WITH LOVE, Dezember-Reviews

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CAPTAIN PLANET/MATULA/
MIRCROKOSMOS 23/PLANKE
Split 10"
Kids In Misery/Unterm Durchschnitt


Alle vier Bands spielen emotionalen Post Punk und MICROKOSMOS 23 haben bereits eine Full Length veröffentlicht und sind bewandert darin, die 90er Jahre-Emobewegung wieder ins rechte Licht zu rücken. Der Song von PLANKE aus dem Saarland ist zwar etwas dürftiger produziert, dafür ist "Kreide auf Asphalt" aber ein echter Ohrwurm. MATULA sind dagegen keine Unbekannten mehr und spendieren eine B-Seite von "Kuddel", wobei der Song wohl einfach zu fröhlich für das Album klang und den Albumtracks in nichts nachsteht. CAPTAIN PLANET schließen den kurzen aber intensiven Reigen deutschsprachigen Emocores mit ihren Song "Eingekehrt", der sich durch die recht hohen Vocals absetzt. Die Aufmachung der 10 Inch ist äußerst ansehnlich und auch das Textblatt kommt aus der Druckerei und nicht aus dem Copyshop. Musikalisch also was für HWM-, TURBOSTAAT- und MUFF POTTER- Freunde. (11:49) (6) Thomas Eberhardt

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FROM MONUMENT TO MASSES
Our Little Known Fequencies CD/2LP
Golden Antenna Records/Broken Silence


Eines Vorweg, obwohl Instrumentalbands sonst nicht unbedingt mein Fall sind, muss man doch einfach sagen, dass FROM MONUMENT TO MASSES einfach Meister ihres Metiers sind und derart versiert im Schaffen von Klangwelten, dass man nur begeistert lauschen kann. In letzter Zeit war es etwas still um die Band, aber nun gibt es endlich wieder neues Material der Mathcore-Vorreiter. In die Songs werden immer wieder politsche Samples eingbaut und der Name FROM MONUMENT TO MASSES hat ebenfalls eine politische Bedeutung, so soll die Macht von Repräsentationsfiguren (Monuments) auf die Masse (Masses) übertragen werden. Die Band hat sich also durchaus was bei der Sache gedacht und das reine Instrumentalmusik nicht unbedingt unpolitisch sein muss, haben ja schon RED SPAROWS unter Beweis gestellt. Die Wahl des Produzenten Matt Bayles, der schon ISIS und MINUS THE BEAR im Studio zur Seite stand, ist ebenfalls eine gute Wahl gewesen. Track 7 hat ein Sample zur Krise der amerikanischen Familienfarm in den 70ern und lässt diesen ernsten Inhalt von stimmungsvollen Streichern untermalen, da kann man nur froh sein, dass FMTM mit ihrem epischen Konglomerat aus Emocore, Breakbeat, Elektro und Pop wieder auf der Bildfläche erschienen sind. Sollen auch etwas von dem Boom der Instumentalmusik haben, schließlich sind sie Mitbegründer des Genres. Der Doppelschallplatte und mit neun Liedern einen Bonustrack und ihr liegt zusaätzlich ein Download Code bei. Die Compact Disk hat dafür ein opulentes 24-seitiges Booklet. (51:53) (8) Thomas Eberhardt

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HITCH
Clair.Obscure CD
Vlas Vlegas Records


Das Sich-Neu-Erfinden steht im Mittelpunkt bei "Clair.Obscure", dem fünften Album von HITCH. John Congleton von THE PAPER CHASE als Produzent mit ins Studio zu nehmen, widerspricht jetzt zwar nicht unbedingt dem Gesamtkonzept der Belgier, aber ein hörbarer Unterschied stellt sich allemal ein. Schon "Carbon Wheels", der zweite Track ist deutlich schräger und verstörter als man das eigentlich von letzten HITCH-Album "We Are Electric" gewohnt ist. Drumlastig wie eh und je hat man dem Rhythmus aber noch mehr Platz eingeräumt und entschließt sich erst eine Nummer später das Stakkato-Shouting durch Gesang abzulösen. Dabei bewegt sich das Trio nun aber wirklich auf unbekanntem Terrain, denn diese melancholische Note von MORRISSEY bzw. INTERPOL kannte man bisher ja nicht von ihnen. Allerdings werden diese Neuerungen von disharmonischen Riffs begleitet, so dass auch alteingesässene Fans ihre Freude daran haben dürften. "Choking On Air" entwickelt sich rasch ins Psychedelische und streut hypnotische Leadgitarren über den zyklischen Basslines aus. Abwechslung oder den radikalen Bruch mit Postcore-Idealen lassen die Tracks etwas vermissen. Das Ganze zieht sich recht in die Länge und wenn dann mal ein Highlight in Nähe rückt, dann wird dieses nur kurz ausgekostet, bevor man sich wieder in der Warteschleife befindet. Grosse Fans von "We Are Electric" werden sich auf langatmige Songs einstellen müssen und dürfen nicht auf allzu viele Lichtblicke hoffen. Der grosse Kurswechsel ist recht kopflastig geworden. HITCH waren schonmal innovativer. (40:43) (6,5) Thomas Eberhardt

