WITH LOVE, May 2016-reviews

MAY 2016

Text?

ARKHE
Λ CD
Nail Records/Plastic Head Distribution


Was ursprünglich als Soloprojekt von SEAR BLISS Frontmann begann ist inzwischen zu einer kompletten Band herangewachsen. Auf dem Debüt der Ungarn hört man nun Songs zwischen Wave, Industrial und Postcore. „Fergeteg Hava“ verbindet Powerchords mit sakral-euphorischen Backup-Chören und atmosphärischen Passagen, die ins Psychedelische gehen. „Lélekölök“ eroffnet mit einem Industrial-Stampfbeat, während „Space Derelict“ totales Kontrastprogramm bietet, indem ein jazziges Saxophon in einen psychedelischen Song integriert wird. Das Cover von NAPALM DEATHs „Scum“ ist recht verfremdet, aber vielleicht erkennt es der ein oder andere trotzdem wieder, nette Idee jedenfalls. Gegen Ende des Songs setzt dann Gesang ein, der an Burton C Bell von Fear FACTORY erinnert. Man kann unkreativer covern. „Eredet“ ist ein astreiner Wave-Song, der an ruhigere Songs von VNV NATION denken lässt und auf alle Fälle hörenswert ist. Kommt als Digipak und ist Genrefans zu empfehlen. ThEb (7)

Text?

BRIGHTR
Year One CD
Flix Records/No Reason Records


Sänger Laurie erinnert mich frappierend an Christopher Ender Carrabba, besser bekannt als DASHBOARD CONFESSIONAL oder dem James Dean des Emorock. Laurie Cottingham gibt ebenfalls folkige Rocksongs zum besten, die er völlig ohne Drums oder Verzerrung eingespielt hat, die aber trotz allem äußerst euphorisch rüberkommen. Die Vocals sind fantastisch und der Schwung, den der bärtige Herr so ganz ohne Schlagzeug generiert ist ebenfalls beachtlich. Die Songs sind romantisch/idyllisch und das layout mit Bildern von Cottinghams kleiner Tochter passt ganz gut zur positiven Musik. 12 Songs sind auf dem ambitionierten Debüt vertreten und Fans von FURTHER SEEMS FOREVER oder DASHBOARD CONFESSIONAL sollten die Songs unbedingt mal antesten, könnte fast als kleine Homage durchgehen. ThEb (7)

Text?

JOE’S AIM
Mondstaub CD
Eigenproduktion


Hinter JOE’S AIM verbirgt sich die Musikerin Natascha J. Samp, die hier komplett im Alleingang und meist ohne Percussion neun Lieder aufgenommen hat. Das Picking auf der Gitarre überzeugt, der Gesang hat so ein paar Schwächen, aber im Großen und Ganzen kommt schon rüber, was Natascha vermitteln will. Müßig zu erörtern, warum diese Scheibe mich jetzt nicht total vom Hocker haut. Ist mir generell etwas zu konservativ, aber es soll ja verschiedene Geschmäcker geben ... habe ich gehört. Drei Songs sind auf Deutsch, der Rest auf Englisch, wobei die englischen Lyrics etwas weniger pathetisch rüberkommen und gesanglich auch stärker sind, weil Frau Samp darin nicht über Niveau singt. „Are you ready to change“ ist ein runder Song mit einer guten Gesangslinie und die positive Message steht den neun Liedern auch gut. Singer/Songwriter mit Country/Western/Simon&Garfunkel-Flair. Unspektakulär und simpel, aber ihren Stempel hat Natascha der Rockwelt schonmal aufgedrückt. Weitermachen! ThEb (6)

Text?

