WITH LOVE, June 2011-Reviews

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BARONS BALL
Changes
STF Records


Das zweite Album des Quartetts ist auf alle F?lle um einiges radiotauglicher geworden, soviel steht fest, "One by one" ist eine Schmachtballade, "Fall to pieces" setzt verstärkt auf's Piano, aber dieser "November Rain"-Touch steht der Band eigentlich ganz gut zu Gesichte. "It's worth the fight" klingt nach einer Fusion von BON JOVI und den SCORPIONS und gehört ebenfalls zu den stärkeren Songs des Albums. Manchmal ist die Bildhaftigkeit der Texte etwas abgedroschen, aber musikalisch kann man sich schon vorstellen, dass hier primär Fans von amerikanisch geprägtem Achtzigerrock ihre helle Freude dran haben werden. Vereinzelt hört man auch bluesigere Sachen wie "You don't belong to me" oder den Titletrack "Changes", die zeigen, dass das Songwriterduo Levon/Stevens sich mit BARONS BALL ehrlich und unverfälscht gibt und das macht die elf Songs mehr als symphatisch. Klar, das Layout könnte mehr hergeben, die Grundidee ist zwar gut, aber die Umsetzung hinkt doch etwas hinterher. Insgesamt ein Schritt nach vorne für das Trio und seine hired guns, die Band entwickelt sich merklich. Thomas Eberhardt (6,5)

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BEAR
Abstractions 2.0 MCD
Let It Burn Records


Es dauert ein paar Momente bis man die verschiedenen Assoziation sortiert hat, die einem durch den Kopf schie?en, wenn der Rerelease dieser Debüt EP über einen hereinbricht, aber der mächtige Groove und die tiefergelegten Gitarren lassen schnell an fr?he VISION OF DISORDER denken, wohingegen der Gesang bei "Injuries" schon ziemlich stark an Karl Büchner und EARTH CRISIS zu "Gomorrah's Season Ends" angelehnt ist. Wirklich eine zündende Mischung und diese Versiertheit kommt nicht von ungefähr, denn bei BEAR sind Leute von THE SETUP und DEATH BEFORE DISCO aktiv, also eine Supergroup der modernen belgischen Hardcoreszene sozusagen, die ähnlich wie die Ausgangsbands viele verschiedene Stile in ihren Sound integriert. THE DILLINGER ESCAPE PLAN haben sicherlich beim Opener "Decades" Pate gestanden, aber selbst wenn man schon drei Songs kennen sollte, darf trotzdem zugegriffen werden, da "Speaking is red" CROWBAR-Atmosphäre mit Stop and Go Riffs fusioniert und wirklich ziemlich catchy ist. Der Raussschmeißer "Manicure for the masses" zeigt sich ähnlich facettenreich und so eignet sich "Abstractions 2.0" bestens, um die Zeit bis zum Full Length Deb?t "Doradus" in ein paar Monaten zu überbrücken. Thomas Eberhardt (7,5)

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BLACKEST DAWN
Soulgrinder CD
District 763 Records/New Music Distribution


Nochmal schnell das Debüt "Fear Of The Apocalypse" auf All Life Ends Records rausgekramt und festgestellt, dass die Band aus Magdeburg, obwohl man "Soulgrinder" als Death Metal ankündigt schon noch ziemlich stark nach Metalcore klingt. Zugegeben, ein Song wie "The Great Dictator" ist unheimlich variabel, bietet dämonische Riffs und kann vom technischen Standpunkt her ansatzweise mit Bands wie ATHEIST oder PESTILENCE mithalten, aber "To hell and back" ist einfach purer Metalcore, wie ihn HEAVEN SHALL BURN oder MAROON fabrizieren und muss sich dessen auch nicht schämen. Das Layout ist ein echter Hingucker und alle Songs wurden verschiedenen Tieren zugeordnet, was auch mal ein interessantes Konzept ist. Genrediskussion hin oder her, BLACKEST DAWN gelingt mit "Soulgrinder" insgesamt ein brutales Album, welches wenig Kompromisse kennt und primar animalisch abrockt. Manchmal wäre weniger Krawall vielleicht besser gewesen, denn der Drummer tut sich schwer da überhaupt noch Akzente zu setzen, aber alle, die konsequenten Killersound suchen, dürfen hier zugreifen. Zwei hühnenhafte S?nger, fiese Griffbrettakrobatik und keine Sekunde zum Luftholen, dieses Vieh muss unter Garantie zum Wesenstest. Thomas Eberhardt (7)

