WITH LOVE, November 09-Reviews

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ALL FOR NOTHING
Miles And Memories CD
Gsr Records


Man könnte ALL FOR NOTHING durchaus als die Senkrechtstarter der europäischen Hardcore-Szene bezeichnen, denn die Gruppe um Frontfrau Cindy sorgte schon mit ihrem 2005er Demo gehörig für Aufsehen und zementierte den Status als vielversprechender Newcomer noch mit dem Debüt "Can't Kill What's Inside" auf Swell Creek. Inzwischen ist man bei Gsr gelandet und kann wieder punkten. Wenn die Maschine mal läuft und Tracks wie "Take It Back" bringt, dann kann man sich den Crew-Shouts und TERROR-Riffs nicht entziehen. "Downfall" bietet eine leichte Variation der Vocals und ergänzt dies mit einer melodischen Leadgitarre, eine Facette, die ALL FOR NOTHING aber sehr überlegt einsetzten. Mit Andrew Neufeld hat man für "Overhaul" einen Gast, der sonst mit COMEBACK KID bei Victory unter Vertrag war. Ist "Miles And Memories" nun besser als der Vorgänger? Oder gar ein Klassiker, den jeder im Regal haben muss? Letztes wäre wohl übertrieben, aber seinem Vorgänger kann der Neuling allemal das Wasser reichen. Der Sound voll, das Layout gut, selbst wenn das Cover etwas hinterherhinkt. Mehr Experimente wären eine tolle Sache gewesen, aber man kann durchaus mit dem neuen Album zufrieden sein. In vier Herbstwochen hat die Band aus Rotterdam fünf Länder mit ihren Konzerten beehrt und so wird man sich auch bald live wieder von der Power der Band überzeugen können, und das ist natürlich die Hauptdomäne der Gruppe. (25:23) (6,5) Thomas Eberhardt

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CALIBRE ZERO
Immune CD
STF Records

In der Info von STF-Records wird behauptet, Calibre Zero würden die spanische Metal-Rock-Szene dominieren. Ich weiss zufällig, dass das nicht stimmt! Die sind eine kleine Nummer dort. Also lasst euch nichts erzählen, das macht die Musik auch nicht besser. Wobei Calibre Zero schon das Potential haben, weiter oben mitzumischen. Viele Stärken: Ein erdiger stoner-rockiger Grundsound (den man dann beim nächsten Mal bitte schön saftig aufnimmt), eine Menge guter bis origineller Rockriffs, ordentliches Songwriting, saubere Breaks, die richtige Attitüde - sollen die vier Jungs aus Madrid doch auf der Bühne beweisen, dass ihre Musik eigentlich Live-Musik ist. Das Potential ist da, wurde aber auf "Immune" noch nicht ausgereizt. Die Produktion muss fetter werden, den Songs fehlt noch ein letzter Schliff oder die treffende Melodielinie. Und der Sänger muss variabler werden. Der schreit sich doch ziemlich uninspiriert durch die 13 spanisch-sprachigen Songs, ständig in der gleichen Tonlage. Gleichzeitig haben sie ihn ganz nach vorne gemischt und irgendwann nervt´s. Na, dann warten wir mal auf die nächste Platte von CALIBRE ZERO - vielleicht das nächste dicke Ding! Die spanische Rock- und Metalszene dominieren übrigens HORA ZULU, SOZIEDAD ALKOHLIKA, DEF CON DOSD, BARON ROJO, TIERRA SANTATA, HAMLET, MAGO DE OZ, und die Rock-Legende Leño muss man auch kennen. (6,5/10) Michael Dietz

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COLORBLIND
Anywhere Out Of This World CD
Phénix Records/Disques Office

