WITH LOVE, January 2011-Reviews

Text?

AKELA
Orientation CD/LP
Midsummer Records/Cargo


Derzeitige und ehemalige Mitglieder von DEAD FLESH FASHION sowie HAVING TROUBLE BREATHING haben sich hier unter dem Banner von Mowglis Mentor Akela aus Rudyard Kiplings "Dschungelbuch" zusammengefunden, um atmophärischen Postrock zu spielen. Stilistisch lassen sowohl FROM MONUMENT TO MASSES, als auch MASTODON und CAVE IN grüßen, aber die Lüdenscheider AKELA schicken sich durchaus an ihr eigenes Ding zu machen und für Debütanten hat sich dieser Longplayer wirklich gewaschen. Ein dominanter Bass, enthobene Feedbackorgien an der Gitarre und ein dezent eingewobener, stets zähnefletschender Shouter, sorgen für reichlich Abwechslung. Es darf auch fantasiert werden, denn Titel wie "A small stage in a cosmic arena" geben reichlich Raum hierfür, liefern notfalls aber auch geistreiche Lyrics. Das Album kommt mit Siebdruck-Artwork. (40:33) (7) Thomas Eberhardt

Text?

BLACK VELVET
When Blindness Hits The Light CD
My Redeption Records/Down The Drain Records


Melodycore mit Streetpunk-Einschlag, der nun wirklich alles bietet, was man sich von diesem Genre erhoffen kann, schmissige Singalongs, kehlige Vocals und Uptempo-Passagen. BLACK VELVET lassen sich nicht lumpen und bieten sogar das ein oder andere Gunners-Solo. Die Vocals sind meist ordentlich gesungen und ganz marginal darf auch mal im Hintergrund geshoutet werden. THE USED, CASHLESS, HAWTHORNE HEIGHTS, SENSES FAIL und UNWRITTEN LAW sind bei den Jungs bestimmt im Regal gelandet und die Tugenden hat man gekonnt in die sehr originellen Songs umgesetzt. Jedenfalls sehr einfallsreich, was die Süddeutschen da machen, ich habe bisher nämlich noch keinen Melodycore-Song mit doublebass gehört, aber BLACK VELVET trauen sich im Titletrack ran. Die Konkurrenz ist mittlerweile ja überschaubar geworden, aber neben CASHLESS gehören diese Jungs zur Speerspitze der xten Generation von Melodycore-Punkern. Ein Album wie aus einem Guss. Kommt als Digi und macht auch optisch eine gute Figur. Thomas Eberhardt (7)

Text?

BRAINDEAD 5
Guten Tag CD
Rockhit Records


Fünf Rocker singen auf Deutsch, die Themen müssen immer möglichst geschmacklos sein, dazu maskiert man sich. SLIPKNOT und RAMMSTEIN meets ONKELZ? Irgendwie schon, denn der Deutschrock der Truppe wird mit Metalleads und Pathos untermalt. Es wird die Thematik Kindermissbrauch bemüht, mit Motorsägen handiert und einen Song über eine Domina gibt es zu allem Überfluss auch noch. Provokation hat was billiges, BRAINDEAD 5 sind vor allem provokativ und wenn man "Guten Tag" einmal durchhört, ist man unter Garantie 30 IQ-Punkte dümmer. Das habe ich mir nicht angetan. Ich schließe mich dem Plastic Bomb an und empfehle den Leipzigern es mal mit Humor zu versuchen. (2) Thomas Eberhardt

Text?

CHERISHED
Horizon Falls CD
Deafcult Records


Wow, Orgelintro mit Screams aus einem Horrorfilm, da werden CRADLE OF FILTH ja beinahe neidisch. Auch der Gesang ist nicht allzu weit von Danis entfernt, nur wenn ich CHERISHED google, dann lande ich erstmal bei Teddybären. Selten so viel Spass gehabt. Wie wäre es mal mit einer Website ganz alleine für eure Band? Sowas gibt's! Sinnvoll und erfreulich hingegen ist der Gedanke hinter Deafground, hier soll der Kontakt zwischen Bands hergestellt und das Booking optimiert werden, ohne Pay To Play-Hintergedanken und am besten auch ohne Saalmiete. Dass Deafcult auch unter dem Banner der Nuvinci Publishing GmbH agiert, wie das Label Noisegate, liegt wohl daran, dass beide aus Bielefeld kommen und dass merkt man auch dem Release von CHERISHED an. PLACENTA und DISPOSED TO MIRTH sind schon Referenzen, die einem in den Sinn kommen, wenn man das Debüt der Bottropper hier hört. Zugleich spielt der Fünfer mit Deathcore einen Stil, der inzwischen zur Meterware verkommen ist und sich mit Death Metal Bands wie ATHEIST, CARCASS, TESTAMENT oder DEATH nur schwer messen kann. Dass man SUICIDE SILENCE und HEAVEN SHALL BURN nacheifert, hört man zwar, aber wenn damit der musikalische Horizont erschöpft ist, kann man getrost einpacken. Dies widerum will ich CHERISHED nicht geraten haben, denn technisch ist die Band versiert. Man müsste einfach weniger auf den grossen Knall und mehr auf den Song setzen, denn blosses Gebretter will niemand hören und sei das Layout noch so schön. (5) Thomas Eberhardt

Text?

