WITH LOVE, Dezember 2011-Reviews

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ANKOR
My Own Angel CD
STF Records


Wow, selten so ein hochprofessionelles Quintett gehört, welches Keys, Metal und Pop-Vocals so gekonnt verbindet, ohne sich zu sehr in eines der Extreme zu verrennen. Bisher sang die Band um Sängerin Rosa De La Cruz Spanisch, was natürlich auch seine Berechtigung hatte, aber englische Vocals sind bei einer erfahrenen Combo bestimmt auch ein guter neuer Impuls und den Eindruck habe ich gerade bei ANKOR, denn die älteren Songs wirkten beinahe schon überfrachtet. Mit dem STF-Debüt wurde viel Ballast abgeworfen und man legt das Hauptaugenmerk auf mitreissende Refrains. Mit diesem Album werden ANKOR sich bestimmt auch außerhalb Spaniens einen Namen machen können und wer eine Alternative zu PARAMORE möchte, ist hier gut bedient, denn obwohl alles superclean produziert ist, sorgt die Band für genügend Rumms und reichlich Soli, damit man nicht in den Pop abdriftet. Die Melodien sind aber echt wie Kaugummi, die bleiben sofort kleben! Thomas Eberhardt (8)

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BLOODSPOT
Embrace The End CD
Finest Noise Records


Obwohl diese Combo aus Limburg kommt, ist sie nicht Käse. Ja, dieser Kalauer musste einfach raus und jetzt mal ernsthaft, ein derart hohes Niveau auf voller Debütlänge war nicht abzusehen, nicht mal in den kühnsten Träumen hätte ich mir ausmalen können, wie schnell das Quintett hier für seinen soliden Einstieg würde sorgen können. Alle, die den guten deutschen Metalcore der wohlbekannten Vorzeigecombos schätzen, dürfen hier bedenkenlos zugreifen und sogar ein Quäntchen mehr Hardcore erwarten als bei den Big Shots. Es gibt zwar keinen eindeutigen Hitsong auf der Scheibe, aber allein die Variabilität von "Answer my fall" lässt aufhorchen, da hat jemand seine Kerry/Hannemann-Riffs gut geübt, doch, das hat Klasse und die hohen Vocals klingen oft nach CALLEJON. Ich glaube, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich denen eine blumige Zukunft verspreche. Thomas Eberhardt (7) (7,5)

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COPYKILL
New World Error CD
Dead Serious Records/ New Music Distribution


Beatdowns galore, fiese disharmonische Melodien auf der Leadgitarre und rasende Uptempo-Passagen erwarten den Hardcore-Fan, wenn es sich Songs wie "Red blue eyes" vornimmt oder den gesamten Longplayer "New World Error" von COPYKILL in die Hifi-Anlage einlegt. Die Produktion ist derart ultrabrutal, dass man eigentlich nur an Scott Burns oder Andy Sneap denken kann, hier wurde wirklich auf jedes Detail geachtet, denn kein Instrument kommt zu kurz. Wer "Lowest Of The Low" von TERROR schätzt und auch ein wenig mehr Metalcore bei haben möchte, muss hier zugreifen. Das vierte Album bietet auch für Kenner viele unerwartete Überraschungen, denn neben einem Sängerwechsel hat man es geschafft Mille von KREATOR für den Opener zu verpflichten. Ja, Essen verbindet. Das Digipak ist ebenfalls ein echter Hingucker und ich denke die atmosphärischen Passagen in "I was different" kontrastieren den Uptempokracher "Fear of a thinking planet" und den martialischen Titletrack hervorragend, so dass der Pott sich mal wieder selbst auf die Schulter klopfen kann. Runderneuerung gelungen! Thomas Eberhardt (8)

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CRIMSON DELIGHT
Backyards of my soul CD
Antstreet Records/ New Music Distribution


Die Band aus Stuttgart hat durch Covers reichlich Erfahrung gesammelt und scheut sich nicht davor jetzt auch mal was eigenes zu machen. Die drei Damen und das männliche Duo an der Rhythmussektion treffen mit ihrer Musik jetzt nicht unbedingt den Nerv der Zeit, müssen sie auch nicht, schließlich sind sie keine Twens mehr, haben aber gute Ideen und auch etliche Passagen auf dem Album, die sich einprägen. Ob's dann gleich gleich 17 Nummern sein mussten, weiß ich auch nicht. Produziert hat Glenn Keiles aus London, der als Co-produzent von Ian Levine vielleicht einigen ein Begriff ist. Der Gesang von Jutta Jasim ist toll und "hey Mister" ist ein schöner Track in bester Sixties Manier, der viel harmonisches Gespür beweisst und in "Mechanically" gibt es für Anderson-Freunde sogar Querflötenbegleitung. Doch, CRIMSON DELIGHT machen gute Songs. Thomas Eberhardt (7)

