WITH LOVE, March/April 2012-Reviews

Text?

THE DEAD NOTES
Entertainment Is The Purpose CD
My Redemption Records


Streetpunk der melodischen Sorte, der Fans von BOMBSHELL ROCKS, Danko Jones GLUECIFER gefallen dürfte, skandinavische Schule eben. Schmierige Soli wie in "Break Out" gehören ebenso dazu wie der kräftige hymnenhafte Refrain bei "Spit It Out" einige Songs bleiben äußerst schnell hängen und das Quintett aus Bayern schafft es auch in "Bad News" Stakkato-Riffs der Down Under Ikonen einzubauen. Also das Album hat keine Füller, hier wird in jedem Song derbst abgerockt. Das super Digipak im Clockwork Orange Layout bietet zudem einen außerordentlichen Kaufanreiz. Der zweite Streich überzeugt ohne Ausnahme und besonders gut kommt auf den Songs auch der Bass zu Geltung, endlich mal eine Produktion, die nicht alles plattmacht, was weniger als sechs Saiten hat. Ein ordentlicher Spass, auch Texte wie "I'm good when I'm good, but I'm better when I'm bad" dürften für das ein oder andere Schmunzeln sorgen. "Born a rebel" hat dann Tempowechsel in Petto und zeigt, dass hier schlichtweg Partyanimals am Werk sind, die auch ein paar Armstrong/Fredriksen Releases im Schrank haben. Klasse Output. (7) Thomas Eberhardt

Text?

EHRENMORD
Wolfsschnauze CD
Millionaire Club


So langsam entwickeln sich EHRENMORD zu einem nicht mehr zu unterschätzenden Hassbrocken, der gerne über die Auswüchse der modernen Gesellschaft derbe Scherze macht und diese mit runtergestimmten Gitarren begleitet und in slow-motion zelebriert. Politisch korrekt ist das Duo aus Köln dabei selten, aber bei so viel geballtem Sarkasmus in der Muttersprache bleibt das eben nicht aus. "110 the number of the beast" ist dann anfangs eine uptempo Nummer, die später aber athmosphärische Züge annimmt und somit unberechenbar bleibt, wie das gesamte Album an sich. "Hey" ist wieder ein sich fies hinschleppender Sludge Hammer, der allerdings einen "kitschigen" Refrain hat und zeigt, dass man auch im Radio laufen könnte, wenn man wollte, aber wer will das. Ein grandioser Kalauer. Also EYEHATEGOD und EHRENMORD gehören im Plattenladen schon aus gutem Grund in die selbe Ecke. Der neue vereinzelt auftauchende QOTSA-artige Gesang gibt den Songs einen morbiden Charme und so hat man sich selbst ein Denkmal geschaffen. Sollte jeder Asipunk und Straßenköter in der Sammlung haben. Das hier setzt Standards. Szenekritik hat selten so viel Spaß gemacht. Einfach was für die kleine dissoziale Ader und durchaus Pflichtstoff für Leute mit Hang zum Nihilismus. (8) Thomas Eberhardt

Text?

Friedrich, Chris
In Voller Fahrt CD
Freiladen.de


Dafür, dass Friedrich deutsche Texte singt und diese auf der Akustikgitarre begleitet, macht er auf "In voller Fahrt" eine recht gute Figur. Ich kann das beim besten Willen nicht in Schubladen pressen, "Grünes Licht" steht in der Tradition von Reinhard Mey und der Vorläufer "Treibsand" geht in eine ganz andere Richtung. Die 17 Songs sind jedenfalls sehr emotional und auch extrem persönlich, also ein wahrer Künstler, der Herr. Hier wird nichts für's Publikum gemacht, aber es gibt auch Versuche in diese Richtung und "Partyboot" ist dann so ein Song, der mich in die Flucht schlägt. "Serum" ist dann nochmal ein Schlag in dieselbe Kerbe und absolut nicht mein Fall. Also an Chris Friedrich werden sich definitiv die Geister scheiden, was auch sein Gutes hat, denn er macht eben konsequent sein Ding und ist nicht massenkompatibel. "Auch wenn ich nicht weiss" ist dann wieder einer von seinen ruhigeren Songwriter-Tracks und überzeugt mich mehr als seine Versuche was Hippes zu machen. Ein Album, dass im Plattenladen garantiert bei Pop steht und auch seine Berechtigung hat, aber es ist zeitweise recht banal, da kann ich auch Radio hören, sorry. Thomas Eberhardt (5)

Text?