ENEMY OF THE ENEMY
Hellequin CD
Dooweet


Streckenweise ziemlich am Hardcore orientierte Scheibe, die aber auch mal gerne KORN und andere Crossover-Combos wie SOULFLY zitiert und dabei recht solide Riffs aus der Hinterhand holt. Wahrscheinlich haben sich die Franzosen tatsächlich nach dem gleichnamigen ASIAN DUB FOUNDATION-Song benannt. Nach zwei Kleinformaten und seit 2008 andauernder Aktivität ist „Hellequin“ nun das Full Length-Debüt. Textlich bedient man sich einfacher Slogans, aber „Fuck the system“ geht eigentlich immer. Das Coverartwork finde ich zwar ziemlich unansehnlich und auch textlich werden hier, wie gesagt, keine Heldentaten vollbracht, aber dafür überrascht „Farm boy“ mit Hip-Hop- und Funk-Elementen. Aktuell eher unüblich, denn Metalbands neigen gerade ja eher dazu „true“ zu sein. Eigenständig sind die Songs also allemal und unterhaltsam darf man sie wohl auch nennen. In „ Oh glory (Superstar)“, werden diverse Genres ohne Scheuklappen fusioniert und die gute Produktion sorgt zudem für viel Druck. Selbst das Solo in „Dangerous species“ ist außergewöhnlich. Unkonventionell und Spaß dabei, endlich mal wieder Leute, die ihr eigenes Ding machen, egal wie angesagt das gerade sein mag. ThEb (7,5)

Text?

EXCEPT ONE
Haunted Humanity CD
Dooweet/Season Of Mist


Zugegeben, das Cover sieht zunächst etwas grottig aus, aber der Metalcore des Quartetts ist schön fies/melodisch und die Vocals kommen äußerst brutal rüber. Die Riffs von "Elm Street" haben teilweise auch eine Black Metal-Schlagseite und Fans von LIAR und ARKANGEL werden hier sicherlich nostalgisch werden. Die Licks sind zwar simpel, aber durch Tempiwechsel bleibt die Combo stets unberechenbar und Drummer Fanch' sorgt für reichlich Druck nach vorne. Durch die geteilten Gesangsaufgaben zwischen Estelle und Ad'ibou kommt auch Abwechslung ins Spiel. In Summe ganz okay, sogar stärker, als die Scheibe auf den ersten Blick wirkt. Also, nächstes Mal vielleicht nicht so ein Superkacklayout? ThEb (6)

Text?

FAR FROM YOUR SUN
In The Beginning… Was Emotion CD
Domino Media


Progrock mit gehöriger psychedelischer Schlagseite, der recht zugänglich ist und selten verkopft rüberkommt. Die hervorragenden Basslines und der nicht überambitionierte Gesang schaffen eine entspannte Grundsituation, in welcher man sogar einen Song mit dem Text zu "Annabel Lee" von Edgar Allen Poe versehen kann. Auf die Gesamtlänge von acht Songs geht es allerdings sehr gemähchlich zu, das muss man schon sagen. Aktiv ist die Band seit 2013 und obwohl man sich, was die Bandmitglieder angeht bedeckt hält, dürfte das Album Fans von TOOL gefallen. Für ein Debüt echt okay, aber wenn man nächstes Mal hin und wieder distortion benutzen würde, wäre ich noch zufriedener. Selbst als großer Psychedelic-Fan muss ich sagen, dass hier zu zu wenig passiert, die arabischen Skalen in "F.A.D." sind da die große Ausnahme. Trotzdem ordentlich und gut produziert. ThEb (6,5)

Text?

FAITH AND SPIRIT
Glorious Days CD
Faithandspirit.fr


Die zweite EP dieses Quintetts aus Frankreich ist eine echt runde Sache geworden. Rein musikalisch gibt es meist Heavy Blues, aber hin und wieder kokettiert man mit Folk und Americana so wie im radiotauglichen "Everybody gets it wrong". Anschließend dreht die Band allerdings wieder die Regler auf 11 und zollt mit "Black Moon" den BLACK KEYS Tribut. Blues-Fans dürften sich bei FAITH AND SPIRIT gut aufgehoben fühlen und dass die Gruppe Robert Johnson sowie John Mayall & The Bluesbreakers als Einflüsse angibt, zeigt, dass hier echter Blues von Insidern gezockt wird. Der letzte Track "Down The Road" mit Mundharmonika und den souligen Backups von Wanda, Athena, Calypso und Sané setzt dann nochmal ein Ausrufezeichen hinter die gesamte Angelegenheit. Coole Songs, spitzen Layout, versierte Arrangements … und die Gitarren erinnern mich manchmal sogar an Derek Trucks. Kommt als Digipak. ThEb (7,5)

Text?

