WITH LOVE, Februar 2017-Reviews

Februar 2017

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ASSENT
We Are The New Black CD
Dooweet


Das französische Duo eröffnet seinen Release mit Streichern und hat genug Klasse, um selbige ins Studio zu bitten und nicht digital zu reproduzieren. Mastermind bei ASSENT ist Aurelien Fouet-Barak, der zuvor bei ONE LAST SHOT und HUMAN VACUUM aktiv war. Gregoire Debord (ex-NETFASTCORE) unterstützt Aurelian an der Gitarre und sein Gitarrenspiel passt gut zu den Visionen und Arrangements des Partners. Stilistisch schuf die Band etwas Eigenständiges irgendwo im Spannungsfeld zwischen Metal, Pagan, Black und Indie. Am Besten, ihr macht euch euer eigenes Bild, denn mal sind die Vocals gefaucht, dann wird gekonnt gesungen und die teils brachialen, teils traditionellen Gitarrenriffs geben den sechs Tracks einen skandinavischen-Vibe. Viel Spaß beim Antesten, das ist alles vielversprechend, was sich hier entwickelt. ThEb (7)

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CORNY JOKE
The First Adventure CD
corny-joke.de


Gibt es noch Fans von NO FUN AT ALL, JIMMY EAT WORLD, BODYJAR oder FARSIDE? CORNY JOKE haben bestimmt das ein oder andere Album besagter Combos im Regal stehen und bis auf den etwas drucklosen Gesang eifert man den Bands, was Songwriting angeht, auch vorbildlich nach. Die fünf Nummern sind von den Arrangements her einwandfrei, aber etwas mehr Arsch in der Hose hätte auch nicht geschadet, denn wenn man schon einen so überzeugenden Refrain wie in "Goodbye tonight" hat, dann muss der Engineer das Letzte aus der Band rausholen und hier plätschert alles so dahin. Das Gitarrenlead hat keine Phrasierung, die Drums sind einfallslos und allgemein ist vieles zu entspannt. Da frag ich mich, ob das Quartett zu viele Wellness-Massagen bekommen hat, schließlich wird im Booklet ausdrücklich dafür geworben, sich mal bei der Bärbel zu melden. Ich bin mir sicher, dass in der Band mehr steckt, als das, was sie auf ihrem Debüt abgeliefert haben. Wo es hingehen soll, deutet vielleicht das einzige Stück auf Deutsch an, allerdings wäre mir etwas mehr BODYJAR lieber. Da bleibt mir nur Welpenschutz, ansonsten wird es gemein. ThEb (4)

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ELECTRIC BEANS
De Retour En Noir CD
Dooweet


Eines vorweg, die inhaltliche Komponente geht mir leider etwas verloren, denn ELECTRIC BEANS haben durchweg französische Texte und kommentieren damit den Zeitgeist, also geht es um Medienkonsum, Absurditäten, die in Zukunft kommen mögen und darum, wie man die Woche rumkriegt, bis endlich Freitag ist. Vom Ansatz her echt cool die Texte so ins Zentrum zu stellen. Man merkt eben, dass ELECTRIC BEANS sich viele Gedanken gemacht haben und Arno nicht nur Sänger, sondern auch ein hochbegabter Texter ist. Stilistisch würde ich ELECTRIC BEANS dem Punkrock zurechnen, manchmal ist es vielleicht auch einfach Rock mit einem Hauch RHCP, aber die elf Lieder des Albums schleichen sich subtil ins Gedächtnis und man bleibt auch dran, weil es eben textlich interessant ist und die Musik ein angenehmes Vehikel bietet, ohne dass jetzt instrumental grandiose Songs entstünden. Wie gesagt, der Fusion aus Musik und Text kommt bei ELECTRIC BEANS ein hoher Stellenwert bei und als Gesamtwerk kann man "De Retour En Noir" dann eigentlich nur gelungen finden. Besonders schön ist auch das Artwork. Man sieht natürlich Bohnen in der Hauptrolle im Booklet, die mal auf Konzerte gehen, oder im Fernsehsessel sitzen und sich Castingshows ansehen. Gefällt. ThEb (7)