FUGO
Avant 93:43 3 CD
Finest Noise Releases


Das Quartett aus Aarau in der Schweiz hat diesmal mehr gewagt, als viele der Kollegen und der Lohn ist ihnen sicher, aber erstmal zu den Wagnissen. Anstatt AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD einfach gut zu finden und in ihrem kreativen Kielwasser etwas mitzurudern, bat man Conrad Keely darum das Artwork für die aktuelle Album-Triologie zu gestalten und so wecken schon die drei Cover, welche für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stehen, die Neugier unzähliger neuer Hörer. Ein Konzeptalbum zu schmieden war ebenfalls ein Risiko, schien die Band doch lange Zeit auf Eis zu liegen, tatsächlich hatte man aber offentsichtlich eine sehr reiche Schaffensphase und griff daher zu mehreren Rohlingen. Manchmal erinnern die Vocals zwar an Billy Corgan von den SMASHING PUMPKINS, ein anderes mal eben an Keely oder an BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB, aber Epigonen sind FUGO mitnichten, denn ihr Fundus besteht aus hymnischen Melodien, schnellen Rocknummern, ist aber ebenso geprägt von progressiven Einflüssen. Die erste CD der Reihe klingt sehr verträumt, baut eine starke Atmosphäre auf und selbst einen Ausflug ins Französische gelingt der Combo ohne das Gesicht zu verlieren, sehr beachtlich, denn daran haben sich schon viele Bands die Zähne ausgebissen, wie haben wir doch herzlich über MEGADETH gelacht. Disk 2 ist dann wesentlich rockiger, beinahe schon disharmonisch und teilweise recht experimentell, rutscht aber auch immer wieder mal ins Epische. Disk 3 mit dem futuristischen Cover bietet dann, wie schon die beiden Vorgänger, nochmal sechs Songs und mit 3.2 auch einen richtig melodischen Hit. Die nummerische Benennung nervt zwar etwas, aber ansonsten gibt es am zweiten Album nichts zu mäkeln. Überhaupt nichts. Pflichtprogramm. (8,5) Thomas Eberhardt

Text?

CITY LIGHT THIEF
Laviin CD/LP
Midsummer Records/Cargo


Die Band aus Grevenbroich war in den letzten Monaten sehr umtriebig und spielte etliche Shows um das Debüt "Laviin" der geneigten Meute vorzustellen. Passend zum Titel bietet das Artwork etliche verschneite Gipfel und obwohl die Rheinländer mehr als ein paar Songs zum Warmwerden brauchen, kommt die Screamoband immer wieder auf gute Ideen, gerade dann, wenn sie Screamo mal Screamo sein lässt, und wie in "Pioneers" auf Synthies und starke Chöre setzt oder bei "Golden Roots" im Nachlass der GET UP KIDS wildert. Gehört hat man das vom Grundprinzip her freilich schon einmal, aber das Quintett legt ein gutes Tempo vor, achtet wenig auf Purismus und lebt beispielhaft die bunte Fusion vieler Stilrichtungen. Man könnte bei diesem Longplayer durchaus auch vom typischen Midsummer-Sound sprechen und das meine ich jetzt äußerst positiv, da kann man mittlerweile bedenkenlos zugreifen, wenn man Postcore schätzt. (36:17) (6) Thomas Eberhardt

Text?

COUCHANCHAIR
Expd
Baxx Beat Music/Our Distribution


Postrock ist das Zauberwort, welches COUCANCHAIR eigentlich ganz gut beschreibt. Leicht disharmonisch, immer schön fuzzy und recht nostalgisch sind diese Aschaffenburger und obwohl man schon fünf Alben veröffentlich hat, ist der sechste Release mein erster Kontakt mit dem Quartett. "Cap. Nurensi" ruft Erinnerungen an FUGAZI und HEATMISER wach und obwohl sich dass Quartett sehr entspannt gibt, schließlich macht man "Couch-Core", können die sechs Songs mitreissen. Die ersten Aktivitäten gehen sogar zurück ins Jahr 2000 und somit gebührt der Band Respekt. Etwas irritierend sind die Titel, die auf Deutsch gesungen werden, "Patient 0" passt mir nicht so recht in den Kontext. Wie schon bei FITZCARRALDO hat sich BaxxBeat auch hier wieder einen Avantgarde-Act gesichert und fährt damit gut, denn vergleichbare Bands gibt es wenige. Wem Worte wie Dischord oder JAWBOX, BLUETIP wohlige Schauer über den Rücken jagen, der muss hier zugreifen. Selbst wenn's nur sechs Songs sind. (24:31) (7) Thomas Eberhardt

Text?

