WITH LOVE, August 2012-Reviews

AUGUST 2012

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ALUNAH
White Hoarhound CD
Psychedoomelic Records


Bei der Schwemme an erstklassigen Doom-Releases sind Bands mit Sängerin zwar in der Minderheit, aber die seit sechs Jahren aktive Combo ALUNAH aus den Midlands schickt sich mit ihrer zweiten Full Length nun an eine perfekte Fusion aus JEX THOTH und den eher vom NWOBHM-geprägten CHRISTIAN MISTRESS zu werden. Klar, das Genre brummt gerade und viele halbgare Gruppen versuchen den Quereinstieg und von HUNTRESS wollen wir lieber erst gar nicht reden, aber ALUNAH haben einfach die richtigen Licks in Petto und die Vocals sind gigantisch. Der Titletrack dürfte jeglichen Unkenrufen zum Trotz zünden und auch wenn es hin und wieder sehr melodisch zugeht, musste Greg Chandler (MOSS, SERPENT CULT) hier bestimmt nicht zur Aufnahmeleitung genötigt werden. "Belial's fjord" könnte dann sogar was für Fans des traditionellen Dooms sein. Was die Texte angeht, ist Soph Day auch sehr einfallsreich. Einfach eine schöne Einsteigerscheibe in die Materie, aber ob ALUNAH jetzt wie vom Terrorizer prophezeit die Zukunft des Dooms sind, oder man sich lieber PENTAGRAM reinzieht, muss jeder für sich selbst entscheiden ThEb (8)

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BACK TRACK LANE
Black Truth & White Lies CD
backtracklane.com


Stark amerikanisch geprägter Rock mit leichten Stoner-Versatzstücken, der insgesamt schon recht radiotauglich daherkommt und auch eher was für Leute ist, die ihre Songs gerne ungekünstelt auf den Punkt haben. Soviel ist klar, wenn die Band mal Fahrt aufgenommen hat, dann kann man sich Liedern wie "Untie me now" oder "Excess" nicht entziehen. Ob das alles jetzt zu cheesy ist, oder einfach simpel und leicht zugänglich, muss natürlich jeder für sich selbst klären. BACK TRACK LANE haben jedenfalls ein Gespür für tolle Refrains und selbst wenn man wie bei "Ain't it enough" mal die Akustische integriert, wird es nie weinerlich, sondern hat sogar eher einen Andrew WK-Vibe. Eine sehr schöne Alternative zum Mainstream-Rock aus den Staaten. ThEb (7)

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THE BLACKSCREEN
The Ghosts That Haunt Us CD
Finest Noise Records/Radar


Rund zwei Jahre sind seit dem Full-Length-Debüt dieses Vieres ins Land gezogen und 25 Mal hatte man die Gelegenheit den Nürnbergern live auf die Finger zu sehen, also war es höchste Zeit die Aufmerksamkeit der Leute mal wieder mit neuen Songs zu fesseln. Stilistisch ist THE BLACKSCREEN auch ein ansehnlicher Coup mit den sieben Songs auf "The Ghosts That Haunt Us" gelungen. Sie machen es dem örtlichen Plattenladen auch recht schwer die passende Kategorie zu finden, denn neben Rock hört man Funk, Indie, Britpop und vieles mehr. Besonders die teils gegenläufige, teils atmosphärische Gitarrenarbeit prägt den Stil der Band. Wenn man JUNO schätzt, dann ist der zweite Song "Hearts will burn" ein Glücksgriff und "Embers" bereichert die Rockformel der Jungs sogar noch mit off-timing zur Groove-Blaupause. Außer dass die Punktezahlen zum Debüt in vielen Zitaten der Pressestimmen auf der Myspace-Seite der Band seltsamerweise etwas positiver sind, als in den faktischen Reviews, kommt mir kein Kritikpunkt in den Sinn. Aber etwas mehr Sorgfalt im Umgang mit Zitaten und Empfehlungen wäre gut, denn das Debüt bekam hier damals acht und keine zehn Punkte. Dem Debüt steht der zweite Streich allerdings in nichts nach. Der Release kommt übrigens als Digipak. ThEb (7)

