Feverdream


Seit wann gibt es euch denn überhaupt?

Um genau zu sein, fingen wir am 12.12.1996 an. Damals waren wir eine Gruppe von Teenagern, die keine Ahnung hatten, wie man ein Instrument richtig spielt. Arnold (drums) war 13 Jahre alt, Saskia (Bass) 14 und ich (Rene, Vocals, Gitarre) war damals 17. Unseren ersten Gig hatten wir am 24.Februar und wir haben 14 Songs gespielt. Ist das lange her. Wir haben dann zwei Wochen später ein Tape mit 24 Songs veröffentlicht. Manchmal waren auf den Tapes 2 Versionen eines Tracks, weil in der ersten Version die erste Hälfte gut war und in der zweiten der Rest. Wir hatten keine Ahnung wir man die Dinge anpackt, aber wir haben sie angepackt. Die Kritiken waren einstimmig : „Das ist eine Beleidigung für die Ohren!” Gut, dachten wir uns.

Ihr habt schon vieles veröffentlicht, könntest du alles aufzählen und mit einem Kommentar versehen?

1998: „pretend that it`s forever“ 10 song CD, selbstveröffentlicht. Eigentlich ist das mehr ein Demo auf CD, wir haben gelernt, wie man Songs schreibt und präsentiert und mir gefallen vier der Lieder immer noch sehr. Das Debüt war als ein guter Einstieg für die Band. Die Besprechungen waren so gut, dass wir einen Plattenvertrag bekamen. 2000: „ the sky is full of it“ 11 song CD, Transformed Dreams(NL): Dieses Album hat viel Energie und ist sehr Abwechslungsreich. Die „Teenager - Stärke” ist offensichtlich. 2000: „The boy nobody wanted“ split 7“ with Green Hornet (NL), Transformed Dreams (NL): Der Track ist so verschieden von unseren früheren Sachen und war eigentlich für einen Film gedacht. Er hat bei uns die Weichen für Non - Konfirmität und einen zwangloseren Umgang mit der Musik gestellt. 2001: „pinkpocker“ split 7“ with jimmy barock (NL) Diese Split 7" ist limitiertauf 300 Stück und numeriert. Man bekam sie bei unserer Show im Vera Club in Holland mit Jimmy Barock zum Eintrittsticket dazu, wenn man pünktlich kam. 2003: „future directions“ 11 song CD, Coalition Redords (NL): Dieses Album definiert erst unseren Stil. Der Sound war ebenso herausforderend und gut wie die Herangehensweise an die Lyrics. Das Album setzt echt Zukunftsstandards. 2004: „Arnold“ 5 song CD/EP, Coalition Redords(NL)/ Fooltribe (I): Auf dieser EP geht es gänzlich um unseren Schlagzeuger, obwohl nur meine Lieblingssongs drauf sind. Es ist eine poetisch - politische Introspektive, die alte und neue Herangehensweisen bei unserer Musik kombiniert. Die Energie ist weniger kontrolliert. Es ist ein wahrer Fiebertraum.

Euer aktueller Release ist "Arnold", wie kam es denn zu der Zusammenarbeit mit dem italienischen Label Fooltribe?

Wir haben mit unserem guten Freund und Booker Tiziano von Fooltribe (Konzertveranstalter und Labelbesitzer) eine Italientour geplant. Er hat 18 Shows in ganz Italien gebucht und wir dachten, dass es eine gute Idee sei auch einen Grund für die Tour in Italien zu haben. Wir wollten eigentlich alles als separate 7 Inches veröffentlichen, aber haben schnell bemerkt, dass die Songs gut auf einer CD zusammenpassen würden. Sogar besser als wenn man sie getrennt hätte. Der Deal war schnell gelaufen, da sowohl wir, als auch Coalition und Fooltribe die Songs mochten. Es wird sogar eine spezielle Veröffentlichung dieser EP für Amerika geben.

Ihr habt den VPRO 3voor12 public award gewonnen, worum geht's denn dabei?