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CALEYA
Trymmermensch CD
Midsummer Records


Sechs Songs in etwas über 40 Minuten und diesmal mit deutschen Texten. Der epische Aufbau ist dann auch gleich der Grund, warum die neue Veröffentlichung der Hamburger hier etwas auf die Premiere warten musste, das Album ist jetzt nämlich seit sechs Wochen erhältlich. Die stärksten Momente sind bei so atmosph?rischem Postrock für mich immer, wenn die Band wie in "Archetyp" auch mal das Tempo anzieht und den Hörer nicht allzu lange auf's Zuckerli wartenlässt. Die wahllosen Tonfolgen an den Sechssaitern werden durch die emphatischen Vocals verknüpft und so funktionert der Song mehr als gut, lässt aber erahnen, dass auch wieder langatmigere Passagen kommen werden und mit "Apogeum" hat man dann auch wieder so einen recht unspektakulären Track am Hals. "Anima" lässt diese Auszeit aber rasch vergessen, denn die Herren aus der Hansestadt halten sich hier beinahe gänzlich an tradierte Songstrukturen, um es Hektikern wie mir etwas zu erleichtern, auch wenn zeitweise Entschleunigung natürlich auch ihren Reiz hat. In "Anima" findet man dann die rechte Balance zwischen Action und der Ruhe vor dem akustischen Sturm. Die Texte sind düster, aber dass ist man von der Combo ja bereits gewohnt. Für Sammler sei gesagt, dass "Trymmermensch" auch als LP (orange und weiss) erhältlich ist, das CD-Digipack mit "Amygdala" von der Split mit THE HIRSCH EFFEKT aber einen Track mehr hat, wobei Sammler die 10" als rotes Vinyl wahrscheinlich eh schon haben. Fans cineastischer Klänge dürfen sich freuen, denn CALEYA sind bei dieser Releasewut eine sichere Quelle für atmosphärischen Postrock, dass ich dieser Spielart wenig abgewinnen kann, steht auf einem anderen Blatt. Fans des Genres finden bei CALEYA aber alles, was andere Combos des Genres so zu bieten haben. Thomas Eberhardt (6)

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CLEPSYDRA
Marmelade Sky CD
Go Down Records


Die wörtliche Bedeutung von CLEPSYDRA ist Wasserdieb, aber eigentlich handelt es sich nur um ein der Sanduhr ähnliches Konstrukt, welches im antiken Griechenland zur Zeitmessung benutzt wurde. Damit aber nicht genug, da CLEPSYDRA sich auf der Prog-Spielwiese austoben, muss gesagt werden, dass es noch eine ziemlich bekannte Band gleichen namens aus der Schweiz gibt, diese hat sich allerdings 2002 aufgelöst. Die Italiener sind just seit diesem Zeitpunkt aktiv und legen mit "Marmelade Sky", dessen Titel und Cover stark in Richtung BEATLES deutet, bereits ihren dritten Longplayer vor. Mastermind Fabio Di Gialluca scheint des Weiteren ein kleiner Kontrollfreak zu sein, denn neben der Musik kümmerte er sich auch noch um's Cover und produzierte zusammen mit Amaury Cambuzat das Album. Im Gegenzug ließ es Cambuzat, der übrigens ein Gründungsmitglied von ULAN BATOR ist, dann aber auch mitspielen, klingt ganz fair. Etwas Funk spendiert die Band dem Hörer dann in "Jimi plays my guitar" und steigert den etwas lauen Anfang mit "Love" dann in den grünen Bereich. "Sunset in LA" ist dann leider wieder eine ähnlich schmalzige Ballade wie "Love" und klingt unheimlich uninspiriert. "Asa Phelps" ist dann ein waschechter Rocksong und tröstet etwas über die Balladen hinweg. Wer relaxte Songs mag, darf gerne mal "Peyote" und "Nautilus" antesten, aber irgendwie geht mir der Akzent von Gialluca auch ziemlich auf den Zeiger. Mehr als Durchschnitt ist "Marmelade Sky" leider nicht geworden, dafür müsste man mehr Songs wie "Still just like the night" im Programm haben, die PINK FLOYD zitieren. Thomas Eberhardt (5)