FALLEN EIGHT
Rise & Grow CD
soundcloud.com/falleneightband


Metalcore aus Paris mit Prog-Einflüssen, die sich vor allem bei den Vocals von Clem bemerkbar machen, denn die Gesangslinien sind wirklich ambitioniert und sorgen für den Aha-Effekt. Die Band liebäugelt in "Final shot" außerdem noch ein wenig mit Djent, aber die kraftvoll-hymnischen Vocals sind immer echt melodisch und sorgen für Hammer-Refrains. Growls werden bedacht und vereinzelt eingestreut, so dass schon reichlich Facettenreichtum geboten wird. Allerdings hat "Breath of the ages" trotzdem so seine Längen, denn jenseits des Refrains sind die Ideen nicht ganz so zahlreich. Trotzdem, Glückwunsch zu solch einem versierten Sänger, da dürfte sich noch so einiges entwickeln, denn die Band ist tight und dürfte mehrere Ziegruppen zugleich ansprechen, denn sowohl Metalcore-, als auch Mainstream-Rock-Hörer kommen bei den sechs Songs völlig auf ihre Kosten. ThEb (6,5)


Text?

FLOOD
Strangers With Memories EP
floodpunkband.bandcamp.com


Das Quartett aus Frankreich ist seit 2013 unterwegs und spielt Pop-Punk, der sich an GREEN DAY und BLINK 182 orientiert. Die zweite Ep ist der Nachfolger zu "Calm Before The Storm" von 2014. Das Gros der EP hört sich echt frappierend nach Tom DeLonge, Mark Hoppus und Travis Barker, also BLINK 182 an. Der Opener heißt dann ironischerweise auch noch "Don't blink". Treibende Drums, melodische Licks an der Gitarre und ein pumpender Bass, hier fehlt kein Detail, das muss man der Band lassen. Apropos BLINK 182, aktuell spielt Matt Skiba von ALKALINE TRIO bei dem Trio Gitarre (WTF?). Aber zurück zu FLOOD, "Who are we now" ist durch die Breaks zu Anfang und kanonartige Vocals gegen Ende hörenswert und "This night" mit seinen twin guitars kommt den Ideengebern (BLINK 182) schon ziemlich nahe, aber die Frage nach der Originalität stellt sich auf alle Fälle. Nette Hommage an den kalifornischen Melodycore. ThEb (6,5)

Text?

Kornelius Flowers
Vintage Hedonist CD
Sumo Rex/Cargo


Der Titel deutet es schon an, Flowers, Frontmann von THE SHANES, kokettiert mit Retrorock. Funktioniert angesichts des Erfahrungsschatzes des Herrn natürlich ganz vorzüglich. "When will I be your man" geht direkt nach vorne, während "I don't believe in anything" eine Slide integriert und vom Tempo her eher entspannt ist. Rein textlich gesehen scheint Kornelius Flowers gerade auf Wolke sieben zu schweben und das hört man dem Album an, Wohlklänge über Wohlklänge und Optimismus bis der Arzt kommt. Ansonsten sind die Soli auf den Punkt, die Drums tendieren zum Beat-typischen 4/4 Takt und obwohl die Instrumentierung nicht so facettenreich ist wie gewohnt, reicht die Hammond im Hintergrund eigentlich, um die nötige Fläche zu erzeugen. Der letzte Song "Hall of fame" hat dann wieder ein THE SHANES-Flair und beschließt den ersten Solo-Longplayer von Flowers äußerst souverän. Gemastert hat Kurt Ebelhäuser. ThEb (7)

Text?

HARMONIC GENERATOR
Flesh EP
Dooweet


Die seit rund zehn Jahren aktive Combo bringt es bisher rein statistisch auf 300 Gigs in neun Ländern, nicht schlecht. Stilistisch spielt der Fünfer eine Mixtur aus QOTSA und melodischem Hardrock. Vom Härtegrad her kommt auch die Grungefraktion auf alle Fälle auf ihre Kosten, denn meist geht es soft zu und die Klampfen sind nur leicht angezerrt. Sänger Quentin Barthes-Villegas macht definitiv Eindruck, denn er pendelt zwischen Scott Weiland und Layne Staley/Jerry Cantrell, alle Achtung. Heavy Gitarren einerseits, melodischer Gesang andererseits und dazu Crew-Shouts, tolle Licks und reichlich Groove. “Something you need to know” liebäugelt dann sogar mit MAD SEASON. Gemixt hat Logan Mader (ex-MACHINE HEAD). Durch diese Seattle-Aura ist "Flesh" ein tief in den Neunigern verwurzelter, authetischer Release geworden. Auf keinen Fall verpassen. ThEb (8)

Text?

