WITH LOVE, August 2016-Reviews

AUGUST 2016

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ADAM AND THE MADAMS
a&tm CD
adamandthemadams.bandcamp.com


Schräger Stoff, der mir da im selbstgemachten Stoffsäckchen in die Bude flattert. Düster, orgelig, krachig und trotzdem sehr idyllisch, was dieses Trio aus Strasbourg da fabriziert. Aktiv ist die Band bereits seit 2013 und stilistisch sieht man sich als Indie/Garage/LoFi-Combo und in "Headache" bringt man all diese Einflüsse sehr gut unter einen Hut. SEBADOH, SONIC YOUTH, RADIOHEAD, alle lässt man anklingen. "Since you're a shark" ist dann eher eine opulente Klangcollage, die sämtliche Wohlklänge zu einem Rausch der Sinne verbindet. Die kurze sakrale Phase ist auch gut getimt, denn mit "Why so sad" ist wieder ein echt rockiger Orgel/Blues-Track zu hören. Der Rausschmeißer ist dann sogar richtig kautzig, eben authentischer Delta-Blues mit reichlich Knick in der Stimme. Wirklich fantastisch, was die Herren da aus dem Ärmel zaubern. Acht Songs, die bisher noch ein Geheimtipp zu sein scheinen, mal sehen wie lange das noch so bleibt. ThEb

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ASYLUM PYRE
Spirited Away CD
Massacre Records


Powermetal mit Pianopassagen, Paganmelodien, reichlich Doublebass und einer Sängerin, die clean singt bisweilen aber auch derbst abröchelt. Ja, ist gar nicht so einfach diese Band stilistisch zu verorten und wenn dann auch noch Elektronik-Elemente hinzukommen, dann wird es bisweilen etwas überambitioniert. Primär fällt aber der Pagan-Faktor sehr ins Gewicht, selbst wenn alle Elemente ständig präsent bleiben. ASYLUM PYRE überzeugen jedenfalls mit bombastischen Refrains, die von der Frontfrau getragen werden, ansonsten bekommt der Hörer einige Dinge präsentiert, die er nicht so mögen wird. Beispiel gefällig? Die Tonsicherheit ist begrenzt und es gibt immer reichlich Timbre beim Gesang. Stumpfe Stampfbeats und tiefergestimmte Gitarren, die die Melodie der Vocals mitspielen, hört man leider ebenfalls. Auch "Spirited away" funktioniert wieder nach besagtem Schema, starker Refrain plus reichlich halbgares Füllmaterial, welches eher nervt, denn zerhackstückte Samples wirken eben zum Beispiel nicht. Wenn die Band den pseudokünstlerischen Ansatz vergessen würde, wäre man einfach eine okaye NIGHTWISH Kopie, besser als krampfhaft zu versuchen das Rad neu zu erfinden. Hat viele Ups und Downs. ThEb (5,5)

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CANDLEMASS
Death Thy Lover CD
Napalm Records


Ganz so traurig wie auf den Pressephotos müssen CANDLEMASS eigentlich nicht dreinblicken, denn mit der aktuellen EP ist ihnen wieder ein äußerst veritables Lebenszeichen gelungen. Die vier Songs verbinden Power, Pathos und Melancholie und Sänger Mats Levén macht seine Sache hervorragend, blöd nur wenn man mit Messiah Marcolin ein berüchtigten Kultsänger ersetzen soll und durch Rob Lowe ebenfalls ein Schwergewicht im Ring war. Auch interessant sind die Touraktivitäten im August/September, denn erst geht's nach Kanada, später nach Japan und dann in die Staaten. Die Schweden kommen echt rum. Klar, sind das eher CANDLEMASS der neueren Prägung, aber zum Dreißigjährigen hat die Combo echt eine formidable EP veröffentlicht. Vier epic doom Songs. ThEb

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GIULIA CALI
Giulia Sta Bene CD
Red Cat Records