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EIGHT OF SPADES
Driven By Hate CD
Pervade Production / Manitou Music


Auf welche Band hier angespielt wird, kann jeder ohne grosse Probleme erraten, ich werde mich aber hüten den Franzosen vorzuwerfen, dass sie nicht so gut wie MÖTORHEAD sind, weil das vermessen wäre diesen Vergleich weiter auszubauen, aber wer Lemmy's Combo mag und auch mal THE CASUALTIES hört, wird diese Fusion aus Rock n' Roll und Streetpunk genie?en. Eigentlich kann man mit dem Quartett nichts falschmachen. "Destroy" ist ein waschechter Hardcore-Song der Marke PRO PAIN, der mich vom Gesang her auch etwas an Max Cavalera erinnert. "Take it" ist ein herrlicher Uptempo Punksong, "Driven by hate" richtet sich sogar gegen Fanatiker und Krieg, also darf man auch eine Vorliebe für politische Themen haben, wenn man den Zweitling der Band auflegt. Schönes Gesamtpaket, da wird Abwechlung noch groß geschrieben und ich bin mir sicher, dass ich auch das Debüt irgendwo auftreiben werde, die sind echt gut. Thomas Eberhardt (7)

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FEINE HERREN
Gedankenspiel CD
STF Records


Deutschrock aus Brandenburg, dem man seine Sozialkritik zu Gute halten muss, aber andererseits ist die Gitarrenarbeit echt ermüdend und die Drums könnten auch etwas variabler gedroschen werden. "Abgrund der Nacht" ist dann der "keine-Macht-den-Drogen"-Song der Band, der zwar inhaltlich fesselt, aber schon sehr mit erhobenem Zeigefinger daherkommt und sprachlich wirkt alles recht hölzern. Zum Vorwurf will ich das der Band aber nicht machen, denn deutsche Lyriks sind sicherlich komplizierter zu verfassen als englische Texte. Sonderlich innovativ ist die Band aber nicht. Verwechsungsgefahr mit den FEINEN HERREN, der Band von Sebastian Krumbiegel/PRINZEN besteht natürlich und ich bin auch gleich in die Falle getappt, aber es handelt sich hier nicht um seine Backup-Band, selbst wenn man meint, dass hier manchmal ein kreativer Kopf fehlt, denn unterm Strich kommt hier wenig bei raus. Eine recht schwache Veröffentlichung. Thomas Eberhardt (4)

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GALAXY SAFARI
Time For You To Leave CD
Granat Records


Schweden ist eine sichere Bank, wenn man auf der Suche nach schnörkellosem Rock n' Roll ist und das zweite Album von GALAXY SAFARI, welches beinahe 24 Monate nach dem sehr respektablen Erstling "Star Of The Masquarade" erscheint, zementiert das ausgeprägte Lob von damals nochmal. Rock n' Roll mit vereinzelten Seattle-Anleihen und mächtig Tempo lautet weiterhin die Devise bei dem Quartett um den beachtlichen Sänger Jesper Nyberg und die ehrliche, organische Art, auf die das Quartett seine Songs präsentiert, ist extrem mitreissend. "Pray" ist eine echte Powerballade und erinnert mich doch etwas an "Stone The Crow" von DOWN, da hier erstmals auch Southern Rock-Elemente Einzug halten. Man kann sich jedenfalls nicht über Nachwuchsmangel in Skandinavien beschweren, wenn man einen Song wie "Self Absorbed" mal richtig laut aufdreht und den QOTSA-Vibe genießt. Der Rausschmeißer "Time to play" handelt von Geldgier im Biz und ist ein moralischer Dämpfer für alle, die des Geldes wegen Musik machen. Zeitloses Album, kann man nur empfehlen. Thomas Eberhardt (7)

