WITH LOVE, Juli 2016-Reviews

JULI 2016

Text?

64 SLICES OF AMERICAN CHEESE
Il Pavone Reale CD
Go Down Records


Ein reines Instrumental-Album ist immer komplex, aber wenn sechs versierte Musiker mit deutlichen Jazz-Einflüssen sich zusammenfinden, ist mit Gigantomanie zu rechnen. Die meisten Songs klingen, als ob sie für einen Film geschrieben wurden und die Band selbst hat sich seit 2002, als man eher noch CALEXICO nacheiferte, zu einer Jazz-/Prog-Combo entwickelt. “L`Oliva Taggiasca” ist mit einem bodenständigen Fuzz-Sound eine kleine, angenehme Ausnahme, aber in „Ooooooh!“ wird es gleich wieder abgedreht, denn da stiehlt ein Saxofon den anderen Instrumenten die Show. Die Synthiesounds sind recht 80er-mäßig und man sollte Jean Michel Jarre wertschätzen, ansonsten wird „der königliche Pfau“, wie das Album übersetzt heißt, eventuell etwas anstrengend. Auch als LP erhältlich. ThEb (7)

BLACK MOUNTAIN
IV LP
Jagjaguar Records


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Text?

GUNS LOVE STORIES
The Beauty Of Irony CD
gunslovestories.com


Der Nachfolger zu „A Terrestrial Journey“ von 2013 zeigt eine Hardcore-Band, die wesentlich kompakter und eingängiger geworden ist. Die hymnischen Singalongs hat man exponentiell vermehrt, aber die leichte Noise-Note wirft das Quartett weiterhin in die Waagschale. Generell hört man sehr kreative Gesangslinien und die Vocals, die auf dem Debüt noch ziemlich rau und bisweilen off key waren, sind aktuell eine offensichtliche Stärke der Combo. Thomas Zurfluk hat seinen Gesang deutlich verbessert und mir erscheint vieles dadruch facettenreicher. Der Titelsong „The Beauty Of Irony“ besticht durch atmosphärisches Flair, ohne dass er Heaviness einbüßen würde und „Shark bait“ sowie „Backstabbing“ sind die Ohrwurm-Kandidaten des 9-Track-Albums. Wer zugänglichen Post-Hardcore mit Eingängigkeit schätzt, wird hier seine helle Freude dran haben und gelegentliche Ausreißer wie „Bland masks“ machen den Zweitling sogar für Genrefremde richtig interessant. ThEb (7)

Text?

HIGHER THAN
Purgatogory Airlines CD
Dooweet


Bruce Dickonson scheint nicht der einzige Hardrocker mit einem Faible für's Fliegen zu sein, denn diese Band aus Paris frönt konzeptionell wie lyrisch ebenfalls der Poesie des Cockpits und ein Mitglied scheint sogar Pilot zu sein. Der Rahmen ist also typisch Prog, was den Stil betrifft verbindet man die beiden Lager Hardrock und Prog. Gesanglich liefert Frontmann "Just Jim" prägnante,schneidende Vocals und kann wie "Near and far" zeigt auch eine Ballade tragen, nur um später einen mitreissender Rocker wie "Room service" einzuträllern. Eventuell wäre einiges besser zur Geltung gekommen wären, wenn man nicht 13 Songs auf das Album gepackt hätte. "My own memories (M.o.m) nimmt gegen Ende aber nochmal richtig Fahrt auf und erinnert etwas an DIO, was natürlich richtig Eindruck macht. Die Produktion ist druckvoll aber recht modern, passt auf alle zur Band. Insgesamt merkt man, deutlich, dass die Band einerseits astreine RHINO BUCKET-Brecher wie "I don't wanna" raushaut und andererseits diesen Prog-Anspruch hat, wie man in ihn deutlich in "Broken tales" wahrnimmt. Diese beiden Stile zu fusionieren glückt der Gruppe zwar erstklassig, aber mir persönlich hätte eine reine Hardrock-Band mehr Spaß gemacht. Das hier ist sozusagen "thinking man's hard rock", nichts dagegen, so gibt es vieles zu entdecken und zugleich wird prächtig gedroschen. ThEb (7)

INDICA
Stone Future Hymns LP
Tonzonen Records/Clearspot Distribution


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IN MOURNING
Afterglow
Agonia Records