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THE MOVEMENTS
The World, The Flesh And The Devil CD
Alleycat Records Records/Soulfood


Das zweite Album der Schweden ist härter und düsterer als der Vorgänger "Grains Of Oats", wobei beides natürlich relative Begriffe sind, da THE MOVEMENTS Sixties-Retro-Rock mit Orgelunterstützung spielen. Gustaf Gimstedt, der Organist der Göteborger Combo hat sogar am aktuellen Album von MANDO DIAO mitgearbeitet und so lässen sich gewisse Parallelen nicht verleugnen. Für "The Fun Ain't For Free" hat man sich einige Blechbläser beim Göteborger Synphonie Orchester ausgeborgt und so beginnt eine fuliminante, teils psychedelische Reise in die 60ies, welche THE DOORS, THE BEATLES nochmal auferstehen lässt. Elf Tracks als Digipack, wobei der Titeltrack besonders hervorsticht, aber selbst der letzte Songs birgt noch eine Überraschung, da Karin Hagström einige Backups beisteuerte und das Lied mit einer feurigen Violinensolo beendet wird. (41:29) (7) Thomas Eberhardt

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MUMBLE RUMBLE
Tredici CD
Lantanide Records


Hinter MUMBLE RUMBLE verbergen sich vier Italienerinnen und die Band ist bereits seit Anfang der Neunziger aktiv. Musikgeschichtlich versetzt man uns also in die Grunge-Zeit zurück, aber MUMBLE RUMBLE haben auf ihrem dritten Album durchaus was zu bieten, denn "Clematis" führt BABES IN TOYLAND mit italienischen Lyrics zusammen, die Sängerin Simona De Sanctis recht eigenwillig vorträgt und somit auch zum grossen Widererkennungswert der Band beiträgt. Dass die gefeierten Pioniere der italienischen Riot-Girl-Bewegung hier relativ unbekannt sind, liegt in keinem Fall an ihren Songs, denn "The Right Choice" ist dann beinahe schon ein INSIDE-OUT-Hardcore-Smasher, der orientalische Leads integriert und auch melodische Momente hat. Wer GARBAGE, BABES IN TOYLAND oder die LUNACHICKS schätzt, wird hier besonders gutes Songwriting und etliche Überraschungen finden. Rund die Hälfte der Lieder sind auf Englisch und insgesamt ist es schön, dass die Damen nach neun Jahren Studioabstinenz wieder auf der Bildfläche erscheinen, denn sie spielen Musik ohne Schablone, trauen sich auch mal zu ungewohnte Wege zu gehen und unterhalten somit hervorragend. (54:08) (7) Thomas Eberhardt

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VIC DU MONTE'S PERSONA NON GRATA
Autoblond
Cobraside/Cargo


Vic Du Monte (aka Chris Crocknell) und Hernando Hernandez mögen nicht jedem ein Begriff sein, aber der Name ihrer Vorgängerband KYUSS dürfte bei niemandem Ratlosigkeit hervorufen. Ergänzt werden die beiden durch James Childs (JINXREMOVER) und Sargon Dooman (BLACK ON SUNSHINE). Seit drei Jahren steht die Band auf der Bühne und für den Nachfolger zu "Prey For The City" gibt es nur ein passendes Adjektiv: fantastisch. Die Verschrobenheit eines TOM WAITS trifft auf die Jahrmarktsatmosphäre von PLEASURE FOREVER und die Melancholie von MADRUGADA auf den Esprit der CRAMPS. Rhythm & Blues-Schemata gipfeln in Reverb-Orgien und Johnny Cash wird ebenso zitiert wie die METEORS. Zwar fängt das Album durchschnittlich an, aber nach und nach steigert sich "Autoblond" kontinuierlich zu einem Klassiker, den man einfach kennen muss. Vic Dumonte ist ein begnadeter Geschichtenerzähler ein Track wie "She's A Rocker" ist ein waschechter Punkrock-Song, den Fiend-Club in so richtig aufmischen würde. Was soll man zu Zeilen wie: "She's a rocker, she's a roller, she's a dropout" noch sagen, dieses Album ist Punk as Fuck, erinnert in seiner pathetischen Verzweiflung aber auch oftmals an NICK CAVE. Manche Songs sind eine Homage an die Hymnenhaftigkeit der MISFITS und DANZIG, ohne dabei das Vibrato und Americana-Einflüsse zu vernachlässigen, anderer sind sehr viel traditioneller. Lieder für in die Jahre gekommene Musikliebhaber, die nostalgische Anekdoten über Verlust, durchzechte Nächte, das Außenseiterdasein und persönliches Scheitern schätzen und auch nach einem Schlag in die Magengrube nochmal aufstehen. Vic Du Monte pflegt einen Lifestyle und ist keine Moderscheinung. Dieses Album ist einfach pures Gold und unvergleichlich. (54:23) (8,5) Thomas Eberhardt