WITH LOVE, März 2014-Reviews

März 2014

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ARKTIS/AIR
En-trance CD
Wire Globe Records/Zach Records


Wenn der Fronter Alt-Saxophon spielt, dann kann es schonmal virtuos werden, bestes Beispiel sind ARKTIS/AIR aus Österreich, die bei Zach Records natürlich goldrichtig sind. Die Stücke sind avantgardistisch, sowas wie Songstrukturen sucht man vergebens, aber die Stärken dieses Longplayers liegen eben darin, dass der Hörer herrlich an der Nase herumgeführt wird und doch lauscht, bis alles sein Ende findet. "Hotbed" fusioniert Free-Jazz-Saxophon mit Washington D.C. Powerchords, wie man sie von NO MEANS NO kennt, was auch hervorragend gelingt. Die Devise lautet also ganz klar: Zeit mitbringen und das richtige Nervenkostüm, denn manchmal hat man das Gefühl Philipp Harnisch schießt mit seinem Blechblasinstrument absichtlich etwas über's Ziel hinaus. Bitte auch nicht an Nik Turner denken, dann dafür wird hier zuviel wirrer Krach gemacht. Auf dem nächsten Presseschreiben sollte auf alle Fälle "File under anstregend" draufstehen. Andererseits gibt es ja schon genügend Bands, die sich Althergebrachtem verschrieben haben, da ist es schön zu sehen, dass ARKTIS/AIR weiterhin die Grenzen ausloten und dabei auch echt produktiv und mutig sind. ThEb (7)

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BLACK DAGO
S/t MCD
Go Down Records


Erstmal dachte ich, jemand hätte mir "Twilight in the desert" von den BLACK RAINBOWS geschickt, weil das Cover echt ähnlich struktriert ist, aber statt den Umrissen von Kakteen im Gegenlicht gibt es eben Bäume. Der Opener und "Without regret" gehen etwas in Richtung amerikanischer Rock moderner Prägung, wobei Stonereinflüsse auch auf keinen Fall zu kurz kommen. Richtig interessant wird es, wenn in "You are nothing" Sänger Alex Tancho zu Höchstform aufläuft und extrem an John Bush erinnert. Grandios, denn er singt beinahe genauso wie der ANTHRAX-Frontmann. Ein weiterer Pluspunkt ist sicherlich, dass man sich nicht zu sehr in eine Ecke drängen lässt, sondern entspannt zwischen high-voltage-Rock, spacigen Parts und schaurigen Versatzstücken oszilliert. Ein guter Einstand und für John Bush-Fans echt Pflichtprogramm. ThEb (7)

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CYRCUS
Coulrophobia CD
Deafground


Ehrliche Meinung? Ihr seid eine AVENGED SEVENFOLD-Tributeband und A7X selbst sind jetzt auch nicht unbedingt die Band, die einen aus den Latschen kippen lässt. Handwerklich und persönlich will ich niemanden angreifen, aber allein diese Wechselspiele zwischen cleanem Gesang, möchtegern toughen Crewshouts und den kitschigen Gitarrenleads sind eine Zumutung. "After the rain" mit seinen natural harmonics und dem versierten Gesang ist aber mit Sicherheit ein Beleg dafür, dass die Band ihren Weg machen wird. Mir ist es halt nur zu bunt gemischt und ein wenig unkreativ finde ich es auch, weil die Vorbilder wie A7X und LAMB OF GOD eben recht schnell auszumachen sind. Dreizehn Tracks plus fürchterliches Artwork, welches aber zum grausigen Namen passt, ergeben dann ein recht zwiespältiges Gesamtwerk, welches aber einige grandiose Songs wie "Abandon ship" zu bieten hat, aber doch sehr pathetisch rüberkommt. ThEb (6)

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CONAN
Blood Eagle CD
Napalm Records