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THE HAVERBROOK DISASTER
Hopeward Bound CD
Let It Burn Records


EMMURE und TERROR sind neben HATEBREED die "Beatdown"-Könige schlechthin und THE HAVERBROOK DISASTER spielen mitunter ebenfalls uramerikanischen Beatdown-HC, der vereinzelt aber auch auf melodische Leads an der Gitarre zurückgreift oder Deathcore-Gebretter bietet. Der heiser krächtzende Sänger wartet streckenweise auch mit vollem Resonanzkörper auf, wird aber für viele ein Reizthema sein, obwohl er dem Ganzen einen unverkennbaren Charakter gibt. You decide. Ob ich mich mit dem Double Bass in "An offer you can't refuse" werde anfreunden können, weiß ich nicht, aber die Riffs an der Gitarre zünden, soviel steht fest. Das fiese Feedback am Anfang von "Talking big" ist richtig zermürbend und wenn's nicht im Booklet stünde, ich wäre mein Lebtag nicht draufgekommen, dass die Band das Album in Neustadt an der Weinstrasse aufgenommen hat und nicht aus den Staaten, sondern aus Karlsruhe stammt, denn das Niveau von THD ist auf alle Fälle international. Was die Jungs live so an Gymnastik?bungen zu bieten haben, wirkt zwar noch recht h?lzern, aber das Deb?t l?uft gut rein und bleibt im Verlauf der Zeit auch haften, allerdings wären ein paar griffige Slogans für die Crew Shouts nicht schlecht gewesen. Layout von Dan Mumford und Mix von Zeuss, ambitioniert sind sie ja auf alle F?lle, denn wer klotzt statt kleckert, weiß meist, was er will und meint es ernst. Somit sind HAVERBROOK DISASTER vielen anderen Combos überlegen und was sie mir vor allem sympathisch macht, ist die Distanz zum Metalcore und die Nähe zum Hardcore, sowie die Lässigkeit mit der das Quintett diese Sache hier durchzieht. Letztenendes muss man eine Band doch wohl gut finden, wenn sie den Namen an eine Simpsonsepisode anlehnt und in der spassfreien Zone Hardcore damit durchkommt, oder? Thomas Eberhardt (7)

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HOLD THE FIGHT
Hold The Fight MCD
Engineer Records


Die ersten Akkorde der MCD erinnern deutlich an SUNNY DAY REAL ESTATE und damit kann eine Band nur auf ganzer Linie gewinnen, selbst wenn man wie der britische Vierer das ganze fragile Emocore-Ding dann mit Powerpunk-Hymnen vermengt, der Sound dürfte trotzdem Fans finden und ist ehrlich gesagt ziemlich erfrischend, gerade wenn man sich täglich durch Hassbrocken fressen muss. Diese vier Tracks sind jedenfalls guter Einstieg für die Jungspunde aus der Eastbourne, gelegen in der Küstenregion Südenglands. Früher war die Band als SPARKYOURHEART aktiv, aber Veröffentlichungen gab es anscheinend keine. Fans von BLINK 182 dürften hier auf jeden Fall ebenso auf ihre Kosten kommen wie Freunde schmissigen Emocores. Texte wie "Hey Alaska, let's be lovers" zeigen zudem, dass das Quartett Humor hat und der ist mittlerweile ja ein kostbares Gut geworden. Thomas Eberhardt (6,5)