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DEAD CAT IN A BAG
Lost bags CD
Viceversa Records/Halidon


Ein ausgiebiges Bad in Weltschmerz gefällig? Dann führt an diesem italienischen Ensemble kein Weg vorbei, denn "Wither" fusioniert Tom Waits, Nick Cave, Johnny Cash, Leonard Cohen und frühe MADGRUGADA zu einem Li-Fi-Trauermarsch inklusive Streicher, dem man sich schlichtweg nicht entziehen kann. Reichlich Reverb, vereinzelte Tex-Mex- und Balkan-Anleihen bereichern die kehlige, verlebte Stimme von Luca Andiolo um viele spannende Facetten. Musik bei der man auch mal ein Schifferklavier hört und in der immer reichlich Fernweh zwischen den Zeilen mitschwingt, wie zum Beispiel in "The gypsy song". Die vierzehn Songs haben definitiv internationales Format, soviel wird schnell klar. Düsteren, melancholischen Folkrock kann man eigentlich nicht besser machen. Wirklich ein grandioses Album, dessen Titeltrack "Lost bags" recht verstörend ist und beinahe an THE PAPER CHASE erinnert, aber ein Interlude als ein Song ist. Dafür sind "No lust left" und "Dawn" mit Trompete und Banjo dann wieder recht versöhnliche Songs. Einfach ein zeitloser Klassiker. ThEb (8,5)

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DEVIANZ
À corps interrompus CD
www.devianz.net


Es wäre eine schwache Rezension, wenn man versuchen würde DEVIANZ auf MUSE zu reduzieren, aber die Vocals von Bellamy und der hochkomplexe Anspruch an die eigenen Songs lassen MUSE zu einem dankbaren ersten Ausgangspunkt für DEVIANZ-Einordnungen werden. "Soleil d'encre" ist dann anhand des fantastischen Refrains eher was für Fans der FOO FIGHTERS, wobei durch die französischen Vokals eben alles etwas kryptischer ist und die Band obendrein auch noch das Kunststück vollbringt Vincent Cavavagh von ANATHEMA als gast bei einem Song im eigenen Klanguniversum unterzubringen. Die Band selbst beschreibt ihren Sound als Liebelei zwischen AT THE DRIVE-IN und PORTISHEAD, wobei Letztere ganz gut den weichen, erdigen Grundton von DEVIANZ einfangen und MARS VOLTA oder DREDG vielleicht sogar noch passender für den Prog-Anteil des zweiten Albums der Pariser stehen könnten. Ein leises, aber gigantisches Machwerk, denn obwohl man komplex agiert sind die 14 Songs einfach zugänglich und vergessen nicht Grooves zu integrieren. Ein Geniestreich! ThEb (8,5)

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DIRTY FINGERS/TRUTH IN BLOOD
Suck My Split CD
http://www.facebook.com/DirtyFingersBLC