HOLISPARK
The Harvest CD
Velvet/Trepam Records


Emocore mit Sängerin im Stile von PARAMORE. Der erste Treffer online zu HOLISPARK ist dann auch gleich eine Coverversion des PARAMORE-Songs "Where the lines overlap". Die sechs Songs sind das erste Lebenszeichen des Trios und sowohl Songwriting als auch Produktion überzeugen völlig. Man hört auch, dass die Band einen Riesenspaß an ihrem Material hat. Der Gesang von Manon Hollander ist mitreissend und obwohl sie sich sehr an die Genrevorgaben hält, ist sie hörbar talentiert. Manons Stimme ist etwas höher als die von Hayley Williams und recht eigenständig. Die Drums von Roch Deroubaix sind treibend und fett produziert, was gehörig zum Schmackes beiträgt. In "Further" gibt es sogar Backup-Vocals um das Ganze noch breiter zu machen. Die Ballade "Slippery Slope" zeigt zugleich die Stärke und Schwäche der Band: die Melodik, denn davon gibt es reichlich und obwohl die Wohlklänge angenehm rüberkommen, tritt nach fünf Songs ein gewisser Gewöhnungseffekt ein und einige Passagen wirken beliebig. Dies alles ist aber Kritik auf hohem Niveau, denn wenn hier etwas reduzierter mit Harmonien gearbeitet wird, dann dürfte die Band schnell viel Erfolg haben, denn für ein Debüt sind die sechs Songs phänomenal. ThEb (8)


Text?

HOOKWORMS
S/t EP + Bonustracks
Gringo Records


Die Band aus Leeds hat bisher drei Kleinformate veröffentlicht und legt diese auch größtenteils ihrer neunen EP bei. Stilistisch bewegt man sich im Umfeld experimenteller Musik, soll heißen obwohl die Band ursprünglich aus dem hardcore-Kontext kommt, hört man hier eher Psych, Elektronik und Noise untermalt von Beatrhythmen. Wer auf hypnotische, noisy Sounds steht und auch mal mit Krautrock liebäugelt, sollte diese Veröffentlichung unbedint antesten. Ursprünglich kamen die Songs als Tape auf den Markt, inzwischen folgt LP repress auf LP repress. Gelungene Fusion aus Noise, Psych und einer kleinen Prise Indie-Vocals. Das Layout hängt der Klasse dieses Album deutlich hinterher, es müsste eigentlich viel farbenfroher sein, denn die sieben Songs des Quintetts sind absolut mindblowing. ThEb (6)

Text?

KHASM
Fenris CD
Dooweet


Das Quartett aus Colmar, Frankreich, gönnte sich mit Jocke Skog (FEAR, CLAWFINGER) einen professionellen Engineer/Produzenten und nach dem durchschnittlichen Opener "Fenris" folgt mit "No more justice" dann ein uptempo-Trash-Song, dessen Finesse und Doublebass-Gewitter Eindruck hinterlassen. Die Vocals gehen in Richtung NAPALM DEATH bzw. GOREFEST und meistens agiert die Band angenehm reduziert, d.h. bis auf das Solo von Gastgitarrist Per Nilsson (SCAR SYMMETRY) orientiert man sich eher an straightem Trash, macht deftige Breaks und setzt mehr auf Groove, als auf Melodie. Der moderne Gitrarrensound und die exzellenten Drums machen auch Vergleiche zu THE HAUNTED durchaus möglich. Obwohl die Songs vom Songwriting nicht spektakulär sind, würde ich mir gerne ein gsánzes Album anhören, ist halt auf den Punkt gebrachter Trash. ThEb (6,5)

Text?

