WITH LOVE, Juni 2014-Reviews

Juni 2014

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ALL DOGMAS WE HATE
Human Wrath CD
M&O Music


Metalcore mit etlichen Göteborg-Sprengseln, der melodische Leads integriert, die bisweilen sogar eine atmosphärische Note haben erinnert, aber eben auch viele Breakdowns und Fills an den Drums bietet, so dass man sich einwandfrei zwischen den Genres Death Metal und Metalcore positioniert. Die Vocals variieren zwischen Growls, Reibeisenshouts, bleiben aber immer brutal und die Franzosen verzichten auf cleanen Gesang. "Outrageous Freak" orientiert sich an Bands, die eher perkussiv agieren und deren Riffs eher an zweiter Stelle stehen. So hört man zwar allerhand rhythmische Kniffe, aber es ist schwer Dinge wiederzuerkennen, weil es eben eine Fülle an Parts gibt. Als Einflüsse könnte man IN FLAMES, MESSUGGAH, und HEAVEN SHALL BURN ausmachen, wobei auch moderne progressive Bands Spuren hinterlassen haben. "Acid Rain" ist dann von der Struktur her etwas simpler und entwickelt sofort Hitqualitäten, adieu Zerfahrenheit. Der Fünfer aus Nîmes hat auf seinem zweiten Album aber auf alle Fälle seinen Stil gefunden und verbindet straighte Geschichten wie "Crushed to dust" mit extrem progressiven Ansätzen. In Gänze wünscht man sich noch den ein oder anderen melodischen Refrain mehr, oder etwas mehr Geduld mit einzelnen Riffs und weniger Wechselspiel, in seiner Gesamtheit aber ist "Human Wrath" ein gutes, progressives Metalcore-Album. ThEb (7)

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THE BLACKSCREEN
The Space Between Us CD
Setalight/Kulturkatze


Reichlich Reverb und griffige Melodien sind die beiden Eckpfeiler auf denen der Sound von THE BLACKSCREEN aus Nürnberg ruht. Das aktuelle Album wurde von Kurt Ebelhäuser produziert und auch wenn der COLDPLAY-Sound jetzt nicht unbedingt meins ist, so darf man doch sagen, dass der Vierer einfach gute Melodien in Petto hat. Insgesamt neun Songs, die die Band auf Touren durch Polen, das Baltikum und Russland live testen könnte. "Paraphilia" lässt dann sogar etwas an frühe THE EDITORS denken und die Stilfrage wäre somit hinreichend geklärt. Textlich ist alles ziemlich auf Beziehungskisten ausgelegt, aber das ist man ja von dem Genre gewohnt. Klares Highlight ist Song 6, welcher sehr an JUNO erinnert. ThEb (6)

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BLOODY HAMMERS
Under Satan's Sun CD
Napalm Records


Obwohl die Amis live einen recht dürftigen Eindruck hinterlassen haben, kann man auch dem dritten Album durchaus einige Highlights abtrotzen. Der Opener "The Town That Dreaded Sundown" ist ein schmissiger Track, der schon etwas an Namensgeber Roky Erickson denken lässt und auch wenn "Spearfinger" dann gleich merklich abfällt, können einige Songs trotz geringem Tempo überzeugen, vorausgesetzt man mag den Gothic-Touch. Textlich gibt man sich morbide, so springt in "Till death does us part" beispielsweise ein morbides Pärchen in eine Schlucht namens "Lover's leap" und die schleppenden Songs passen dazu. Stilistisch hat sich nicht viel getan, wer "Spiritual Relics" oder das selbstbetitelte Debüt mochte, kann zugreifen, aber nicht zuviel Innovation erwarten. Zu den wenigen löblichen Ausnahmen gehört sicherlich "Dead man's shadow on the wall", nur das am Ende keiner sagt, ich würde hier generalisieren. ThEb (6)

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THE COYOTES DESSERT
The Wedding CD
coyotedessert.com