Etwas gewagt, dass die beiden Bands sich auf der Split abwechseln, allerdings ist die Block-Lösung auch schon ziemlich abgedroschen. Also mal überraschen lassen, wie das Konzept so funktioniert. Nach dem Intro nehmen TRUTH IN BLOOD erstmal das Zepter in die Hand und legen mit ziemlich brachialem Hardcore mit echt fiesen Vocals los. Es wird also gekreischt, geröchelt und die tiefergestimmten Sechssaiter unterlegen die, für die Stimmbänder des Sängers, mehr als bedenkliche Vorstellung mit schleppendem Stakkato. Erinnert mich etwas an KICKBACK und ist sicherlich auch was für Fans von SCREAMIN SILENCE. Halt echt herb. DIRTY FINGERS, ebenfalls aus Charleroi, Belgien, gehen etwas old schooliger ans Werk und bauen auch mal 2-step Parts ein, die in uptempo Riffing gipfeln und können mit "That's shit" und "Not in my head" echt Eindruck schinden. Dass die Bands einem abwechselnd ihre Songs um die Lauscher knallen, funktioniert nach einer kleinen Weile der Eingewöhnung erstaunlicherweise erstklassig, denn sobald TRUTH IN BLOOD einen ihrer sehr geballten und brutalen Kracher hinter sich haben, lockern DIRTY FINGERS die Sache mit ihren schnittigen Riffs wirklich ganz gut wieder auf. Es gibt also viel Abwechslung, "Money" von DIRTY FINGERS vereint sogar eine Rap-Passage und ein Tapping, ohne dass man sich als Hardcore-Fan jetzt aufregen müsste. Ist eben gut gemacht. Die Texte, die man online lesen kann, sind ebenfalls okay. Sie behandeln halt HC-typische Themen wie Zusammenhalt, Respekt, aber eben auch Verrat, Abgrenzung und Medienmanipulation. DIRTY FINGERS sind hier echt der klare Gewinner und ich bin schon auf deren kommende Outputs gespannt, echt ! ThEb (6,5)

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GOLDEN REEF
Wolves Are Not Common
In Society Nowadays CD
Goldenreef.at


Wie bitte? Das hier ist schon das vierte Album dieser Band? Eigentlich schade, dass ich jetzt erst von dieser sehr britisch anmutenden Combo höre, die trotz der Inselaffinität doch einen sehr eigenen Stil hat, der merklich vom Timbre in der Stimme von Christoph Comper profitiert. "Down in the shadows" und "Hit the ground running" sind jedenfalls richtige Hitsongs, die eine dichte Atmosphäre aufbauen und auch was für Fans früher EDITORS sein dürften. Ein treibender Bass, Gitarrenleads mit reichlich Reverb und melancholische Melodien, alles wirkt einfach und reduziert, funktioniert aber vielleicht gerade deshalb, weil eben genügend Freiräume entstehen, alles organisch klingt und man nicht dem Bombast anheimfällt. Auch beim Umfang des Albums beschränkt man sich auf acht Tracks und schafft es so ein hohes Niveau zu halten. Ein unaufdringlicher Output mit großem Nachhall. Der Release kommt übrigens als Digi und auch das Artwork ist außergewöhnlich. Einfach ein sehr schönes Album, welches hier bestimmt nach des Öfteren erklingen wird. ThEb (8)

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GOLIATH
S/t LP
Go Down Records


Passenderweise ziert der Kampf von David gegen Goliath das Cover der italienischen Combo, die etliche Namensvetter hat, aber als einzige Band im Stoner-Rock-Bereich aktiv ist. Eigentlich kann man GOLIATH auch nicht als herkömmliche Gruppe bezeichnen, denn insgesamt waren hier 22 Leute involviert, und Marco Bortolotto rief die Combo ins Leben, da er als Drummer von MAYA MOUNTAINS (Stoner), JUDITH (Gothic) und TUNDRA (Black Metal!) anscheinend noch nicht ausgelastet war. Mit "Push forward", dem vierten Track auf dem Album, läuft sich das Kollektiv richtig schön warm, eifert KYUSS nach und merzt auch die Schwachstellen beim Gesang nach und nach aus, die Anfangs doch recht deutlich sind. Im Verlauf des Albums wechseln aber die Sänger beständig und so bleibt es spannend. "Grave of the cowboy" ist dann eher ein Seattle-lastiger Song mit einem starken Hillbilly-Flair und bei "Blackdog down" integriert man beim Gesang auch mal Spinnereien der Machart Patton. In Summe ist das Debüt von GOLIATH ein Album mit wenigen Höhepunkten, als da die genannten Songs, aber auch "Smoky boondocks" wären. Hätte auch auf eine schöne Single gepasst. Weniger ist eben manchmal mehr, aber da werden Bortolotto und ich wohl nicht auf einen Nenner kommen. ThEb (6)

