WITH LOVE, Dezember-Reviews

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DEATH IS NOT GLAMOROUS
Soft Clicks CD
Blacktop Records


So würde sich eine LIFETIME-Reunion anhören, Hand ins Feuer, denn die Norweger von DEATH IS NOT GLAMOROUS haben ihre "Jersey's Best Dancers" und "Hello Bastards" so verinnerlicht, dass man vor Freude feuchte Augen bekommt. Aber auch DAG NASTY und KID DYNAMITE haben so ihre Spuren bei den fünf Herren aus Oslo hinterlassen. "Clear Lines" klingt dann sogar ziemlich stark nach PROPAGANDHI zu "Less Talk, More Rock"-Zeiten und so darf man sich bei den dreizehn Tracks keinesfalls über Mangel an Abwechslung beschweren. Der markante Bass bietet die perfekte Grundlage für den temporeichen und melodischen Gesang, der wirklich mal charakteristisch ist. Textlich befasst sich die Band mit Isolation, Sinnfragen und der Existenz im generellen. Der Wiedererkennungswert von "Soft Clicks" ist enorm und Songs wie "Beyond The Shadow Of A Doubt" lassen keinerlei Zweifel daran, dass der Nachfolger von "Wide Eyes" in jede Sammlung gehört. Ein absolutes Must-Have. (28:30) (8,5) Thomas Eberhardt

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FALSE FRIEND
The Rising Hope CD
Have A Blast! Records


Seit Herbst 2004 hauen die vier Berliner gemeinsam in die Saiten und haben neben einem Demo, mehreren Samplerbeiträgen und über 100 Liveshows nun auch kürzlich ihren ersten Longplayer veröffentlicht. Mehrheitlich bietet "The Rising Hope" kalifornisch anmutenden Melodycore, selbst wenn mit "Hear Their Voice" auch ein Ausreisser mit von der Partie ist. Der Track schlägt deutlich düstere Akkorde an und erinnert eher an BANE oder TERROR als an die übrigen Ideengeber, wie STRIKE ANYWHERE, IGNITE, AGAINST ME, 88 FINGERS LOUIE oder ANTI-FLAG. Die Texte sind teils politisch, teils persönlich, aber immer ein wichtiger inhaltlicher Grundpfeiler bei FALSE FRIEND. Was die Freude etwas trübt ist, dass man beinahe zu viele Riffs, zu viele Ideen, Breaks und Akkordwechsel geboten bekommt. "Short Story" hat einen wundervollen Refrain, der stark an PENNYWISE erinnert, aber dieser leidet unter der Tatsache, dass der Song in rund 60 Sekunden über die Bühne gebracht wird. Daraus hätte man mehr machen können. An anderer Stelle verzettelt man sich gründlich und wendet dafür reichlich Zeit auf. Manchmal ist weniger tatsächlich mehr. Insgesamt aber durchaus ein solides Album. (35:25) (6,5) Thomas Eberhardt

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LAVA 303
Wunderbare Elektrofrau CD
Herzberg Verlag


Hinter LAVA 303 verbirgt sich Constanze Maly, die neben den Grooves eines "Roland MC 303" auch mal gerne die Gitarre bemüht und ihre Songs als Vehikel benutzt, um über Migration, Abschiebung, alternative Lebenskonzepte und Femininismus zu sprechen. Die Riffs sind meist psychedelsich und neben dem Krautrocker Mani Neumeier hat Conni auch noch Jet Moon, Urs Balboa und THE SLAGS als Gäste auf dem Album, um jetzt nur mal einige zu nennen. Zentral sind aber natürlich die Beats und so schafft LAVA 303 eine eigenwillige Kreuzung aus Techno und Psychedelik, die durchaus bei Laune halten kann. Bisweilen sind die Beats zwar etwas monoton, aber ein Akustiksong wie "Frankfurt am Meer" entschädigt doch allemal für die dominanten Drums. Inhaltlich definitiv eine interesante Geschichte, die sogar den Rundumschlag vom Amazonenstaat bis hin zum Klimawandel schafft, selbst wenn man manchmal so seine Zweifel an einzelnen Themenkomplexen oder der hippieesken Gesamteinstellung hat. Trotzdem ein äußerst lohnenswertes Album für Freunde der alternativen Lebenskultur, welches mit 19 Tracks unheimlich viel zu entdecken bietet. (78:24)(6,5) Thomas Eberhardt