Fünf Tracks werden hier unter dem Banner "DaylightSongs" zusammengefasst und dann folgt nochmal dieselbe Anzahl als "MoonlightSongs". Keine schlechte Idee, die komplexen, reich instrumentierten Lieder durch diese Strukturierung etwas zugänglicher zu machen."The Devil And The Nun" schickt sich an WAITS nachzueifern, begleitet wird der Song aber opulent wie bei MARDI GRASS BB und Sänger Vito versucht sich an Oktavsprüngen und so drängt sich schließlich auch ein MUSE-Vergleich auf, obwohl COLORBLIND meist ohne Verzerrer zu Werke gehen. So erinnert die erste Hälfte des Albums oft an Simon And Garfunkel, daviele Tracks recht zerbrechliche Folksongs sind, die ausschließlich auf der Akustikgitarre gespielt werden. Die "MoonlightSongs" dagegen setzten oft auf's Piano und sind von der Stimmung her getragener, ein merkbarer Unterschied. Selbst wenn die Oktavsprünge etwas gewöhnungsbedürftig sind, bleibt"Anywhere Out Of This World" ein gutes, einfühlsames Rockalbum mit Kuschelrock-Appeal. SNOW PATROL,FROM MONUMENTS TO MASSES hört man instrumental raus, der Gesang lässt an PEARL JAM denken. Für Fans dieser Bands sind die Schweizer ein heißer Tipp, gerade das Vedder-Timbre wird bestimmt seine Fans finden. (39:05)(7) Thomas Eberhardt

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DEVIOUS
Vision CD
Deity Down Records


Der Einstieg in "Vision" ist zwar recht opulent und atmosphärisch, aber der Fünfer findet schnell geeignete Kontraste indem er den flächigen Passagen einige traditionelle Death Metal Riffs entgegensetzt. Die Vocals von Arnold Oude Middendorp sind druckvoll, basslastig und am ehesten mit Jan-Chris de Koeijer von GOREFEST zu vergleichen, DEVIOUS vermeiden gestelztes Englisch, aber die Produktion klingt dafür umso polierter. Es wurden einige Synthies und auch viele Samples integriert, was dem organischen Sound etwas in den Rücken fällt, aber vom Konzept her sind diese zusätzlichen Elemente schon gut. Es wirkt nur leider etwas aufgesetzt und ist noch nicht wirklich stringent in den Bandsound verwurzelt. Das Songwriting orientiert sich eher am Riff, als an ihm übergeordneten Kategorien. So ist "Impulse Overload" trotz der modernen Thematik des Überladens mit Information ein recht zerfahrener Song, der zwar vieles zu bieten hat, aber trotz der ganzen Finessen fehlt ihm der Wiedererkennungswert und der Groove. Dieses Genre haben GOREFEST mit "Erase" vor 15 Jahren schonmal eindrucksvoller bereichert. DEVIOUS haben aber keinesfalls ein durchschnittliches Album abgeliefert, man hört nur, dass niemand sich gerne zurücknimmt, alle Mitglieder stets hundert Prozent geben und es daher weder auf noch ab geht, sondern stets nach vorne, was den Songs aber etwas die Spannung nimmt. Insgesamt sind auf dem Album acht Songs und wenn man die verschiedenen Elemente durchkalkuliert, gäbe es bestimmt genung Ideen für 30 Songs, die Niederländer packen aber alles zusammen. Tabbings, Soli, Stakkato, High-Speed-Attacken, Akustikgeklimper, Synthies und hymnische Passagen, alles hat in "Predefinded" seinen Platz, aber ein eindrucksvoller Song entsteht trotzdem nicht. Zu Gute halten sollte man dem Quintett aber noch Artwork und Booklet, das sieht sehr schmuck aus und spiegelt auch die sozialen Themen gut wider. (6,5) Thomas Eberhardt

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THE GHOST ROCKETS
S/t CD
Dancing In The Dark Records


Mal was anderes, dieses Quintett hat ein eigenwilliges Gebräu aus Stonerrock, amerikanischem Stadionrock und Grunge-Elementen abgefüllt und der Opener ist ein Song, der einen einfach nur aus den Schuhen haut, denn die Melodik ist derart stimmig, dass der Begriff Ohrwurm eine Untertreibung wäre. "Golden Monogram" bietet ein diabolisches Pianofundament, Jerry Lee Lewis lässt grüßen, und ergänzt dies mit Stonerriffs. TEMPLE OF THE DAY und MAD SEASON wären mögliche Verweise für denjenigen, der sich ein Bild von THE GHOST ROCKETS machen will. Obwohl die Band aus Schweinfurt kommt, klingt man unheimlich international. Wer schon vor dem 25.12. was von der Band hören möchte, kann das in Fülle auf der Homepage der Gruppe tun, denn die Band bietet ihre komplette EP "The Eyes Of..." zum kostenlosen Download an. Einige Tracks haben auch ihren Weg auf das Full Length Debüt gefunden, neben dem fantastischen Titeltrack "Eyes Of..", der an die neuen Songs der FOO FIGHTERS erinnert, auch noch "Golden Monogram". Bleiben vier Songs, die man nur exklusiv als Download bekommen kann. Die Lieder auf dem Album sind teilweise ebenso rockig, haben aber mehr Abwechslungsreichtum zu bieten und auch mal einen schmissigen Refrain. Die schmierigen 70s Gitarrensoli sind ein Freude für jeden Rock n' Roll-Fan und die mehrstimmigen Backup-Vocals geben den zehn Songs ordentlich hymnische Qualitäten. Stimmlich muss man immer wieder an MONSTER MAGNET denken, wobei die Grunge-Anleihen und JAWBOX-Disharmonien wie in "When Machines Dream" auch ein Gegengewicht dazu aufbauen und geschickt Krach mit Melodie kreuzen. Das Artwork ist ein bisschen im Surferlook gehalten und rundet diesen tollen Release ab. Eigenständig, charismatisch, fesselend und ein Album, das auch in Dauerrotation begeistert. Wenn ich drei Daumen hätte, ich würde sie alle hochhalten. (38:11) (8,5) Thomas Eberhardt