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IN BEAR COUNTRY
S/t MCD
Fond Of Life Records


Stuart McKillop war lange bei DAGGERMOUTH für die Klampfe zustündig und formierte kürzlich IN BEAR COUNTRY, denn obwohl DAGGERMOUTH eine in Kanada recht bekannte Band waren, kann man verstehen, dass der NEW FOUND GLORY-Pop-Punk auf Dauer nicht jedem liegt. Momentan scheint Stu eher auf weniger polierten Sound zu stehen, denn IN BEAR COUNTRY spielen Emocore, wie er Ende der Neunziger schwer angesagt war. Besonders eine Band aus Gainesville war damals das Aushängeschild der Bewegung schlechthin: HOT WATER MUSIC. Dieser Vergleich ist zugleich ein bewusstes Kompliment, denn die Reibeisenstimme von Stuart und Texte über's Tourleben und der hymnische Refrain von "Sinkin'" situiert sie zurecht im Dunstkreis der Emocore-Veteranen. "New Music Sux" ist dann ein kritischer Song über die heutige Musiklandschaft, die ziemlich konformistisch und auch sehr oberflächlich geworden ist. IN BEAR COUNTRY nehmen auch die Musikerkollegen ins Gebet, denn mit Click Track und Auto Tune geht den Songs oft etwas verloren, was man Seele nennt. Wer Wert auf Inhalte legt, sollte IN BEAR COUNTRY unbedingt mal antesten. Dass Schlusswort des Songs lautet dann: "let's bring back fucking integrity" und dieses Statement hallt noch lange nach. Thomas Eberhardt (7)

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LOS DISIDENTES DEL SUICIO MOTEL
Soundtrack From The Original Movie CD
Deadlight Entertainment/Underclass


Stonerrock aus Frankreich, dessen Artwork in B-Movie-Manier gestaltet ist und der musikalisch alles zu bieten hat, was das Stonerherz begehrt, schmierige Soli, zyklische Riffs mit reichlich Halbtonschritten und ein paar Sludge-Melodien. Anfangs hatte ich keine besonderen Erwartungen an das Album, weil das Label Stoner momentan ja recht üppig verwendet wird und die Bands oft nicht aus der Belanglosigkeit hervortreten können. Anders ist die Sachlage bei LDDSM, Desert-Rock Fans werden das etwas schnellere Tempo zu schätzen wissen und die vereinzelten Keys geben den Songs noch eine dezente 70s Note. In "Not Folk" zieht die Band jedenfalls alle Register, vom tonnenschweren Riff, bis hin zu Tapping und melodischen Vocalpassagen ist alles zu finden, was Abwechslung bietet. "Chapter II: Revenge is a dish best served cold" spielt dann eher mit disharmonischen Elementen, f?hrt aber ein derart fieses Twin Guitar-Riff auf, dass man sich die Festivalsaison nur schwer ohne diese Gruppe vorstellen kann. Auf dem Hellfest hat die Band ?brigens schon einen Slot bekommen und die Veranstalter haben bekanntlich ja ein goldenes H?ndchen. Bisher gibt es von der Band einige Beiträge zu Compilations, eine EP und einen Siebenzöller, aber mit dem Debüt kann man sich 12 Songs plus Bonustrack in einem Rutsch sichern. Thomas Eberhardt (7,5)

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PATER NEMBROT
Sequia Seeds CD/LP
Go Down Records


