WITH LOVE, November-Reviews

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A STREET TRIBUTE TO
BUD SPENCER & TERENCE HILL
Sunny Bastards Records


Einige werden schon gespannt auf dieses Tribut an die zwei Raufbolde gewartet haben und wenn SUNNY BASTARDS eine Compilation macht, dann kann man mit etlichen guten Bands und einer tollen Aufmachung der CD rechnen. Auch diesmal hat man sich Mühe gegeben und so haben 21 Bands ihre persönliche Hommage an Bud Spencer und Terence Hill eingespielt, u.a. SUPERNICHTS, ROIMUNGSTRUPP, EMSCHERKURVE 77, ANNEX 5, ZWAKKELMANN, EASTSIDE BOYS, THEE FLANDERS und im Booklet gibt es alle Texte, sowie schöne Bilder und Zeichnungen der zwei Kult-Schauspieler. Insgesamt könnte man die Herangehensweise der Bands an das Thema in zwei Lager aufteilen, einige haben einen selbstgeschriebenen Song zur ihrer Bud Spencer-Vergangenheit gemacht und wieder andere haben sich die Melodien aus den Filmen der beiden geschnappt und diese leicht abgewandelt eingespielt. Beides gefällt, ist aber enorm von den teilnehmenden Bands abhängig. Ich denke mal, dass dieser Sampler keinen Bud Spencer-Fan zum Oi!-Hörer machen wird, aber viele Oi!-Hörer, die bereits Bud Spencer-Fans sind, begeistern wird. (68:32)(7) Thomas Eberhardt

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ALL FOR NOTHING
Can't Kill A Dream CD
Swell Creek/Soulfood


Nach einem feinen Demo meldet sich die Old-School-Combo aus Rotterdam mit einem Label im Rücken zurück. Im Vergleich zu den meisten anderen Bands shoutet bei ALL FOR NOTHING kein Typ, sondern eine stimmgewaltige Niederländerin, was den Gesamtklang natürlich etwas verändert. Obwohl Cindy eine sehr brachiale Stimme hat, kommen die Höhen so besser zur Geltung. Mir persönlich gefallen schnellere Songs meist besser als Midtempo-Stücke und so gibt es an einem Opener wie "Wake Up Call" wahrlich nichts zu mäkeln. Auch generell legt die Band ein recht hohes Tempo vor und schickt sich an in die erste Liga europäischer Hardcore-Bands aufzusteigen. Etliche Gastauftritte machen das Album enorm abwechslungsreich und lassen auf viele Konzerte hoffen. Gemastert wurde "Can't Kill A Dream" von Alan Douces in den West West Side Studios in New York, also gibt es auch am Klang der Aufnahmen nichts zu meckern. Tolle Veröffentlichung. Thomas Eberhardt (7,5)

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THE BABYLON UNDERGROUND
Spread The Word EP
Pretty Pink/Radar


Das Trio macht es einem wahrlich nicht einfach Vergleiche anzustellen; einerseits, weil man ungewöhnlich reduzierten, aber unmittelbaren Indierock spielt, der bisweilen auch Britpop-Anleihen hat, andererseits, weil man auch gerne aus dem Raster fällt und wie in "Number One" Harmonien integriert, die an WEEZER erinnern. Primär werden die acht Songs aber von den theatralischen Vocals von Julian Warner getragen und seine Mitstreiter unterstützen ihn subtil. Schön kommt auch der Bass zur Geltung, da er eben nicht von den Riffs der Gitarre begraben wird, sondern genügend Freiraum bekommt. Eine eigenständige Leistung, die Vergleiche mit BEDOUIN SOUNDCLASH, WEEZER, ASH aber auch mit Singer/Songwritertum zulässt. Die Texte sind hörenswert und daher ist es schade, dass das Booklet eher minimalistisch gehalten ist und man ohne gedruckte Inhalte auskommen muss. Insgesamt aber eine schöne Veröffentlichung, die eben nicht Stangenware ist, sondern was besonderes. Thomas Eberhardt (7)

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BROILERS
Vanitas Recordings CD
People Like You Records


Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich es trotz meiner Wahlheimat Düsseldorf bisher nicht für nötig fand den BROILERS nähere Aufmerksamkeit zu widmen, was rückblickend als Faux Pas gewertet werden darf. Andererseits ist "Vanitas Recordings" ein grandioser Einstieg, der wohl als Klassiker in die Bandgeschichte eingehen wird, also kein schlechter Zeitpunkt für eine späte Erkenntnis. Die Faszination der 19 Songs ist schnell erklärt und besteht in der subtilen und einzigartigen Kombination verschiedener Stilrichtungen wie Ska, Reggae, Rockabilly und einer Winzigkeit Oi. Ergänzt werden diese Elemente durch Orgelklänge und die intelligenten deutschen Texte. Die Vocals von Sammy tragen einen Hauch von Elvis-Vibrato und es erstaunt mich, dass die BROILERS auf gesamter Albumlänge ohne Zweifel überzeugen, was bei 66 Minuten gar nicht so einfach ist. Inhaltlich findet man Hymnen an die Großstadt und Adoleszenz-Themen ebenso wie sozialkritische Ansätze, aber auch der Humor und die gute Laune kommen nicht zu kurz. Einziger stilistischer Ausreisser ist wohl "Ruby Light And Dark", das mit elektronischen Beats aufwartet, ansonsten dominiert aber das CLASH'sche Stakkato und der Offbeat. Fans der Band wird es freuen, dass das Album als Doppel-LP und limitiertes Digipack erscheinen wird. Ab dem 23.07.07 könnt ihr eurem Plattenladen die Türen einrennen, es wird euer Schaden nicht sein, versprochen! Thomas Eberhardt (8,5)

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CHAINWAY
Lebenszeichen CD
www.chainway.de


Es ist undankbar einen Musikstil zu spielen, der zwar einem momentan angesagten ähnelt, sich aber bei den Hörern nicht halb dessen Beliebtheit erfreut. Die Rede ist von Mathcore, der meist durch komplexe Taktzahlen und irrwitzige Rhythmusspielchen besticht. CHAINWAY frönen diesem Genre seit zwölf Jahren und ihre Haupteinflüsse sind MESHUGGAH, COALESCE und BOTCH. Mittlerweile sind die fünf Württemberger Meister ihres Metiers, Schlagzeuger Bernd Schrodi ist eine Maschine, Gitarist Frank Stöckelmaier ein Saitengott und in Summe funktioniert die Band wie ein Uhrwerk. Ihr neues Album "Lebenszeichen" besitzt ähnliche Vorzüge wie die Demo-CD "The Aeon Of Horus", ist bis auf zwei Songs auf Englisch, aber etwas temporeicher als der Vorgänger geraten. Neuerdings hört man auch vermehrt atmosphärische Passagen, die den unvermeidlichen gewaltsamen Ausbruch sogar noch zu potenzieren vermögen. Die Vocals sind meist gebrüllt, werden bisweilen aber von einem diabolischen Chris Barnes-Gegrunze ergänzt. Freunde von MASTODON werden hieran ebenso ihre helle Freude haben! (43:42)(8) Thomas Eberhardt

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CITIZEN FEVER
This Is A Goodbye MCD
Finest Noise Releases/Radar


CITIZEN FEVER aus Berlin hätten auch problemlos bei Guido Lucas aufnehmen können, denn der Stil der Band passt einfach in sein Studio, auch gesanglich erinnert mich vieles an BLACKMAIL oder KEN, dieser Pop-Appeal, der immer wieder mal von Noise-Attacken traktiert wird. Etwas psychedelisch sind sie auch, die fünf Songs der Berliner, Oktavsprünge und hoher Gesang lassen die Songs idyllisch klingen, aber das Damokles-Schwert scheint immer über der scheinbaren Perfektion zu schweben. Diese Dualität der Dinge wird auch beim Artwork aufgegriffen, während auf der Rückseite des Albums fabrikneue Amischlitten um die Wette glänzen, zeigt das Cover alte Rostlauben selber Machart. Eine sehr durchdachte MCD, die sich Fans der genannten Bands keinesfalls entgehen lassen sollten. (18:44)(7) Thomas Eberhardt

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DESERT SUN
Come Down CD
Decibell Records/Radar