Gut, wenn nicht nur das Artwork kryptisch ist, sondern bereits in der Musik dieser geheimnisvoll-düstere Ansatz konzeptionell verwoben ist. Angenehmerweise hält sich die Band rein optisch auch noch im Hintergrund und dafür bekommt man im Booklet fabelartige Bilder von einer Wolf/Lamm-Hochzeit, die im unumgäglichen Abschlachten endet. Musikalisch macht die französische Combo unheimlich Eindruck, denn das Quartett verbindet Passagen, die nach MADGRUGADA klingen mit FAITH NO MORE und knochentrockenem Blues. Der Punch steht dabei immer im Zentrum und in "A lady" zeigt Sänger Julien Delaye, dass er stimmlich gar nicht weit von Sivert Höyem entfernt ist, während die Band auch immer wieder disharmonisch schräge Töne einfließen lässt, was "The Wedding" extrem bereichert. Ebenfalls erstaunlich ist, dass THE COYOTES DESSERT das hohe Niveau von Songs wie "Goodbye letter" und "Succubbus" nicht nur auf 14-Song-Albumlänge durchhalten, sondern es gegen Ende noch zu steigern vermögen. So läuft in "Need a rescue" Drummer Benjamin Surrel zur Höchstform auf und drischt wie verrückt auf sein Kit ein. Lief hier etliche Male und ist einfach die perfekte Symbiose aus Blues, Stoner und Nick Cave. ThEb (8,5)

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ENDEAVOUR
The Grand Heritage CD
Deafground Records


Nein, hierbei handelt es sich nicht um die HC-Band, die "Crazier Than A Shithouse Rat" aufgenommen hat, aber der deutsche Combo füllt die Fußstapfen des HC-Urgesteins ziemlich gut aus. Straighter, schnörkelloser HC mit einigen Beatdowns, aber nie zu modern, sondern immer recht traditionell, obwohl die Tabbing-Licks in "About time and extinction" schon sehr metallastig sind. Erfreulicherweise gibt es keinerlei cleanen Gesang und man bekommt beinahe den Eindruck, wir hätten diese unschöne Phase überstanden. Aber zurück zu ENDEAVOR, die Berliner haben mit ihrem Debüt ein gewagtes Unterfangen verwirklicht, nämlich ein Metal-Konzeptalbum. Dabei geht es um einen Journalisten, der seine eigenen familiären Missstände aufdeckt und obwohl die Story nicht sonderlich im Zentrum steht, ist die Idee löblich. Zwischendurch gibt es Horror-Samples und wer auf SUICIDE SILENCE oder CARNIFEX steht, darf hier zugreifen, denn die Band schafft eine coole Synthese aus alten, traditionellen Elementen des HC und neuen Ideen. Düsterer Hardcore mit reichlich Stakkato aber auch etlichen Abgeh-Parts wie in "About time and extinction". Sehr gelungenes Album, welches stellenweise wie eine Fusion von TERROR und EMMURE klingt. Nice. ThEb (8)

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FATSO JETSON / HERBA MATE
Early Shapes - Split CD/LP
Go Down Records


Je drei Songs pro Band im psychedelisch gestalteten, aufklappbaren Pappschuber. FATSO JETSON machen mit dem rauchigen Gesang von Mario Lalli und QOTSA-Riffs von Dino Lalli den Anfang. Gerade durch die oftmals obskure Melodik setzt man sich weiterhin von anderen Bands des Stoner-Genres ab, denn in "Long deep breath" läuft wenig in berechenbaren pentatonischen Bahnen, oftmals geht es ins Disharmonische und ist nicht um unerwartete musikalische Ausflüge verlegen. Das Opener-Doppelpack ist zugleich auch eine Kollaboration Mathias Schneeberger, schon mit den AFGHAN WHIGS, BRANT BJÖRK und MONDO GENERATOR zusammenarbeitete. Der finale Track von FATSO JETSON beginnt etwas doomlastiger und kommt ganz ohne Gesang aus, dafür wird es dann aber eben reichlich trippy. HERBA MATE aus Italien haben ihre vier Songs allesamt live eingespielt und im direkten Vergleich muss ma nschon sagen, dass die Vorgehensweise einfach unüberhörbar die bessere ist. Teils bieten HERBA MATE typischen Desertrock, teils geht es sehr punkig zur Sache, wie z.B. In "Way down", und diese Abwechslung gefällt. Die Stimme von Alessandro Trere ist äußerst räudig, aber wenn sich der singende Basser zurückhält, dann stößt die Gruppe immer wieder in psychedeliosche Gefilde vor und überezugt durch ihre Bandbreite. Vinyl kommt in weiß und ist auf 400 Stück limitiert. ThEb (7)

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FATSO JETSON
Live At Maximum Festival DVD
Go Down Records