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ESTETICA NOIR
Purity CD
Red Cat Records/The Orchard


Diese Wave-Combo aus Italien benötigte weniger als zwei Minuten um mich zu überzeugen, und das obwohl sie recht poplastig ist und nicht gerade diese typische Kälte ausstrahlt, die ich bei den meisten Wave-Alben schätze. Die elf Lieder leben definitiv vom Programming, den Synthies/Synthiebässen und der recht charismatischen Stimme von Silvio Oreste. Wenn die Gitarren einsetzten findet in "I Hate" leider ein deutlicher Bruch statt, denn das Organische und das Synthetische bekommt die Band hier nicht so gut verbunden. Allerdings bleibt der Song die Ausnahme. Gerade im Opener "Hallow's Trick" harmonieren Synthies und Gitarre wunderbar. Auch weniger einprägsame Nummern wie "Deluxe lies edition" kann man sich gönnen. Nett, gut gemacht und auch abwechslungsreich, denn in "Hypnagogia" dominieren klassische Klänge atmosphärische Momente. Für Genrefreunde eine schöne Entdeckung. ThEb (7)


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ETHMEBB
La Quète Du Saint Grind CD
Dooweet


Das Quartett aus Frankreich spielt Grind mit Texten über Bruce Lee und den Fluch der Karibik. So weit, so abgefahren, allerdings spendiert man dem Ganzen auch noch französische Lyrics und Grind-Puristen werden sich etwas über die Pagan-Melodien wundern, die man hier bisweilen findet. Die Produktion ist für Grind-Standards recht clean und man hätte den sieben Songs ruhig etwas mehr Dreck spendieren können. Klingt leider nicht so räudig, wie man das von NAPALM DEATH oder NASUM gewohnt ist. Zugegeben, der Vergleich hinkt auch ein wenig, denn bei ETHMEBB gibt es schon mal akustische Gitarren, wie bei "Orlango Blum" (sic), die von DRAGONFORCE-Soli gefolgt werden, um dann in Moviescore-Klängen zu münden. Keine Ahnung, wie ich das jetzt finden soll ... wenn ich ganz ehrlich sein soll, möchte ich meinen Grind politisch, ohne Spaß und auch ohne Synthies oder Pagan-Melodien. Alle die das weniger verbissen sehen, sind bei ETHMEBB vielleicht an der richtigen Adresse. Na ja, wenigstens machen die Jungs was Eigenes. ThEb (4)

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GO BY BROOKS
Oceans CD
gobybrooks.com


Wenn auf dem Album Sacem (Société des Auteurs, Compositeurs et Éditeurs de Musique) draufsteht, dann darf man sich für gewöhnlich auf etwas qualitativ Hochwertiges freuen. Auch GO BY BROOKS aus Luxemburg liefern mehr als viele ihrer deutschen Kollegen, selbst eingängige Titel wie "Black Suit" überzeugen durch Funk-Bass, Unberechenbarkeit und herrlich-optimistischem Offbeat. Die Basslines in "Artificial hearts" treffen gegen Ende auf Gospelgesang und der darauffolgende Track "Phoenix" eröffent mit einem Simon and Garfunkel-Picking plus Cello-Solo, soweit so abwechslungsreich. Vor allem stimmlich überzeugt Laetitia Koener und auch ihr Kollege Nicolas Palumbo ist ein echtes Talent. Acht charmante Indie-Songs mit Pop.Appeal und einer deutlichen balladesken Rock-Note (Is this real?). Handwerklich gut gemacht, aber auch sehr brav. ThEb (7)

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HALOROID
Repeat Repeat Repeat EP
Haloroid.com