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KERNEL
Servant Of God CD
Punishment 18 Records/Paranoia Music


Ein weiteres Trash-Album, diesmal aus Italien, bestätigt das Trash-Revival und geht gut ins Gehör, was daran liegen mag, dass KERNEL schon seit dem Jahr 2000 ihr Ding machen und als Hardcore/Punk begonnen haben, ein Jahr später den Weg in Richtung Trash eingeschlagen haben. Neben einigen Demos/Promos hat die Band noch keine Full Length veröffentlicht, wird in Italien aber gerne von jungen Bands gecovert und hat sich einen guten Stand erspielen können. Das ultrabrutale Cover passt allerdings nicht so ganz zu KERNEL, deren Stil eher vom Crossover als vom Metal geprägt ist. ANTHRAX, OVERKILL und SODOM werden neben SLAYER und SEPULTURA als Einflüsse angegeben und es gelingt der vierköpfigen Truppe doch immer wieder ihre altbekannten Riffs mit Bassinterludes oder anderen Kniffen aufzuwerten. "Burn World" und "Charity" ziehen dann das Tempo an und letztes hat sogar ein King-Solo in Petto, welches der Band alle Ehre macht. Mit "Falsi Liberi" und "Mio Destino" sind auch zwei Songs auf Italienisch auf dem Album, der Rest ist Englisch. Mit "Rage And Destory" gelingt KERNEL ein brachialer Abschluss, aber an den Opener "Children" kommen sie leider nicht mehr ran. Ein okayes traditionelles Trash-Album. (35:57) (6) Thomas Eberhardt

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LAVATCH
Polygraph CD
R.P.H.C - Ruhrpott Hardcore


Leute von ENGRAVE und COMING UP FOR AIR haben mit LAVATCH seit längerem ein neues Baby am Start und veröffentlichen mit "Polygraph" nun ihren dritten Release. Wo CUFA sehr verspielt und ENGRAVE recht hektisch waren, setzen LAVATCH eher auf Powerchord-Hardcore der Marke frühe EVERY TIME I DIE. Diese Nische wissen sie recht gut zu füllen und da ETID inzwischen wesentlich experimenteller geworden sind, dürften LAVATCH auch einigen Fans des ursprünglichen Stils eine grosse Freude machen. Stakkato, Uptempogedresche, disharmonische Fragmente, dies alles haben die elf Songs zu bieten und zwar auf konstant hohem Level. "On An Empty Stomach" spielt sich im midtmpobereich ab und weiß durch einige Stonerriffs durchaus zu überzeugen. Textlich bekommt jeder sein Fett ab, egal ob die organisierte Religion, trinkende Autofahrer oder einfach nur falsche Freunde, LAVATCH scheinen alle Welt zu hassen. Wer auf dieser Welle mitschwimmen will, bekommt als Belohnung einen Videoclip und eine schöne Digipack-Verpackung obendrauf.(7) Thomas Eberhardt

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P.A.I.N MANAGEMENT
Lobotomy CD
STF Records


