WITH LOVE, Januar/Februar-Reviews


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Alex Amsterdam
Stillness Of A Moment CD
alex-amsterdam.de


Darf man jemandem der „Bitches“ singt Sexismus vorwerfen? Man darf und ich tue es hiermit, nächstes Mal vielleicht nicht nur auf den Reim hören, sondern auch bedenken, dass wir im 21.Jahrhundert angekommen sind. Sowas verdirbt jedem intelligenten Menschen den Spass an der Sache, selbst wenn man noch so einfühlsam auf der Akustikgitarre klimpert. Von diesem eklatanten Faux-Pas abgesehen, spielt Alex Amsterdam radiotauglichen Akustikpop mit nasaler Note, erinnert somit oft an OASIS. Ich verstehe zwar nicht warum er immer so grossen Wert auf Endreime legt, aber wenn man sich mal damit arrangiert hat, kann man an „Stillness Of A Moment“ durchaus Gefallen finden. Es wäre jetzt eine glatte Lüge zu behaupten, dass ich ein ausgewiesener Akustikfan wäre, insofern einfach die Empfehlung sich das Album mal anzuhören. Morgan Finley hat kürzlich einen vergleichbaren Longplayer abgeliefert, Alex Amsterdam steht diesem Output in nichts nach, aber nach dem Hören von „The Pain“ muss ich schon sagen, dass die Spannung eines Songs mit dadurch entsteht, dass es Höhen und Tiefen gibt, vielleicht wäre es ratsam nicht jede Silbe so zu betonen, als ob sie zentral wäre. Am besten ihr macht euch euer eigenes Bild und besucht mal die Website von Alex. (5) Thomas Eberhardt

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ALONE
Kiss Dreams Goodbye CD
Refoundation


ALONE aus Italien haben trotz ihrer erst kurzen Karriere bereits unzählige Konzerte gespielt. Unter anderem mit SINKING SHIPS, SHOOK ONES, RITUAL, ANCHOR und etlichen weiteren namhaften Gruppen. Seit zwei Jahren gibt es die Combo bereits und neben dem obligatorischen Demo kann man auch schon eine Split mit VALUES INTACT aus Palermo vorweisen. Fragt sich für den Leser, wie dass nun alles klingen mag. Also Old School Hardcore ist schonmal ein guter Tipp und ALONE haben zudem auch einige melodische Passagen der Marke JAWBREAKER und TURNING POINT in ihren Stil integriert. Von dem Genius der Ideengeber ist man zwar Meilen entfernt, aber ganz nett ist diese Seveninch allemal. Das Schlagzeug wirbelt beständig, die Gitarren spielen verschrobene Melodien und der Sänger macht ebenfalls ziemlich Druck, so werden die fünf Songs keinesfalls langweilig. Allerdings muss man ganz klar sagen, dass ALONE an die bisherigen Releases von Refoundation nicht heranreichen können, da diese einfach grandios waren. Wollen mal sehen, was nach der Seveninch kommt. (13:09) Thomas Eberhardt

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BAD REACTION
Had It Coming MCD
Reflections Records


Neun Lieder in kürzester Spielzeit, da muss man aufpassen, dass einem nicht die Puste ausgeht. BAD REACTION sind ein Quartett aus Kalifornien und ich werde zusehen, dass ich mir den gesamten Backkatalog dieser fantastischen Old School Hardcore Combo zulegen werde, denn wer so authentisch die Achtziger aufleben lässt und Songs schreibt, die klingen, als ob MINOR THREAT (The Truth) oder BLACK FLAG (Street Cred) schlichtweg vergessen hätten, diese damals zu veröffentlichen, dem kann man eigentlich nur die Füsse küssen. Was für eine Band. Sänger Kash klingt nach Henry Rollins in seinen besten Zeiten und hat als Afroamerikaner natürlich auch ein paar andere Themen auf Lager als die weissen Mittelschicht-Kids. Wenn dann noch ein humorvoller Track wie „Keep Your God Out Of My Peanut Butter“ diesen grandiosen Output, der eigentlich die beiden Seveninches „Dare To Be Dull“ und „Plastic World“ zusammenfasst und mit dem Song „Word“ ergänzt, vollendet, dann kann man nur von einem Erfolg auf ganzer Linie sprechen. Die Jungs bringen es einfach auf den Punkt. Den Abschluss macht mit „Pay To Cum“ ein Cover von den BAD BRAINS. (9) Thomas Eberhardt

