WITH LOVE, June-Reviews


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ABENTEUER WILDNIS
Irgendwie Glücklicher CD
Fizz Records/Radar


Handwerklich gut gemachter Alternative-Rock aus Süddeutschland, der oftmals an die SPORTFREUNDE STILLER erinnert und sich textlich mit Beziehungsthemen auseinandersetzt. Die Stimme von David Jeopgen ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, denn der ausgeprägte Akzent und die nasale Überbetonung jeder Silbe gehen einem recht schnell auf die Neven und die Banalität der deutschen Texte erzeugt auch nicht gerade Euphorie. Nun, ein netter Versuch, aber ich bin nicht überzeugt worden. (56:01) Thomas Eberhardt

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BURNING SKIES
Greed. Filth. Abuse. Corruption. CD
Lifeforce Records


Der nun inzwischen dritte Output der britischen BURNING SKIES "Greed. Filth. Abuse. Corruption." kommt sehr brachial, gleichzeitig aber auch sehr überdreht, daher. Nachdem mir schon der Nachfolger zum ersten Longplayer "Murder By Means Of Existence", namens "Desolation" nicht sonderlich zusagte ist mir die neue Scheibe in gewisser Hinsicht zu extrem. Gleich vom ersten Song an "Warhate" bekommen wir einen ziemlich schnellen Mix von Grindcore und Deathmetal auf die Ohren, der sich auf jeden Fall gewaschen hat, jedoch irgendwie übertrieben ist. So geht es beinahe ohne Pause die nächsten 28 Minuten weiter und zum Verschnaufen bleibt da nicht wirklich Zeit, einzig beim einminütigem Interlude "It's hard to breathe with a bag on your head" - und selbst das ist immer noch ziemlich krank. BURNING SKIES haben die Hardcore- Einflüsse komplett hinter sich gelassen und sollten sich musikalisch in der wirklich extremen Deathmetal- Ecke positionieren. Zwar ist die Scheibe total abwechslungslos, doch sollte sie nicht als schlecht hingestellt werden, denn dafür ist sie eben einfach zu gut. Das was die 5 Briten da fabrizieren ist auf jeden Fall hohe extreme Musikkunst und sollte nicht unterschätzt werden. Denn auch wenn mir die Scheibe nicht gefällt, wird sie auf jeden Fall ihre Liebhaber finden. (28:16) (7) Karsten Ostmann

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END OF YOU
Mimesis CD
Spinefarm Records/Universal


Die Mimesis ist die "Nachahmung der Natur als dargestellte Wirklichkeit der Kunst", also eine Kopie, die laut Aristoteles aber als eigenständige Schöpfung zu gelten habe. Um das Ganze dann etwas praxisnaher zu gestalten geben die Finnen ein Cover von "Goldeneye", ganz recht, dem James Bond-Song, zum Besten und zeigen, dass sie scheinbar große 007-Fans sind. Insgesamt ist das zweite Album des Quartetts eine Mischung aus HIM, VNV NATION, kombiniert mit reichlich Piano-Passagen und einigen Elektronikspielchen. Manchmal sind die Lieder etwas zu gleichförmig, Überraschungen gibt es nur vereinzelt, das Schema Strophe, Refrain, Bridge ist zu dominant. Man darf dem Longplayer wohl ohne Gewissensbisse einen starken Pop-Appeal zuschreiben, schließlich läufen einge der Songs in Finnland auch gerne mal über den Äther. Melancholischer Rock mit elekronischen Versatzstücken, wie man ihn schon zig mal gehört hat. Leider ist "Mimesis" wenig innovativ, aber das hatte der Titel ja schon angedeutet. (39:59) (6) Thomas Eberhardt

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EXINFERIS
Hidjama MCD
Noiseworks/Radar