ERWIN KINTOP
Tell Me Why Single
Kintop Records


Erinnert sich noch jemand an BOYS II MEN? ERWIN KINTOP schlägt in eine ähnliche Kerbe, denn der DSDS Fünfte bietet in “Tell me why” ebenfalls R n' B mit viel Gefühl. Wer's schmissiger mag, bekommt die Clubversion geboten. Ich frage mich zwar, warum ich das hier bespreche, aber generell kann man wohl sagen, dass Erwin echt singen kann. Denke das ist der Grund, diese Single hier zu integrieren. Klar, die Arrangements könnten organischer sein und nicht ganz so steril, aber insgesamt sei die Eigeninitiative gelobt und Talent muss man anerkennen. ThEb

Text?

KOMATZU
K2 CD
Go Down Records


Okay, bevor es zu Irritationen kommt, hier handelt es sich nicht um die Niederländer KOMATSU, sondern um die Italiener. Wurde mir schon einige Zeit vor diesem Review als gute Liveband empfohlen und wer eine augeprägte nostalgische Ader hat schon bei kleinsten KYUSS-Verweisen in Verzückung gerät, sollte hier tatsächlich mal reinhören. Der Bass erinnert tatsächlich angenehm an Scott Reeder, andererseits sind die Vocals nicht ganz so stark. Elf Songs, die zwischen Grunge ("Dust" und "Dust 2") und Stoner ("Prog One") oszillieren. Die Grunge Songs haben oft den Vibe der frühen NIRVANA-Alben, was die Vocals angeht und stechen echt aus dem Gesamtalbum heraus. "Novocaine for the soul" ist ebenfalls eher an die Seattle-Ära angelehnt und ist schon zu Beginn durch den markanten Rhythmus hörenswert und steigert sich zu einem absoluten Highlight des Albums, weil man eine coole Gesanglinie ergänzt und auch für Eingängigkeit sorgt. Hat seine Hoch- und Tiefpunkte, insgesamt aber ordentlich. ThEb (7)

Text?

LOIKAEMIE
20 Jahre. Das Fest. Der Abschied. Die Geschichte 2CD+DVD
Knock Out/Cargo


110 Minuten Livesongs auf zwei CDs, aufgenommen beim Abschiedskonzert im Conne Island in Leipzig, plus Doku und komplettem Konzertmitschnitt auf DVD. Das nenne ich mal ein ordentliches Finale. Vor allem inhaltlich sind LOIKAEMIE natürlich durch eine intelligente Mischung aus Kritik sowie beobachtendem Humor nicht aus der Oi-Szene wegzudenken. Die 40 Songs auf den beiden CDs decken alle vier Alben ab und bieten Klassiker wie "Good Night White Pride", "Trinkfestigkeit", "Ihr für uns und wir für euch", "Andere Wege", "Unsere Freunde", "Skinhead bist du nicht" und "Wir sind die Skins", um nur mal einige zu nennen. 20 Jahre Oi/Streetpunk und Antifaschismus werden hier ausführlich zelebriert und dokumentiert und wer schnell ist, kann sich sogar das limitierte triple Vinyl im Gatefold holen. Die Aufnahmen sind für Liveverhältnisse okay, die Imperfektion dieses Settings wird aber auf alle Fälle durch die Gesamtatmosphäre kompensiert. Echt ein Mammutwerk, welches gut unterhält und dem Stellenwert der Band gerecht wird. ThEb (9)

Text?

MASTER CROW
Die For Humanity CD
mastercrow.bandcamp.com


Saugeil, endlich mal wieder Grindcore, Blastbeats und chaotische Gitarrenläufe. Einen geringen Djent-Anteil gönnt sich die Band ebenfalls, aber die Vocals sind durchweg geshoutet und klingen meist tierisch nach Death-Metal. Wenn's etwas langsamer zugeht, kommen auch mal ein paar Shouts, die vage an einen Melodiebogen erinnern zum Einsatz. Fans von PIG DESTROYER, THE HAUNTED und BRUTAL TRUTH sollten MASTER CROW unbedingt antesten, der Band gelingt eine tolle Mixtur besagter Einflüsse. Die beiden Gitarristen spielen übrigens beide achsaitige Gitarren und so darf man sich auf reichlich Druck in der Magengegend einstellen. Die Frequenzen des Basses sind dafür ziemlich belegt, viel hört man davon nicht mehr, als dafür gibt es eben die Wall of Sound, wie zum Beispiel in "Katyusha", welches auch ausnahmsweise mehrere verrücktes Soli bietet. Im Regelfall wird aber lieber stakkatomäßig gebolzt. Neun Songs, die hin und wieder mit Überraschungen glänzen, aber vor allem eines zelebrieren, nämlich brachialste Wut. ThEb (8)

Text?