Metal mit Industrialelementen,Synthieanleihen und elektronischen Beats haben P.A.I.N MANAGEMENT auf "Lobotomy" zu bieten. Was sich zunächst spannend anhört, ist zwar originell, kommt aber nicht richtig in die Gänge. Die Songs schleppen sich recht uninspiriert hin, und kranken vor allem daran, dass ihnen kein Refrain spendiert wird und es keine Klimax gibt, ohne das Auf und Ab sind die Songs einfach ein regelrechtes auf die Folter spannen, ohne dass die Geduld entlohnt wird. Die Synthies halten die Segmente zusammen, der Gesang bringt wenig Innovationen mit. Meist arbeitet man sich in Halbtonschritten voran, setzt in guten Momenten wie in "Dark Star" auf GODSMACK Riffs, kann aber kein Charisma entwickeln. Lobenswert ist die Tatsacche, dass P.A.I.N MANAGEMENT ganz klar ein eigenes Konzept haben und ein Original sind, der Nachteil besteht aber schlicht in der Tatsache, dass diese Gleichförmigkeit zwar im Elektrosektor zelebriert wird, aber wenn man sich Bands wie PROJECT PITCHFORK oder VNV NATION anhört, weiß man, dass es durchaus auch Kontrastpassagen geben muss, sonst wird ein Album zäh und monoton. (49:27) (5) Thomas Eberhardt

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THE MENACE
S/t MCD
manacemusic@gmx.de


Fünf Österriecher aus Linz stecken hinter THE MENACE und daher hat man der selbstbetitelten EP auch fünf Tracks verpasst. Laut Band erwartet den geneigten Hörer eine Fusion aus Trash und Punk und man könnte beinahe sagen, dass THE HAUNTED und BANE ebenfalls Spuren hinterlassen haben. Ich würde THE MENACE zwar eher in den Hardcore-, als in den Trash-Sektor einordnen, aber dass soll den Ersteindruck nicht negativ beeinflussen, denn das Quintett macht seine Sache gut. Die Band existiert seit 2006 und 2008 gab man die ersten Konzerte, die nun in der Veröffentlichung der EP gipfeln. Zunächst mal überzeugen THE MENACE textlich, denn Themen wie Selbstmord "Vivo El Suicido", dessen Titel natürlich einen ironischen Unterton hat, Ausverkauf der Szene und der Überwachungsstaat werden hier ernst und intelligent aufgearbeitet, was ja nicht unbedingt die Regel ist. Musikalisch kann noch an den Vocals gefeilt werden, aber für eine Produktion in den "Cheap As Hell Studios" ist der Sound allemal annehmbar. Das Shouting ist heiser, das Drumming brutal und die Gitarren setzen auf Stakkato-Riffs, was durchaus ein stimmiges Ganzes ergibt. Das Layout der EP ist ansehnlich und kommt ganz ohne Klischees aus. "Vivo El Suicido" bietet ein 70ies Rockriffs und eine Spoken Word - Passage, die den Song zu einem wahren Smasher und THE MANACE zu einer untypischen, kreativen und überaus beachtlichen Band machen. Unbedingt antesten! (12:01) (8) Thomas Eberhardt

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PITPONY
A Small But Angry Creature CD
Records


PITPONY stoßen das Tor in die Neunziger weit auf und man sieht sich mit Bands wie den SMASHING PUMPKINS, NIRVANA und THE PRESIDENTS OF THE UNITED STATES konfrontiert, aber auch mit der Kauzigkeit der MELVINS, den Grooves von QUEENS OF THE STONE AGE oder von SOUNDGARDEN. Zwischen diesen Polen findet das Trio sein persönliches Plätzchen und gibt sich mal dröhnend laut, dann wieder verspielt akustisch wie in "Born Witout A Cause", dort treffen "Incesticide"- Momente auf atmophärische Passagen. Durch die reduzierte Besetzung kommen alle Instrumente zur Geltung und mit Space Rock-Elementen entsteht ein voller, organischer Sound, der PITPONY zu einer besonderen Band mit Wiedererkennungswert macht. Ihre Sozialisation in den Achtzigern und Neuzigern dürfte viele Leute ansprechen, aber PITPONY darauf zu reduzieren wäre ein Fehler, denn hier schlummert so viel, dass man einfach mal reinhören muss und selbst entscheiden sollte, ob "Sweet Johnny" jetzt mehr an PRIMUS denken lässt oder schon beinahe an CAVE IN erinnert, die Grenzen sind hier fließend. Eine Ausnahmeband, die sich vielleicht noch etwas eingrenzen sollte. (30:51) (7) Thomas Eberhardt

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RAMPIRES
Bat To The Bone CD/LP
Psycho T Records