Von Ben Ward (ORANGE GOBLIN) mächtig protegierte Gruppe, der ich aber trotz des aktuellen Hypes recht wenig abgewinnen kann. Die Drums sind einfallslos, die Riffs eintönig und der Gesang war nie meins. Der Opener "Crown of talons" verbreitet knapp 10 Minuten lang gepflegte Langeweile und auch der Flanger in "Total conquest" verändert die Lage nicht sonderlich. Zwar ist der Song etwas vertrackter, aber benannte Schwächen sind weiterhin auszumachen. Nichts gegen Monotonie als Stilmittel, aber wie schon die Vorgänger, kann auch der aktuelle Release des britischen Trios nicht überzeugen. Mal sehen, ob die Lage live anders aussieht, denn bei "Foehammer" kann man selbst als größter Skeptiker nicht still sitzen bleiben, aber der Song bleibt mit seinem groovigen Drums leider die große Ausnahme, denn obwohl man bei "Gravity chasm" versucht diesen Weg fortzusetzen, fällt der Track wieder ab. Um den Zwiespalt komplett zu machen, ist "Horn for teeth" wieder ein formidabler Track, aber insgesamt eher mau. ThEb (6,5)

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DRIVING MRS SATAN
Popscotch CD
Aqualoca Records


Die Grundidee, nämlich legendäre Metalsongs in akustischen Versionen zu interpretieren, ist nicht unbedingt neu, HELLSONGS wagten ebenfalls schonmal den Versuch. DRIVING MRS SATAN aus London, bzw. ursprüglich aus Neapel; gehen die Sache etwas verspielter an und so war der erste Song "I want out" von HELLOWEEN ein Lied, welches Sängerin Claudia bis dato noch gar nicht kannte, als sie sich über die Gesangslinie Gedanken machte. Die Grenzen zwischen Blasphemie und Genialität sind hier also fließend, die Vorteile liegen aber auf der Hand: Claudias briliante Stimme (Björk meets Fiona Apple) steht im Zentrum und der Fokus liegt somit ganz klar auf den Vocals. Die Höhepunkte sind "Caught in a mosh" von ANTHRAX, "South Of Heaven" von SLAYER (eine verrückte Jazz-Noir-Umsetzung mit Vibraphon) und "Hells Bells" von AC/DC. Wenn man dann bemerkt, dass Hetfields "Battery" auch ohne hohe Verstärkerwände ein unheimlich beklemmender Song ist, der allein anhand der Vocals funktioniert, ist man dann jedenfalls um eine Perspektive reicher. Wer sich selbst und seine Lieblingsbands nicht allzu ernst nimmt, wird hier einen Riesenspaß dran haben, weil das Trio eben nicht sklavisch imitiert, sondern sich viele Freiheiten nimmt und hauptsächlich die Stimmung eines Songs einfängt. Dies gelingt der Combo aber brilliant. Man braucht schon mal eine Minute um "From Out Of Nowhere" von FAITH NO MORE zu erkennen, aber darin liegt auch ein gewisser Zauber. ThEb (8)

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DOME LA MUERTE AND THE DIGGERS
Supersadobabi CD
Go Down Records


Das Wichtigste vorweg: Dome La Muerte (Domenico Petrosino) sieht original aus wie Alice Cooper und seine Mitstreiter sind Ehemalige von THUNDER ROD COMPANY, THE PERFORMANCE und LES VALVOLETTES. Er selbst war bei HUSH, NOT MOVING und CHEETAH CHROME MOTHERFUCKERS, die von Jello Biafra produziert wurden. Gemeinsam hat man bereits einige Singles plus die Alben "S/t" , "Diggersonz", "Sons Of Renegade" und jetzt "Supersadobabi" veröffentlicht. Ideengeber und Vorbilder sind THE MC 5, THE STOOGES. Von letzteren nahm man sich "Little doll" als Coverversion vor und bleibt thematisch auch in der Nähe dieser Ikonen. "Your Favourite obsession" erinnert charmant THE HELLACOPTERS und auch Fans der BACKYARD BABIES sollten das dritte Album der Italiener aus Pisa mal antesten, denn hier wird high energy rock n roll geboten. "Broken chains" fusioniert diesen aber mit psychedelischen Part, was ebenfalls gut kommt. Elf Songs, die zwar nicht ganz an die Vorbilder rankommen, aber auf alle Fälle vollkommen überzeugen. ThEb (7)

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FATSO JETSON
Live At Maximum Festival CD/LP
Go Down Records