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BURNTHE8TRACK
Division CD
Grapes Of Wrath/Core Tex Records


Vor rund zehn Jahren spielte eine kanadische Band namens GUY SMILEY im Vorprogramm von IGNITE und auch wenn das jetzt schon rein zeitlich deplatziert scheint, so gibt es natürlich einen ganz simplen Zusammenhang. Derek Kun, war Sänger von GUY SMILEY und Epitaph ließ sich damals sogar das Album „Alkaline“ von Devil Doll Records lizenzieren. Bei BURNTHE8TRACK ist Derek Kun ebenfalls am Mirko zu finden, allerdings sind die früheren Kollegen nicht mehr dabei, Derek hat stattdessen seinen Bruder ins Boot geholt und zwei neue Musiker. Den Stil von BURNTHE8TRACK könnte man als melodischen Hardcore umschreiben, dies wäre allerdings eine recht dürftige Einordnung, denn „Spark It Up“ erinnert von der Gesangslinie her stark an JAWBREAKER, andere Einflüsse sind sicherlich FACE TO FACE da die Songs von "Division" bereits 2003, aber lediglich in Kanada erschienen waren. Aufgepeppt wurde diese MCD mit den Liedern der „Battle of the Network Stars“, so kommt man auf zehn Tracks, die wirklich ein willkommener Ausflug in die Neunziger sind, denn selbst wenn sie nach der Jahrtausendwende geschrieben wurden, so transportieren sie doch, was vor einer Dekade modern, interessant und wichtig war. (29:31) (7,5) Thomas Eberhardt

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DISTURBING FORESIGHTS
De-Grunged? CD
Deity Down Records


Eigentlich wurde dieses Album bereits 1993 aufgenommen, aber das damalige Label der Band hat dieses feine Scheibchen leider nie veröffentlicht. Eine Schande, denn "De-Grunged" bietet alles, was Fans von SUICIDAL TENDENCIES, METALLICA, DRI oder BEOWULF glücklich machen dürfte. DISTURBING FORESIGHTS existierten von 1989 bis 1996 und waren eine der ersten niederländischen Gruppen, die Punk, Hardcore und Metal kombinierten, wobei man sich vom Metal lediglich das Trash-Tempo geborgt hat. Hieß damals Skatecore. Live spielte die Combo mit YOUTH BRIGADE und MDC und machte Crossover lange bevor dieser unerträglich wurde. Inhaltlich bietet man mehr als momentane Bands, da man über Genmanipulation, Umweltverschmutung und andere wichtige Themen sang. Für eine gute Produktion sorgte Pieter Kloos, der bereits PETER PAN SPEEDROCK, ANARCRUST und MOTORPSYCHO zum richtigen Klang verhalf. Man muss auch wirklich ganz deutlich sagen, dass dies keine unnötige Veröffentlichung aus übertriebener Nostalgie ist, sondern, dass die 13 Tracks wirklich ohne Einschränkung überzeugen. (7,5) Thomas Eberhardt

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ILLECTRONIC ROCK
Angel Suicide CD
Blacksolaris Records


Der erste Eindruck bei ILLECTRONIC ROCK wird durch die auffallende Professionalität der Band aus dem Frankfurter Raum bestimmt. Die Produktion ist bombastisch und neben dem üppigen Booklet gibt es auch noch einige Videos zu bestaunen. Stilistisch orientiert sich die Band an Gothic-Combos wie HIM und THE 69 EYES ergänzt diese Einflüsse aber mit New Metal-Passagen, die am ehesten an 4LYN erinnern. Hinzu kommt eine deutliche Note an modernen-Elementen aus der Emocore/Hardcore-Ecke. Samples und Synthies geben den 14 Songs ein orchestrales Gesamtbild. Wie man vielleicht schon an den verschiedenen Einflüssen erkennen kann, ist „Angel Suicide“ sehr abwechslungreich und selbst wenn der Gesang auf manche etwas theatralisch wirken mag, wissen die Vier auf Dauer doch eindeutig zu überzeugen. Die Pianos, Cellos und Violinen stellen die Band klar in die Gothic-Ecke und auch das Outfit lässt vermuten, dass die Musiker sicherlich ein paar VNV NATION-Alben im Schrank haben. Aber zurück zum Album: Durch den Variantenreichtum und die ungewöhnliche Mixtur verschiedenster Stile ist "Angel Suicide" ein Album, welches mitunter auch Freunde der BLOOD BROTHERS ansprechen dürfte, ohne dabei andere Musikfans allzusehr zu verschrecken. Doch, insgesamt ist "Angel Suicide" ein überzeugendes Album. (6,5) Thomas Eberhardt

