Am besten ihr erzählt erst einmal etwas über die Geschichte von CALLEJON damit jeder weiss um was es bei euch geht usw.
Bei uns geht es vor allen Dingen um Authentizität. Das haben jetzt ungefähr schon tausend andere gesagt, aber trotzdem: Nur, wenn man voll und ganz hinter seinen Songs steht, kann man dieses gewisse Etwas, Emotionalität meinetwegen, spüren. Genau das ist es, was gute Musik ausmacht und eben diese versuchen wir ja zu machen.
Kennen gelernt haben wir uns in der Schule und waren teilweise auch schon vorher Freunde. Keiner konnte wirklich sein Instrument spielen, geschweige denn singen. Aber wie das nun mal beim Punk so ist, hieß die Devise: Jeder kann Musik machen. Wir trafen uns mehrere Male und wuchsen immer weiter zusammen. Das Equipment wurde besser; als Gesangsanlage fungierte früher so'n Kindermikrofon im Gitarrenverstärker, die Ansprüche stiegen und alles entwickelte sich. Frank war damals noch nicht dabei, stieg erst später mit ein, nachdem wir feststellten, dass unser alter Bassist sich immer mehr von uns und dem was wir vorhatten entfernte. Die Konsequenz aus einer langen vor allem gegen Ende nicht allzu fruchtbaren Zeit war, dass er gegangen ist. Mit neuem Bassmann, aber altem Kumpel kam frischer Wind in die Band und wir rafften uns auf neue Aufnahmen zu machen, da das demo von 2003 doch heftigst Staub angesetzt hatte. Als self release geplant erscheint die 22 Minuten ep jetzt zur tour im Februar auf My Favourite Toy.
Ich denke mal jeder spricht euren Namen falsch aus, jedenfalls kenne ich niemanden der das nicht macht. Geht euch das nicht auf die Nerven? Und was steckt hinter dem Namen?
Na ja, es geht, wirklich schlimm ist es nicht, denn manchmal ist es einfach nur super, wenn man uns z.B. `Call John´ nennt.
Natürlich ist das theoretisch gesehen nicht unbedingt förderlich, wenn wir bei jedem anders heißen, aber das ist uns eigentlich relativ egal. Wir hätten uns ja auch Wurst oder Fußball nennen
können, das wäre ziemlich einfach und es würde keine Missverständnisse geben! Aber ich kann ja mal erklären wie man's ausspricht: Kajechon.
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Das ch müsst ihr so kratzig holländisch aussprechen, ihr wisst was ich meine. Callejón heißt zu deutsch Sackgasse und ist das Ergebnis aus einer geselligen Abendrunde in der wir die
sogenannte "Sackgassentheorie gesponnen haben. Ich versuch's mal kurz zusammen zu fassen: Jeder Mensch hat eines oder mehrere Ziele, er wird dadurch bestimmt.
Das Ziel ist der Motor...doch jedes Ziel entspricht auch einem Ende, einer Grenze. Rastlos sucht man nach neuen Zielen, doch diese zu erreichen ist oft leichter gesagt als getan.
Man tritt auf der Stelle oder dreht sich im Kreis. Manche tun dies aus der Angst heraus zu versagen, andere schaffen es einfach so nicht und rennen zurück zu ihrem Ausgangspunkt,
in eine Sackgasse. Man redet sich ein, hier wäre man sicher und einem Neuanfang stünde nichts mehr im Wege. Ein Dilemma was sich jeden Tag immer und überall abspielt,
ob man's merkt oder nicht. Wir schließen uns damit ganz klar ein.
Der Name ist spanisch, und eure Texte sind Deutsch, das klingt ja sehr multikulturell! Wie kam es dazu in deutsch zu singen? War das von vornherein klar oder kam es erst mit der Zeit. Könntest du die vorstellen auch mal einen Text in Spanisch zu singen? Oder geht es bei euch mehr darum das möglichst viele Leute eure Texte verstehen?
Es kam erst mit der Zeit. Am Anfang habe ich die Texte auf Englisch geschrieben und Wörterbücher gewälzt. Ich merkte, dass das Schwachsinn ist. Durchgehend Englische Worte könnten mich nie so berühren wie Deutsche. Ebenfalls könnte ich Englische Texte nie so singen wie ich es gerne wollte. Es wäre immer irgendwie ein Stück weit unehrlich. Ganz einfach, weil ich diese Sprache nicht so beherrsche wie meine Muttersprache. Ich würde nur kopieren und da wir ja eben von Authentizität gesprochen haben, hier hast du sie.
Englisch ist natürlich trotz allem `ne coole Sprache mit mehr Klang und Raum, keine Frage. Manchmal schreibe ich auch noch 'ne Textzeile auf Englisch, aber eben nur ganz selten, wenn ich mir wirklich sicher bin, dass es auch passt.
Düsseldorf ist ja nicht gerade dafür bekannt eine große HC Szene zu haben, geht da überhaupt irgendwas in der Richtung?
Soweit ich weiß nein. Keine Ahnung, habe ich jedenfalls noch nicht viel von gespürt.
Es ist irre schwierig bis unmöglich in Düsseldorf eine HC-Show auf die Beine zu stellen.
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Wie ich mitbekommen habe, habt ihr ein kleines Problem damit öfters in die Tough Guy / Muskelcore Schublade gesteckt zu werden. Und ihr seid ja alles andere als harte Kerle! Gerade bei der Tour mit SMACKDOWN wollten euch ja einige Booker nicht haben, weil sie meinten, dass ihr nicht in deren Läden passt. Was denkst du dadrüber?
Na ja, es geht, so richtige Probleme haben wir ja nicht wirklich damit. Aber ich finde es schon relativ affig, wenn Leute, die uns gar nicht kennen, uns so reduzieren und in eine fragliche Richtung drängen wollen, nur weil sie mitbekommen haben, dass wir auch mal den ein oder anderen moshpart spielen. Solche Leute nehmen wir nicht für voll. Ich sage ja auch zu niemandem, dass er, wenn er 'ne gelbe Hose trägt ein Arsch ist. Hört euch unsere Mucke an und entscheidet selbst. Ich persönlich kann diesen Gedankengang gar nicht nachvollziehen.
Willst du sonst was über diese aufkommende Goldkettchen Hc Schiene sagen?
Wenn die das glücklich macht. Mich begeistert so was gar nicht, aber solange sie nur böse aussehen können die ja machen was sie wollen. Obwohl ich ja trotzdem sagen muss, dass man auch tanzen kann ohne sich unbedingt verletzen zu wollen.
Ich find' Leute die Pelzmäntel tragen übrigens schlimmer.
Was denkst du im allgemeinen dadrüber, dass mittlerweile sogar die Tierrechts Szene gegeneinander Arbeitet. Ich denke da an die Sache mit dem Tierrechtsfestival das du organisieren wolltest und der Konzertgruppe, der die Organisation nicht radikal genug war.
Das ist einfach traurig und bringt die ganze Sache nicht weiter. Unverständlich, wenn auf z.B Peta in übelster Weise geschimpft wird, nur weil da irgendetwas wieder als absolut nicht pc ausgedeutet wird. Man muss Leute erreichen und nicht verärgern oder einschüchtern. Das war es auch schon.
Irgendwelche abschliessenden Worte?
Gehabt euch wohl, leiht uns euer Ohr und besucht uns mal auf einem Konzert.
Dirk Modrok |