Singer/Songwriter aus Italien mit einer souligen Stimme. Die Texte sind zur Hälfte auf Italienisch, was Miss CALI natürlich den Exotenbonus sichert. Eigentlich braucht sie den aber gar nicht, weil ihre Vocals und die Kompositionen stark genug sind, um das Album zu tragen. Das schafft sie zudem lediglich mit Gitarre und ohne weitere Instrumentierung. Andererseits eröffnet dieser Minimalismus noch reichlich Potential für die Zukunft, da diese Resourcen natürlich genutzt werden könnten. Gerade Drums könnten noch ein paar Akzente setzten und den Abwechslungreichtum unterstützen. Nach der halben Wegstrecke wird es mit “My own way” nämlich bereits etwas eintönig. Ein wenig später kommt mit “Nell'abisso del miei pensieri” aber nochmal ein wirkliches Highlight, welches mich von der Gitarre her etwas an SUN KIL MOON erinnert. Total entschleunigend, aber man muss diese reduzierte Herangehensweise auch zu schätzen wissen. ThEb

CHEROKEE
Ridin' Free 7"
High Roller Records


Review bei "Vinyl", einfach das Cover anklicken!

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DIVE YOUR HEAD
Le Pris Du Sang CD
Dooweet


Wenn ich mir die Titel dieser französischen Band so ansehe, dann beziehen sich einige Songs wohl auf die sieben Todsünden, so steht “Avarice” für Habgier und obwohl die Texte komplett auf Französisch sind, kommen die sozialkritischen Elemente an. Man merkt auch, dass sich Sänger Luca Depaul-Michau viele Gedanken zu den Lyrics gemacht hat und die Band den Texten von GWLT in nichts nachsteht. Stilistisch hört man ebenfalls Hardcore mit ganz dezenten Djent-Elementen. En gros wird geshoutet und geröchelt, gebrettert und gedroschen was das Zeug hält. Wer sowas erwartet, bei dem werden DIVE YOUR HEAD auf Gegenliebe stoßen. In "Postmortem" darf Luca sogar mal clean singen und der Song ist ein richtiger Hit geworden. Das abschließende "Invida" ist ähnlich und hat mit Kevin Fauvel und Maxime Keller zwei Gastsänger und groovt ordentlich. Der Alternative-Vibe der letzten beiden Tracks ergänzt das Oevre der Band recht gut und macht "Le Pris Du Sang" zu einem eigenständigen und aufregenden Album. ThEb

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DR. MULLE
Welcome To Mullistan CD
dr-mulle.de


Ganz ordentlicher Deutschpunk aus Dortmund, der anscheinend das Spontanprodukt einer sich kürzlich gefundenen Wohngemeinschaft ist. Dreizehn Songs, deren Produktion recht gelungen ist. Das Riffing bleibt allerdings ziemlich traditionell, Powerchords, PENNYWISE und DIE GOLDENEN ZITRONEN lassen grüßen, auch das ein oder andere Whoo hoo gibt es zu hören. Inhaltlich immer mit einem deutlichen Augenzwinkern. Highlight ist sicherlich das Bonmot "ich mag die Globalisierung und die Ganzkörperhaarrasierung". Amüsant. ThEb

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E.D.E.N
Fäuste Hoch CD
STF Records


Dieses Quintett aus der Eifel ist seit 2011 aktiv und so legt man einen reifen Erstling vor, der sowohl vom Songwriting, als auch von den deutschen Texten her überzeugt. Eigentlich bin ich kein großer Freund deutscher Lyrics, aber Texter/Basser Daniel behandelt seine Themen so eloquent, dass ich mich fügen muss. Ein textliches und musikalisches Highlight ist "Doppel +", ein Song über eine Beziehung, die ihren Zenith längst überschritten hat und dann ihr Ende findet. Insgesamt erinnert mich einiges an die BROILERS und Thomas Brengmann intoniert auch ein wenig wie Sammy, dieser lakonisch-coole Stil steht definitiv beiden Gruppen gut zu Gesichte. Zehn Songs, die eine positive Überraschung darstellen und Genrefans werden einen Song wie "Freundschaft" gerne mit ein paar Bierchen begießen. Aufgenommen hat Kurt Ebelhäuser, also ist auch die Produktion druckvoll und organisch. ThEb