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JET PILOT
Yeah, we do dance to architecture CD
Blackjack Illuminist Records


Bei den JET PILOTS wird dem Bass eine ungewöhnlich exponierte Stellung zugewiesen und zur Abwechsung ist das auch mal ganz fazinierend ein Instrument im Vordergrund zu hören, welches oft einfach unter den Gitarrenriffs begraben wird und sehr selten Gelegenheit zur Entfaltung bekommt. Das Trio, welches ursprünglich aus Greifswald kommt, sich inzwischen aber in Würzburg, Dresden und Rostock angesiedelt hat, fügt diesem äussert tieftönenden Vergnügen dann auch noch etliche Synthieklimpereien hinzu und entführt den Hörer so in ein Abenteur, welches zumindest akustisch doch deutliche Paralllen zu einem Videospiel aufweist. Auch wenn die Produktion etwas fülliger sein könnte und der Gesang merklich am Limit arbeitet, weiß dieses überdrehte Album doch zu begeistern. Wenn ihr die ein oder andere BLOOD BROTHERS-Scheibe habt und HORSE THE BAND nicht für zu überdreht haltet, dann werden euch JET PILOT sicherlich gefallen. Als Zugabe gibt es noch zwei Videos auf dem Album. Schöne Sache. (6,5) Thomas Eberhardt

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SMALL JACKETS
Walking The Boogie CD
Go Down Records


Man könnte schwören, dass dieses Quartett aus Malmö, Stockholm oder Orebrö kommt, zumindest hätte ich es definitv in Schweden verortet, wenn es keine weiteren Informationen zum Longplayer gegeben hätte. Der Stil der SMALL JACKETS erinnert nämlich unheimlich an die HELLACOPTERS, die BACKYARD BABIES und auch ziemlich an GLUECIFER. Allerdings sind Lu Silver, Danny Savanas, David Piatto und Nick Pucci, die bereits seit acht Jahren ihren Boogie- und Orgelgetriebenen Rock `n` Roll auf die Bühne zaubern, aus dem schönen Italien, was den Hörer doch etwas verwundert, aber neben SPEEDBALL JR und den SUBSONICS hat Italien eben auch noch etliche andere grandiose Bands zu bieten. Die SMALL JACKETS haben aber trotz ihrer südeuropäischen Herkunft Kontakte nach Skandinavien knüpfen können und so steuerten Nick Royale und Robert Dahlquist von den HELLACOPTERS einige Gitarensoli zu „Forever Night“ bei. Fans des skandinavischen Rock `n` Rolls kommen also definitv auf ihre Kosten, aber selbst betagte ROLLING STONES- oder THE DOORS-Verehrer wird den SMALL JACKETS und ihrem traditionellen Sound einiges abgewinnen können.

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SPITZBART
S/t CD
Comet Records/Radar Music