RHAPSOLDYA
N'int ket deutet a - benn da ziwriziennan ac hanomp … CD
PakerProductions


Okay, ich habe nicht die geringste Ahnung in welcher Sprache hier gesungen wird. Ehrlich. Klingt nach Französisch, ist aber nicht Französisch. Die Recherche ergibt Bretonisch und sagt, dass Bretonisch zu den keltischen Sprachen gehört so wie das Walisische. Die Lyrics scheinen hochpolitisch, dumm nur, dass ich sie nicht checke. Wie die Musik so klingt? Stell' dir vor RAGE AGAINST THE MACHINE hätten zusätzlich noch ein Akkordeon und Tom Morello würde nur auf halber Laustärke spielen. Also Rap/Crossover mit Folk-Schlagseite. Funktioniert erstaunlich gut, vor allem, weil die Raps so geschmeidig sind, dass Englisch dagegen fast hart klingt. Inhaltlich steht fest, dass die Bretonen sauer auf Paris und Europa sind, denn ihre landwirtschaftlichen Betriebe sterben und auch ansonsten ist der äußerste Westen Frankreichs nicht gerade das Zentrum der Welt. Zumindest nicht das einer globalisierten Welt. Auf der Website sind die Texte dann doch auf Französisch zu finden und mit Slogans wie "deux litres de sang pour un litre des pétrol" und "Liberté" dürfte die Marschrichtung klar sein. Groovt wie RATM in ihren besten Zeiten und steht der Gruppe auch inhaltlich in nichts nach. Vierzehn Songs inklusive Weiterbildung. ThEb (8)

Text?

Hans Sølo
Head In The Air CD
Record Jet/Soulfood


Der Wahlberliner Hans Solo, der ursprünglich aus Füssen im Allgau kommt, verbindet auf seinem zweiten Album unaufgeregten Folk mit Streichern und allerhand filigranen Details. In "Trust" finden so geniale Einflüsse wie THE SMITHS, THE FLAMING LIPS und THE BEATLES (psychedelische Phase) zusammen und verschmelzen zu einem außergewöhnlichen Stück. Das Gitarrenpicking von Hans in "/b/" ist ebenso versiert wie sein unaufdringlicher Gesang oder die smarten Lyrics. Kommt eher selten vor, dass Singer/Songwriter mentale Grenzen ansprechen und darüber eine psychedelische Textur knüpfen. Doch, "Head In The Air" ist alles andere als konventionell und sticht aus dem Gros an Veröffentlichung im Singer-/Songwriter-Bereich heraus, weil Hans mit Anne Löffler, Caroline Schlemmer, Almut Wolfart (alle Violine) und Julia Gotthard bzw. Rainer Jooschulz (beide u.a. Cello) etliche klassische Elemente integrierte und der Gesamtklang unheimlich davon profitiert. Benni Butz und Ahmad Afuni spielten die Drums ein und und setzen eher Akzente, als dass sie die filigranen Strukturen stören. Muss man auch erstmal durchhalten. Von der Stimmung her denkt man bisweilen sogar an Paul Simon oder BRIGHT EYES und die Instrumentierung ist so dicht, dass die guten Songs einfach noch mehr überzeugen. Überzeugt. ThEb (7,5)

Text?