Das Interessante an FATSO JETSON ist wohl, dass das Quartett keine typische Stonerband ist, sondern in Nummern wie "Nightmares are essential" und "Bored stiff" auch einen gehörigen, klaustrophben BLACK FLAG-Anteil integriert. Dieses Unikum ist auch auf der DVD zur kürzlich auf Go Down erschienen Live-LP gut auszumachen. Die Setlist der DVD ist identisch mit der Songauswahl der LP und wer eine der dienstältesten Stoner/Hc-Bands mal auf der Mattscheibe betrachten möchte, hat jetzt die Gelegenheit dazu. Einziges Manko ist wohl, dass hier keine Extrafeatures verfügbar sind, es gibt eben lediglich das 8-Song-Konzert und basta. Sound und Beleuchtung passen, aber es gibt wohl spektakulärere Konzertfilmchen. Allerdings wohl nicht zum Preis von 13 Euro. Geht schon in Ordnung. ThEb (6)

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GWLT
Psychogenese in Zeiten der Apocalypse MCD
Cutwork Collective


Ehemalige von MY HERO DIED TODAY, THE BLACKOUT ARGUMENT und EMIL BULLS bringen mit GWLT eine neue Band an den Start und GWLT machen echt was Neues. Zwar gibt es auch Parallelen zu SIDEKICK-Jogges und seiner Combo, aber GWLT haben eher einen Hip-Hop-Vibe, als dass hier extremstes Shouting angesagt wäre. Stellenweise fängt man die Magie, die SUCH A SURGE in den Anfangtagen hatten, perfekt ein und das darf schon als Innovativ bezeichen. Inhaltlich positiert man sich gegen die deutsche Waffenlobby, den Agrarriesen Monsanto und für eine fairere Gesellschaft. Egal, ob man Hip Hop jetzt schätzt oder nicht, GWLT haben den Groove und über den hat sich noch kein HC-Verfechter beschwert. Drei Songs, seitenweise Texte und Kopfnickgarantie. ThEb (8)

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GWLT
Ohne Anfang, Ohne Ende MCD
Cutwork Collective


Ist es das G N' R- Syndrom, welches zu Doppelalben bzw. Doppel-Eps führt? Im Falle von GWLT ist es wohl eher eine didaktische Reduktion, denn hätte man alle sechs Songs auf eine EP gepackt, die Message hätte drunter gelitten. Highlight auf "Ohne Anfang, ohne Ende" ist ganz klar "Krrk! und Frieden" und insgesamt ist diese EP auch eher Hardcore als Hip Hop. Inhaltlich drehen sich die Texte um Polizei-Willkür, die Ausbeutung Afrikas und die Privatisierung von Wasservorräten, sowie die Apathie in den Subkulturen. Endlich mal wieder eine Band, die was zu sagen hat, das über Phrasen hinausgeht und die Mechanismen des Systems offenlegt. ThEb (8)

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INTERCOASTAL
S/t CD
Gps Prod


Rein instrumental erinnert mich die Combo doch etwas an die guten, alten MASTODON und obwohl Gesang hier eher Mangelware bleibt, kann man schon gehörig die Matte schütteln, sofern Bedarf besteht. Mit etwas Geduld erreicht man dann auch "Tools of war" und macht Bekanntschaft mit den tiefen, bedrohlichen Stimme von Gitarrist Tav und Basser Fred. Die Gitarren sind down-tuned und die Vocals eher zweckdienlich, als jetzt onderlich versiert, was aber nicht stört, weil die Band immer wieder tolle Einfälle hat, was Arrangements und unübliche Gitarrenläufe angeht. Dabei fusioniert der Vierer disharmonische Elemente mit winzigen melodischen Sprengseln und Drummer Mario scheint sich eher nach der Klampfe zu richten, als andersrum. Sicherlich von Ansatz her keinesfalls neu und daher auch keine "Kulturleistung" sondergleichen, aber gute Gebrauchsmusik ... zu "Lay down arms" oder "Tons of humans" kann man bestimmt super putzen, oder sein workout machen. Ähhm, sorry, aber ich verstehe denn Sinn dahinter nicht so nah an anderen Bands (MASTODON) zu sein, das ist doch irrelevant. ThEb (5)

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KLEEMAR/TRUS!
Split CD
God Bless This Mess/Moonlee Records


Entrückte elektronische Musik a la MOGWAI meets DAFT PUNK gefällig? Dann könnten KLEEMAR mit ihren Songs "Bored of Canada", "4M" und "Made in my hand" durchaus das Richtige sein. Der Opener "Bored of Canada" klingt zwar stellenweise nach der Ghostbusters-Titelmelodie, aber die restlichen Songs sind wesentlich relaxter, da kann man beinahe von chillout bzw Dreampop sprechen, entschleunigt jedenfalls unheimlich und wenn dann noch Wassertropfen und Atemzüge in die ohnehin schon sehr verträumte Soundlandschaft bereichern, wird es schon extrem innovativ. TRUS! sind dann eher im Postcore zuhause, aber der gesang von Sängerin ... und die Wave-Affinität bildet einen deutlichen Kontrast zu den Songs von KLEEMAR. Die fünf Tracks von TRUS! sind meist druckvoller und in "Phantasma" darf sogar gebrüllt werden. Am anderen Ende des Spektrums befindte sich dann "Seven words" ein langsames Lied, welches hauptsächlich von den sanften Lyrics gelenkt wird. Coole Scheibe, die optisch wieder durch Understatement glänzt. ThEb (8)