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GLAZED FINISH
Many Faces CD
Antstreet/New Music Distribution


Ein schönes Alternative-Album, situiert zwischen den Eckpfeilern Emocore und britischem Rock, legen GLAZED FINISH vor und da es sich um das Debüt des Quartetts handelt, ist es umso erstaunlicher, dass die Band wirklich schon ihren eigenen Trademark-Sound hat. Die zehn Songs setzen voll auf Gesang, also kann man als Kreischgeschädigter hier auch mal entspannte Indie Mucke hören. erinnert mich stellenweise auch schön an AMBROSE, wobei GLAZED FINISH etwas poplastiger zur Sache gehen und in "I try to keep" schon gehörig mit Inselgrößen wie TRIBUTE TO NOTHING liebäugeln. Klar, dass bei dieser stilistischen Ausrichtung, die völlig am Zeitgeschehen vorbeigeht, zunächst mal regionale Schwerstarbeit ansteht, aber ihre Berechtigung hat diese Band durchaus und die wunderbaren Hooklines in "Thank you" und "Many faces" lässt Fans der Neunziger bestimmt freudig schmunzeln, denn "Many Faces" ist mit den Vorzügen der Grunge- und Britpop-Ära geschmückt, als da wären: Unaufdringlichkeit, Detailverliebtheit und all dies führt zur völligen Entschleunigung. Respekt. Thomas Eberhardt (6,5)

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JOHNNY ON THE SPOT
Let Johnny Take Over CD
Fast Fuse Records


Eigentlich eine ziemlich interessante Idee skandinavischen Rock 'n' Roll mit Streetpunk-Drumbeats zu fusionieren, wie JOTS es in "Another way to go" machen, das klingt angenehm nach den BOUNCING SOULS, macht aber auch Spass, da man auch nicht vor einer recht traditionellen Metalhomage incognito wie "Could we ever" zurückschreckt. Super, Musik aus der Hüfte, ehrlich und kein bisschen kopflastig. Die perfekte Partyband, erstmal aber leider nur vier Songs. Thomas Eberhart (7)

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KINKYYUKKYYUPPY
Escape CD
M&O Music


Sehr britisch anmutenden Indierock, sehr schmissig und eher uptempo, spielen KINKYYUKKYYUPPY auf ihrem Album "Escape". Liegt hier schon eine Weile rum, was aber hauptsächlich mit der spartanischen Promoversion zusammenhängt, die Musik lässt keine Wüsche offen. Die etwas theatralischen Vocals passen ganz gut zu den groovigen Songs, die aber auch mal flächig atmosphärisch werden können und dann nach A PERFECT CIRCLE klingen. Der Opener "Ugly" erinnert nicht nur vom Namen her an ein Album von LIFE OF AGONY, die Powerchords und der recht hohe Gesang sind beinahe sowas wie der kleine Bruder von "Weeds" mit Oktavsprüngen im Gesang und insgesamt unterhalten die zwölf Songs wirklich famos. Auch wenn das Album in Frankreich schon eine Weile erhältlich ist, kann man die Band aus der Normandie eigentlich nur weiterempfehlen. Thomas Eberhardt (7)

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LOXODROME
Mirrors.Affection MCD
Triplecore/Loxodrome


Obwohl das Cover sehr an TOOL erinnert, spielen die Herren eher gepflegten Stonerrock und da dies bereits der dritte Longplayer der Österreich ist, darf man hier auch Unterhaltung erster Klasse zum Mattenlüften erwarten. Mehrstimmiger Gesang und grandiose Rockriffs inklusive. "Mirrors" ist als Trilogie geplant und dieser Ansatz zeigt vielleicht auch, dass das Quintett sehr bedacht zu Werke geht, sogar die Clips sind kleine Kunstwerke. Das Three Panel Digipak veredelt den Release natürlich zusätzlich und man darf auf die beiden Nachfolger gespannt sein, denn diese sollten natürlich alsbald folgen. Jedenfallls gehören LOXODROME ins Vokabular des versierten Progressive/Stoner-Fans, soviel steht fest. Thomas Eberhardt (7)

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MOST WANTED MONSTER
Bipolar CD
Antstreet Records


Schon die Ep war bester Emocore mit schmissigen Refrains und melodischen Gitarrenleads und diesen Weg beschreiten die sechs Jungs weiter, wobei doch merklich mehr Pop-Appeal rauszuhören ist, da man mehrstimmige Passagen einbaut, aber auch mal wie in "Social network" elektronische Versatzstücke integriert. An Abwechslung mangelt es dem Full Length Debüt also nicht. Ergo ist der sechste Mann dann sogar für Synthies und Keys zuständig, was die Karlsruher schon zu einem Unikum macht. Nach tiefergestimmten Gitarren und fiesen Beatdown darf man hier aber nicht suchen, alle 12 Tracks sind sehr druckvoll und "Fatality" ist ein gutes Beispiel hierfür, aber kein Song ist zu brutal, also eher aus für Fans von YELLOWCARD oder NEW FOUND GLORY. Artwork ist auch ziemlich gut geworden und alle, die auch mal ein paar Beats in ihrer Gitarrenmsuk wollen, müssen hier zugreifen, ist nämlich schon herausragend. Weshalb mit das beste Stück und Titelsong zugleich jetzt ganz am Ende ist, weiß wer will. Thomas Eberhardt