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JOHNNY ON THE SPOT
Emma CD
Antstreet Records


Etwa ein halbes Jahr nach der Album-Appetizer-EP "Let Johnny Take Over" legen die Herren aus dem Raum Freiburg ein gesamtes Album mit reichlich Zündstoff nach. Skandinavischer High-Voltage-Rock wird mit AC/DC-Riffs und einigen nostalgischen Rock n' Roll-Elementen vermengt, so dass die elf Songs ganz beachtlich nach vorne gehen. Textlich kehrt Sänger Johnny Cigar ziemlich oft den großen Don Juan raus, was er aber mit einer gewissen Selbstironie macht und auch wenn ich "Another way to go" jetzt inhaltlich und musikalisch besser finde als "Arlene" so geht dieser inhaltliche Danko Jones-Abklatsch schon in Ordnung. Zu kritisieren gibt es an den Songs wahrlich nicht viel, denn sowohl das Riffing, als auch das Songwriting und die Produktion überzeugen, so dass JOHNNY ON THE SPOT bestimmt ihren noch ihren guten Ruf werden ausbauen können. Der größte Knaller allerdings ist, dass die Band in der Thankslist dem pick of destiny dankt. Das erklärt wie diese super Licks in "Proud to be loud" landen konnten. Ehrlicher, vor Testosteron triefender Hardrock, der mit allen Wassern gewaschen und wirklich extrem partytauglich ist. ThEb (7,5)

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MINOR UTOPIA
Withering In The Concrete CD
Stf Records


Nach zwei Demos hat das Trio aus Rostock nun eine Full Length mit satten dreizehn Songs fertiggestellt und schafft es selbst in Interludes wie "C'est la vie" eine cineastische Atmosphäre aufzubauen und erinnert mich durch den Punk-Einschlag und das recht androgyne Erscheinungsbild des Sängers doch öfters an AFI und Davey Havok. Gesanglich holt Michel(-le) das Ultimo raus, gibt sich mal metallisch als Heldentenor, shoutet aber auch mal ordentlich, oder nimmt das Tempo raus. Zwar kippt die Stimme auch mal, aber für ein Debüt sind die Vocals wirklich stark, da ist echt viel Potential da und auch das Songwritng überzeugt. Die im Info erwähnten Industrial-Elemente sind allerdings echt marginal. Wenn es allerdings klassischer Heavy Metal plus Punk sein darf, dann wird dieser Einstand überzeugen. In "Dead moon" gehen MINOR UTOPIA dann reduzierter zu Werke und lassen dafür mehrere Soli hören, was eben sehr der Abwechslung dient. "Hole in the sky" lebt von der Spannung, die durch den Wechsel von laut und leise entsteht und ist mit einer der reifsten Songs auf der Scheibe, aber kein SABBATH-Cover. Klar ist, dass mancher diese Band allein wegen der Dickinson-Affininen-Vocals nicht mögen wird, aber Talent hat dieses Trio und die Texte sind ebenfalls lesenwert, soviel steht außer Frage. ThEb (6,5)

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MÖRSE
S/t 7"/MCD
Eastrain Records/morsereigns.tumblr.com


Der beiliegende Flyer verkündet mir nicht ganz ohne einen gewissen Stolz, dass MÖRSE aus Frankreich was für Fans von TRAP THEM, UNKIND und EKKAIA seien und der zweite Song "Le bannissement" bestätigt eindrucksvoll, dass man sich selbst hinter TRAP THEM nicht verstecken muss. "Pour qui préside l'effroi" geht dann im Midtempo-Bereich ans Werk und wirkt echt heavy, weil die Drums mit einer solchen Wut bearbeitet werden, dass man meint das Material nachgeben zu hören. Ebenfalls sehr stylisch ist das Artwork geworden und da der Release von der Spielzeit eben mit achteinhalb Minuten typisches Single-Format hat, muss man eben sofort wieder beim ersten Song beginnen, was den Spaß aber nicht mindert. Ich bin gespannt auf die nächste Veröffentlichung dieses brutalen Hardcore-Outfits. Ein Must-Have! ThEb (8)