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KURT ELLER'S AMERICAN CIRCUS
How To Make It In Hollywood CD
Brandy Alexander Records


Dieses Quintett aus den Staaten spielt Bluegrass und "banjo music for funerals" mit reichlich Charme und wird von dem etwas kautzigen Curtis Eller gefrontet. Die weiblichen Backups werten den fantastischen Opener "Old time religion" nochmal zusätzlich auf und das integrierte psychedelische Orgelsolo kündigt bereits an, dass dieses Album ein Highlight sein wird. Der zweite Song, "1929" geht dann stärker in Richtung Rockabilly und das Tandem an den Vocals bleibt zum Glück bestehen. Fans von ISMALDA MAY dürften mit KURT ELLER'S AMERICAN CIRCUS eine fantastische Zeit haben, aber auch HANK WILLIAMS-Verehrer werden ihre Songs finden, echt kurios. Verglichen mit dem Zugpferd von Brandy Alexander Records, THE BULLFIGHT, ist KURT ELLER'S AMERICAN CIRCUS relativ zugänglich, aber ebenso authentisch und facettenreich. "The Butcherman" geht beinahe als Blues-Traditional durch, so locker schüttelt die Combo den Song aus dem Ärmel. Sowas hört man echt selten, alle Achtung. Die Banjodetails sind ebenfalls ein Highlight. Insgesamt sind die zehn Songs absolut Voodoo Rhythm Records/Beatman kompatibel und dürften Fans des Labels gefallen. Die Band ist aktuell auf Tour! ThEb (8)

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ELYSIAN GATES
Crossroads CD
elysiangates.com


Progrock aus Luxemburg mit Geige und vereinzelter Cellounterstützung. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, also sage ich einfach mal, dass ich das Genre stilistisch nicht sonderlich mag, aber durchaus die Versiertheit der Musiker zu schätzen weiß. Die Produktion ist dem Genre entsprechend sehr clean und Sängerin Noémie Leer, die auch Geige spielt, überzeugt vollkommen, selbst wenn ihre Stimme recht hoch und ein klein wenig dünn klingt. Sie trifft jeden Ton und den Charme will ich ihr auch nicht absprechen. Das Sextett fusioniert Klassik, Rock, Elekro und lässt sich dabei stets von Melodielinien leiten, die sehr prägnant im Zentrum stehen, so dass ELYSIAN GATES auch problemlos im Radio laufen könnten. Textlich ist das Konzept von "Crossroads" eher ein loses, aber vereinzelte Lyrics sind schon gut, wenn auch simpel. Ein Satz wie "The more you get, the more you want" bringt es wohl ganz gut auf den Punkt. Das Geigenintro zu "Far from home" hat einen RAINBOW bzw. Ritchie Blackmore und Ronnie James Dio-Flair und wirkt recht arabisch. Später im Song baut die Combo Chöre ein, die denen aus sakraler Klassik nicht unähnlich sind. Persönlicher Geschmack hin, persönlicher Geschmack her, wer behauptet, dass besagter Song nicht zieht, lügt. Gegen Ende steigert die Band das Tempo und reizt damit so ziemlich alle Möglichkeiten aus. Zehn Minuten nimmt man sich insgesamt für den Track. Genrefans, die keine Aversion gegen Kitsch, Keyboards und Bombast haben, können die Combo durchaus mal antesten. ThEb (6,5)

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EVERYTHING BEHIND
Man From Elsewhere CD
everythingbehind.bandcamp.com/