Zuallererst Kompliment für das coole Artwork, da hat sich Oliver Hermann wirklich Gedanken gemacht und jenseits der Notwendigkeit gearbeitet. Rein musikalisch treffen HALOROID jetzt allerdings nicht so meinen Geschmack, denn oft rutscht man in Richtung Pop-Rock ab, lediglich „Lack of trust“ mit seinen Sivert Höyem Vocals und dem MADRUGADA-Vibe wirkt etwas reifer und hat mehr Tiefgang als die anderen Tracks. Die EP bietet fünf Lieder und die Produktion ist gelungen, mir gefallen nur diese LIQUIDO-Passagen stilistisch nicht. Würde mich interessieren, was die Band sich so zur Inspiration anhört, denn den Synthie hätte ich jedenfalls nicht unbedingt gebraucht. Fünf Mal Indie-Pop, radiotauglich, ungefährlich und auch recht unspektakulär, was natürlich mit an dem Klangteppich liegt, den die Nürnberger da auslegen. Ganz nett, aber eher Handwerk als Kunst. ThEb (6)

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KYPCK
3epo CD
Ranka Kustannus


Es gibt zehn Songs dieser finnischen Band, deren Titel alle in Kyrillisch auf dem Album stehen. Kein Wunder, denn gesungen wird auf Russisch. Die Band hat aber zum Glück Übersetzungen zu allen Texten abgedruckt, was ich echt rücksichtsvoll finde. Die Songs des Albums sind melancholisch und oft hört man folkloristische Elemente, die durch den russischen Gesang nochmal verstärkt werden. Doom-Parts, die seitens der Band angepriesen werden, entdecke ich recht marginal, muss da eher an Goth und TYPE O NEGATIVE denken. Die Überraschung dieses Releases ist, dass sich mit Sami Lopakka (ehemals SENTENCED) eine nicht ganz unbekannte Persönlichkeit hinter KYPCK (Kursk) verbirgt. Allerdings ist sein neues Umfeld echt ganz was anderes. Der rote Stern auf dem Cover deutet an, dass KYPCK eher den russischen Lebensstil idealisieren, als diesen zu hinterfragen, darauf sollte man sich ideologisch einstellen. ThEb (6)

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Filippo Landini
Upside Down CD
Red Cat Records


Da dachte ich doch tatsächlich zuerst, dies sei ein Singer/Songwriter-Album. Weit gefehlt und nochmal Glück gehabt, Filippo Landini ist Pianist und bewegt sich, soweit ich das als Semi-Laie mutmaßen kann, zwischen Chopin und dem Soundtrack einer romantischen Hollywood-Komödie. Seine Stücke sind melancholisch mit einem sich bisweilen einschleichenden Schuss Optimismus. Von Klassik würde ich en groß gar nicht unbedingt sprechen, denn Filippo scheint sich eher an Pop-Balladen zu orientieren, nur vereinzelt erinnern Stücke wie zum Beispiel "Fly away" an Mozart oder andere Komponisten. Vielleicht kann man sagen, dass es Lindini gelingt Pop und Klassik auf "Upside down" zu fusionieren, ohne dabei zu verkopft oder zu banal zu werden. Gefällt mir jedenfalls besser als das zehntausendunderste Singer/Songwriter-Album. Gerade die Idee von "Boy", nämlich dem Lied ein Gedicht zu Grunde zu legen, und dieses Sample dann anhand der 88 Tasten zu vertonen, dürfte Freunden der Poesie durchaus zusagen. Die Kompositionen sind äußerst gelungen, die Produktion klingt organisch und räumlich, die 13 Songs sind aber für ruhige Momente geeignet, also einfach mal reinhören, wenn's inzwischen auch mal etwas weniger heavy sein darf. ThEb (7,5)

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MOTHER BLACK CAT
Thousand Faces CD
HousemasterRec/Radar