Die Veränderungen bei den Italienern seit dem letzten Release "Mandria" sind zahlreich schon recht auffällig, denn statt in seiner Muttersprache singt Philip Leonardi jetzt Englisch, was die ehemals obskure Sache wesentlich zugänglicher macht. Der Gesamtsound ist weniger hektisch, "The weaner" und "The river" sind beinahe schon schwer relaxed und die Vocals stehen ganz in der Tradition der ALICE IN CHAINS Masterminds Staley und Cantrell, einfach superb. Die Stonerriffs werden mit hippie-esken Elementen aufgelockert und man findet bisweilen auch noch Zeit für atmosphärische Passagen. Das ist nicht nur ein Schritt nach vorne, das ist ein gewaltiger Sprung aus dem akustischen Tabularsa hinein in geordnete Verhältnisse und ein konzentriertes Fokussieren auf die Tugenden des Rock. Das reduzierte "Once were mud" zeigt, dass Weniger tatsächlich Mehr sein kann, denn niemand wird das Drunter und Dr?ber desVorg?ngers vermissen, wenn dieses nostalgische Rockalbum erstmal läuft und den Proggern sei gesagt, man findet trotzdem noch Zeit für ein wirres Querflötensolo, platziert es in "Once were mud" aber gut verträglich am Ende des Songs und stellt das Songwriting an die erste Stelle und ersetzte die Devise "erlaubt ist, was Spass macht" durch "erlaubt ist, was Sinn macht". Freunde von Hendrix, KYUSS und SLEEP dürfen sich freudig die Hände reiben. Wer auf THE BLACK CROWES steht kommt ebenfalls zum Zuge, denn "Awakening with curiosity" und "Ratla klim" haben recht viele Southern Rock-Elemente. Einfach grandios. Thomas Eberhardt (8)

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RANDOM HERO
Lip Sync CD
Antstreet Records/New Music Distribution


Michael Jackson, Justin Timberlake und David Guetta scheinen die neuen Idole im RANDOM HERO-Lager zu sein, aber diese Entwicklung kennt man ja schon PANIC AT THE DISCO! und FALL OUT BOY, also was soll's ?! Also versuchen Konsequenz und Engstirnigkeit abzulegen und "Lip Sync" einfach mal eine Chance geben, schließlich war das Debüt der Band "Past is prologue" fantastisch und uns beim WLTU auch ein Interview wert und das Genie geht manchmal verschlungene Wege. Der zweite Track "Don't call me when your heart breaks" ist dann auch wieder im grünen Bereich und der Dritte im Bunde, "Cashmere skin" ist ein typischer FALL OUT BOY-Stampfer, der mich zwar frappierend an Whitney Houston erinnert, aber tolle Sythie-Elemente und grandiose Hooks streut, die es einem schwer machen den Song nicht zu m?gen. Zur Belohnung bietet "Hot love" dann auch eine Twin Leadgitarre und krönt den Song mit einem Flanger-Effekt, der Timberland alle Ehre machen würde. Was das alles noch mit Hardcore und Punk zu tun hat? Nun, es ist eine Diy-Scheibe, die eben konsequent den Weg Richtung Elektronik geht und vereinzelt Emocore-Elemente (Get sold) beibehält. MUSE wären ein weitere Angelpunkt, den man verwenden könnte, um die momentane Entwicklung der Band zu paraphrasieren, aber das "Lip Sync" wohl polarisieren wird, steht außer Frage. Letztenendes bereichert RANDOM HERO die Indieecke, selbst wenn sie sich mit dem SILBERMOND-Support in der Donau Arena ziemlich im kommerziellen Bereich bewegen, aber für einen Song wie "Save This City (watch my lips)" muss man die Band aus Erlangen einfach lieben. Thomas Eberhardt (8)

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REST IN SILENCE
Mourning After Tomorrow CD
Antstreet Records/Got You on My List Records