THE CONVOIS
Ocean's Tale CD
Antstreet Records


Der Schmerz über die Auszeit von POISON THE WELL könnte von THE CONVOIS merklich gelindert werden, da das neue Projekt von Derek E. Miller namens SLEIGH BELLS ja doch in eine ganz andere musikalische Richtung als PTW geht. Die neue Band aus Trier hingegen macht dort weiter, wo die Herren aus Florida mit "The Opposite Of December" ihren Opus Magnus ablieferten, auf dem Zenith. Die Songs sind eine geniale Zusammenführung von melodischen Gitarrenleads und Screamo-Elementen. "Princess" ist ein aboluter Trumpf, aber das hindert nicht daran noch was draufzusetzen. "Her quiet ocean" überrascht mit femininen Vocals und die Rhythmik ist immer mitreissend und extrem versiert. Schlichtweg eine charmante Hommage an den Florida-Sound der Jahrtausendwende, die aber auch Emocore-Elemente einbezieht. Die zehn Tracks überzeugen aber nicht nur durch das Songwriting, sondern auch mit Überraschungsmomenten wie den Vocals von Sandra Gaal bei "Her last breath". Das Bookletdesign von Max Nicklas ist ebenfalls außergewöhnlich und rundet diesen tollen Einstand ab. (7) Thomas Eberhardt

Text?

SPARKY QUANO
Jenga CD Aspekt Recording


Hinter Sparky Quano steckt lediglich ein einziger brillianter Kopf, der Japaner ist sozusagen eine One-Man-Band der besonderen Sorte, er spielt mit Loops, seinen Fußpedalen und mixt so Hardcore, Trance sowie Ambient und ist eben ein Frickler vor dem Herrn. Das Besondere ist, dass hier kein PC im Spiel ist, lediglich Fußpedale und Effektboards implementiert Sparky zuhauf. Das Album ist also definitiv was für Fans des Athmosphärischen aber auch für Groovebegeisterte. Man muss eben nur ohne Gesang auskommen können, denn, so banal es klingen mag, hier gibt es keinen. (7) Thomas Eberhardt


Text?

SOULBOUND
Towards The Sun CD
Deafground Records


Ist das jetzt Powermetal oder Trash mit zuviel Pathos? Also bei "Halloween" gefällt mir der Gesang von Johnny ziemlich gut, aber ob die Synthies jetzt sein müssen, darf jeder für sich entscheiden. Der Refrain trägt recht dick auf, aber es gibt auch immer wieder derbe Passagen, aber der Song ist auf alle Fälle ziemlich überfrachtet, denn die Tabbings und die gesprochenen Passagen hätte man zugunsten der spooky Bridge echt wegrationalisieren können. Insgesamt hat das alle aber schon was stark eigenständiges und unterhält auch gut, wenn man komplexe, langatmige Songs mag. Entschleunigt ganz gut. Technisch also ein Hochgenuss, das Songwriting ist komplex und SOULBOUND haben somit bestimmt eine glorreiche Zukunft, wenn sich fleißig Konzerte geben sich die Fans an der Basis erspielen und auch live eine gute Figur machen, was der Anschein ist. Im Verlauf des Album kommt man zum Beispiel im Titeltrack auch auf schöne METALLICA-Passagen, greift aber sogar dort mit zu Streichern, also etwas Toleranz ist schon von Nöten, aber man amüsiert sich prächtig. Soviel steht fest. Klischees en masse, aber eben auch Talent im selbiger Menge. (7) Thomas Eberhardt

Text?

SYNTONIC
New Old Film CD
Finest Noise Records


Sehr cineastisch, was das Trio mit "New old Film" auf die Beine gestellt hat und somit trägt der Longplayer den Namen zurecht, denn hier trifft Elektronik wie in "Ok" und "World of my own" ganz selbstverständlich auf Rockmusik und Seattle-Riffs und werden selbstverständlich mit "Selling England By The Pound" Progsynthies fusioniert. Alles klingt dringlich, da plätschert nichts dahin, diese Band hat Format und auch die Drumrhythmen sind versiert, das Artwork erinnert nicht umsonst an TOOL, hier wird der Progfan garantiert seine helle Freude dran haben und durch den Nineties-Vibe schafft man sich auch seine ganz eigene Nische. "Nowhere" klingt für mich ziemlich nach JOSHUA, also wer hier keinen Gefallen dran findet, der ist einfach engstirnig, super Release und der Gesang von Rocco ist einfach große Klasse. Ein lohnender Release und nochmal Zeichen für das hohe Niveau auf dem Finest Noise inzwischen agieren. Dass die Band selbst seit 1999 aktiv ist, dürfte Indiz für die Versiertheit von SNYTONIC sein. (7) Thomas Eberhardt