THE LU SILVER STRING BAND
The Soul Comes Back To Boogie CD
Go Down Records


Der ehemalige SMALL JACKETS-Sänger/Gitarrero Lu Silver legt sein zweites Soloalbum vor und ebenso wie sein Debüt „Voices Harmony, Silver Strings“ beeindrucken auch die zwölf Songs auf „The Soul Comes Back To Boogie“. Zu hören gibt es Blues, Hardrock und Southern. Verstärkt wird Lu von Alessandro Tedesco (ex-OJM) Einen stilistischen Ausreisser bekommt man mit “Walking on a dream” ebenfalls zu hören, aber seinen Hang zur Schnulze pflegte Lu ja schon auf dem Vorgänger. Gefolgt wird der Track von einer Prise Delta Blues und reichlich Rockabilly in „I give you my blues“, welches von einer Mundharmonika aufgepeppt wird. Anschließend hört man eine Ballade, die der verstorbenen Vale Valentine, Sängerin von THE VALENTINES, gewidmet ist. In „We don’t like your ties“ entdeckt Lu sein Timbre und variert die Vocals damit erneut. „On the way home“ erinnert mich etwas an Eddie Vedder und gegen Ende wird der Longplayer etwas konservativer und ein klein wenig altbacken, aber hey … Etwas versöhnen kann mich das brilliante „I feel really junky“, welches beinahe als Hommage an THE BLACK CROWES durchgehen kann. Das Coverartwork stammt vom Berliner Musiker Conny Ochs, der auf dem Vorgänger sogar als Gastsänger zu hören war. Vielleicht nächstes Mal wieder mit Gesang dabei? Exzellente Scheibe. ThEb (8,5)

Text?

SCOLOPENDRA
Cycles CD
Dooweet


Trash/Death aus Frankreich, der relativ schnell negativ auffällt, da der Drummer echt monoton agiert. Mal bearbeitet er die Toms, dann versucht sich an Blastbeats, aber irgendwie spielt er recht simpel und hat keine besondere Finesse. In den guten Momenten orientieren sich die Pariser an SOULFLY, aber das Gros der zwölf Songs ist echt nichts Besonderes. Okay, der Shouter macht seine Sache ganz ordentlich und die Licks der Gitarren sind auch in Ordnung, aber man klebt eher Riff an Riff, als dass hier von Songwriting die Rede sein könnte. Das zweite Album des Quintetts ist einer der seltenen Fälle, wo ich sagen muss, dass man sich den Longplayer komplett hätte verkneifen können. Einfach nur langweilig und vorhersehbar und das nach zehn Jahren des Bestehens. ThEb (4)

Text?

UNIVERSE 217
Change CD
Ván Records


Der Vorgänger „Never“ fand hier bereits im November 2013 Erwähnung und „Change“ ist meiner Meinung nach noch ein wenig zugänglicher geworden als das dritte Album. Das stimmliche Aushängeschild Tanya hat eine äußerst kraftvolle Stimme und zugusten deren Wirkung hat die Band die Verzerrung der Amps etwas runtergeregelt. Mit Vergleichen tut man sich schwer, am ehesten fiele mir da Uta Plotkin, ex-WITCH MOUNTAIN, ein. Tanya agiert jedoch nicht ganz so klassisch, sondern ist eher im Rock verwurzelt. Anfangs fand ich die Vocals ein wenig anstrengend, aber je öfter man das Album hört, desto deutlicher wird die Überzeugung, dass diese Vehemenz einer zielgruppen-angepassten-Performance vorzuziehen ist. Besonders genial sind die Momente, wenn Tanya fiese Death-Metal Growls faucht. Sieben Songs, die sich in die Reihe exzellenter Doom-combos mit Frauengesang wie WINDHAND, WITCH MOUNTAIN oder JESS AND THE ANCIENT ONES einreihen. Wer Karyn Crisis als Musikerin schätzt, dürfte an UNIVERSE 217 ebenfalls etliche Details mögen. Streckenweise bemerkt der Hörer, dass hier lediglich eine Gitarre am Werk ist, aber ein Track wie „Rest Here“ legt das Hauptaugenmerk ohnehin auf den Gesang, alle anderen Musiker arbeiten Tanya eigentlich nur funktional zu. Läuft gut rein, krankt aber ein wenig am Songwriting und den eindimensionalen Riffs. Akzente setzt oftmals der Bass und besonders das reduziert-atmosphärische „Burn“ ist ein Highlight des Albums. ThEb (8)

Text?