Man könnte diese Band aus Finnland tendenziell auf den Nenner 69 EYES meets Keith Caputo bringen und so ziemlich jeder hätte wohl eine gewisse Ahnung davon wie das Quintett ungefähr klingt. Den Bombast und die Keys borgt man sich von den genannten Landsleuten, die Theatralik des Gesangs von den New Yorkern LIFE OF AGONY. Innovativ ist diese Fusion allemal und textlich hält man sich mit " Dead leaves fall" an die Posterboys aus dem hohen Norden, die mittlerweile ja zu den global players gehören. Wenn REST IN SILENCE sich bei "The call of nemesis" aber mal warmgespielt haben, läuft das Debüt doch ohne grossen Anlass zur Kritik beständig vor sich hin. "Transmigration (ode to nothingness)" wird dann noch progressiver und setzt verstärkt auf die Keys, allerdings sind die Vocals hier beinahe schon etwas zu pathetisch. Das Artwork fällt auf jeden Fall ins Auge und alle, die es nordisch mögen, werden wohl auch Gefallen an "Neo You" finden, der auch einige Pagan-Melodien integriert. Eher verträumt ist dann der Namensgeber der Band, dominante Keys, dicke Gitarren und wieder m?chtig Gejaule, die werden bestimmt bald die ersten Tourbegleitungen ausstehen, denn 69 EYES finden das Quinette bestimmt mehr als grandios. Jedenfalls eine schöne Alternative wenn man sein Geld nicht zu Virgin tragen möchte, denn dort sind die "Helsinki Vampires" ja inzwischen angekommen. Thomas Eberhardt (6,5)

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THE SADE
Damned Love Cd
Go Down Records


Schon der Opener "Sadism" mit seiner Southern Rock meets THIN LIZZY meets THE STOOGES Stilverschmelzung lässt aufhorchen, dabei ist der Song nur sowas wie ein Intro. Der zweite im Bunde "Run for me my darling" erweitert das bereits Gehörte um traditionellen skandinavischen highspeed Rock n' Roll ? la THE HELLACOPTERS, was für einige offene Münder sorgen dürfte. Bei "Live you again" fügt man noch eine Hammond-Orgel hinzu und lädt den H?rer so auf einen Tour de force-Ritt durch die Hall Of Fame des Rock n' Roll ein, bleibt dabei erstaunlicherweise aber unter drei Minuten. Der Mittelteil der Scheibe ist dann etwas düster, bietet einen Blues und so werden die 13 Songs noch kurzweiliger. Weshalb diese Band solch ein Format zu bieten hat, ist schnell geklärt, Frontmann Andrew Pozzy kommt von OJM, Drummer Mat Zoombie von ZOO, wohingegen Basser Mark Kimberly relativ unvorbelastet in die Band einstieg. Bisher gab es nur eine Veröffentlichung von THE SADE und diese EP von 2009 findet sich zu achtzig Prozent auf "Damned Love" wieder und Freunde von OJM dürfen hier ohne Bedenken zugreifen, denn mit Stephan Pasky, der übrigens zusätzlich auch bei POISON DELUXE aktiv ist, hat man einen illustren und versierten OJM-Gast an den Tasteninstrumenten. "Damned Love" ist auch in einer 250er Auflage als farbiges Vinyl in lila zu beziehen. Klingt sehr verlockend. Thomas Eberhardt (8)

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THE SATELLITE YEAR
Mission: Polarlight CD
Midsummer/Engineer/Cargo Records


Indierock mit reichlich Bombast, der trotzdem schwungvoll bis schmissig daherkommt, atmosphärische Passagen integriert und reichlich Tandemgesang zu bieten hat. Zwar ist das Debüt des Sextetts sehr poliert, andererseits entschädigt die Versiertheit für die Sterilität, denn die 13 Songs sind gehörig ausgereift, da man als Band bereits seit 2007 aktiv ist und auf Al Piper auch schon die EP "This Is Voltaire" veröffentlicht hat. Bei einem Sextett hätte aber echt etwas weniger Tonstudioakribie ausgereicht, da bei dieser Masse an Instrumenten eh alles recht homogen klingt. Gesanglich bietet Daniel Rimedio eine Glanzvorstellung und auch an den Drums führt Julian Jorson viele Fäden zusammen und sorgt dafür, dass selbst bei den ruhigen Passagen die Spannung aufrecht erhalten wird. Insgesamt lässt mich das Debüt dann mehr als ein Mal an TAKING BACK SUNDAY denken und auch JIMMY EAT WORLD sowie COLDPLAY kann man verorten. Dass die Musiker bereits seit 2000 in anderen Bands aktiv waren, gibt ihnen einen guten Qualitätsvorsprung und so würde ich die Jungs aus Saarbrücken momentan als Pflichtprogramm für TBS- und COLDPLAY-Aficionados bezeichnen, denn wer diesen Spagat hinbekommt, ist allemal hörenswert. Thomas Eberhardt (7)