Die Sitarklänge zu Anfang des Albums und der Name DESERT SUN deuten an, dass man sich besser auf Wüste, Sand, KYUSS und QUEENS OF THE STONE AGE einstellen sollte. Zudem sind DESERT SUN keine Unbekannten mehr, waren sie doch schon auf einer Visions-Compilation und auf Mighty Desert Adventures, einem People Like You-Sampler, vertreten. Der titellose Opener schafft das passende Ambiente und der zweite Track "Fortified" ist leider noch recht schleppend, während "Cannelloni Ride" dann einen oder zwei Gänge hochschaltet und so meinen hohen Erwartungen voll und ganz gerecht wird. Atmosphärische Interludes sorgen für psychedelische Elemente und "The End" fällt durch einen unerbittlichen Groove und die typischen Stoner-Leadgitarren auf. Gesanglich eine gute Mischung aus Jim Morrison, Layne Staley, Glen Danzig und Jerry Cantrell, welche die vier Süddeutschen da bieten. Kritik an diesem Album werde ich mir verkneifen, denn für Fans des Genres scheint mir "Comedown" essentiell. Thomas Eberhardt (7,5)

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ENRAGED BY BEAUTY
Words Like Poetry MCD
www.enragedbybeauty.de


Schon das Debüt der Band aus Leimersheim war spitze, aber "Words Like Poetry" setzt diesen Aufnahmen nochmal einen drauf. Die Songs sind etwas temporeicher, das infernale Riffing der Gitarren noch ausgefuchster und die tiefen Growls von Sänger Dirk Hoffmann geben dem Ganzen einen unverkennbaren Charakter. Man hört einfach, dass ENRAGED BY BEAUTY unheimlich wütend sind, hier plätschert nichts vor sich hin, man fühlt sich eher als ob man von einer wilden Bestie angefallen wird, unglaublich. Diese Veröffentlichung hätte auch gut ins Lifeforce-Programm gepasst, denn die Kombination aus melodischen und brachialen Passagen ist so gut gemacht, dass man sich hinter Gruppen wie MAROON oder FALL OF SERENITY eigentlich nicht verstecken muss, sondern eigentlich noch mehr Abwechslung zu bieten hat. Wenn ENRAGED BY BEAUTY dieses Level halten können und beharrlich live spielen, dann steht ihnen bestimmt bald ein gutes Angebot ins Haus. Wirklich beachtlich, hier muss ich doch mal eine Kaufempfehlung aussprechen! (18:01)(8) Thomas Eberhardt

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ESKIMO BABY
Actors Suicide CD
Finest Noise Releases/Radar


Seit 1990 spielen die Magdeburger nun schon zusammen und haben viele Entwicklungsstadien durchlebt, von der politischen Punkband entwickelte man sich zur Hardcore-Combo und hat nun schließlich auch noch seine melodische und zerbrechliche Seite entdeckt. Das Riffing von ESKIMO BABY unterscheidet sich wesentlich vom momentan vorherrschenden Stil, denn die Band klingt eher nach HIS HERO HIS GONE, als nach neueren Gruppen und auch gesanglich setzt man sich keine Grenzen. Wenn ein Song Vocals im Stile von SUNNY DAY REAL ESTATE erfordert, dann bekommt er sie auch. Andererseits wird aber auch viel gekreischt, schließlich sind die Riffs unheimlich brachial, teils sogar dissonant und verlangen daher auch nach emotionalen Ausbrüchen. Durch die atmosphärischen Elemente erzeugen ESKIMO BABY eine tolle Liveatmosphäre und schaffen es ein wuchtiges Album zu präsentieren, welches Melodie mit morbiden Riffs verbindet. "Actors Suicide" ist ein harter Brocken, aber durch die vielen melodischen Passagen wird er richtig interessant. (37:15)(7) Thomas Eberhardt

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FAR FROM FINISHED
Living In The Fallout CD
People Like You Records