VIBRAVOID
Psychedelic Blueprints CD
Stoned Karma Records


Die Düsseldorf Psychedelic-Institution veröffentlicht mit "Psychedelic Blueprints" eine Art "Best Of"-Album. VIBRAVOID wären aber nicht VIBRAVOID, wenn sie nicht nochmal alle Songs remixt und remastert hätten. Unter den 13 Tracks finden sich hauptsächlich Titel von "Minddrugs", "Gravity Zero" und "The Politics Of Ecstasy". Weniger stark vertreten ist die Frühphase der Band und vom aktuellen "Delirio Dei Sensi" findet man nur "The empty sky", aber da dies der beste Song des Releases ist, macht es Sinn diesen auf die Compilation zu packen. Was soll ich sagen? Ein par force Ritt durch die langjährige Geschichte der Band. Der Titel "Psychedelic Blueprints" bezieht sich übrigens darauf, dass VIBRAVOID natürlich aus dem Psychedelic Genre nicht wegzudenken sind und ihnen im modernen Bereich eine Pionierstellung zukommt. Neuere Bands bedienen sich gerne kreativ bei den Altmeistern, aber sehen wir es als charmante Homage, an Erfolg mangelt es VIBRAVOID nämlich nicht. Wer allerdings Retrorock oder Psychedelic hört und den Namen VIBRAVOID nicht auf dem Zettel hat, sollte sich schleunigst "Psychedelic Blueprints" holen, ist ein formidabler Einstieg in die Materie, aber auch für alte Hasen lohnenswert. ThEb (10)

Text?

VAMPYROMORPHA
Fiendish Tales Of Doom CD
Trollzorn/Soulfood


„Jim Grant“ und „Nemes Black“ aus Würzburg legen mit ihrem Debüt eine echt feine Scheibe vor, allerdings würde ich den Doom-Anteil jetzt nicht ganz so plakativ kommunizieren, wie die Band es tut, denn dafür sind sie definitiv einen Tacken zu schnell. Die Gitarren klingen zudem auch eher nach Zakk Wylde als nach Dave Chandler, aber sei’s drum. Trotzdem, „Fiendish Tales Of Doom“ ist eine Scheibe mit einigen Höhepunkten und zahlreichen schaurigen Licks eingebettet in Gruselstories geworden. Durch die Hammond hat der Gesamtsound reichlich Volumen und einen gewissen New Wave-Charme konnte das Duo ebenfalls einfangen. Der Opener „Deliver us from the good“ hat darüber hinaus einige hymnenhafte Passagen, die direkt mitreißen. Als Bonus liefert die Gruppe noch ein Cover des FLEETWOOD MAC-Songs „I‘m so afraid“. Mal ganz anders interpretiert, nämlich extrem heavy. Doch, VAMPYROMORPHA wird hier noch des Öfteren aus den Boxen schallen, einige der wenigen Doom-Scheiben, die beim Hören „Spaß machen“. Mag am Proto-Metal-Anteil der sieben Tracks liegen. ThEb (8,5)

Text?

THE WALK
Wrong Enemy CD
thewalkmusic.com


Ein Schellenkranz reichlich Percussion plus Bass und ein leicht angezerrtes Gitarrenriff eröffnen „Wrong enemy“ während Sänger Hervé Androine sich in ein schamanisches „sit by the fire“ hineinsteigert. Was ein Auftakt. Für „Stand the truth“ konnte die Band noch den Akkordeonspieler Arthur Bacon gewinnen und mit dem leicht noisigen „Wrong enemy“ untermauert man nochmal die Tatsache, dass man den Hörer bereits in der Tasche hat. Allerlei Eigenwilligkeiten, wie zum Beispiel ein Tarhu, eine Art Geige mit rundem Korpus, kommen bei THE WALK zum Tragen und die Band schwimmt sich dadurch herrlich frei. Eine absolute Ausnahmeband, die subtil agiert, aber wenn sie aus der Lauerstellung herauskommt, begeistert sie Fans aller Genres, denn Noiserock trifft hier auf Britpop, Tom Waits auf Sun Kil Moon und das alles wirkt so unangestrengt, dass man sich nur noch wundern kann. Bei „Security Slap“ erinnert mich Hervés Stimme frappierend an Walter Schreifels von QUICKSAND bzw. RIVAL SCHOOLS UNITED BY FATE und andere Hörer werden extrem viele andere Querverweise entdecken, eventuell THE POLICE/PEARL JAM in „Far from my dreams“. Kommt als three panel digipak. Die Höchstwertung ist hier mehr als verdient. ThEb (10)