Erstmal das Offensichtliche, die Produktion ist mir viel zu matschig, sowohl die Drums, als auch die Gitarren klingen echt komisch. Da wollte wohl jemand "fett" produzieren, aber eigentlich übersteuert es nur gehörig. Vom Stil her fusioniert die Band die atmosphärischen Klänge von DREDG, mit dem Low end thumping von KORN und FEAR FACTORY-Drums. Der Gesang ist teils clean, teils geshoutet, aber die Produktion nervt gehörig. Jedes Instrument wird total im Mix hochgefahren, statt ein homogenes Ganzes zu erzeugen. Genug davon. Der Stil der Band ist typisch Djent, der Gesang ist sogar relativ unnervig und die Drums sind ebenfalls kreativ, was die Akzente angeht, Live bestimmt eine echt gute Combo, aus der Konserve aber will das keinen Spaß machen. Für absolute Genrefans empfehlenswert, ansonsten ein Warnschuss, wie man Songs eben nicht aufnimmt und mixt. Handwerklich ist es gut und auch das Songwriting überzeugt, aber was nützt das alles, wenn die Aufnahmen der sechs Songs fürchterlich klingen? ThEb (6)

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FIRE FIST
Walk Of Fame CD
firefist.bandcamp.com


Der erste Song erinnert mich doch enorm an Jack Black, respektive TENACIOUS D und von den anzüglichen Lyrics her geht es auch ein wenig in Richtung STEEL PANTHER. Im Opener "Fire fist" wird die Band vorgestellt und dort heißt es: "Flames are bursting through the amps and the devil hits the stage, sweat is running down your skin, blood is boiling in your veins. We came to rock. We came to rule. We came to play old school now you know what it is it is fucking fire fist." Derart geht es dann mit "Balls on fire", "No wife, no kids" und "Immunity to alcohol" auch weiter. Der Gesamtsound orientiert sich an AC/DC, ZZ TOP, AIRBOURNE und Hardrock im Allgemeinen. Die Produktion ist gut und die Drums haben ordentlich Punch, das Alleinstellungsmerkmal ist aber definitv der Humor fusioniert mit Hardrock. Neun Songs, die kurzweilig sind und vor musikalischen Zitaten nur so strotzen. Am Ende hört man dann mit "Brothers for life" noch eine richtig schöne Hardrock-Piamo-Schnulze, macht Spaß. ThEb

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GLORY HOLE
First Experience MCD
Dooweet


Der Bandname ist offensichtlich eine schlechte Idee. Ganz anders sieht es bei der Musik aus, denn eigentlich spielt die französische Combo eine ganz coole Fusion aus Funk und Rock. "The long road" überrascht mit einer ungewöhnlichen Rhythmik, wie man sie am ehesten von EXTREME kennt und auch gesanglich ist die EP stark, Adriano Almeida vorleiht der Sache ordentlich Profil. "Anaconda's sister" ist dann ein derart grandioser Blues-Song, dass er auch ohne Probleme auf ein RIVAL SONS-Album gepasst hätte, soviel steht fest. Leider fällt die Produktion des Songs etwas ab. Ein grooviger Release dieser Band, die ich aber keinesfalls googeln werde, um mehr Informationen zu bekommen. ThEb

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HANGARVAIN
Freaks CD
Volcano Records


Southern-Stoner-Gebräu aus Italien, welches Fans von BLACK STONE CHERRY munden dürfte. Wow, fünf Euro ins Phrasenschwein für diese Metapher, aber sei's drum. Das Quartett setzt meist auf Powerchords und zockt auch gerne mal ein paar pentatonische Skalen, wenn's Not tut. Gesanglich und vom Können der Instrumentalisten her über jeden Tadel erhaben und auch mitreissend, weil die Band in "Sliding to hell" beispielsweise ordentlich Tempo macht. Ein Gespür für tolle Gesangsmelodien hat Sergio Toledo Mosca ebenfalls, so dass "Freaks" durchweg empfehlenswert ist und sich auch nicht abnützt, da die Gruppe auch mal balladeske Songs wie "Dancing on a whisper" oder "Like any other" unterhebt. Ehrlicher, handgemachter Southern-Rock mit kleiner Mainstream-Affinität, aber ohne die alltägliche Großspurigkeit, die man sonst von Bands des Genres gewöhnt ist. ThEb (7)