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JULES
Short Stories CD
Tap-Water Records


Wenn man sich das Digipak so ansieht, scheint JULES ein lebenslustiger Althippie zu sein und was könnte interessanter sein, als dessen Songs zu lauschen? Bevor jetzt jemand ein Soloalbum erwartet, sei gesagt, dass "Short Stories" mit einer unheimliche Fülle an Instrumenten, Stimmen und Drums aufwartet, also von einem Alleingang kann nicht wirklich die Rede sein. Sein musikalisches Oevre hat JULES breit aufgestellt, denn "Who is the one" verbindet JETHRO TULL mit den CRASH TEST DUMMIES, "Strange days" ist ein moderner Funktrack, der etwan an RHCP denken lässt, aber auch beatleske Passagen hat. Der Kinderchor am Ende schließt wieder den Kreis zu Frusciante und Kiedis. "Mother's garden" ist dann ein Jazz-Track mit Slow-Blues-Spengseln, aber durch die zahlreichen Gesangsspuren und die Latin-Einflüsse im Gitarrenspiel wurde alles doch sehr glatt. Brilliant bleibt hingegen die Aussage, dass unser Leben durch den Blick für Kleinigkeiten erst reich wird. Insgesamt finde ich die 12 Songs des späten Debüts manchmal stilistisch etwas arg drunter und drüber, aber in "DreadArt" funktioniert die Fusion aus Funk, Blues und Soul wunderbar und sogar das Scratchen passt dazu. "Everybody's lil song" huldigt dann der Steeldrum, Reggae-Rhythmen und da JULES nicht als Rastafari durchgeht, hat er sich tatkräftige Unterstützung geholt. Ein kleines Manko ist aber auch hier wieder die sehr sonnige Ausrichtung, ein paar Protestsongs hätten dem Album nicht geschadet, aber insgesant ist JULES ein erfahrener Vollblutmusiker und ich werde mich hüten hieran rumzukritisieren, denn eine Heavy-Blues-Nummer wie "Instant enlightenment" mit ihren überraschenden Funk-Twists und ihren ausufernden Arrangements spricht für sich und das JULES jede Menge Talent hat, steht völlig außer Frage. Man hört das hier Dekaden an Erfahrung hinter stecken und ein aufgeschlossener Geist. ThEb (8)

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THE ONE ARMED MAN
Black Hills CD
Flying Cow Prod


Ein unscheinbares Cover, aber was für ein Album! Klar, ohne BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB würden THE ONE ARMED MAN anders klingen, aber zugleich bringt der Vierer zahlreiche andere Einflüsse in die Songs ein. Gesanglich bietet Frontmann Pierre Vasseur ebenfalls viele Facetten und da diese Versiertheit immer wieder auf Gänsehaut-Refrains trifft, oder mit THE SHADOWS oder MADRUGADA-kokettiert, ist das Album der reinste Selbstläufer. "Black Swan" wurde durch den Gastauftritt von Julie Malette und einer Trompete veredelt, während "Summer Knows" von Saori Jo und einem Cello verstärkt wurde und eher in die Country/Americana-Richtung geht. Da hätte man beinahe zwei Alben draus machen können, ein Schweinerock-Album und ein düsteres Countryepos. Sehr beachtlich. Gegen Ende werden die Country-Anteile zwar zahlreicher, aber "Back home" integriert auch moderne Gesangselemente, so dass die Songs nie altbacken klingen. Ein absoluter Geheimtipp und absolut tauglich für SONS OF ANARCHY-Soundtrack. Stellt sich nun nur noch die Frage, ob der "einarmige Mann" jetzt für den Charakter Philip Michael Gerard aus Twin Peaks steht. Passen würde es stilistisch jedenfalls. ThEb (8,5)

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THE TRAP
The Trap Is Set CD
Gps Prod