Das vierte Album der Schweden kommt rein optisch schonmal exklusiv daher, denn Kristian Wåhlin (Dissection, Tiamat, At The Gates) kümmerte sich, wie schon beim Vorgänger "The Weight Of Oceans", um's Layout. Was den Stil der band angeht, wird die Combo oft mit OPETH verglichen und wo wir schon beim Namedropping sind, Daniel Liljekvist (ex-Katatonia) ist inzwischen der Mann an den Drums bei IN MOURNING. Die Vocals changieren zwischen Deathgrowls und gesungenen Passagen und die Gitarren in "Below rise to the above" haben einen melodischen-Vibe. Was die Band besonders macht, ist dass sie das hymnische von BATHORY mit dem progressiven Aspekt von z.B. CULT OF LUNA verschmelzen und trotz des beachtlichen Spagats keine Fraktion enttäuschen. Die sieben Songs bieten reichlich atmosphärische Parts, unübliche Klangfarben und trotz des Esoterik-Vibes genügend monumentale Gitarren. ThEb (7,5)


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KNALL
Alien Funk CD
Nasoni Records/Tonzonen Records


Stünde es nicht im Booklet, ich hätte nicht gemerkt, dass die Kölner ihre Tracks live beim Monsters Of Krautrock in Würzburg aufgenommen haben. KNALL selbst beschreiben sich als "Improband" und wenn sie live loslegen, spielen sie eben einen Jam. Eindrucksvolles Konzept, welches sich auf "Alien Funk" trotzdem als erfreulich zugänglich erweist, obwohl die Songs natürlich komplex sind. "Prologue" verbindet beispielsweise Psych mit Elektronik-Elementen und deutet schon Richtung Krautorck. Das Quartett agiert übrigens rein instrumental und geht im Titeltrack durchaus als die etwas schnellere Version von COLOUR HAZE durch. "Gravity" hat dann eine leichte Ambient-Schlagseite, was das Oevre von KNALL nochmal etwas breiter auffächert. Wer facettenreiche Jams, etwas Funk und oszillierende Songs mag, der wird an den sieben Liedern hier seine helle Freude haben. ThEb (7)

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VUOLLA
Blood.Stone.Sun.Down CD
Schwarzdorn/Soulfood


Das Label beschreibt dieses finnische Quintett recht zutreffend, laut Schwarzdorn verbindet die Gruppe nämlich Doom, Death und melancholischen Post Rock. Im epischen „Rivers in me“ treffen sogar noch Pagan-Elemente auf die atmosphärischen Elemente und ergänzen den wunderschönen Gesang von Kati Kallinen, bevor Kalle Korhonen, dann gegen Ende abröcheln darf. Es passiert stilistisch extrem viel, aber das große Ganze kippt nie, sondern mutiert nur ständig. Die acht Songs bedürfen einiges an Geduld und Einfühlungsvermögen und wenn man alle Parts auflisten wollen würde, wäre man erstmal beschäftigt. Das ist zugleich Stärke sowie Schwäche des Releases, denn wo ständig was passiert, kann man schlecht verweilen. Die Highlights der zweiten Full Length der 2007 gegründeten Band sind für mich die etwas kompakteren Lieder, d.h. Songs unter 10 min, wie „Film“ (8:20). Ein echt originelles Album, auf dem VUOLLA sowohl Death Metal, als auch Piano und Melancholisches wie ANATHEMA, KATATONIA und MY DYING BRIDE zusammenführt. ThEb (7,5)

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YAWNING MAN
Live At Maximum Festival CD
Go Down Records


Das Trio aus Kalifornien ist ein echtes Urgestein der Szene und bereits seit 1982 aktiv. Was einst in der Garage als Jam-Band begann, beeinflusste später Typen wie Josh Homme und John Garcia mal was eigenes in diese Richtung zu starten. YAWNING MAN gelten also mit als Begründer des Desertrock-Genres. Auf diesem Livealbum hört man nun Aufnahmen vom italienischen Maximum-Festival 2013 mit Alfredo Hermandez an den Drums, Mario Lalli am Bass und Gary Arce an der Klampfe. YAWNING MAN spielen instrumentalen Desertrock mit einer leichten Prise THE SHADOWS, Surf-Anklängen und einer opulenten Psych-Schlagseite. Zu hören bekommt man "Rock formations", "Far off adventure", "Stoney lonesome", "Perpetual oyster", "Manolete", "Ground Swell" und "Dark Meet". Aktuelle Combos wie TAME IMPALA dürten ebenfalls mit YAWNING MAN vertraut sein. Das Livealbum gibt einen ganz guten Eindruck über das Schaffen der Band und ist auch als LP erhältlich. ThEb