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MALLORY
Sonora R.F, Part 1 CD
Dooweet


Wie kann man ein derart tolles Album in so eine beschissene Verpackung stecken? Geht's noch? Der Opener "On the shelf" erinnert angenehm an THE WHITE BUFFALO vom Sons Of Anarchy Soundtrack und baut langsam eine düstere Stimmung auf, die auch von den großartigen Vocals von Sänger Phil gespeist wird. Selbst kleine Details wie der Drumsound überzeugen und so kann man als Europäer auch gut damit leben, wenn die Combo einige Songs auf Französisch zum Besten gibt. Insgesamt liefert das Quartett hier zehn Songs, die einen deutlichen Grunge-Vibe haben, seien es die Vocals, die oft an Chris Cornell denken lassen, oder die melodischen Licks, die an PEARL JAM und Kim Thayil (SOUNDGARDEN) erinnern, ohne das es jetzt abgekupfert wäre. Plötzlich kommt man in "Overwhelmed" mit einem herrlich britischen Solo um die Ecke, welches niemand so auf dem Zettel hatte. Gegen Ende trommelt man sich dann einfach herrlich psychedelisch aus dem Song. Wirkt extrem unverkrampft und hat eine spontane Aura, ist zugleich aber perfekt in seinen Arrangements. Später greift die Band erneut den Biker-Touch auf und "Cellule 7" geht sogar in Richtung Chanson-Noir, wird aber anschießend von etwas härteren Songs wie "Shu" und "Suzanne" relativiert. Insgesamt vielversprechend und echt unterhaltsam. ThEb (7)

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MOKE'S
S/t MCD
mokes.bandcamp.com


Nach dem Demo und dem Livealbum folgt nun eine Studio Ep des Quartetts aus Paris. Aktiv ist die Combo seit August 2011 und Sängerin Agnès Lagarde hat seit dem letzten Release "Live in Phalsbourg (29/3/14)" einen deutlichen Satz nach vorne gemacht. Teils hört man dieselben Songs, aber alle Tracks kommen deutlich ausgereifter rüber. Noiserock-Elemente treffen in "Swamp" auf Wüstenrock und Fuzzy Stoner Riffs, so dass die Band ihren Stil als Heavy Rock tituliert. Der dritte Song "Child" hat dann elektronische Anteile und klingt angenehm nach PRETTY GIRLS MAKE GRAVES. Lief hier schon einige Male und überzeugt durch die noisy verspielten Gitarren, die wunderbar den starken Gesang umspielen. Fünf Songs, kommt als Digipak und ist allen BLACK REBEL MOTORCYLE/THE KILLS-Fans wärmstens zu empfehlen. Die pentatonischen Riffs der Gitrarre verleihen dem Release aber auch einen deutlichen Stoner-Vibe. En gros bluesiger Rock mit extrem viel Wumms. Unbedingt mal reinhören, die Band überzeugt schon auf den ersten Metern. ThEb

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PSYCHOKONDRIAK
Gloomy Days CD
psykokondriak.bandcamp.com


BEASTIE BOYS? RAGE AGAINST THE MACHINE, anyone? Diese französische Combo besteht aus Rappern, einem DJ und Drummer plus dezenter Gitarre und einem sehr dominanten Bass, der unheimlich Druck macht. Nannte man früher Crossover, keine Ahnung ob sich in diesem Genre noch was tut, PSYKOKONRIAK scheint das wenig zu jucken, sie machen im großartigen "Think It Up" eben das was das SUICIDAL TENDENCIES Nebenprojekt INFECTIOUS GROOVES und der Judgement Night Soundtrack taten, sie verbinden Hip Hop mit Rock plus Revoluzzerattitüde und sind dabei herrlich mitreissend. Zehn Songs, die ein ziemliches Crossover-Revival zelebrieren und das auf einem Niveau, welches aufhorchen lässt. Das Sextett ist jedenfalls definitiv Pflichtprogramm für jeden Genrefreund. ThEb (7)