GRAVE, SHOVEL… LET'S GO!/PETETHEPIRATESQUID
Split LP
Asymmetrie


Der Opener "Last Train To Chessie Chain" ist eine absolute Überraschung, denn GSLG! setzen auf modernen Rock mit Off-Beat-Passagen und zwischendurch hört man auch mal SAMIAM-Leadgitarren. Die Vocals sind entweder gesprochen oder geschrieen, atmosphärische Elemente und irrationale Wutausbrüche halten sich in etwa die Waage, der rote Faden fehlt mir ein wenig, die Songs könnten zusammenhängender sein. Gegen Ende der Split läuft das Quartett mit "Mountaineer" aber nochmal zur Höchstform auf und ruft Erinnerungen an BRAID wach. Wenn man bedenkt, dass bisher außer einem Demo und einer Split mit MEANDGOLIATH aus der Schaufelschmiede noch nichts kam, darf man sich auf Zukünftiges freuen. PETETHEPIRATESQUID spielen eine smarte Mixtur aus romantischen RAINER MARIA-Riffs, spinnerten JOAN OF ARC-Ausflügen und schrägen BLUETIP-Anleihen, die mit mächtig Drive eher auf's Drunter und Drüber setzt, als auf weinerliche Nostalgie. Immer wieder brechen Stakkato-Parts das flüssige Songwriting auf und fordern Aufmerksamkeit, bringen aber auch das Bein zum Wippen. Insgesamt sind die acht Songs eine schöne Sache für Indierock-Fans, das Layout ist im DIY-Stil, aber sehr ansehnlich, ein Textblatt liegt der nummerierten und auf 300 Exemplare limitierten LP ebenfalls bei. Zugreifen lohnt sich. (7) Thomas Eberhardt

Text?

I PILOT DAEMON
Come What May CD/LP
Heckspoiler Records


Das Debüt dieses Quintetts aus Toulouse hieß "Happily Depressed" von HaPpiness ist auf dem Zweitling "Come What May" aber rein gar nichts mehr zu hören. Die Gitarren sind so tief gestimmt, dass die Saiten an den Bünden scheppern und Baptiste Rocacher brüllt sich engagiert und im Zeitlupentempo durch die elf Songs, so bekommt beispielsweise "El Salvaje" eine Doom-Note, die vielen Hardcore-Releases abgeht. Geschlossen wird besagter Track von fiesem Feedback und wer es schätzt, wenn die Band schnell auf den Punkt kommt, wird garantiert mit "Wild Turkey" glücklich. Abwechslung ist also garantiert und ein super Packaging gibt's inklusive, denn sogar beim Artwork entwickelt sich das Label Heckspoiler zum sicheren Griff. Dass I PILOT DAEMON ihre Songs konsequent am Groove und an der Disharmonie ausrichten, macht sie für Hörer, die immer die volle Bandbreite des musikalischen Spektrums erwarten; etwas monoton, positiv formuliert sind sie die Erfüllung für jeden Puristen. "Purple Teeth" mit seinen Slide-Einlagen dürfte aber auch wirklich jeden überzeugen. Insgesamt kann man von einem harten Brocken sprechen, der zuerst mal abgetragen werden muss, aber immer für ein Staunen gut ist. Definitiv um Klassen besser als der momentan sehr präsente Einweg-Core und auch ganz ohne Metalelemente. Thomas Eberhardt (7,5)

Text?

MOCK/ WE FADE TO GREY
Split 7"
Asymmetrie


"Another Sea" des Berliner Trios mOck macht den Anfang auf der clear Vinylscheibe und die Reverenz des Labels in Richtung KARATE unterschreibe ich sofort, denn mOck bauen ihre Songs ähnlich geduldsam auf und setzen dann auf auf ein paar JOAN OF ARC-Rock Passagen. Band findet eine gute Fusion aus Rockriffs und relaxtem Jam. WE FADE TO GREY gehen dann noch eine Runde verspielterer zu Werke und man kennt sie ja bereits von der Split mit den TUPAMAROS-Nachfolgern FLUTEN. "Diamonds" ist ein Stück mit viel Drive, toller Leadgitarre und erinnert ebenfalls etwas an KARATE. NORTH OF AMERICA-Fans werden aber auch ihre Freude mit den Songs haben. Schöne Split mit transparentem Cover und limitiert auf 330 Stück, sollte man sich bei Gelegenheit holen. (7) Thomas Eberhardt

Text?