Wie klingt eine Band, deren Anfänge in New York liegen und die es später nach Boston zieht? Assoziationen wird es da einige geben und die DROPKICK MURPHY'S oder die STREET DOGS sind sicherlich anhand des Produzenten Jim Siegel sowie stilistisch nicht falsch. Bei genauem Hinhören entdeckt man sogar ALL/DESCENDENTS-Verweise wie in "The Imposter", die dem temporeichen Streetpunk und den verminderten Akkorden einen melodischen Touch geben. Die Band selbst ist etwas großzügiger was ihre Einflüsse angeht und erwähnt Billy Bragg, Social Distortion, Black Flag, The Pogues, The Bruisers, The Jam, Oxymoron, Sham 69, Rose Tattoo, Rancid, The Clash, The Beatles, The Dropkick Murphys, The Swingin' Utters, Cock Sparrer, Anti Heros und Elvis Costello. Die Latte ist also hoch gesetzt, aber FAR FROM FINISHED haben definitiv das Zeug mit den ganz oben genannten Zeitgenossen mithalten zu können, da ihr Songwriting überzeugt und die 13 Tracks des Quintetts auch sehr gut produziert sind. Des Weiteren wird man genannte Streetpunk-trifft-auf-ALL-Kombination selten zu Ohr bekommen, was die Band schonmal einzigartig macht. Das hohe Tempo macht mir zwar etwas zu schaffen, aber zwischendurch gibt es auch mal midtempo-Songs wie "A New Tune", die eher durch Melodie, als durch Gebretter überzeugen. Insgesamt dürfte das Album eine Spur kantiger sein, aber "Just Us Kids (November)" ist sicherlich das Highlight eines jeden Mixtapes, also wollen wir jetzt mal nicht pedantisch werden. Klasse Album einer Band, die bestimmt ihren Weg machen wird. Thomas Eberhardt (8)

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Morgan Finlay
Shifting Through The Brakes CD
Sound Of Liberation/Radar


Der gebürtige Kanadier kommt ursprünglich aus Vancouver, wohnt jetzt aber in Berlin und Toronto, pendelt also zwischen den Kontinenten. Das hört man auch seinem zweiten Album an, denn sein amerikanischer Folk wird diesmal in zwei Songs durch deutsche und französische Texte ergänzt, was eher Geschmacksache ist, aber die englischsprachigen Singer/Songwriter-Tracks überzeugen, da Finlay eine charakteristische Stimme hat, die man problemlos wiedererkennt. Manche Songs sind akustisch, dann wird man eher rockig wie in "Mescaline". Inhaltlich setzt sich der Nordamerikaner mit Beziehungsthemen auseinander und beschreibt auch gerne mal seine idyllische Umgebung. Ein Herbstalbum mit Songs, die man problemlos mit Radio spielen könnte. Ich persönlich mag es gern etwas kantiger, aber wer DASHBOARD CONFESSIONAL, Elliott Smith, Rocky Votolato und sonstige Singer/Songwriter gerne hört, der wird sicherlich auch Gefallen an Morgan Finlay finden. (36:56)(6,5) Thomas Eberhardt

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GENERATORS
Welcome To The End CD
People Like You Records


"Welcome To The End", das erste Album der GENERATORS war bereits 1997 als Vinyl auf People Like You erschienen, seelig war ein Exemplar davon besitzt, und wird nun als CD mit Bonustracks neu aufgelegt. Ein unglaubliches Album auf dem sich Klassiker an Klassiker reiht. Man hört dem Album nicht an, dass es 1997 veröffentlicht wurde, denn meiner Meinung nach sind die Songs so zeitlos wie SOCIAL DISTORTION-Nummern. Als Bonustracks gibt es die raren Songs "Ninety Nine" und "Won't Last Forever" von der EP "Ninety Nine", deren seeliger Besitzer meine Wenigkeit ist, sowie "No Feeling", einen bisher unveröffentlichten Song. Ein Klassiker, der den jungen Doug Dagger in Höchstform zeigt. Dieses Album gehört in jede ordentliche Punk Rock Sammlung und da es im heißen Sommer 1997 in Los Angeles eingespielt wurde, wird es euch mit Sicherheit auch unseren, etwas regnerischen Sommer, verschönern. Thomas Eberhardt (9)

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GUFF
Symphony Of Voices CD
Go-Kart Records


Irgendwie kommt einem der Name bekannt vor, geht euch das auch so? Da die Band aus Athens, Georgia bereits seit 1999 gemeinsam Musik macht, haben GUFF laut Promoschreiben "mehr als nur Laufgeld bezahlt", aber man hört ihnen die Erfahrung auch an, denn ihre Songs sind perfekt arrangiert, abwechslungsreich und bieten Melodien, ohne gleich anbiedernd zu werden. Auch die ein oder andere Dissonanz ist erlaubt und der Gesang "In Bleed Like You" erinnert mich sogar an Trevor Keith von FACE TO FACE und "No Gods, No Masters" ähnelt frühen STRUNG OUT-Songs. Das Layout hat mich ehrlich gesagt etwas abgeschreckt, aber "Symphony Of Voices" überzeugt ohne Einschränkung. Als kleiner Exotenbonus sei noch erwähnt, dass Steve Perry von JOURNEY so begeistert von der Band war, dass er sie bat mit "I Can See It In Your Eyes" einen unveröffentlichten JOURNEY-Song einzuspielen und dabei auch seine Backingvocals beisteuerte. Thomas Eberhardt (7)