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THE NOSE
Blow CD
Gash Records


Laut Infoschreiben leitet sich der Bandname von Nikolai Gogols surrealer Erzählung "Die Nase" ab und ebenso verquer ist auch der Sound von THE NOSE. "Bobofied" ist beispielsweise eine schöne Hommage an die RAMONES, lässt aber auch an BLONDIE denken. "Paul is in the neighbourhood" ist dann vom Stil her noch etwas schräger, punktet aber mit den melodisch/schiefen PIXIES-Leads und ist eben recht eingängig. Die Vocals von Sängerin Ranita Rubia sind mal kantig, dann wieder gefällig und gerade dieses Wechselbad macht auch den Reiz des Albums aus. Ist gar nicht so einfach die Österreicher treffend zu beschreiben, da es eben ein ziemlich obskurer Sound ist, aber wessen Sozialisation in den Neunzigern stattfand, der wird hier vieles entdecken und so manches liebgewinnen. THE NOSE reizen das Spannungsfeld zwischen Punk, Wave und Indie gekonnt aus und man kann von diesem Album kaum genug bekommen, weil eben immer ein Überraschungseffekt lauern kann und die Aufmerksamkeit fordert. Schlichtweg ist es einfach wunderbar, wie es der Band gelingt charmant das Understatement zu pflegen und dabei ganz herrliche 3-Minuten-Perlen zu schreiben. Ein unheimlicher Grower mit absolutem Suchtpotential! ThEb (8)

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NOW, VOYAGER
Seas MCD
myspace.com/wearenowvoyager


Die ersten 30 Sekunden bieten destinguierten Brachialkrach, danach wird es atmosphärisch und man schafft vielschichtige Klanglandschaften, die zwischenzeitlich auch mal kurz in Pop-Appeal abdriften dürfen. Gegen Ende des ersten Tracks "The Surface" herrscht dann ohrenbetäubendes Feedback, welches in "Seas" übergeht und ganz melancholisch in Synthieklängen mündet. Woran ist man nun also bei NOW, VOYAGER? Also teilweise dominiert definitiv der Techmetal, GOJIRA und THE DILLINGER ESCAPE PLAN haben so ihre Spuren hinterlassen, wobei der belgische Fünfer auch gerne mal das Tempo zurückschraubt. Das Pianointro von "Foundations" führt in astreines Thrash-Riffing und das brutale Shouting von Nabil macht auch mal kurz Raum für Gesang, pendelt dann auch noch in spoken word-Gefilde, somit ist besagter Track der variabelste und zeigt, dass "Seas" der Vorbote einer beachtlichen Bandhistorie sein muss, denn hier stimmt vom Digi-Artwork bis zur Aufnahme, die in den Outhouse Studios in Reading, UK, gemacht wurde, wirklich alles bis ins letzte Detail. Der Rausschmeißer "Tabula Rasa" ist dann ein verträumter Song, der durch den späteren Einsatz von druckvollen Powerchords Hymnenhaftigkeit bekommt. Bloß nicht verpassen! ThEb (8)

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SOLEMN STATEMENT
God Whispers CD
Solemn-statement.de