Im Info stand was von Hard Rock, aber die Stimme der Sängerin erinnert mich eher an SKUNK ANANSIE und die Gitarren im Opener haben einen deutlichen New Metal-Einschlag. Wenn man sich mit der gecrashten Erwartungshaltung erstmal abgefunden hat, dann kann man MOTHER BLACK CAT aber sicherlich etwas abgewinnen, denn Anika Loffhagen ist sicherlich Meisterin ihres Metiers. Die Gitarren haben oft einen erfreulichen EXTREME-Groove, hörbar in “After dusk“. Wenn dann zusätzlich noch die Double Bass malträtiert wird, werden wohl die wenigsten meckern; mehr noch, selbst Skeptiker werden hier relativ schnell einknicken. Obwohl der Gesang recht pathetisch und stellenweise klassisch geschult klingt, hat die Combo einen schnell an der Kandare. Das opulente four panel Digi und die druckvolle Produktion der Chameleon Studios Hamburg runden das gute Debüt ab. ThEb (7,5)

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MONKEY RANCH
Alone CD
Red Cat Records/Audioglobe/The Orchard


Außergewöhnliche Zählzeiten, Stoner-Riffs und eine Andeutung von Grunge sind das Metier von MONKEY RANCH aus Italien. Wortspiel erkannt? Toll, dann weiter im Text. Apropos Text, die Lyrics sind etwas verwirrend, aber schließlich sind die vier Jungs auch keine Muttersprachler des Englischen, also Schwamm drüber. In der Sprache der Musik bewegen sie sich hingegen recht versiert, mal wird EXTREME Respekt gezollt ("Danny boy") und auch später liebäugelt die Band mit EXTREME, so klingt "Freedom" entfernt nach "Wholehearted". Produziert hat die Band das Album selbst und die vereinzelten Grunge-Ausflüge ("Renegade") sind ebenfalls hochinteressant, denn die Band, die seit 2012 dabei ist, hat einen eigenen Zugang zu diesem Genre, arbeitet aber was die Effekte angeht sehr nah an seinen Idolen. Fans von TEMPLE OF THE DOG oder ALICE IN CHAINS und früher SMASHING PUMPKINS finden hier wirklich gute Riffs und coole Vocals. Darüber hinaus ist der letzte Song ein herrlich psychedelisches Monster. ThEb (7,5)


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NAKED STAR
Ancient Rites CD
Church Within


Bei Church Within hat man natürlich hohe Erwartungen, was nicht zuletzt an ORCHID und BEELZEFUZZ liegt und zur Qualitätssicherung verbergen sich hinter NAKED STAR auch alte Bekannte, nämlich Tim Schmidt (SEAMOUNT) und Jim Grant (VAMPYROMORPHIA). Einige Highlights kann das Duo dann auch liefern; da wäre "Spawn of the witch", ein traditioneller Griffin/Liebling-Song, dann das deutlich von der NWOBHM beeinflusste "BoundTo Hell", welches etwas für Freunde des Mid-Tempo.Bereichs ist, die es nicht ganz so langsam mögen. Es folgen ähnlich gestrickte Stücke, die wirklich hörenswert sind und textlich bisweilen in die Gore-Ecke gehen. Schon ganz okay. Was mir nicht so gefällt, ist die Produktion, denn selbige ist recht bescheiden, keine Ahnung wo das aufgenommen wurde, aber ich hab' schon bessere Umsetzungen gehört, selbst im Doom-Bereich. Angeblich hat Tim Schmidt alle Instrumente eingespielt und, wenn das stimmt, dann sind somit auch die sehr rudimentären Drums erklärt. Hmmm … acht Lieder, die mich insgesamt nicht vollkommen überzeugen können. Das Songwriting ist sehr rifforientiert und ich finde es zeitweise einfach echt verworren. Der Release ist auch als LP erhältlich. ThEb (6,5)

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OCEAN GROVE
The Rhapsody Tapes CD
We Are Unified/Cargo