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HOLY RACKET
Anthems For The Doomed And Dazed CD
Dambuster Records/Cargo


Der Begriff Supergroup mag abschreckend klingen, aber die Jungs von HOLY RACKET aus Sunderland, UK, waren unter anderem schon in RED LONDON, SNARLING HORSES, THE PITS, LOADED 44, RAMPAGE und RIGID DIGITS aktiv und bringen folglich Dekaden an Erfahrung mit. Wer jetzt denkt, dass man mit Vierzig leiser wird, der hat den Iro von Basser Zat Lewis noch nicht gesehen und keinesfalls dieses Album gehört. Auf "Anthems For The Doomed And Dazed" spielt das Quartett eine explosive Mischung aus THE CLASH- und SEX PISTOLS-Einflüssen, wobei erstere Pate bei den Basslines und den Gesangslinien standen und die PISTOLS das Tempo der Band bestimmen. Natürlich wäre es zu kurz gefasst bei HOLY RACKET nicht die Streetpunk-Anklänge zu erwähnen, welche die Band auch interessant für Fans von OPERATION IVY oder US BOMBS machen. Zehn Lieder, die man gehört haben muss, auch wenn das Albumcover nicht sonderlich einladend aussieht, denn hier jagt ein Hit den nächsten und die Majors verdienen keinen Penny dran. Ganz dicke Empfehlung! Thomas Eberhardt (8)

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IT IS IMPERATIVE
Immer Weiter Und Weiter EP
www.itisimperative.de


Sechs Songs einer relativ jungen Band, die aufhorchen lassen, da sie eine Dringlichkeit vermitteln und unmittelbar und unverfälscht klingen. Stilistisch erinnern die fünf Jungs an frühe AT THE DRIVE-IN, da sie einen Hang zur Komplexität haben und trotzdem unheimlich mitreissen. Das Organ von Sänger Constantin ist höllisch und Drummer Björn ist einigen vielleicht von PETE THE PIRATESQUID bekannt. Man könnte die EP in zwei Teile aufspalten, da die ersten drei Lieder auf deutsch und die folgenden drei Tracks auf englisch sind, aber trotz des Sprachwechsels bleiben die Songs überdurchschnittlich und fesselnd. Die Texte sind gesellschaftskritisch und "Arbeitstitel: Geldfetisch" ruft dann doch die guten alten LOXIRAN ins Gedächtnis und fällt durch intelligente Samples aus dem Raster. Ich bin überrascht, wie gut IT IS IMPERATIVE sind und kann "Immer Weiter Und Weiter" nur weiterempfehlen, und weiter und weiter.... Thomas Eberhardt (7)

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KONGH
Counting Heartbeats CD
Trust No One Recordings


Die drei Schweden David Johansson, Tomas Salonen und Oskar Rydén, besser bekannt als KONGH werden im Presseschreiben als die neuen Meister des Doom und Sludge angepriesen und obwohl die Band erst 2004 gegründet wurde, kann das Trio problemlos mit den vollmundigen Aussagen seines Label mithalten. Dank den vereinzelt auftauchenden temporeichen Rock n' Roll-Riffs, verliert dieses Monster aus Zeitlupen-Brachialität und peitschenden Drums auch nie seine Power, sondern bläst den Hörer schlichtweg gegen die Wand. CROWBAR und NEUROSIS könnten es nicht besser machen und vor allem nicht frischer dabei klingen, denn die fünf Songs zwischen elf und fünfzehn Minuten Spielzeit sind unverbraucht, leidenschaftlich und niederschmetternd zugleich. Ein unglaublich geniales Album. Da müsste es ja mit dem Teufel zugehen, wenn Southern oder Relapse davon keinen Wind bekämen. (64:46)(8) Thomas Eberhardt

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MADDOX
Gimme, Gimme CD
Nkrc Records


