WITH LOVE, Dezember-Reviews

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DOS DIAS DE SANGRE
S/t CD
Beatdown Hardware Records


Schon die letzte Veröffentlichung der Band aus Hannover war beachtlich, aber was man hier um die Ohren gehauen bekommt, spottet jedwedem Vergleich, denn der Vierer hat sich eine derart bombastische Produktion im Rape of Harmonies bei Patrick W. Engel und Ralf Müller gegönnt, dass man glaubt, man sei gar nicht im Zeitalter von Eigenproduktionen und Myspace-Schrott, sondern erlebe die Ära, als schon die Studiokosten die engagierten Musiker von den Grossmäulern trennten. Was für ein Mördersound! Strassentauglich sind die Tracks allemal und hin und wieder hört man inzwischen auch das ein oder andere Metalriff, wobei die Beatdown-Anteile aber deutlich überwiegen. Selten so ein unbarmherziges Album gehört, da fallen mir als Vergleiche nur noch TERROR, AGNOSTIC FRONT und die CRO-MAGS ein. Wer jetzt meint, die Jungs hätten am Booklet gespart, irrt , denn auch das Textheft ist äußerst ansehnlich und rundet dieses Release gut ab. Thomas Eberhardt (8)

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FLUTEN/WE FADE TO GREY
Split 2CD
Myagi Records


Wenn man zur Einstimmung auf diese Band ehemaliger TUPAMAROS-Mitglieder flugs standesgemäß deren Album "Modern Past" auflegt und den Schock, dass seit damals rund zehn Jahre vorbei sind, gekonnt ignoriert, dann wird man ähnlich politisch engagierte Texte hören, viele schräge Riffs vernehmen und sich schnell auch mit FLUTEN anfreunden können. Etwas verspielter als die der Vorgängercombo, more sophistocated, würde der Engländer sagen, klingen die fünf Tracks von FLUTEN, die gerne mal gesprochene Passagen in deutscher Sprache einfügen und auch vor französischen Fragmenten keine Angst haben. An KATE MOSH erinnern die vereinzelten Elektronikfragmente, die dem Indierock einen hippen Anstrich geben. WE FADE TO GREY lassen schnell aufhorchen, denn das Altöttinger Trio spielt nostalgische Dischord-Klänge, tritt dabei aber keineswegs alte Pfade aus, sondern agiert stets mit einer bedrohlichen Dringlichkeit und unterstreicht vehement, dass hier keine Phrasen gedroschen werden und man stets ehrliche Texte hört. Die Melange aus Verspieltheit, Rhythmuszentriertheit und gelegentlicher Brachialität gefällt unmittelbar und so sind die sechs Songs von WE FADE TO GREY nochmal ein trifftiger Grund sich diese Split zu besorgen. Alle Sänger, die mit dem Englischen etwas auf Kriegsfuß stehen, dürfen sich auch ruhig mal "Architects Built Thoughts-Authors Create A Theory" anhören und bedächtig der vorbildlichen Lautung der Lingua Franca lauschen. Grandios ist ohne Frage auch das äußerst ansehnliche 3-Panel-Digipack mit Siebdruck, welches von Christina John gestaltet wurde. Einfach ein tolles Release, wenn man leicht verkopfte Songs mit Schwung und Tiefgang mag. (18:10)(21:42) (7) Thomas Eberhardt

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QUENTIN LAGONZA
S/t CD
Finest Noise Releases/Radar


Dass Luxemburg einige feine Bands zu bieten hat ist seit den Veröffentlichungen von MOUNTINY ON THE BOUNTY kein Geheimnis mehr, dass aber im Zuge der Nostalgiewelle auch gute 60ies Rockgruppen ihren Weg ins Ausland finden, überrascht doch ein bisschen. QUENTIN LAGONZA würden mit ihrem leicht hippieesken Rock auch gut ins Programm von Go Down Records passen, aber diesmal war Finest Noise Releases schneller. Die beiden Brüder und ihre zwei Mitstreiter bei QUENTIN LAGONZA haben die Gitarren ziemlich tief gestimmt und finden so eine eigene Nische zwischen KYUSS, HELLACOPTERS und BLACK SABBATH. Gleich mit dem Opener "100 Years" geben QUENTIN LAGONZA ihre persönliche Adaption von "War Pigs" zum Besten und überzeugen damit auf ganzer Linie. "Time's running fast" fällt dann etwas punkiger aus und lässt vom Gesang her an Dexter Holland denken. Allerdings kommen hier auch wieder BLACK SABBATH-Riffs zum Einsatz und auch eine Orgel bereichert den Gesamtsound um weitere Facetten. Insgesamt kann man wohl sagen, dass sich das Quartett Zeit nimmt, um die Tracks zu konzipieren, der Hörer aber eben auch etwas Geduld mitbringen muss, denn es kann schon mal zwei Minuten dauern, bis die Lieder so richtig in Fahrt kommen. Wenn man bedenkt, dass jedes Lied im Durchschnitt sechs Minuten dauert, macht diese Vorgehensweise durchaus Sinn. Dafür hat man an diesem fuliminanten Album auch lange Zeit seine Freude. Dicke Empfehlung! (59:29) (8) Thomas Eberhardt

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THE STOUT
Locked And Loaded CD
thestout.at


Das Label Ska weckt bei Rezensenten unterbewusst wohl die meisten Ängste, denn wo man in anderen Genres mal mittelprächtige Musik hört, kann Ska schnell zur Katastrophe werden, denn jamaikanische Musik muss eben auch als Metalität gelebt werden und das liegt vielen Europäern nunmal fern. THE STOUT glücklicherweise nicht, denn die Österreicher sehen Konsum gelassen, sorgen für eine gute Bassline und bieten auch gesanglich eine beachtliche Vorstellung. Eine gute Kombination aus Old School NY-Ska, der Marke THE SKUNKS, vor allem die Orgel drängt zu diesem Vergleich, mit Punk-Einflüssen, die an die MAD CADDIES denken lassen. Die Bläser-Sektion des Grazer Heptetts steht HEPCAT in nichts nach. Das schöne Digipack rundet diese gelungene Veröffentlichung hervoragend ab. Wenn man vorher wüsste, was einen erwartet, dann wären THE STOUT bestimmt schon früher im Player gelandet, so bleiben sie jetzt eben ein wenig länger. (27:36) (7) Thomas Eberhardt