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PRIOR THE END
The Worst Is Yet To Come CD
Timezone Records/Timezone Distribution


Der Fünfer aus Pfaffenhofen in der Hallertau legt mit "The Worst Is Yet To Come" sein Debüt vor und konzipiert zugleich ein Konzeptalbum, welches jenseits von Genregrenzen den Kampf des Protagonisten Eddie gegen eine dystopische Gesellschaftsordnung skizziert. Rein stilistisch fusioniert die Combo so einiges, denn "A place beyond space" ist atmosphärisch, "What for" klingt ein wenig nach Posthardcore wie BOY SETS FIRE und die Stimme von Alex Weiß fügt sich in jedes erdenkliche Szenario bestens ein. Mal dominieren heftige Songs der Marke DEVILDRIVER oder BLACK LABEL SOCIETY, dann gewinnt wieder die experimentelle Ader der Band die Oberhand. Limits gibt es wenige, Hardrock-Soli hört man ebenso wie derbstes Gebretter, Arabesken oder Cowbell. Die elf Songs sind aber trotz des konzeptionellen Ansatzes selten verkopft oder überambitioniert. Meist geht es wie in "Mordrake" düster zu, aber PRIOR THE END bieten stets genügend melodische Hooks, so dass dieses Debüt sowohl für Prog- als auch für Postcore-Aficionados interessant machen dürfte. ThEb

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THE ROSE AND CROWN
All I Wanna Say CD
Timezone Records/Timezone Distribution


Dieses Trio bedient sich einer ungewöhnlichen instrumentalen Zusammenstellung, nämlich Klavier, Drums und drei Gesangsstimmen. Julia Fischer spielt Klavier, Christof Stahl ist Drummer und Mercan Kumbolu widmet sich ganz dem Gesang. "Addict" verbindet Fiona Apple-Piano mit souligem Gesang. Die chromatischen Läufe in "Move on" sind wirklich einlullend und die Gruppe aus Nürnberg läuft in Bayern auch gerne mal im Radio. Sechs "Acoustic-Pop"-Nummern, die teils jazzy rüberkommen, teils euphorische Momente wie in "Bound to you" bieten. Eine gesunde Mischung aus Virtuosität und Spaß an der Sache. Hört man auf so hohem Niveau nicht oft, denn alle Musiker sind versiert, aber die Songs wirken trotzdem charmant unverkopft und herzerwärmend. ThEb

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RUSSIAN CIRCLES
Guidance CD
Sargent House/Cargo Records


Die Band aus Chicago bringt es mittlerweile auf über zehn Jahre Historie und das sechste Studioalbum, welches mit Kurt Ballou als Techniker/Co-Porduzent eingetrümmert wurde, untermauert einmal mehr das Standing der Gruppe. Die Klanglandschaften der rein instrumental agierenden Combo pendeln zwischen Postcore, Blackgaze, atmosphärischen Passagen und monumentalen Riffs, die den Hörer staunen lassen. Ich will andere Combos jetzt nicht kleinreden, aber was dieses Trio hier fabriziert ist wirklich ziemlich nahe am Optimum. Einseits hat man diese kratzigen NACHTMYSTIUM-Riffs, später dominieren sakral anmutende Wohlklänge a là ALCEST und schließlich setzen die Drums ein und plötzlich groovt es. Was mir an "Guidance" sehr gut gefällt, ist dass es nie seicht wird, sondern meist auf eine gewisse Heaviness geachtet wird. Die sieben Songs suchen jedenfalls ihresgleichen, was Arrangements, Fluß und Facettenreichtum angeht. Bravo. ThEb