Mein erster Gedankengang war sicherlich mit der Fragestellung verknüpft, wie ein Duo eine Metalband ans Laufen bringen soll. Keine Ahnung, wie sie es machen, aber die beiden Dortmunder kriegen einen ganz beachtlichen Bandsound hin, auch wenn die Drums sehr klinisch klingen, weil sie eben aus dem Drumcomputer kommen. "Perception", der dritte Track des Outputs überzeugt dann aber mit qualitativ gutem Songwriting und erinnert in seinen ruhigen Momenten mit den melancholischen Leadgitarren merklich an PARADISE LOST zur "Icon"-Ära, nimmt aber auch zwischendurch ganz gut Fahrt auf und hat dann eine gehörige Trash-Note. Der dritte Song "Empty space" erweitert das bisher Gebotene um eine weitere Facette, indem man zunächst sanfte spoken word-Vocals mit akustischen Gitarren fusioniert und schließlich melodische Leads sträut. Bereits an diesem Punkt haben SOLEMN STATEMENT eigentlich durch ihr eigenwilliges und charakterstarkes Songwriting überzeugt. Der Rausschmeißer "Voices from eht rehto edis" fordert dann nochmal die Trasher und beschließt das Debüt des Dortmunder Duos. ThEb (6,5)

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THIS APRIL SCENERY
Absence Makes The Heart Grow Fonder CD
Finest Noise Records/Radar


Schwungvoller Emocore musste ja leider den aktuellen Strömungen ganz gehörig weichen, aber wenn eine Band derart enthusiastisch ans Werk geht und auch etwas an THE GET UP KIDS erinnert, dann bietet es sich an anhand von ihr wieder mal die Vorzüge des besagten Genres zu entdecken. Was die Band wirklich kollossal von vielen anderen heimischen Emocore-Combos unterscheidet, ist die Tatsache, dass die ruhigen Momente meist nicht länger als eine halbe Minute andauern, dann zieht man das Tempo an und setzt schnell auf Powerchords, ohne dabei fragile Klimpereien ganz ad acta zu legen. Dass die Band im vierten Jahr ihres Bestehens ist, hört man "Absence Makes The Heart Grow Fonder" ebenfalls an, denn ob es nun das Outro von "Don't run away" mit seinen zerbrechlichen, JIMMY EAT WORLD-artigen Tonfolgen ist, oder der druckvolle Nachfolger "A teenlife crisis", der eher nach FURTHER SEEMS FOREVER klingt, alles ist ausgereift und bis ins Detail stimmig. Für Quereinsteiger ein dankbares Album, weil es die Vorzüge einzelner Emocore-Gruppen gekonnt verbindet, aber auch virtuos neue Elemente einbringt. ThEb (8)

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UHGAH WUGAH!
S/t MCD/7"
Eigenproduktion


Der Name sagt es schon, dieses Trio ist schräg und das Artwork ist schwarz-oranje, weil man eben aus den Niederlanden kommt. Noiserock mit etwas Funk lautet die Devise, wobei der zweite Track "Can't get you out of my head" insofern untypisch ist, da der Gesang streckenweise an Graham Bonnet denken lässt, was aber mal was anderes als diese Brüllerei ist. Das Wah-Wah-Pedal kommt immer wieder mal zum Einsatz und UHGAH WUGAH! setzen konsequent auf Midtempo-Songs. Weshalb die CD-Version jetzt einen Track weniger als das Vinyl hat, kann ich nicht begreifen, aber sei's drum. Das verquere Songwriting von "Song for a freind" klingt etwas nach NOMEANSNO zur "Wrong"-Ära und so kann man UHGAH WUGAH! definitiv einen aparten Stil attestieren und jeder, der etwas Spezielles sucht, sollte hier mal reinhören. Bin gespannt, was das Trio mit dem prägnanten Bass, Les Claypool lässt grüßen, als nächstes auf die Beine stellt. ThEb (6,5)

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USING BRIDGE
And I Will Be Heard CD
Go Down Records


