ABEL IS DYING Abel, der Sohn Adams und Evas, wurde von seinem Bruder Kain aus Eifersucht erschlagen; so lautet zumindest die christliche Überlieferung, wobei ABEL IS DYING aus Italien aber mit Religion nichts zu schaffen haben. Also ist der Name wohl eher metaphorisch und sozialkritisch zu verstehen. Musikalisch gehört das Sextett mit seinen zwei Shoutern eindeutig zu den heftigeren Bands der Metalcore-Szene, man könnte beinahe schon von Death Metal sprechen, da die Drums und das Lead-Riffing in "Winchester's Nightmare" schon eher an DEATH erinnern, als an aktuelle Gruppen. Gesanglich teilen sich die beiden Spitzen das Spektrum, so wird mal gegrunzt und mal gebrüllt. Um die sieben Lieder tatsächlich in 23 Minuten über die Bühne zu bringen, muss die Band ein höllisches Tempo vorlegen und das tut sie tatsächlich, wobei sich ABEL IS DYING bisweilen aber auch kurze atmosphärische Passagen gönnen. Die prägnante Leadgitarre gibt sich meist melodisch und hymnenhaft und so könnte man "Gazing From The Abyss" sogar mit älteren HEAVEN SHALL BURN-Releases vergleichen. Das düstere Artwork erinnert an Night Of The Living Dead, zeigt einen verrammelten Schuppen, geizt nicht mit Friedhofsimpressionen und ergänzt die schaurige akustische Darbietung gut. Ein bombastisches Album, welches so manche Metalcore-Combo ziemlich blass aussehen lässt. Für Metalfans der alten Schule, die Gruppen wie SPREAD THE DISEASE oder UPHEAVAL schätzen, dürfte ABEL IS DYING eine willkommene Bereicherung ihrer Sammlung sein. Thomas Eberhardt (7,5)
BAD NENNDORF BOYS Bevor ihr jetzt vor Neugier den Autoatlas aus dem Regal nehmt: Bad Nenndorf liegt bei Hannover und ob das jetzt eine Bildungslücke ist dieses vielleicht schöne Städtchen nicht zu kennen, weiß ich nicht. Die BAD NENNDORF BOYS setzten jedenfalls auf Lokalkolorit, aber zum Glück nur, was den Namen angeht, denn Ska gehört selbst dort wohl nicht in die heimischen Stammkneipen. Bei sieben Jungs hat man genügend Leute auf der Bühne, so dass auch Posaune und Trompete zum Einsatz kommen. Die Bläsersektion überzeugt und auch die deutschen Texte kommen spontan rüber und haben einen gewissen Witz. Mit "Helden meiner Jugend" ist sogar ein Tribut an Bud Spencer und Terence Hill auf dem Album vertreten. In Summe ist "Wir Lügen Nicht" ein gutes Ska-Album, welches im AK 47 sicherlich von einigen Leuten mit reichlich Bier begossen werden wird, dass Ska nicht mein persönlicher Liebingsstil ist, tut der Sache keinen Abbruch, erklärt aber vielleicht die verhaltene Wertung. Technisch einwandfrei und durch das Digipack auch sehr schön anzusehen, für Fans des Genres ein echter Geheimtipp. Thomas Eberhardt (6)
|