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THE SPRONG BOYS/KARAMAZOU
Turboreactor/Potus? Split LP
Go Down Records


Zwei italienische Trios geben neun und acht Songs auf dieser Split zum Besten. Den Anfang machen die recht verrückten THE SPRONG BOYS, die im Opener "My Soul" gleich mal ein schränges Free Jazz-Saxophon integrieren. Auch ansonsten gibt man sich recht freaky, die Vocals würden Mike Patton zur Ehre gereichen und der Song bietet reichlich unvorhersehbare Überraschungen. Derart meschugge geht es dann weiter, schrille Schreie, allerhand Getröte und ein dominater Bass sorgen für Kirmesatmosphäre mit einem Hauch Rockabilly und Noiserock. Die Bläsersätze machen "Lonesome" zu einem Wahnsinns-Song und jeder, der verrückten, seltsamen Stuff wie MR BUNGLE mag, sollte THE SPRONG BOYS unbedingt mal antesten, denn die Band ist herrlich innovativ und erfreulich crazy. KARAMAZOU reiten eine ähnliche Welle, der Opener heißt "Bullshit" und wenn Normalos solche Musik hören, wird im meist erstmal was verschüttet. Dann setzt so ein leichter Tremor ein. Freaks werden auch an KARAMAZOU ihre helle Freude haben, wobei die Band eher JESUS LIZARD-artigen Noiserock praktiziert. Die Vocals sind wieder recht schräng und kreischig, aber die druckvollen Gitarren und der bestialische Bass erinnern herrlich an TAD. Insgesamt ein Pflichtkauf für Spinner. Kann man auch auflegen, wenn man mag, dass die Gäste gehen. ThEb (8)

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STRUCK IN TRAFFIC
Midnight Show CD
Finest Noise


Das Debüt dieser Band aus Zug in der Schweiz macht erstmal formal Eindruck, denn sowohl die Gestaltung, als auch die Ausführung als Digipak überzeugen. Aufgenommen wurde das Album in den Longplay-Studios in Sarajevo und dort wurde ebenfalls gute Arbeit geleistet. STRUCK IN TRAFFIC selbst bestechen durch Abwechslungsreichtum, denn die Band kann Heavy Blues, Stoner, Hardrock und mit “Mother” ist gar ein echter Blues-Schmachtfetzen mit von der Partie. In “Should have done better” integriert die Band dann sogar ein call-and-response-battle zwischen Gitarre und Orgel. “Perfect circle” schlägt in eine ähnliche Kerbe und ist ebenfalls eher den leisen Tönen gewidmet. Man hört definitiv, dass die Band sich Zeit zur Reifung genommen hat, denn aktiv ist das Quartett bereits seit 2012, aber statt einen Schnellschuss zu produzieren, ließ man das Projekt wohl eher langsam wachsen und schüttelt nun eben zehn substanzielle Songs aus dem erfahrenen Ärmel. ThEb


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VIBRAVOID
Wake Up Before You Die CD/2CD/LP
Stoned Karma/Cargo Records


Die Könige des Acid Rock liefern ein neues Album ab und wer auf THE ELECTRIC PRUNES oder THE SEEDS steht, dürfte sich mit dem neuen Album der Düsseldorfer bestens bespaßt fühlen. Im Vergleich zum Vorgänger "Delirio Del Sensi", Compilations lasse ich mal außen vor, ist "Wake up before you die" wieder wesentlich mehr orgelorientiert und auch sixtieslastiger. In beinahe jedem der elf Songs wird die Effektpallette komplett ausgereizt und die Band klingt so locker wie lange schon lange nicht mehr. Streckenweise erreicht das Trio ein Jam-Gefühl, so dass sämtliche Korsetts eines "herkömmlichen" Songs gesprengt werden. Die Coverversionen von THE MONKEES ("Stepping stone") TRAFFIC ("Hole in your shoe") und THE SEEDS (Just Let Go) sind mehr als hörenswert, aber eigene Songs wie das zyklische "Dark shadows" oder das orientalische "Raga Baya" stehen den Klassikern in nichts nach. Großartig. ThEb