Wer Zugang zu OCEAN GROVE gewinnen möchte, sollte etwas Zeit mitbringen, denn die Band überrascht den Hörer immer wieder, indem sie zwischen den Stilen pendelt. Crossover-Afficionados werden auf alle Fälle bestens bespaßt, denn sämtliche Tugenden von LIMP BIZKIT, SENSER oder FILTER sind bei den Australiern zu finden. Klar, zahlreiche Leute werden jetzt die Augen rollen, aber diese Energie muss erstmal generiert werden. Sänger Luke Holmes singt sich in "The Wrong Way" die Seele aus dem Leib, rappt bisweilen an anderer Stelle in bester Fred Durst-Manier, um dann später brachial zu brüllen. Nichts davon scheint ihn zu beanspruchen oder aus der Fassung zu bringen, seine Texte sind poetisch und die Rhythmussektion macht eine ähnlich gute Figur. Die Gitarren sind dick, das Songwriting dynamisch und in "Slow soap soak" haut die Band einfach mal kurz einen Dub-Song raus, als ob das das einfachste der Welt ist. Ich hab' zuvor noch nie etwas von denen gehört, aber die Mischung aus fetten Gitarren, smartem Gesang, reichlich Groove und unendlich viel Spaß an der Sache überzeugt einfach ohne Einschränkung. ThEb (8,5)

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PALMER
Surrounding The Void CD
Czar Of Bullets


Meine Herren, die neue PALMER ist aber echt heavy geworden. Frag‘ nicht nach Sonnenschein. “Misery“ und “Divergent“ erinnern mich an CROWBAR, HIS HERO IS GONE und NEUROSIS. Diese Vergleiche gereichen den Schweizern natürlich zur Ehre, sind aber nicht nur Worthülsen, sondern liegen in ihrer langen Historie und Erfahrung begründet. Zwischendurch wird auch mal mit Prog-Tönen aufgelockert, was natürlich etwas überraschend kommt, den neun-Song-Brocken aber wesentlich verdaulicher macht. “Artein“ ist nämlich ein komplexes Gitarrenepos, welches Gitarrero Jan Wälchli seinen Kindern Tea und Nir gewidmet hat und gerade dieser stilistische Ausreißer bewahrt “Surrounding The Void“ davor zum “one trick pony“ zu werden und läutet das sehr abwechslungsreiche “Digital individual“ ein. Produziert hat V.O. Pulver von GURD und die Aufnahmen sind schneidig, haben ordentlich Punch, klingen aber trotzdem organisch. Insgesamt bewegt sich das dritte Album der Band tempomäßig primär im midtempo-Bereich und bietet etliche atmosphärische Passagen, die dann wieder in derbe Riffs münden. Das Artwork des Digipakreleases sieht erstklassig aus und wer auf smartes Drumming und oben genannte Bands steht, sollte sich “Surrounding The Void“ unbedingt holen. ThEb (8)

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PSYCHEDELIC WITCHCRAFT
Magick Rites And Spells CD
Soulseller Records


An Okkultrock mit Sängerin spalten sich mittlerweile oft genug die Geister, denn was mal innovativ war, ist mittlerweile zu einer Karikatur seiner selbst verkommen und PSYCHEDELIC WITCHCRAFT bilden da keine Ausnahme. Allerdings hätten sie eben vor drei Jahren sicherlich ganz gute Karten gehabt. Musikalisch überzeugen die Italiener nämlich durch variantenreiches Drumming, tolle Soli und natürlich auch anhand des versierten Gesangs von Virginia Monti. Leider sind die Titel aber manchmal vorhersehbar und oft genug mangelt es an Überraschungen. B-Movie Samples und Double-Bass-Drumming bilden willkommene Ausnahmen. Okayer Bluesrock, der definitiv von einer zweiten Gitarre profitieren könnte. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass “Set Me Free” ein ziemlich dreister Rip-Off von BLACK SABBATHs “War pigs“ ist und sowas echt nicht sein muss. ThEb (6,5)

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R.I.P
In The Wind 2LP/CD
Riding Easy Records