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THE SHANES
Squandering Youth
Sumo Rex/Broken Silence


Eine Band wie THE SHANES rennt bei einem Anhänger von FLOGGING MOLLY, THE TOSSERS, THE POGUES und MR. IRISH BASTARD nun wahrlich offene Türen ein, aber auch bei unbefangenen Hörern dürfte dieses zeitlose Album gut ankommen, denn neben den bekannten Einflüssen wie Irish Folk, Polka und Balkanelementen, die seit GOGOL BORDELLO immer mehr an Salonfähigkeit gewinnen, hat das Sextett auch unüblichen Ideengebern wie GG Allen mit "Bite It You Scum" und TURBONEGRO mit "Sailor" Tribut gezollt. Die Kette der Assoziationen könnte man beliebig fortsetzen, denn 16 HORSEPOWER, NEW MODEL ARMY und KAIZERS ORCHESTRA sind sicherlich ebenso valide wie überzeugende Querverweise und wer mal wieder Geige, Akkordeon, Mandoline und Banjo hören möchte, sollte sich dieses beachtliche Album kaufen, denn das ansehnliche Digipack macht sich formidabel in den heimischen vier Wänden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Kleinod hier für Tage und Wochen aus den Boxen schallen wird und die schaurigen Underachiever-Lyrics verpassen dem Ganzen einen außergewöhnlichen Charme. TURBONEGROS "Sailor Man" hätte zwar etwas bissiger sein dürfen, aber dafür macht "Weight On My Shoulders" einer anderen norwegischen Band große Ehre, MADRUGADA. Wobei THE SHANES aus Trier trotz der vielfältigen Quellen stets Herr der Lage bleiben und immer die eigene Handschrift erkennen lassen. "Lousy Bastards" gibt sich beschwingt und jazzig, aber Titel und Thema, ein Besuch auf dem Friedhof, machen schnell klar aus welchem Holz THE SHANES geschnitzt sind und dass man hier keinesfalls einen gediegenen Abend erwarten darf, sondern eher das Risko eingeht ein paar Kinnhaken zu bekommen. "Bring Me The Head Of Zoltan Narray" zeigt nochmal die Stärken des Sextetts auf und eigentlich darf dieses zeitlose Album in keiner guten Sammlung fehlen, zumal es beim geselligen Zusammensein wirklich ein Selbstläufer ist. (46:29) (8,5) Thomas Eberhardt

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SURFAHOLICS
Monsters & Men CD
Radar


Wenn man das dritte Album der SURFAHOLICS auflegt, dann denkt man zwangsläufig an Genregrössen wie THE HELLACOPTERS, BACKYARD BABIES, PETER PAN SPEEDROCK, THE PEEPSHOWS und GLUECIFER. Dabei kommt das Quartett gar nicht aus Skandinavien, sondern aus Bregenz in Österreich, aber spätestens wenn nach dem Überhit "Radio" die Orgel "Pink Lady" aufpoliert, ist klar, dass die dreizehn Tracks der SURFAHOLICS ihresgleichen suchen. Liebhaber von Go Down Records werden hier sicherlich ihre bevorzugte Mischung aus Rock 'n' Roll und Punkrock in bewährter Qualität finden und die Backups von Bassistin Franziska Gillards Schwester verleihen dem primitiven, recht rohen und Testosteron-Zentrierten-Album noch einige zusätzlich Facetten. Was mir persönlich ein Rätsel bleibt, ist wie ich das Debüt "Sugar Smiles On Candy Faces" auf Crony Records und den Zweitling "On The Rocks" auf Kamikaze verpassen konnte. Besser spät als nie, lautet dann ohne Zweifel die Parole. Also, geht eurem Plattenhändler schon mal prophylaktisch auf die Nerven, denn owohl die Österreicher hier kein neues Genre erfinden, stellen sie eindrucksvoll unter Beweis, dass sie genügend Schwung haben, um mal ordentlich den Staub aus den Hallen des Rock 'n' Roll zu pusten. (41:41) (8) Thomas Eberhardt