Mit "Hidjama" erscheint nun bereits das dritte Album von EXINFERIS und schon beim ersten Hören, muss man sagen, dass man wohl einiges verpasst hat, wenn man temporeichem Metalcore etwas abgewinnen kann. Der Opener "Heed The Devious" zeugt von Finesse, denn man wiederholt ähnliche Gitarrenriffs minimal zeitversetzt erneut und schafft so einen extrem räumlichen Klang. Aufgenommen wurden die sechs Lieder bei Patrick W. Engel und Alexander Dietz im Rape Of Harmonies Studio, wo auch schon HEAVEN SHALL BURN, MAROON, NARZISS und BURNING SKIES ihre Alben einmeißelten. Das Info spricht von einer schwierigen Phase in der zehnjährigen Bandgeschicht und von einer anschließenden Selbstreinigung. Dies hört man "Hidjama" an und man kann ohne Übertreibung von einer katharsischen Wirkung sprechen, die von den Songs ausgeht. Obendrein ist die Produktion bombastisch und das Digipack mit seitlicher Öffnung macht optisch einiges her. Sehr ambitionierter Release, da werden Metal Blade, Century Media und Lifeforce sicher bald die Späher losschicken. Eine durchdachte und mitreissende Veröffentlichung. (27:36) (8) Thomas Eberhardt

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FORMER CELL MATES
Who`s Dead And What`s To Pay CD
Household Name Records


Wenn man das neue Album der Band aus Sunderland mit deren Debüt "Hustle" von 2005 vergleicht, dann stellt man unweigerlich fest, dass ein leichter Kurswechsel stattgefunden hat. Während "Hustle" meist krachig war und noch als Trio eingespielt wurde, ist das neue Album des ehemaligen LEATHERFACE-Mitgliedes David Lee Burdon harmonisch-melancholisch und erreicht den Hörer auf subtile Art und Weise, kann ihn so aber lange fesseln. Der dritte Song "Come January" ist ein fantastischer Track, der mir aber irgendwie bekannt vorkam, also die Sammlung durchforsten und hoffen, dass man vergleichbares findet und siehe da, irgendwie ähnelt sich die Gesangslinie von FARSIDEs "Hope Your Unhappy" und "Come January" doch merklich. Ansonsten backen die FORMER CELL MATES aber ihre eigenen Brötchen. Das Album klingt zwar recht melancholisch, aber es bleibt stets Raum für Euphorie. Die Band ha twirklich einen enormen Schritt nach vorne gemacht so gibt sich sogar LEATHERFACE-Fronter Frankie Stubbs die Ehre auf dem Album. "Who`s Dead And What`s To Pay" ist ein ähnlicher Meilen stein wie "The Monroe Doctrine" von FARSIDE, wobei FORMER CELL MATES auch eine ziemliche THIN LIZZY- und MÖTORHEAD-Affinität in ihre Songs einfliessen lassen. (43:07) (8) Thomas Eberhardt

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MORLOCKS
Emerge CD
Area Pirata/Radar


Das Debütalbum der MORLOCKS wurde ursprünglich 1985 veröffentlicht und wer "Emerge" gehört hat, der kann sich wohl vorstellen, dass die MORLOCKS aus Los Angeles damals recht schnell zur Garagen-Legende aufstiegen. Neben den punkigen Songs hört man auch Tracks wie "It Don`t Take Much", die extrem an die ROLLING STONES erinnern und "Emerge" zu einem wahren Juwel machen. Die Wiederveröffentlichung als limitierte Vinyledition und als CD-Digipack wird die MORLOCKS hoffentlich auch jüngeren Generationen näherbringen, denn einen Klassiker wie "Emergy" sollte man eigentlich in der Sammlung haben. Einziger Kritikpunkt ist der Sound, der zwar schön authentisch ist, aber ein Remastering wäre sicherlich kein Fehler gewesen. (19:52) (8) Thomas Eberhardt

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MORLOCKS
Easy Listening For The Underachiever CD
Go Down Records


Nachdem das Spin Magazine behauptet hatte, Leighton Koisumi, seines Zeichens Sänger der MORLOCKS hätte das Zeitliche gesegnet, entschloss sich die Band 1999 wieder an die Arbeit zu gehen und so kommen wir nun auch in den Genuß eines neuen Album, das sich gewaschen hat. "Easy Listening For The Underachiever" verbindet alle Vorzöge der STONES mit Garagepunk und hat zudem auch aufnahmetechnsiche Defizite der frühen MORLOCKS-Alben komopensieren können. Leighton läuft in "Teenage Head" zu Höchstformen auf, wie man sie seit IGGY POPs "I Wanna Be Your Dog" nicht mehr gehört hat und wenn dann auch noch die Mundharmonika aus der Hosentasche gezaubert wird, dann sieht man, dass der Fünfer weiß, wie man Rhythm&Blues zelebriert. Wer die MORLOCKS bereits kennt, wird schnell zugreifen und sich eine Platte aus dem auf 500 Stück limitierten Vinylbestand holen, Greenhorns sollten die Gelegenheit ebenfalls nutzen, denn die MORLOCKS sind wahrlich Meister ihres Metiers. (44:25) (8) Thomas Eberhardt