Wow, dieses Quartett von der Westcoast dürfen Fans von PENTAGRAM, SAVIOURS, BARN BURNER und SAINT VITUS auf keinen Fall verpassen. Die Gitarren sind tiefergestimmt und dröhnen angenehm, wahrscheinlich steckt ein Big Muff dahinter. Über diesen derben Fuzz-Klängen thronen die theatralischen Vocals des Sängers, die sehr doomlastig sind. Live überzeugt die Band mit speckiger Lederjacke und Patronengurt plus Sense, schließlich heißt man ja REST IN PEACE. Mit etwas Distanz hätte ich die Sechssaiter mit etwas weniger Fuzz noch besser gefunden, aber in "Smoke and lightning" läuft die Sache rund und Slogans wie "my blood is gasoline" stehen einfach für sich. Das Zitat von "National acrobat" im Song und die etlichen Soli, die sehr an Iommi erinnern, erkennt man deutlich als Hommage also locker bleiben. Die Stilbeschreibung Street-Doom macht ebenfalls Sinn, denn das hier klingt dreckig und verdammt nach Dave Chandler, bringt aber auch eine Punkattitüde mit. ThEb (9)

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THE ROAD HOME
Rebel Hearts CD
Excelsior Records


Das Quartett aus den Niederlanden begleitet mich jetzt schon ein paar Jahre und alle EP-Releases, die hier so eintrudelten, waren spannend. Aktuell gipfelt das Oevre der Band in dem 13 Songs umfassenden Longplayer "Rebel hearts", welcher stilistisch High-Voltage-Rock, '77 Punk und den kalifornischen Punkrock der 90er zusammenführt. Mächtige Singalongs treffen auf Drumming mit unendlich viel Punch und Hooks, die wirklich Eindruck hinterlassen. Die beiden Brüder Kenneth Christoffel und Luke Christoffel konnten bereits einige besondere Support-Slots klarmachen, so begleitete man VANDENBERG'S MOONKINGS auf ihrer Europatour und das Longplayer-Debüt unterstreicht, dass man THE ROAD HOME definitiv auf dem Zettel haben sollte, denn "Always on the run" mit seinen Stakkato-Riffs ist derart unverkrampft, dass es einfach eine Wohltat ist der Band seine Aufmerksamkeit zu schenken. Natürlich ist ein Melodycore-Song wie "Starting over" näher an NO USE FOR A NAME als an THE CLASH, aber generell bieten die Jungs eine sehr abwechslungsreiche Vorstellung. Die Produktion ist massentauglich, das Songwriting beinahe zeitlos und somit sei Genrefreunden die Platte wärmstens ans Herz gelegt. ThEb (8,5)

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SCRATCHES
Before Beyond CD
Czar Of Revelations


Das Quartett SCRATCHES aus Basel ist bereits seit 2010 aktiv und veröffentlichte sein Debüt „Fade“ 2014 und hat jetzt zehn neue Songs aufgenommen, denen wirklich Hochachtung gezollt werden darf. Aber beginnen wir mit dem Versuch einer Stilumschreibung. Die Stimme von Sängerin Sarah-Maria Bürgin erinnert mich an die Reibeisenstimme von Bonnie Tyler und das Songwriting hat diesen Vibe, der mich sehr an Leonard Cohens letzte Scheibe „You want it darker“ denken lässt, aber auch Nick Cave & The Bad Seeds oder THE TRIFFIDS als Inspiration vermuten lässt. Eine ganz aparte Fusion eben, ein wenig TRICKY und Industrial kann man bei „Rope walker“ auch raushören, aber dann sind da auch diese warmen Fender-Gitarren, Räume voller Reverb und sleazyness. „What a waste“ fusioniert psychedelische pentatonische Skalen mit Northern-Soul-Rhythmen, was kontextuell auch etwas überrascht daherkommt, aber gerade diese Unkonventionalität macht SCRATCHES zur absoluten Empfehlung. ThEb (8,5)

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SOUNDS OF NEW SOMA
La Grande Bellezza CD
Tonzonen