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PITPONY
Greetings Changeling CD
Motor Digital/Finest Noise


Diese Band bleibt weiterhin so kauzig, dass man seine liebe Mühe hat, die Versatzstücke Noiserock, Crossover und Alternative so recht zu gewichten und auseinander zu dividieren, welche Stilrichtung jetzt dominiert. Vielleicht liegt der Reiz aber auch gerade an dieser gut verdichteten eigenen Suppe der Berliner. RATM-Riffs, JANE'S ADDICTION-Attitüde, NIRVANA-Rotz, MUCKY PUP-Humor, man kann mit PITPONYs neuem Album jedenfalls auf eine Entdeckungsreise gehen und was mir ganz besonders gefällt, ist die völlige Unberechenbatkeit der Songs. Fans von Seattle-Größen wie MUDHONEY und NIRVANA dürfen bedenkenlos zugreifen und sollten sich das Digipak unbedingt ins Regal stellen, wenn es auch mal arty/progressiv sein darf. "A thought for sore minds" überzeugt dann mit seiner hypnotischen Bassline, während die Vocals sich dezent im Hintergrund halten und die Stimmungen der Instrumente mittragen. "Hit and run" setzt dann alles auf die Distortion-Karte und die Band fährt damit gut, denn welches Trio kann schon einen solch infernalischen Lärm machen außer den MELVINS? Bin gespannt, wann Mike Patton Wind von den Berlinern kriegt. Ehrlich. Thomas Eberhardt (8)

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P.O. BOX
Detour(s) MCD/DVD
Long Beach Records Europe/Brokensilence


Lässt sich ein politischer Anspruch mit gute Laune Musik vereinbaren? Wenn es nach P.O. BOX geht, dann muss das kein Widerspruch sein, denn die Band spielt einen Mix aus Ska, Punk und Reggae und hat durchaus was Gesellschaftskritisches zu sagen. Durch zwei Blechbläser ist der Gesamtsound der aktuellen EP dann auch wieder ziemlich druckvoll, aber nie poliert oder künstlich, sondern immer erdig. Die Band scheint auch ziemlich rumzukommen, denn neben Besuchen in Japan war man auch in der Ukraine, also lohnt es sich durchaus mal in die EP plus DVD zu investieren, denn nirgendwo bekommt man so schön vorgerechnet, dass es noch tausend(!!!) Kilometer zum nächsten Konzert sind und der Veranstalter die Gage halbiert hat, man also Miese machen wird. Das muss man gesehen haben. "Detour" kommt als Digipak und wer die Band bisher nur vom Namen her kannte, sollte mal ein paar Songs probehören. Ein schönes Gesamtpaket. Thomas Eberhardt (8)

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SOUTHERN ORACLE
Hellwakening CD
Let It Burn Records


Der absolute Fretboard-Wahnsinn, den dieses Quintett aus Ungarn hier auffährt, dürfte vor allem Fans des konsequenten Bulldozer-Prinzips überzeugen. Die Gitarren und auch die Arrangements klingen oft nach CONVERGE, denn chaotische Uptempo-Riffs münden gerne in fiese Stakkato-Parts, die von bestialem Gekeife und dämonischen Growls begleitet werden. Der extreme Stil ist dann auch schon selbst ein Risikofaktor für die Band, denn nicht selten bleibt bei diesem Geballer der Song an sich auf der Strecke. Ähnlich wie bei SUICIDE SILENCE klingt einiges beliebig und nicht zwingend, weil die Harmonien sich nicht bedingen, sondern scheinbar nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden. Was mir fehlt ist definitiv die atmosphärische Komponente. Die Song klingen zwar sehr erdig, aber einige flächige Parts wären eine schöne Ergämzung gewesen. Technisch sind die Songs natürlich versiert, aber etwas mehr Distanz zum aktuellen Trendgeschehen wäre eine super Sache gewesen. Wer jetzt allerdings mal richtig auf den Putz hauen will, der wird bei THE SOUTHERN ORACLE ein ähnliches Kaliber wie bei SUICIDE SILENCE oder CARNIFEX vorfinden. Tougher Stoff und das Album im Schuber enthält uach noch die Demo von 2010 plus die erste EP. Ich denke hier kann somit nur von der absoluten Vollbedienung die Rede sein. Thomas Eberhardt (7,5)