Der Award ist eine Publikumsbestätigung. Man könnte aus allen Bands, die 2003 eine Session bei diesem Radiosender hatten, wählen und wir bekamen die meisten Stimmen. Wir waren überrascht, weil einige berühmte Pop - Bands auch zur Wahl standen. Wir sind durch unsere Liveauftritte bekannt und jetzt haben wir eine Platte, die diese Energie einfängt und die zudem von Zlaya Hadzic, der auch von The Fishtank her bekannt sein dürfte. Diese Kombination hat uns den Award eingebracht.

Ihr Jungs und Mädels habt ja schon auf der Popkomm gespielt, wie hat euch denn das gefallen?

Unser ehemaliges Label, Transformed Dreams, hat eine Show als niederländische Repräsentanten für uns arrangiert. Es war heiß, harte Arbeit, teuer und enormer Schwachsinn. Ich fühlte mich weder richtig am Platze noch deplaziert. Es war einfach eine Show wie jede andere, ein Festival für und über die Musikindustrie und ein Kurzurlaub in Köln. Nicht meine Tasse Tee.

Future Directions ist ein absolut klasse Album geworden, wie lange hat es denn gedauert die Songs aufzunehmen und wer hat alles finanziert?

Wir haben über einen Zeitraum von einem Jahr aufgenommen und es hat nochmal ein Jahr gedauert alles zu mixen. Das alles ist passiert, weil wir keinen gemeinsamen Termin mit dem Produzenten finden konnten. Wir hatten deswegen auch einen finanziellen Engpass. Wir mussten also mehr daran arbeiten um die Platte fertig zu bekommen. Es war echt anstrengend und hat uns viel abverlangt. Letztlich haben wir es aber geschafft. Wir haben jetzt ein selbstfinanziertes Album, welches anderes klingt, als alle die anderen Album, die ich in den letzten fünf Jahren gehört habe. Für uns als Band ist es das Erreichen eines persönlichen Ziels.

Zu Bloodspeed gibt es ja auch ein Video, wer hat das Skript geschrieben, worum geht's in dem Video und wo kann man es denn begutachten?

Wir haben mit "Bloodspeed" und "60 Seconds" sogar zwei Videos gedreht. Das Video wurde von den holländischen Filmemachern Mirka und Dustin gedreht. Sie kamen auf uns zu, um ein Low Budget - Video für ihr letztes Projekt an der Universität zu machen. Das Skript basiert auf dem Song 60 Seconds und wie man sich mit einer Minute eine Stunde sparen kann. Du weißt schon, wenn man auf der Arbeit eine Pause hat und eigentlich bei der Telefongesellschaft hätte anrufen können, damit die nicht den Anschluss kappen, weil man die Rechnung nicht bezahlt hat und man nur noch diesen einen Tag dafür hat, das zu erledigen. Wenn man nicht vor fünf Uhr da anruft, dann ist man angeschissen und irgendwie nehmen während du deine Pause hast nicht das Telefon ab. Dann musst du zurück an die Arbeit und der Chef mag es gar nicht, wenn man persönliche Anrufe während der Arbeit erledigt, also war's das. Es zeigt einfach das unterschiedliche Tempo auf, in dem Menschen leben. "Bloodspeed" hat ein simples Live - Video - Konzept und dazu gibt es animierte 3D Videofragmente aus dem Live - Video. Wir geben den Leuten mit denen wir arbeiten immer eine Card Blanche, die Ehre gebührt ihnen. Auf der FEVERDREAM - Seite gibt es einen Link zu Mirkas Webseite oder ihr geht direkt zu http://www.mirka.nl/films/feverdream.

Welche Bands haben euch inspiriert?

Viele aus jeder Kategorie. Anfangs waren es Bands wie SHELLAC, FUGAZI und BLONDE REDHEAD. Später dann LES SAVY FAV, OXES und 90 DAY MEN. Jetzt höre ich viel Dub und auch Jazz. HIGH TONE, GOLDEN und Aretha Franklin sind in Moment meine Favoriten.

Wie ist denn die Szene in den Niederlanden?