In bester THE WHO-Manier schrammeln die Gitarren sich durch den Opener "Mr.Brown" und werden durch einen prägnanten Bass unterstützt. Ja, die Sechziger haben Spuren bei MADDOX hinterlassen, aber die Band auf diesen Einfluss zu reduzieren wäre zu kurz gegriffen, denn das Trio hat auch eine Vorliebe für dissonante Indie-Garage-Klänge und wurde auf der Heimfahrt von einem DINOSAUR JR.- Konzert gegründet und trägt dieser Tatsache auch Rechnung. Doch, das was die Jungs aus Saarbrücken hier mit "Gimme, Gimme" so charmant unterproduziert auf Tonspur gebannt haben, überzeugt auf ganzer Linie und lässt die besten Tage krachigen Indierocks wieder auferleben und verbindet SONIC YOUTH mit Beatmusik und Kauzigkeit mit Pop-Appeal, ohne sich bei diesem Spagat eine Zerrung zuzuziehen. Ganz großartiges Album, welches sich jenseits aller Trends bewegt und einfach nur elf tolle, zeitlose Songs bietet, die man wirklich gehört haben muss. Unbedingt die kommende Tour besuchen! (31:13)(8) Thomas Eberhardt

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THE MENZINGERS
A Lesson In The Abuse Of Information Technology CD
Go-Kart Records


Ein Protestalbum der etwas anderen Art haben THE MENZINGERS aus Pennsylvania aufgenommen. Die vier Anfang zwanzigjährigen verbinden politische und sozialkritsche Inhalte, die WOODIE GUTHRIE erfreuen würden, mit Punkhymnen, wie ich sie seit Jahren nicht mehr gehört habe. Hier wird gedroschen, trotzdem bleibt man extrem melodisch und bringt einfach frischen Wind mit. CLASH'sches Riffing trifft auf das Herzblut von 88 FINGERS LOUIE, Refrains vom Kaliber ANTI FLAG oder RANDY und auf dezente BLINK 182-Anklänge. "Coal City Blues" ist ein Folk-Song, der auch auf einem Singer/Songwriter-Album hätte sein können, aber auf "A Lesson In The Abuse Of Information Technology" sorgt er einfach für eine kleine Verschnaufpause zwischen all den Uptempo-Smashers und zeigt die Variabilität dieser noch jungen Band. Da die Vocals meist eher krächzig und leicht angetrunken klingen, liefern sie den nötigen Kontrast zu den cleanen, melodischen Gitarrenriffs und sorgen für die nötige Punkstimmung. Endlich mal wieder ein modernes Punkrock-Album mit Substanz und massenhaft tollen Songs. Mit "Straight To Hell" hat die Band sich an einen THE CLASH-Klassiker gewagt und ihm ein neues Gewandt gegeben, welches ihm nicht schlecht steht, da THE MENZINGERS ihren eigenen Stil einbringen, dem Song einen netten Schlenker mit mächtig Powerchords verpassen und eben inhaltlich hinter den Lyrics stehen und diese auch ins Gesamtkonzept passen. Dreizehn Tracks, die Epitaph und Fat Wreck neidisch machen werden und eigentlich jedem etwas geben müssten, dessen Sozialisation etwas mit diesen Labels zu tun hatte. Unbedingt reinhören! (37:18)(8) Thomas Eberhardt

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ØL
Between The Lines CD
Öl Music/Radar


ØL sind seit etwas über zehn Jahren als Band aktiv und haben sich eher den Wohl- als den Missklängen verschrieben. Verspielte Gitarrenarbeit wird durch druckvolle Refrains mit Pop-Appeal ergänzt. Sehr verträumt und mir persönlich eine Spur zu wenig dissonant, aber "You Are Here" zeigt dann eben, dass die Stärken der Band in anderen Bereichen liegen. Der Refrain wurde dort mit einer sehr hohen Stimme eingespielt und ist schlichtweg ein Ohrwurm, dessen Oktavspünge im Gesang beinahe an die BEACH BOYS erinnern. ØL haben sich hohe Ziele gesteckt. Man hört, wo ihre musikalische Reise hingehen soll, aber auch, dass sie sich manchmal schwertun ihren eigenen Ansprüchen zu genügen. Ein schönes Album, welches dem Hörer durch den Perfektionismus der Band etwas verleidet wird. Trotzdem ein Tipp für Indierock-Hörer, die auf Eingängigkeit setzten. Thomas Eberhardt (6,5)

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REBIRTH
Demo CD
www.rebirthmetal.de