Das Stoner Urgestein (pun not intended) FATSO JETSON wurde 1994 in Palm Desert, Kalifornien, gegründet und veröffentlichte sein Debüt "Stinky little Gods" ein Jahr später auf SST. 1997 kam des zweite Streich "Power of three", ebenfalls auf Greg Ginns Label SST, heraus und die jungen KYUSS standen auch gerne mal vor der Bühne, wenn diese Combo spielte. Dass FATSO JETSON nicht ganz den Bekanntheitsgrad ihrer Zöglinge erreicht haben, mag ihrer jazzigen Ader geschuldet sein, vielleicht auch den recht punkigen Vocals, denn auch , denn auch "Toasted" von 2001 bietet etliche Highlights. Sei's drum, ein Livealbum hat hier auf alle Fälle seine Berechtigung. Bei einem Backkatalog, der fünf Alben, etliche Singles und Desert Sessions beinhaltet, ist eine repräsentative Auswahl wie diese sogar recht unterhaltsam. Die Qualität der Aufnahmen ist okay, was es aber wirklich rausreißt, ist die Rock n' Roll Attitüde der Band und die Lockerheit ihrer Sprüche. Schöner Release der mit Klassikern wie "Magma", dem instrumentalen "Tutta dorma" und "Orgy porgy" glänzt. Kommt bei Bedarf als grünes oder schwarzes Vinyl. ThEb (9)

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THE FORUM WALTERS/RIVERBOAT GAMBLERS
Split 7"
Schall und Rauch Platten


Relativ neue Split der Wiener THE FORUM WALTERS, die mit "Goodbye freedom, hello globalization" eine ironische Hymne über Videoüberwachung und Shoppingmalls verfasst haben. Ja, es geht doch nichts über Spionage und "Einzelhandelstherapie", wie man "Shoppen" landläufig mitterweile auch gerne nennt. "End of the beginning" ist dann ein FINAL SUMMATION-Song, den die Österreicher mit den Backups-Vocals von Bassistin Hannah aufgepeppt haben. Auch cool. Wie hier schon erwähnt, sind THE FORUM WALTERS auch eine begnadete Liveband, falls ihr also mal die Möglichkeit habt, auf keinen Fall verpennen. Die Flip Side gehört den Texaneren THE RIVERBOAT GAMBLERS, die sich rein musikalisch ebenfalls an Streetpunk und SOCIAL D. orientieren, THE FORUM WALTERS verarbeiten aber eben noch verstärkt Reggae-Einflüsse, TRBG bieten dafür in "Dead roach" einen gehörigen DEAD BOYS meets THE CLASH-Vibe plus nerdige Keys, sehr eigenwillig, aber gerade deshalb hörwenswert. Das TURBONEGRO-Cover "Do you dig destruction" untermauert den eigenen Track nochmals eindrucksvoll und so kann man durchaus zum Kauf dieser Split raten. Ist auf 525 Exemplare limitiert. ThEb (7)

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Lu And String Band
Voices Harmony, Silver Strings CD
Go Down Records


Wer sich wundert, wer dieser Lu denn nun sein soll, dem wird wohl die ehemalige Band THE SMALL JACKETS weiterhelfen. Lu (Donini Silver) tritt jetzt eben solo in Erscheinung, Man könnte dieses Album eine Blues-Scheibe zu nennen, das greift aber etwas kurz, denn obwohl mit "The same old song" ein recht traditioneller Blues-Song mit dabei ist, hört man auch orchestrale Einflüsse in "Life and love" (Burt Bacharach lässt grüßen). "Save me" wird von Reverb und akustischer Gitarre eingeleitet, überzeugt vor allem durch Lus charismatische Vocals, die ein leichtes Timbre haben, aber auch eine rauchige Note. Am Ende kommen noch Streicharrangements hinzu und Lu huldigt Robert Plant mit seinen an ihn angelehnten Gesanglinien. Als Kontrast gibt es dann einen Arbeiterklasse-Blues-Song namens "I've got time". Eigentlich sit das Album viel zu gut für ein Debüt, aber wenn man bedenkt, dass THE SMALL JACKETS Italiens beste 70ies Vinatge-Combo sind verwundert die Qualität von Lus Songs nicht weiter. "Sail away" ist dann wieder ein fantastischer Song, der ziemlich nach PEARL JAM klingt und überraschenderweise ist auch Conny Ochs, der wohl durch seine Zusammenarbeit mit Scott "Wino" Weinrich an Bekanntheit gewonnen hat, als Gastsänger in "Rollin' down" zu hören. Insgesamt ein Superalbum. ThEb (8)

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THE SADE
II CD
Go Down Records