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SOUNDS AND SHAPE
Now Comes The Mystery MCD
Engineer Records


Dieses Trio aus Nashville hat sich einem ganz und gar nicht dem Country verhafteten Sound verschrieben. Verträumter Indierock mit harmonischen Backups, angelehnt an SHUDDER TO THINK, einige JAWBOX-Passagen mit schrägen Riffs. Die Vocals von "Our hollow reasons" erinnern mich sogar stellenweise an MORRISSEY, also durchaus britsch, was die Amis da abliefern. Vier Tracks für Fans der leichten Kost, wobei das Songwritng wirklich überzeugt, dürfte aber ruhig eine Spur kantiger sein. Die Vorgänger "The Love Rock" und die erste Full Length "Where Machines End Their Lives" gehen ziemlich in Richtung Prog-Rock, also ist die Ver?nderung in seichtere Gefilde wohl nicht jedem Recht, aber alle, die an THE STATIC AGE Gefallen finden, sollten hier mal zugreifen. Ein gelungener Appetizer für's nächste Album ist "Now Comes The Mystery" allemal und auf der Stelle tritt die Band auch nicht. Thomas Eberhardt (6,5)

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TATTOOINE
Cheers Ups For The Stressed And Depressed CD
Pink Ink Music


Schöner easy listening Indiepop, der mich schon beim Opener "Feels right" an die MAGICRAYS aus dem FAVEZ-Umfeld erinnert. Filigrane Gitarren treffen auf Geigen und sogar eine Trompete kommt hier mal zum Einsatz, trotzdem hört man immer einpr?gsame Refrains, die aber nie aufdringlich werden, sondern sich dezent geben, aber echte Ohrwurmqualitäten haben. "Trouble & misery" wird dann etwas düster, aber insgesamt hört man hier gefälligen Indiepop, der in Wien als Soloprojekt begann, inzwischen aber von Berlin aus fabriziert wird. Pianoklänge und Backup-Chöre machen "Super Special" zu einem der besseren Songs des Albums und "Pale skin" überzeugt durch seine Offbeat/Reggae-Gitarrenrythmen und "No good" ist durch seinen eingängigen Refrain einfach der Hit des Albums. Ein unaufdringliches Album, welches aber trotzdem Charme hat, auch wenn es doch ein wenig unspektakulär ist. Die Radiostationen werden für diese Band dankbar sein und wer ungekünstelte ehrliche Musik mag, wird hier bestimmt fündig. Thomas Eberhardt (6)

Text?

THE WORLD CONCAVE
Harbour CD
Engineer Records


Fans der leisen Töne mit Tiefgang sollten sich unbedingt mal THE WORLD CONCAVE aus New Jersey zu Gemüte führen. Die meisten Songs auf "Harbour" zeigen die Band von ihrer atmosphärischen Seite und obwohl man sich in "Jehovas witness programm" oder "I sold my life" reichlich Zeit für den Aufbau nimmt, passiert doch einiges, was den Hörer fesselt und auch die Vocals sind absolut hörenswert, da hier echt mal gesungen wird. Dan, Craig und Cooper kommen von ELEMAE, die es leider nicht mehr gibt, während die anderen Typen bei (DAMN) THIS DESERT AIR aktiv sind. "4:44" ist dann ein grandioser Song für Fans von SUNNY DAY REAL ESTATE oder den Soloalben von Jeremy Enigk. Hypnotischer, atmosphärischer Rock, der trotz in seiner verträumten Qualitäten und der Pianopassagen sehr mitreissend ist und oft eine britische Note hat. Thomas Eberhardt (7)