Trotz der Tatsache, dass dieses Album bereits 2009 aufgenommen wurde und erst jetzt seinen Weg in den Plattenladen findet, sollte man der Band aus Rimini durchaus mal ein Ohr leihen. Schließlich kann ein Zweitwerk, dessen Vorgänger "Sha-Woah" 2004 erschien, mit fünf Jahren Reifephase nicht sonderlich unausgegoren sein. Die ebenfalls 2012 erschienene Akustik-CD, die einige Lieder des Debüts und zu gleichen Teilen auch Songs von "I Will Be Heard" umfasste, zähle ich bei den Veröffentlichungen jetzt mal nicht mit. Stilistisch verbindet das Quartett QOTSA mit frühen SOUNDGARDEN und STONE TEMPLE PILOTS. "Drop" lässt mich rein instrumental etwas an TEMPLE OF THE DOG denken und das Vibrato in der Stimme klingt stark nach PEARL JAM und Eddie Vedder. Eines ist aber schnell offensichtlich, sobald USING BRIDGE richtig warm geworden sind, lassen sie einen prächtigen Song nach dem anderen von der Palette rutschen, denn "In you", In me"" und "Fire" sind vom Songwriting einfach derart authentisch und ungekünstelt, dass man das Album mit dem Wüsten-Artwork schnell ins Herz schließt. Selbst das ROLLING STONES-Cover "Gimmie shelter" ist ein toller Track geworden, weil Frederico und Simone an den Gitarren einfach durchweg tolle Soli spielen und auch die psychedelische Seite des Songs hervorkehren. Einsame Spitze! ThEb (8)

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V.A. - The Finest Noise
Der Sampler Vol. 27
Finest Noise


Die aktuelle Compilation ist meiner Meinung nach bislang der beste Sampler aus der Finest Noise-Schmiede, denn schon mit den beiden Openern BLACK TEQUILA und BOMB WHATEVA? beweist man echt ein mehr als gutes Händchen, denn die Combos sind zwar eigenwillig, nisten sich mit ihren Songs aber schnell im Gehörgang ein. Des Weiteren stimmt dann die Zusammenstellung, die abwechslungsreicher kaum sein könnte. Man hört Postcore, Alternative, traditionellen Metal, Britpop und auch etwas Noiserock sowie deutschsprachige Tracks. Die Highlights sind ganz klar GLOWS, die mit Morrissey-Pathos ans Werk gehen und zugleich an frühe EDITORS denken lassen. AVAYOU zocken gefälligen Postcore und der skandinavisch anmutende Schweinerock von MIND THE GAEP weiß ebenfalls zu gefallen. Insgesamt 20 Songs, die von RIDE THE SNAIL, die in die Retro-Ecke gehen, und WE WALK ALONE herrlich beschlossen werden. Das Niveau ist echt erstaunlich, unbedingt mal reinhören. ThEb (7)V.A. - Zach Records Sampler

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V.A. - Zach Records Sampler
The Art Of Dancing Continued CD
Zach Records


Darf es etwas verschrobener sein? Na dann ist die Labelheimat von FANG DEN BERG genau die richtige Anlaufstelle, denn auf dem aktuellen Sampler von Zach zelebrieren diverse Bands aus dem Dunstkreis der österreichischen Noiserock-Avantgarde-Schmiede ihre schrägen, zutiefst dekonstruktivistischen Songs. Exempel gefällig? ÄFFCHEN UND CRAIGS basiert auf ein paar Keyboard-Akkorden, während in bestem Linzer-Akzent die Grenzsituationen des Lebens in einen hochpoetische Spoken Word-Ausflüg gepackt werden. In seinem Minimalismus schon wieder sehr faszinierend. TUMIDO & BULBUL lassen erstmal minutenlang den Bass scheppern und untermalen dies dann mit Störgeräuschen. Dann kommt ein Boogie, bevor Bernhard Geigl die "5 Zustände des Wassers" erörtert und man fragt sich, ob's eigentlich noch kauziger geht, hat aber eben als von Refrains überfütterter moderner Mensch auch irgendwo Sympathien für derartige Experimente. Wenn die Partygäste mal nicht gehen wollen, oder man mal wieder Grenzen der Musik ausloten möchte, ist diese Compilation jedenfalls goldwert. ThEb (6,5)