Wie erfreulich oft im Hardcore-Bereich, konnten auch die Musiker von REBIRTH schon in anderen Gruppen Erfahrung sammeln und so klingt ihr Demo äußerst ambitioniert. Besonders die Drums und die Gitarren glänzen und durch ihr rücksichtsvolles Zusammenspiel haben die vier Songs der Band aus dem Grossraum Mannheim erstaunlich viel Groove. REBIRTH spielen Metalcore mit skandinavischen Leadgitarren, kein Wunder bei einem Gitarristen namens Minderhoud, und ergänzen diese oft mit schönem Double-Bass. Auch das China-Becken kommt zum Einsatz. Insgesamt sind die Lieder sehr an gutem, alten Metal orientiert und haben wenig mit aktuellen Trends am Hut. Besonders gut gefallen mir melodischen Gitarrenleads im namensgebenden Song "Rebirth", diese Elemente unterscheiden die Combo ganz klar von anderen Bands und auch das Shouting von Sänger Christoph Rollshausen überzeugt auf ganzer Linie. Die Aufnahmen entstanden in Eigenproduktion und verdienen auch klanglich ein Lob. Bin schon neugierig auf den ersten Longplayer von REBIRTH und empfehle euch die Band mal anzutesten. (13:47)(7) Thomas Eberhardt

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WHISKEY REBELS
Create Or Die CD
People Like You Records


Die Band aus Sacramento spielt seit rund sechs Jahren zusammen und hat bereits zwei Longplayer auf GMM Records und einige Splits bzw Singles auf TKO veröffentlicht und die zwölf aktuellen Songs erscheinen nun bei People Like You. Man spielt old school Oi! mit Streetpunk-Anklängen und gut die Hälfte der Songs gehören eher der härteren Gangart an und rufen sogar THE CASUALTIES ins Gedächtnis. Sänger Big Chuck hat eine herrliche Reibeisenstimme und der ständige Wechsel von melodischen Streetpunk-Hymnen und brutalen Hardcore/Punk-Nummern bietet ein gehöriges Maß an Abwechslung. In "Disaster" hört man melodische Singalongs, die von angepissten Vocals ergänzt werden und so bleibt "Create Or Die" definitiv strassentauglich. Der Fünfer hat mit "Create Or Die" auch eine Message, die sich scheinbar gegen den gesellschaftlichen Druck wendet ständig etwas produzieren zu müssen. Die erwähnte Antithese zu "Skate Or Die" wird also ebenso hinterfragt wie der politische Ansatze Frieden durch Kampfeinsätze zu sichern. Thomas Eberhardt (7)

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THE WOODEN LATCH
Breakout CD
Nkrc Records


An Überraschungseffekten mangelt es dieser Veröffentlichung unter Garantie nicht, denn sowohl in musikalischer, als auch in personeller Hinsicht entspricht man nicht den stereotypen Erwartungen und das ist gut so. Was als fragile Indiescheibe beginnt, entwickelt sich im Laufe der Spielzeit zu einem waschechten Punkrock-Album. Die Gestaltung der Veröffentlichung überzeugt, aber da sie eher neutral ist, wird der Hörer dann zusätzlich verblüfft, als der Gesang von Mona Seer einsetzt. Eingespielt haben THE WOODEN LATCH ihr Album selben Studio wie ENRAGED BY BEAUTY und obwohl der Stil der Bands sich doch deutlich unterscheidet, überzeugen beide Aufnahmen aus den SU2-Studios in Illingen. Stellt sich die Frage, wie man einen so facettenreichen Longplayer auf den Punkt bringen soll? Sind THE WOODEN LATCH nun unentschlossen, oder virtuos? Vielleicht ein wenig von beidem, denn bei einem Track wie "Fairytale" darf gerockt werden, während "Daydream" sehr verträumt und zerbrechlich wirkt und einfach nur schön ist. Allerdings überzeugt "Breakout" als Gesamtwerk und wirkt auch nicht wie ein Flickenteppich, sondern ist trotz der vielen unterschiedlichen Elemente stimmig. Ein guter Full-Length-Einstand einer Band, die derart viele Ideen hat, dass man locker zwei weitere Gruppen mit Liedern hätte versorgen konnen. Wer wagt, gewinnt und THE WOODEN WATCH haben auf diesem Longplayer definitiv was riskiert. (32:59)(7) Thomas Eberhardt