Was für ein Wahnsinnsalbum! Fünf Franzosen greifen die Lehren von KISS, MC5 und THE HELLACOPTERS auf und jagen 13 Songs durch die Boxen, die man so nicht alle Tage hört. Etliche Songs werden mit Mundharmonika verstärkt, was Titeln wie "Rock n' Roll" und "Save your love" nochmal ein Quäntchen mehr Southern-Feeling verleiht. Ganz ehrlich? Wer das hier hört und nicht sofort begeistert ist, der verdient es nicht die schwarz zu tragen. In "Crazy" reduziert die Band alles auf's Nötigste, aber in seiner Vehemenz und Prägnanz ist der Song einfach phänomenal. Eingentlich geradliniger Rock n' Roll, wie man ihn kennt, aber eben auch seit der Skandi-Rock-Phase länger nichtmehr gehört hat.Die Highlights sind ganz klar das räudige "All the things" sowie das bereits erwähnte aufgeräumte "Crazy". Eine Platte, die man sich holen sollte, wenn man auf SMALL JACKETS, HELLACOPTERS und ähnliches steht. ThEb (9)

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YVETTE
Process CD/LP
Though Love Records/Cargo


Noah und Dale aus Brooklyn bilden dieses No Wave/Noise Duo, das hiermit seine erste Full Length vorlegt, nachdem es einige Singles gab. Aktuell sind YVETTE mit den fantastischen SLEIGH BELLS auf Tour und wenn der fuzzy Bass einsetzt, weiß man schon, dass YVETTE alles andere als Gebrauchsmusik machen, direkt nach 20 Sekunden bekommt man nämlich ein fieses Feedback serviert, während der Sänger locker wavig dahindoziert. Danach folgen Soundscapes, der Bass wird noch fieser verzerrt und die Vocals bekommen eine sakrale, spirituelle Note. Man braucht echt Mut um ein Album mit einem derart sperrigen Track zu eröffnen. Respekt. Der zweite Song "Cuts me in half" ist dann deutlich songorientierter und obwohl man etliche Störgeräusche hört, gibt es doch sowas wie Refrain und Strophe. Wenn man sich LES SAVY FAV als reines Elektrokollektiv vorstellt, dann kommt man dem Stil von YVETTE jedenfalls ziemlich nahe. THROBBING GRISTLE wären auch eine vergleichbare Combo. In "Mirrored walls" wird der Gegensatz zwischen den sedierenden Vocals und den alarmierenden Soundeffekten besonders deutlich und ich müsste jetzt auch länger nachdenken, um vergleichbare Bands zu finden. Sehr eigenwillig aber auch groovy, spooky und typisch New Yorker Mucke. Nach und nach werden die Songs massenkompatibler und "Carbon copy" ist durchaus zugänglich. Elf tolle Songs, die einen im falschen Moment wahnsinnig machen und zum richtigen Zeitpunkt echt pushen. Die transparente LP enthält 9 Bonussongs von diversen Seveninches der selbstbetitelten EP. ThEb (8)

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ZLANG ZLUT
S/t CD
Czar Of Crickets


Natürlich bin ich gleich dem Bandbild mit Cello aufgesessen und dachte Czar of Crickets serviert jetzt neuerdings Kammermusik. Zum Glück bleibt aber alles elektrisch, denn das Cello wird durch Amps gejagt und klingt eher wie eine tiefergestimmte Gitarre. Dern Stil von ZLANG ZLUT könnte man sogar im Southern Rock verorten, zumindest tönt "Danger" dochähnlich wie ein Ted Nugent-Song. Den Exotenbonus haben die Schweizer jedenfalls sicher, soviel steht fest, denn das Cello klingt eben schon eigen und in "Mad" eifert man gehörig CLUTCH nach. Das Storytelling und die Vocals mit ihrer besonderen Rhythmik stehen eben im Vordergrund und darauf setzt man gigantische Riffs und funktionales Drumming. Leider zieht man diese tour de force nicht konsequnt durch, sondern verwässert mit "Through your hands" die Sache wieder etwas. Auch der Big Rock vom Anfang des Album wird in "Raptor" etwas relativiert, weil man sich in diesem Song eber Amirock aus dem Collegeradio widmet. Positiv formuleirt könnte man es auch Abwechslungsreichtum nennen, aber mir gefällt eben die Vehemenz und der Heavy-Blues-Ansatz von "Out on time" besser. In Summe ein cooles Album, mit welchem sich ZLANG ZLUT von der Masse absetzen und dank des Rausschmeißers "Lord knows" beendet man das Debüt mit einem melancholischen Song, der auch durch die Kmbination von Mundharmonika und Cello sehr eindrucksvoll ist. ThEb (7,5)