Diesmal haben sich Alexander Djelassi und Dirk Raupach Verstärkung geholt um ihre Klangwelten noch komplexer zu gestalten. Neben ihren Synthies, Effekten und Gitarren treten auch verstärkt die Drums in Erscheinung für die sich Armin Schopper verantwortlich zeigt. Weiterhin agiert man zum Großteil elektronisch und setzt nur organische Akzente. Das Album ist echt trippy und ich habe nicht die geringste Ahnung, wie das Duo seine Songs live reproduziert, denn für mich klingt alles zyklisch, oszillierend und es scheint ständig im Fluss zu sein, Veränderungen entwickeln sich recht dezent und plötzlich kommt ein Stimmungsumschwung, den man so nicht auf dem Deckel hatte. Bis auf "das weiße Rauschen" finde ich das Album sehr aufregend und wenn das Saxophon von Andreas Lessenich einsetzt, kommt richtige Lounge-Atmosphäre auf. Ein absolutes Mammutwerk, welches auch als qualitativ hochwertiges Doppelvinyl erhältlich ist. Eine deutliche Steigerung zu den Vorgängern und ein wichtiger Release. ThEb (8)

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STONE SHIP
The Eye CD
Feuer Publications


Das Cover mit seinen Kreuzen und Friedhofs-Impressionen schreit es förmlich heraus, die finnische Band STONE SHIP spielt Doom in der Tradition von SAINT VITUS, THE GATES THE SLUMBER und LORD VICAR und GOATESS. Man hört ellenlange Songs, beide Lieder auf der CD schlangen mit über 20 Minuten zu Buche, pathetischen Gesang und ein gut ausbalanciertes Wechselspiel von schnellen Passagen und schleppenden Parts. Dieses Spannungsfeld macht „The Eye“ interessant und wenn Markus Heinonen in seine Rob Halford-Stimmlage wechselt, dürfte so mancher Doom-Fan anerkennend die Pommesgabel heben. Drummer Annti Lehto verstarb leider nach den Aufnahmen, also ist es unklar, wie es mit der Band weitergehen wird. Your legacy remains, brother. Ein echt gutes Album. Hoffentlich geht da noch was. ThEb (8)

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UNION JACK
Supersonic CD
Beer Records


Rotziger, nasaler Punkrock in der Tradition von THE CLASH, THE SPECIALS und RANCID. Aktiv ist die Band seit 1997 und die Orgel in „Bitter taste“, sowie die leicht angetrunken wirkenden Vocals des Sängers, dürften Fans von Tim Armstrong gefallen und auch die Melodien sind ähnlich schmissig. Die zweite Gesangsstimme, die etwas höher ist, benötigt ein wenig Gewöhnung und klingt entfernt nach Fat Mike. Das dritte Album der Pariser ist jedenfalls uneingeschränkt zu empfehlen, denn das Songwriting macht gute Laune und „Never Ending Struggle“ gab es auch als Vinyl, also darf man auch bei „Supersonic“ auf schwarzes Gold hoffen. Was ich noch nicht ganz fassen kann ist, dass UNION JACK ein Trio sind und sich nur manchmal Gäste dazuholen. Mutet nach mehreren Musikern an. Selbst der stilistische Ausreißer „You and I“, ein Track in DISCHARGE-Manier überzeugt. Tolles Album! ThEb (9)

Text?

VANDALISM
Kings And Beggars CD
https://wearevandalism.bandcamp.com


Bisher war mir die Band kein Begriff, aber ihr old school Hardcore klingt angenehm nach BANE und die Combo macht ganz schön Druck. Angefangen bei den Drums, bis hin zum Bass, hier darf sich niemand ausruhen, denn Tempo gehört bei VANDALISM ganz oben auf die Prioritätenliste. Bei den Vocals gibt man sich puristisch und setzt komplett auf Shouting, was super funktioniert, aber eben auch kreative Limits festlegt. Richtig gut zündet dann „Fear from our eyes“, weil man auch mal die Rhythmik des Shoutings variiert und zum ersten Mal ein Solo als Steigerung integriert. Ja, der Überraschungsmoment lässt doch immer wieder aufhorchen. Insgesamt zehn Songs und die Band bleibt kryptisch im Hintergrund ... Namen und Herkunft bleiben Spekulation ... Texte ebenfalls. Dafür kommt der Release als Digipak, falls es nicht digital sein soll. ThEb (8)