Lahm. Wir haben gute eine gute Hardcore - und Punkszene, aber mir ist das alles zu strikt. Wir haben auch viele peinliche Pop - Bands, die wie die HIVES, die STROKES und die WHITE STRIPES sein wollen. Ich habe Probleme damit Bands zu akzeptieren, die nur einen Unterhaltungsfaktor haben. Die Texte sprechen mich nicht an und geben mir nichts. Da ist nur die Musikindustrie dahinter. Wir können uns in dieser Welt zwar bewegen, aber wir sind kein Teil von ihr. Wir spielen in großen Clubs wie dem Paradiso und dem Vera Club ebenso wie in jedem kleinen Club, den wir gut finden. Wir machen auch Benefiz - Shows, wenn der Grund stimmt. Für uns gibt es außer der Szene in Rotterdam keine richtige. Wir sind so ziemlich die einzigen. Deshalb haben wir mit zwei Freunden, nämlich Marcel Wiebenga, dem Drummer von OIL und DAS OATH und Rufus K. von Half of The Artists/Grifik Design Duo De Humobisten und Bassist bei THE SOLO MEN ONLY auch eine Firma (www.LLIK.com)gegründet. Wir finden, dass einige Bands, besonders in Rotterdam wirklich gut sind, aber nicht wissen wie man in diesem Geschäft überleben soll. Also buchen wir Shows für sie und promoten die Bands so, dass wir den Majors in den Arsch treten. Alles sieht besser aus und wir haben bessere Ideen. Wir kennen unsm it Marketing aus und haben Integrität. Wir schaffen eine Szene für Bands, die in den normalen Rummel in Holland nicht reinpassen und daher erspielen wir uns ein Publikum zusammen mit der Band. Viele Leute, egal in welcher Szene, haben Scheuklappen und sind in ihrem Denken, wie Dinge sein sollen schon sehr eingefahren. Sogar die neuen Ideen, hören nach einem Jahr oder so auf sich zu entwickeln. Wir fanden, dass eine offene Herangehensweise und die ständige Selbstherausforderung, wie auch die Infragestellung dessen, was man tut, eine Notwendigkeit für eine gesunde und interessante Szene und deren Entwicklung auf weite Sicht darstellt

Ihr habt ja auch schon im UK getourt, welche Erfahrungen habt ihr dort gemacht?

Dort entscheidet die natürliche Selektion. Es ist viel schwerer dort und deshalb geht es auch mehr um die Musik. Die Leute stecken ihr eigenes Geld in die Bands, nur damit sie Gigs organisieren können. Die UK - Bands, die ausländische Bands unterstützen, die bekommen finanziell gesehen nichts raus, die spielen aber trotzdem, aus Liebe an der Sache. Ich Habe während unserer UK - Tour mehr gute Bands als auf jeder anderen Tour gesehen. Man bekommt auch kein Essen oder Trinken von den Clubs, das regelt alles der Booker. Auch die PA muss er klarmachen und für den Raum in dem man spielt muss er auch bezahlen. Es ist verrückt, aber ich respektiere das, was man dort auf die Beine stellt sehr. Die Leute nehmen auch große entfernungen auf sich, um eine Show zu sehen. Die Leute, die ich getroffen habe, die gehen zwei bis drei Mal die Woche weg, um sich eine Show anzusehen. Sie wissen dort auch mehr über DIY - Bands, als in jedem andren Land. Es ist nicht ja nicht umsonst so, dass alle Bands von Southern Records, Dischord und Touch And Go die meisten Shows im UK spielen.

Was steht als nächstes an?

Vieles. Wir haben vor Pläne für eine neue Platte und sprechen gerade mit Coaltition darüber. Wir haben eine Split mit MONO (NL), die bald rauskommen wird. Wir haben auch noch einen Dub -Remix von einem Song, den wir gerne veröffentlichen würden. Gerade schreibe ich an einer EP, die einen starken politischen Hintergrund hat. Eine DVD ist in der Mache und darauf werden unsere Videoclips sein, Photos und eine spezielle "Playback" - Liveshow, die wir mit unseren Freunden von MONO gemacht haben und was sonst halt noch draufpasst. Geplant sind auch zwei Touren : nochmal Italien und zwei kurze Touren im United Kingdom. In Deutschland würden wir auch gerne spielen, aber wir haben gerade unseren Booker verloren. Er ist zu beschäftigt, also haben wir uns geeinigt, uns zu trennen. Wir müssen einen neuen finden und dann würden wir gerne eine ausgiebige Deutschlandtour machen.

Danke Rene. Picture by Fred Van Diem
Thomas Eberhardt