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OJM
Under The Thunder CD
Go Down Records


Stonerrock aus Italien, den man mit acht verschiedenen Covern erwerben kann, also nicht wundern, wenn "Under The Thunder" mal ein wenig anders aussieht. Inhaltlich wird stets eine exellente Mixtur aus KYUSS, FU MANCHU, STOOGES und MC5 geboten werden, denn schließlich konnte sich die Band auf den letzten sieben Longplayern, die innerhalb von elf Jahren erschienen sind einiges an Routine erarbeiten. Hin und wieder gibt man sich verspielt und driftet auch in Plant`sche Gefilde ab, aber der Fünfer schafft es immer den Hörer am Schopf zu packen und lässt ihn so schnell nicht wieder los, was auch am zyklischen Riffing des Stonerrocks liegen kann. Was etwas stört, ist der übermäßige Gebrauch des Highhats, aber OJM lassen es richtig krachen. Wer authentischen 70ies-Sound schätzt, liegt hier goldrichtig. (49:23) (7) Thomas Eberhardt

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TOMORROW TO ASHES CD
Peace Means Reloading Your Weapons MCD
Myspace.com/tomorrowtoashes


Das Ostdeutschland das Mekka des Metalcore ist, ist ein offenes Geheimnis und TOMORROW TO ASHES aus Senftenberg zeigen den Kollegen, dass man dort eben eine Spur raffinierter, einen Tick schneller und eben auch eine Nuance düsterer ist. Die sechs Tracks sind unheimlich facettenreich, so bietet "Conflict" neben Spoken-Word-Passagen, brutalem Powerchordriffing und Black-Metal-Anleihen auch traditionelle Soli, die sogar von zwei Sechssaitern vorgetragen werden. Verschnaufpausen sind Fehlanzeige, aber in "Heaven Cries Acid" findet man kurze atmosphärische Passagen, bevor ein recht chaotisches Geholze eintritt. Wenn TOMORROW TO ASHES diesen Ideenreichtum auf Full-Length-Format strecken könnten, wäre das ein Meisterstück. Bis dato ist "Peace Means Reloading Your Weapons" aber ein mehr als angenehmer Zeitvertreib, den man sich zum günstigen Kurs direkt bei der Band bestellen kann. Die Aufnahmen kommen als schönes Digipack, also ruhig zugreifen. (24:49) (7,5) Thomas Eberhardt

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TARENTATEC & OSIS KRULL
The Candy Springtime Experience CD
Discorporate/Radar


Bei derart vielen Eindrücken, die diese Split vermittelt, fällt es einem gar nicht so leicht dies alles in Worte zu fassen, aber wenn man progressive Rockmusik mag, dann sollte man den teils verspielten, teils krachigen Songs der beiden Combos eine Chance geben. Während TARENTATEC eher ruhig und atmosphärisch zu Werke gehen, agieren OSIS KRULL wesentlich aufgeweckter und torpedieren den Hörer in "Spider Ryder" geradezu mit Jazz-Variationen auf der Gitarre. Beide Pole ergänzen sich ganz hervorragend und neben den fünf Tracks je Band gibt es auch eine Jam-Session, die acht Tracks umfasst. Die Split ist extrem experimentell und wenn man die Spielzeit berücksichtigt, dann bekommt man hier noch richtig was geboten für den Euro. (78:07) (7) Thomas Eberhardt

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ZONNHAIDER`S CLUB
Galao EP
Discorporate/Radar


Zu Anfang war ZONNHAIDER`S CLUB ein Duo, Martin Ketelhut und Christopher Schön, fanden sich in Weimar und ergänzten sich gegenseitig, denn Christoph lieh den schläfrigen Kompositionen von Martin seine Stimme. Inzwischen wurde der Club um zwei neue Mitglieder ergänzt, Maria Schwerdtner spielt Bass und steuert engelsgleiche Vocals bei, während Christoph sich Höfferl um die vielseitigen Elektronika kümmert. Atmosphärische Wohlklänge ergänzen sich mit langsamen Beats, die Assoziatonen wie SIGUR ROS oder AZURE RAY hervorrufen. Ein Genuss in Zeitlupe, aber dennoch ein Vergnügen. (32:40) (7) Thomas Eberhardt