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WOLF COUNSEL
Ironclad CD/LP
Czar Of Crickets/Czar Of Bullets/Plastic Head


Bei manchen Alben mache ich die Anlage leiser, bei diesem Album habe ich intuitiv lauter gedreht, denn dieses Duo (live helfen noch Leute von PUNISH aus) spielt epischen Doom mit einem Hauch von OM oder ZAUM, der rifftechnisch klar und einfach strukturiert ist, aber durch die opulenten Drums und den hypnotischen Gesang überzeugt. Der Titelsong des zweiten Albums von WOLF COUNSEL geht dann sogar etwas in Richtung HIGH ON FIRE und ist heavier und sobald Andreas Reinhard mit seinem Gastsolo einsetzt, sind der Euphorie keine Grenzen mehr gesetzt. Ein monumentales Riff eröffnet dann "Everlasting ride" und die Basslines sind derart prägnant, dass man gebannt lauscht, bis dann ein genial-schräges Solo einsetzt. Oha. Solche Alben sind der Grund, warum ich mich durch Berge an, na ja, Semi-Akzeptablem höre, ehrlich. Ralf Winzer Garcia kümmert sich übrigens live um den Bass und den Gesang, während Reto Crola für die Drums zuständig ist. Aktiv sind/waren beide u.a. auch noch bei den Deathern REQUIEM, aber bei WOLF COUNSIL regiert der Midtempobereich und rein textlich ähnelt einiges NEUROSIS und im Presseschreiben wird das Interesse der Band an Spirituellem und Mystischem auch nochmal betont. Definitiv ein Highlight! ThEb

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WHIPSTRIKER
Seven Inches Of Hell 2LP
Folter Records


Speed/Trash aus Brasilien, der mich sehr an DESTROYER 666 erinnert und auch einen deutlichen Punk-Einschlag hat. Diese Zusammenstellung umfasst 26 Songs der Seveninches von 2010-2014 als Doppelvinyl und somit entfällt der stete Gang zum Plattenteller. Echt authentischer Stoff. Einfach mal “Viver e morrer no subterrâneo” antesten und den MOTÖRHEAD-Charme genießen. Gefährlicher, roher Metal und Titel wie „Queen of the iron whip“ sind einfach zu gut. Die Lyrics sind teils auf Englisch, teils auf Portugiesisch aber immer schön platt und schön geschmacklos. Absolute Empfehlung. ThEb

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ZQKMGDZ
Orbit Dualkraut
Pink Tank Records


Das Hamburger Label ist neben ZQKMGDZ auch die Heimat von BONE MAN und veröffentlicht regelmäßig schöne, limitierte Vinylalben im Stil-Dunstkreis Stoner. Wie der Bandname schon andeutet, wird es bei den Herren kryptisch bis zyklisch psychedelisch. Der Opener „Plasma russian“ schlägt mit sechs Minuten zu Buche und ist recht spacig. „Hypergiant“ geht in eine komplett andere Richtung und läuft noch etwas besser rein, denn der Track geht eher in Richtung frühe TRUCKFIGHTERS und ist deutlich kantiger, spielt aber auch mit Psych-Elementen. Eigentlich wäre das sogar der bessere Opener gewesen, denn der Song ist insgesamt wesentlich stärker. Bisweilen klingen die Vocals nach Kirk Windstein/CROWBAR, was eine aparte Fusion ist. Die restlichen Songs des Trios aus Lübeck bieten ansonsten gängige Stonerkost, wobei „Ape Apocalpse Monkey Doom“ wieder etwas heavier ausfällt. Unterhaltsam. ThEb