Schon das Debüt von SADE aus Italien war fantastisch, aber was das Trio um Andrew Pozzy jetzt mit "II" vorlegt, wird sie in die Best of 2014-Jahreslisten befördern. "Werewolf" ist eine Powerchord-Ode an THE HELLACOPTERS und Billy Idol, die ihresgleichen sucht und die Soli ergänzen das alles perfekt zu dem, was man früher aus irgendeinem Grund "Schweinerock" nannte. Der schwergewichtige Henker auf dem Cover ist dem leichten MISFITS-Vibe geschuldet, aber in Summe ist man eher Combos wie MC5, GLUECIFER und SMALL JACKETS verpflichtet. Durch die düstere Note bekommt "II" natürlich sein ganz eigenes Flair und wenn man bei "Lovekiller" noch eine schaurige Streichersektion hinzunimmt, dann zeigt sich ganz klar, dass THE SADE eine der innovativeren Bands derzeit sind, weil sie nicht auf den Stoner-Zug aufsprigen, sondern ihren ganz eigenen Sound haben und in "End of my world" mehr mit frühen THE 69 EYES kokettieren als derzeit schick ist. Gerade diese Eigenwilligkeit, und ein Song wie "Black demon", machen das zweite Album aber zu einer Pflichtvorstellung für Glenn Danzig-Fans, mehr noch, in "Last day on earth" zieht man den Bogen bis hin zu MADRUGADA. Holen, holen, holen! ThEb (9)

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STILL BLEAK
Not dead yet CD
District 763 Records


Politisch motivierte Musik ist leider zum Unikum verkommen, da freut man sich umso mehr, wenn Combos wie STILL BLEAK aus Ulm Inhalte bieten und auf ihrer Seite auch PETA unterstützen. Rein musikalisch hört man melodischen Hardcore, der mal temporeich ist und dann wieder eher auf Crewshouts setzt. Als Vorband von PENNYWISE zu spielen war also goldrichtig für das Quartett und nach der EP "What About Pursuit Of Justice" ist auch der Full Length-Einstand gelungen, besonders gut gefällt mir die Produktion, die auch den Bass echt gut zur Geltung bringt. Ein Highlight ist sicherlich "Kill This Day" mit seinem Drive und den vollen Backup-Chören. Die Message ist trotz der ernsten Texte eine positive und nachvollziehbare. Besonders cool ist auch "More ruefulness" ist seinen leicht disharmonischen Riffs, die immer wieder vom HC-typischen Stakkato unterbrochen werden. Der Release kommt als Digipak und obwohl man nicht unbedingt international für Aufsehen sorgen wird, so gehört man doch zum oberen Drittel der einheimischen Melodycore-Bands. Cooles Album, rundum gelungen. ThEb (7)

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UNCOVER
Of Scorn And Redemption CD
Deafground Records


Nach einer längeren Kreativphase und leichtem Kurswechsel ist die Metalcore-Combo aus Bünde mit Label im Rücken und dem Nachfolger zu "Decade Of Retalitation" zurück. Neben den altbekannten üblen Deathgrowls hört man aktuell auch aber amerikanisch geprägten cleanen Gesang, der etwas an SEEMLESS oder THREE DAYS GRACE denken lässt und was früher stilistisch nicht allzu weit weg von MAROON und HEAVEN SHALL BURN war, bekommt damit eine ganz neue Komponente. An diese wird man sich aber sicherlich schnell gewöhnt haben und da die cleanen Vocals wirklich äußerst abwechsungsreich sind, überzeugt auch der Neuling des Vierers. Letztlich wird hier alles perfekt durchexerziert, was man mit dem Metalcore-Genre verbindet, nur die Drumparts wirken manchmal etwas abgehackt, vielleicht wäre da weniger Orientierung an den Klampfen sinnvoll gewesen. Ist aber eben riffbasierte Musik, da darf man wohl nicht erwarten, dass plötzlich alle Grundsätze infrage gestellt werden. Wie stets bei UNCOVER überzeugt auch die optische Komponente, das Album kommt als three panel Digipak und Genreliebhaber dürfen die zehn Tracks auf "Of Scorn And Redemption" auf keinen Fall verpassen. ThEb (7)

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WHEN IKARUS FALLS
Circles CD
http://whenicarusfalls.bandcamp.com