Psychobilly ist das Metier der RAMPIRES, die bis 2006 GODZILLA FLIP hießen, und vielleicht ist die eigene Stilbezeichnung der Band "Psychopunk" auch bald ein Genre, das jeder kennt. Wie immer ist der Opener etwas dröge, aber "City Of Flames" und "In My Arms" zeigen dann, dass die Jungs aus Münster echt was drauf haben. Einflüsse wie THE MISFITS, THE METEORS, MAD SIN, aber auch Rockabilly der traditionellen Art, bestimmen den Sound der RAMPIRES. Wenn dann auch noch eine Orgel, eine Clarinette oder ein Banjo den Weg in die Songs finden, wird's garantiert nicht langweilig. Die Band hat ein Händchen für tolle Songs, klasse Singalongs und der Groove stimmt auch. 14 Lieder, die auch für Freunde von CALABRESE interessant sein dürften. Das Album nimmt schnell Fahrt auf und selbst wenn ein paar unspektakuläre Songs wie "Thunder & Lightning" oder "Life & Death" mit von der Partie sind, kann man Fans des Genres diesen Release nur ans Herz legen. Das Album ist übrigens auch als Vinyl erhältlich. (43:09) (7) Thomas Eberhardt

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REAPER
Gardens of Seth CD
STF Records


Meine Güte ist diese Scheibe mittelmäßig, das ist ja nicht zum aushalten! Ist ja alles ganz nett gemacht, die Produktion, das Handwerkliche, die Aufmachung. Und trotzdem will man bei REAPER irgendwie nicht weiter hören. Standard-Power-deutsch-Metal mit dramatisierenden Texten, viele zweistimmige Gitarren-Riffs, absolut groove-freie Stampf- und Doublebass-Beats, etwas hölzerne Soli und der typische Gesang. Die ersten Songs bieten dem anspruchslosen Metalfan soliden Stoff zum Matte-Schütteln. Der Drummer hängt nur manchmal knapp daneben, und die Double-Bass hat der bestimmt nicht selbst so gespielt. Ein Hoch auf Q-Base! Die Band versucht etwas an Originalität gut zu machen, indem sie sich in exotische Bereiche begeben - und hier wird's dann doch peinlich bis unhörbar: das spanisch angehauchte Instrumental namens "Al Andaluz" ist reichlich dilettantisch interpretiert und leistet sich eine verstimmte Leadgitarre, und zu der faden Adaption von Goethes Erlkönig fällt einem auch nichts mehr ein. Grauselig! Insgesamt taugt die erste Hälfte von "Gardens of Seth" gerade noch als Festival-Hintergrund-Musik. Und es muss wohl auch Leute geben, die GRAVE DIGGER gut finden. Wer, wenn nicht die, sollen das Ding sonst kaufen? (4/10) Michael Dietz

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ROLLERCOASTER
First Contact CD
Antstreet Records/New Music Distribution


Melodycore aus Turin mit Sängerin, die zwar einen leichten, aber irgendwie auch charmanten italienischen Akzent hat und stimmlich an ELEMENT 101 denken lässt. Das Quintett legt ein recht hohes Tempo vor und konnte sogar Jaret Reddick von BOWLING FOR SOUP für die Backups von "Ex Best Friend" gewinnen. "Star Of My Funeral" ist ein echter Ohrwurm, der vom Songwriting her auch gut von MXPX hätte sein können und "The Doubt" zitiert einen 80er Jahre Hit und stellt klar, dass ROLLERCOASTER doch mehr zu bieten haben, als der erste Eindruck versprochen hatte. Die anfänglichen Schwächen verschwinden aber wieder recht schnell. Für ein Debüt ist "First Contact" ein äußerst gelungenes Album und auch das Layout ist ein echter Hingucker, auch wenn die Texte etwas grösser häten abgedruckt werden können, da hätte das Gesamtkonzept wohl nicht drunter gelitten. Melodycore-Fans dürfte das Album gut gefallen, TILT, DISCOUNT oder BLONDIE werden hier munter mit MXPX, AT THE FAREWELL PARTY und FALL OUT BOY in einen Topf geworfen und das Endergebnis überzeugt. Viele der Songs haben eindeutig Hitpotential. (40:48) (7) Thomas Eberhardt

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SOLEMN LEAGUE
The Beach/The Burden 7"
Kids In Misery Records