Hinter dem ominösen Namen versteckt sich Björn Müller, der am renommierten Guitar Institute of Technology in Los Angeles studiert hat und nach seiner Band FRAMELESS jetzt auf Solopfaden wandelt. Müller und sein Instrumentaltrio spielen meist Blues- und Jazzvariationen und lassen oft an Grössen wie Hendrix, Frusciante oder gar an Postcore-Bands wie JUNO oder KARATE denken. Von den ganz leisen Tönen, bis hin zum RED HOT CHILI PEPPERS-inspirierten Titel ist alles dabei und am besten gefällt mir SPITZBART, wenn man etwas an die Voodoo Rhythm-Combos erinnert. Die glasklare Produktion trifft meinen Geschmack jetzt nicht unbedingt, da ich der Meinung bin, dass traditionelle Musik wie Blues oder Jazz auch mal etwas roher und ungeschliffener klingen darf. Handwerklich sehr gut gemacht, um nicht zu sagen virtuos, aber mir persönlich eine Spur zu poliert. Positiv muss man allerdings bewerten, dass Müller trotz dieses Virtuosität nie den Song aus den Augen verliert, sondern immer darauf bedacht ist, ein Gesamtkunstwerk zu schaffen. Ob der Name SPITZBART jetzt das geneigte Publikum anspricht, wage ich zu bezweifeln, aber letztlich zählt ja die Musik und die ist auf jeden Fall interessant. Gerade Gitarristen dürften damit ihren Spass haben. (6,5) Thomas Eberhardt

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TISCHLEREI LISCHITZKI
Kommunikation ist… CD
Elfenart Records


Das dritte Album von TISCHLEREI LISCHITZKI hat wenig mit plakativem Deutschpunk zu tun, auch wenn man aufgrund des Titels des Vorgängeralbums „Entzug“ vielleicht anderes annehmen könnte. Powerchords werden oft von verminderten Akkorden abgelöst und inhaltlich bietet die Band einiges an durchdachten Ideen. Die Texte sind nie abgedroschen oder platt, sondern immer überraschend und überzeugend. Man bleibt abstrakt, meist behandelt man die Themen auf persönlicher Ebene und kann so entkommt man der Klischeefalle. Ja, in Norddeutschland spriessen die guten deutschsprachigen Bands wie Pilze aus dem Boden und neben SnöRD und ESCAPADO gehören TISCHLEREI LISCHITZKI mit zu den interessantesten Bands, allerdings hört man bei diesem aktullen Release deutliche Reminiszenzen an Gruppen der Achtziger. Ein Song wie „Der Zauberer“ zitiert ganz charmant die Hardcore-Riffs der CIRCLE JERKS/BLACK FLAG und verbindet diese krachigen Chords mit in diesem Falle einfachen Lyrics. Kontrastiv dazu hört man dann auch langsamere Stücke, die dann eher den Schwerpunkt auf die Texte legen. 16 Lieder, die weit mehr Tiefgang haben, als man anfangs vermuten könnte. (6,5) Thomas Eberhardt

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WRECKYARD
Dawn CD
wreckyard.nl


Die Musikszene der Niederlande ist beeindruckend, wenn man bedenkt, dass die Niederlande noch nicht mal ein Viertel unserer Bevölkerungsgrösse besitzen. Neben Reflections Records, ALL FOR NOTHING, ONE PS kommt mit WRECKYARD eine weiteres Aushängeschild über die Grenze, das wirklich Beachtung finden sollte. Die zwölf Tracks von „Dawn“ ist unheimlich facettenreich, denn neben extrem fragilen „Price Of Admission“, welches etwas an Kevin Devine, SEAN NA NA sowie PEDRO THE LION erinnert und gesanglich völlig überzeugt, hört man mit „Riot On My Hometown“ einen beachtlichen Meldic Punk-Smasher, der an den Zenit der Fat Wreck/Epitaph-Euphorie denken lässt. In den nachfolgenden Songs konzentriert man sich hauptsächlich darauf einen schmissigen Refrain zu finden und baut die Lieder um diesen herum auf. Andere Bands hätten aus diesen Ideen wohl drei Alben gemacht WRECKYARD haben alles auf „Dawn“ gepackt, was natürlich seine Vor- und Nachteile hat. Auf die Dauer bleibt das Album aber ungewöhnlich interessant und verliert durch die vielen Einflüsse nicht an Schwung. Das Digipack ist ein zusätzlicher Anreiz, „Dawn“ zu bestellen, denn es kommt selten vor, dass man ein so hochwertiges Album ohne Barcode geboten bekommt. Wer mal wieder sonnigen Calipunk hören will, sollte hier unbedingt zugreifen. (41:01) (7,5) Thomas Eberhardt