Absolut fantastische Band aus der Schweiz, die Freunde von ISIS und CULT OF LUNA in Verzückung versetzen dürfte. Verträumte Soundscapes treffen auf zunehmend lärmigere Gitarren und der Sänger brüllt sich die Seele aus dem Leib, während Bass und Drums für den richtigen Groove sorgen. Von Songstrukturen kann auch hier nur bedingt Rede sein, alles fließt wie bei einem Jam vor sich hin, aber die krassen Vocals sorgen immer für reichlich Bodenhaftung. Der Opener "Erechtheion" ist opulente 8:41 Minuten lang und was WHEN IKARUS FALLS in "Celestial bodies" abziehen, spottet jeder Beschreibung, denn man eröffnet sich dort andere Perspektiven, was die Vocals angeht, und entwickelt dadurch eine unglaubliche Dynamik. Mit eine der besten europäischen Bands, wenn es um Postcore geht. Der dritte Release kommt als Digi und ist wohl der dringlichste Output der Combo geworden, denn diese vier Songs wird man nie unterbechen, wenn sie mal laufen, dann ist man der Band auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Großartig. ThEb (8,5)

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WOLFWOLF
Homo Homini Lupus CD
Lux Noise Records


Kauziges Fuzz Duo aus der Schweiz, welches hiermit das reinste Lo-Fi-Vintage-Lehrstück abliefert. Konzeptionell dreht sich natürlich alles um Wölfe, den Mond anheulen und Artverwandtes, aber immer schön ungekünstlert, roh und brachial dröhnend. Für Voodoo Rhythm-Sammler ist WOLFWOLF ein sicherer Griff und Songs wie "Where is the werewolf" oder "Heidi" bestechen mit spinnerten Vocals, primitiv-röhrenden Amps sowie bluesbasierten Läufen. Trotz des minimalistischen Besetzung hat man keinesfalls das Gefühl, dass hier etwas fehlen würde, ganz im Gegenteil, denn wenn man in "The Desire of a vampire" das dämonische Lachen und die Vibes analysiert, dann denkt man recht schnell an "I put a spell" on you von Screamin' Jay Hawkins, was namentlich ja auch ganz gut passt. Sicherlich eigen und garantiert nicht massenkompatibel und damit umso geiler. Abschließend wagt man sich noch an eine sehr spezielle Version von "Pet Cemetary" mit Blues-Solo und knarzigem Gesang, die eben durch die Distanz zum Original erst legitim und gut wird. Ein absoluter Geheimtipp, eben weil's traditonelle Einflüsse sehr schön mit aktuellen Combos in Einklang bringt. ThEb (8)

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ŽEN
I onda je sve pocelo CD/LP
Unrecords


Bereits seit 2009 ist diese kroatische Band unterwegs und davon abgesehen, dass man in der Muttersprache singt, fällt vor allem die brilliante Rhythmusgruppe ins Gewicht. Vom Stil her fusioniert man SONIC YOUTH zur "Daydream Nation"-Ära mit britischen Elementen der Wave-Bewegung, wobei man den Brückenschlag von JOY DIVISION zu THE EDITORS ganz gut hinbekommt. Trotz der deutlichen Spuren, die von den benannten Combos hinterlassen wurden, sind ŽEN aber unheimlich eigenständig. Eva, Sara und Ivona machen wirklich ihr ganz eigenes Ding. "Voda je more" beginnt mit ätherischem Wasserplätschern und die filigranen Gitarrenparts erinnern auch etwas an die Norweger HYPERTEXT. Dieser schon recht verträumten Sache setzt man dann noch spacige Synthies auf und avanciert damit zum absoluten Geheimtipp. Beinahe 45 Minuten noisiger Shoegaze-Kram, der auch ALCEST-Fans gefallen dürfte. In "Slucaj No.3583" wird es dann etwas Jean Michel Jarre-lastig und man stößt in Prog-Gefilde vor. Echt total eigenstädnig und zu hundert Prozent nicht berechenbar. "Iskrenost je posebna" kombiniert die Keys des GRAUZONE-Songs mit psychedelischen Gitarren in bester DEWOLFF-Manier, das nenne ich mal einen Rundumschlag. Man setzt sich zwischen die Stühle, aber irgendwie funktioniert das Album trotzdem. Einfach mal antesten und bei Gefallen die LP bestellen. ThEb (8)