sagen muss, dass diese Beschreibung wie die Faust aufs Auge passt. Gerade der Gesang.. oder eher das Geschrei kann man teilweise wirklich mit dem des SHAI HULUD-Shouters verwechseln. Und auch die Musik klingt wie eine sehr gute Mischung aus den besagten Bands .Da kommen wir aber leider auch schon zum Schwachpunkt des Albums. Es ist zwar sehr sehr gute Musik aber es fehlt das gewisse etwas, welches einem die Band nicht in Vergessenheit geraten lässt. Auch nach dem zehnten Durchlauf bleibt leider kaum etwas hängen. Nichts desto trotz wurde hier ein solides Album abgeliefert. Auf dem nächsten Album wünsche ich mir aber bitte etwas mehr Eigenständigkeit. Fans von SHAI HULUD oder AUGUST BURNS RED kann ich die CD aber wärmstens ans Herz legen. Ihr werdet es mögen. (7) Dirk Modrok

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TREACHERY
S/t MCD
Czar Of Crickets


Frontfrau Hecate und ihre zwei Kollegen haben sich ganz der düsteren Seite der Existenz verschrieben und schlagen musikalisch schaurige Töne an, integrieren neben extremem Drumming aber auch Dark Ambient-Elemente und schaffen so eine spukige Grundstimmung, die eher im Zentrum steht, als der schnelle Schockeffekt. Als erklärte Freunde von BELPHEGOR, muss man über Sinn und Unsinn der Inhalte wohl nicht mehr viele Worte verlieren, soll jeder selbst wissen, wo der Spass aufhört, rein musiklaisch sind die insgesamt fünf Tracks dieses Projektes, dessen Mitglieder auch alle Soloalben auf Hectates Label Zhark International veröffentlichen, jedenfalls kein Pflichtprogramm. Das Drumming bietet minimalistischen Black Metal und Rachael Kozak röchelt zwar recht engagiert, aber allein die Produktion verleidet einem doch etwas den Spass. Lediglich "Could Not Find Her Heart" überzeugt. (5) Thomas Eberhardt

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WHILE YOU WAIT
A Life For A Life MCD
Indelirium Records


Dieses Quintett aus der näheren Umgebung von Rom lässt sich auf wenig Kompromisse ein und spielt traditionellen Hardcore mit Reibeisen-Vocals und treibenden Drums, die unheimlich Tempo machen und rein instrumental erinnert mich die EP etwas an GIVE UP THE GHOST und BETTER THAN A THOUSAND, wobei die Vocals doch deutlich nihilistischer klingen als die durchaus positiven Riffs. Allein die Aufmachung als Digipack kann den modernen Sammler natürlich schnell locken, aber die Tracks halten, was die erstklassige Verpackung verspricht. Zwar ist die Veröffentlichung mit acht Minuten recht kurz, aber welcher Hardcore/Punk-Fan wird sich darüber beschweren? Vor allem, wenn die Mitglieder schon bei JET MARKET, RISE FROM AGONY und THE DIFFERENCE Erfahrungen sammeln konnten. (7:59) (7) Thomas Eberhardt

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X-STATE RIDE
Against Me CD
Indelirium Records


Flotte Punkrock-Riffs, die das Quartett aus Italien da ausspielt, da werden Erinnerungen an 88 FINGERS LOUIE und GOOD RIDDANCE wach, aber auch an die frühen NO USE FOR A NAME-Alben. Gesanglich versucht man das Ganze mit recht viel Power rüberzubringen, was meist auch ganz gut gelingt, aber hin und wieder wünscht man sich noch etwas mehr Druck hinter den Vocals. Insgesamt hört man aber ein gute Mixtur aus schnellem Punkrock und etwas gedrosselten Hardcore-Passagen. In Summe ein ganz nettes Album, aber der Funke will nicht so recht überspringen, vielleicht sollten sich die Vier auch für einen Stil entscheiden, denn wenn dann noch schnelle Metalriffs ihren Weg in die Songs finden, wie zum Beispiel in "Collapsing", dann fehlt einem doch etwas der rote Faden. Gut ist andererseits, dass in diesem Song auch mal richtig geshoutet werden darf, also darf man gespannt sein, was X-STATE RIDE sich für den nächsten Longplayer einfallen lassen werden. (30:03) (6) Thomas Eberhardt