Wenn man es nicht wüsste, würde man kaum vermuten, dass hier Mitglieder von KURHAUS, ESCAPADO und JUST WENT BLACK aktiv sind, aber dies erklärt natürlich warum die vier Musiker, teils aus Hamburg, teils aus Berlin, eine solche eindrucksvolle Vinyl-Single abgeliefert haben. An Vergleichen spart das Label Kids In Misery nicht, da werden SONIC YOUTH, WIPERS, THE VAN PELT, MISSION OF BURMA oder JR EWING genannt und "The Burden" weckt durchaus Erinnerungen an Thurston Moores Frühwerke wie "Daydream Nation", aber diese Masse an Querverweisen zeigt auch, dass SOLEMN LEAGUE in einer Liga für sich spielen, wie der Bandname eben schon sagt, und viele Einflüsse hier zu etwas Eigenem geworden sind. Ob man das Kind nun 80s Postpunk, 90s Emo, Indie- oder Noiserock nennt ist sekundär, klar ist aber, dass SOLEMN LEAGUE mit dieser Seveninch zwei fantastische Songs geschaffen haben, bei denen die Deep Elm-Macher bestimmt auch gerne zugegriffen hätten. Wow, wann kommt die LP? (9:07) (8,5) Thomas Eberhardt

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V.A. - I LOVE MARBACH RECORDS
Labelsampler CD
I Love Marbach Records


Überraschend guter Sampler mit Bands, die mir bisher kein Begriff waren, als da wären COTTON PONIES, CAULY FLOWER ISLANDS, GRRRANSCHINUTS, RISING SOUP, ZENTRALHEIZUNG OF DEATH, aber ohne wenn und aber überzeugen können. Stilistisch setzt sich I Love Marbach Records in eine Nische, die derzeit alles andere als überlaufen ist, aber zwischen den Angelpunkten Indierock und 90s Emocore bietet dieser Digipack-Sampler 18 teils spinnerte Songs, die leicht verstimmt, aber trotzdem ätherisch rein sind. GRINNI erinnern mit ihrem Song "Run" fast schon an SONIC YOUTH, dissonant, aber durch die weibliche Stimme doch sehr schön. RISING SOUP geht dann eher in die New Wave-Richtung, aber bei I Love Marbach darf die Akusikgitarre trotzdem nicht fehlen. Lofi meets opulente Soundscapes, ein sehr experimenteller Sampler also, der Musik eher als Jam praktiziert, denn als am Reissbrett konzipierte Elemente. Alle, die JOAN OF ARC, MODEST MOUSE und ähnlich kauzige Bands mögen, werden hier ihre helle Freude haben. Ein klasse Sampler, dessen liebevolle DIY-Verpackung einfach ein Hingucker ist, und der hoffentlich nur den Auftakt zu einer langen Labelgeschichte darstellt. Wann gibt's mehr davon? (66:41) (7) Thomas Eberhardt

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VERMIN
Define: Devine CD
Deity Down Records


Deity Down Records aus den Niederlanden läd nochmal nach und hat mit diesem Quintett wahrlich eine feine Combo im Roster und das Album ist genau der richtige Soundtrack um die aufgesetzte Feiertagsstimmung und die nervige Konsumschraube, die langsam angezogen wird, abzuschütteln. Einfach die zehn Songs auflegen, die an NAPALM DEATH und GOREFEST erinnern und gepflegt die Matte schütteln, falls vorhanden. Die technisch versierten Leads in "Imminent Perfection" werden von progressiven, teils naturwissenschaftlich inspirierten, teils philosophischen Vocals begleitet und machen wirklich was her. Wer dachte Death Metal muss stumpf sein, darf sich hier gerne mal statthören. Double Bass, Growls, doomige Riffs, so wird "I Walk Among You" eingeläutet und dann driftet der Song in ein beachtliches Gedresche ab, welches ganz auf melodische Gesangssprengsel verzichtet und puristischen Death Metal bietet. Insgesamt spielen sich VERMIN beinahe schon zu routiniert durch ihr Programm und man freut sich über einen Song wie "The Inner Anomaly", der etwas aus dem Raster fällt und Tempo wie Rhythmus variiert und etwas Groove bietet, indem man auch mal den Bass aufblitzen lässt. Alles in allem aber ein Brocken von Album, das uneingeschränkt überzeugt. (38:24)(6,5) Thomas Eberhardt