MUZZLED
Reborn CD
Go Down Records


Die HELLACOPTERS lassen grüssen, soviel steht fest, denn MUZZLED setzen ebenfalls auf Stakkato-Rock mit Sleaze-Attitüde. Das Tempo drosselt die Band zwar gerne und die Gitarren sind betont dreckig und dabei geht ihnen etwas der Druck verloren, aber für schmierige Soli ist das Quartett immer gut. Die ersten paar Songs klingen irgendwie nach TURBONEGRO meets UNSANE, echt ungewöhnlich, hat aber was. Entstanden ist die Band aus den MADDOGS (eine LED ZEPPELIN) Coverband, aber davon ist nur noch wenig wahrzunehmen. Die Verweise zeigen ganz klar nach Skandinavien. Lediglich der Gitarrensound erinnert an KYUSS und lässt Stoner-Parallelen ziehen. Die Coverversion von "Gimme Shelter" von den STONES übersteuert dann ziemlich, auch "The bronze muse" bietet wenig Überraschungen, nur zyklische und schwergewichtige Riffs, die der ganze Ballast nur unheimlich träge macht, selbst die Soli sind lahm. "L.s.d" und "Sad Sun" kommen dann etwas temporeicher daher und die Band holt nochmal das Optimum raus, auch der Gesang ist facettenreicher. Dort muss man für das nächste Album ansetzen, momentan passiert mir aber viel zu wenig, klingt als ob meistens nur Powerchords gespielt werden und damit limitiert sich die Band nur unnötig selbst. (6) Thomas Eberhardt

Text?

RAPID CITIES/MOCK
Split 7"
Asymmetrie Records


Das blaue Vinyl passt schonmal zum Titel des RAPID CITIES Songs "Techno after party" und die Band aus New Brunswick, NJ, spielt etwas raueren Emocore, dem man auch anhört, dass die Jungs bereits ein Debüt auf dem Kärbholz haben. Als Einflüsse werden DRIVE LIKE JEHU, BRAID und FUGAZI genannt. Das Debüt "Machinery Saints" und diese Split werden dann aber so ziemlich das letzte Vermächtnis der Band sein, denn Ende Februar spielte man die letzen Shows. mOck haben mit "Count and release" wieder ein tolles Stück für eine Sevenich beigesteuert, denn die Dynamik ist trotz des recht eingängigen Refrains nicht verloren gegangen. FUGAZI und KARATE bleiben weiterhin die Referenzen und zusätzlich gibt es einen Downloadcode für die Tracks der Single, was ebenfalls erfreulich ist, wenn man das Vinyl etwas schonen will. Schade, dass bei RAPID CITIES Schluss ist, aber mOck sollten sich mal hinter eine Full Length kemmen, die Songs machen Laune auf mehr. (6) Thomas Eberhardt

Text?

THE SHOES
S/t CD
Go Down Records


Die Siebziger sind ganz offensichtlich das prägende Jahrzehnt der Musikhistorie wenn es um THE SHOES geht, denn grandiose Jimmy Page-Blues-Skalen und grosse Rock n' Roll-Riffs im Fahrwasser von LED ZEPPELIN und CREAM findet man hier zuhauf. Durch den leicht italienischen Akzent von Elio Di Menza bleibt aber der eigene Charakter der Band unverfälscht. Die Basslines in sind ebenfalls Qualitätsarbeit und lassen erkennen, dass an diesem Instrument oft sträflich wenig passiert, nicht so bei THE SHOES, die seit 2005 aktiv sind. In "The g Man" löst man sich dann sogar leichtfüßig von Althergebrachtem und setzt auf schnellere Riffs und Glam-Soli wie bei den BLACK CROWES. Abwechslung ist also garantiert, wenn man die 12 Songs auflegt. Die herausstechenden Tracks sind "Across the street" und "The cage" aber das letzte drittel des Album ist doch etwas zäh. Da ist der Titel "I'm Bored" fast schon programmatisch, obwohl er zu den besseren Stücken gehört. "Why are you sleeping" läutet die Ballade "Two loves" ein, die man sich ebenfalls hätte sparen können. Fängt stark an, verliert dann aber deutlich an Bodenhaftung. Insgesamt aber trotzdem empfehlenswert für Nostalgiker und Retrofans. Thomas Eberhardt (7)