WITH LOVE, August 2014-Reviews

August 2014

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AT DEVIL DIRT
Plan B: Sin Revolutión Non Hay Evolutión CD
Bilocation Records/Kozmik Artifactz


Grunge und Stoner passen als Genres nicht erst seit BONEMAN hervorragend zusammen, was AT DEVIL DIRT hier am Köcheln haben, ist eine geniale Fusion aus MUDHONEY, TEMPLE OF THE DOG und fuzzy Stoner. Die Heaviness ist durch ultratiefe Gitarren garantiert und gesanglich liefert man eine grandiose Vorstellung ab und führt eben die Seattle-Tradition fort. Drei Alben in drei Jahren hat das Duo bisher auf die Stoner-Meute losgelassen und der Titletrack lässt sogar die Beat-Ära anklingen, "There is not a god or devil" versucht sich am Doom, mündet aber eher in Jahrmarktsmucke, das können andere Combos eindrucksvoller. Löblich hingegen ist das politische Bewusstsein der Chilenen, denn in "Caravan of death" thematisiert man institutionalisierte Verbrechen und Pinochet kriegt sein Fett weg. "The marching crowd" orientiert sich gesanglich dann total an Cantrell/Staley und so büßt man durch die durchweg ähnliche Stilistik auf die Dauer etwas an Überraschungseffekten ein, was schade ist. Fazit? Starker Auftakt, zwischendurch kleine Hänger und gegen Ende kommen nochmal zwei starke Songs, die an MAD SEASON erinnern. Inhaltlich spricht man sich gegen die Monopolstellung der Konzerne, was Resourcen angeht aus und aus der Stonerecke mal Politisches zu hören tut nicht weh. ThEb (7)

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CECILIA:EYES
Disappearance CD
ceciliaeyes.be


Atmosphärische Soundscapes und verträumte Songs sind die Spezialität der Belgier, die seit Herbst 2004 dieses Genre bedienen. Allzuviel passiert hier zwar nicht, aber man kann sich gedanklich mal gut ausklinken und einfach den esoterisch-akustischen Reisen der Band folgen. Fans von MOGWAI und SIGUR ROS dürfte es gefallen, allen anderen ist die dritte Full Length eventuell etwas zu monoton, wobei "Isolated shower" mit einer genialen Vintage-Gitarre aufwartet und daher auch seinen Reiz hat. Man muss eben diesee entschleunigte, sehr langsame Herangehensweise mögen. Meist vermittelt die Band auch eine düstere, melancholische Stimmung und leider klingt alles recht austauschbar, da viele Bands ähnliche Effekte benutzen, der Einsatz von unheimlich viel Reverb heißt eben nicht, dass man sich absetzt, da sind schon andere drauf gekommen, dass man damit Atmosphäre erzeugen kann. In "Reign" baut man dann Störgeräusche ein, die den Hörer fesseln sollen, aber eigentlich stört es nur, selbst, wenn man auf Noise steht, will man keine Frequenzunreinheiten, wie bei der Suche nach dem richtigen Sender im Radio. Durchwachsen. ThEb (5)

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John Garcia
S/t LP/CD
Napalm Records


Hat John Garcia nach dem großartigen VISTA CHINO-Album noch Pulver für ein Soloalbum? Nun, der fuliminante Opener "My mind" deutet schon an, dass der ehemalige KYUSS-Sänger durchaus zwei Alben in Folge realsieren kann, ohne an Zugkraft zu verlieren. Zwar fängt "Rolling Stone" dann, was das Riffing betrifft, unspektakulär an, aber sobald Garcia "if you leave me, I will kill you" singt und dann noch diese hypnotische Melodie vor sich hinsummt, ist man flugs Feuer und Flamme für den Meister, den man neben KYUSS noch von UNIDA, SLO BURN, HERMANO und VISTA CHINO kennt. "Flower" klingt dann auch etwas nach "Red" von UNIDA, aber hey, wer wird sich darüber beschweren? Die Riffs bleiben recht simpel, was aber den Vorteil hat, dass Garcia auf ganzer Linie glänzen kann. Als Gastmusiker hört man Tom Brayton und Mark Diamond von THE DWARVES sowie Nick Oliveri und, Luft anhalten, Robby Krieger von THE DOORS. Selbiger steuerte eine spanische Gitarre zu "Her bullets energy" bei . Die absoluten Highlights sind sicherlich der Opener "My mind", das fuzzige "The Blvd" und natürlich das recht persönliche "5000 miles" mit seinen Funk-Spengseln, sowie das deftige "The saddleback". Auch alle anderen Songs wie "His bullets energy", "Argleben" und "All these walls" stehen meinen persönlichen Faves in verdammt wenig nach. Das Album in seiner Gesamtheit ist einfach extrem gelungen und mitreissend. Von der Metaphorik über die Gesangslinien bishin zur Phrasierung, Garcia macht seinem Status als Wüstenkönig alle Ehre. Ja, der Gute hat's immernoch voll drauf. ThEb (9)

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THE GODDAMN GALLOWS
The Maker CD
Crazy Love Records


Musik von bärtigen Menschen, die im Gesicht tätowiert sind, ist eigentlich immer eine sichere Bank, wenn dann noch irische Einflüsse auf Redneck-Vibe und Punk-Affinität treffen, kann man sich entspannt zurücklehnen und einfach diesen apokalyptischen Cocktail aus AVAIL, Bob Wayne und THE TOSSERS genießen. Bisher leider noch nichts von THE GODDAMN GALLOWS gehört, aber "Load yer guns" sollte eigentlich zur Playlist in jedem Irish Pub gehören. Ein Banjo, der Upright Bass und das Waschbrett verleiht der Sache jedenfalls die notwenige Authenzität und die Outsider-Lyrics zünden hervorragend. Dies müsste die fünfte Full-Length der Combo sein, die seit 2005 auf Farmageddon in den Staaten veröffentlicht und das Mettmanner Label Crazy Love zeigt mit diesem Lizenzdeal wirklich Geschmack. Ursprünglich kommt die Combo aus dem Rust Belt bei den großen Seen, bewegte sich dann aber über Portland nach Kalifornien und lebte in besetzen Häusern und trampte viel, was ihrem Stil auch Nicknames wie "Hobocore" und "Gypsy-Punk" einbrachte. Jeder, der den genannten Bands etwas abgewinnen kann, muss sich dieses Album unbedingt holen, ist einfach Pflichtprogramm für Straßenköter. ThEb (8,5)

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HUMAN:END
Documents CD
STF Records


Im Booklet gibt es AMORPHIS- und HYSTERA-Shirts zu sehen und so kann man sich in etwa ausrechnen, dass dieses Trio in der Tradition dieser Bands steht. Zugleich ist der Gesang eher punkig und wenn in "Abrasive people" der Flanger im Hintergrund röhrt und die Drums industriell hämmern, kommt alles auch sehr wavig rüber. Man hört, wo die Band hinwill, leider ist dieser Punkt aber nocht nicht erreicht, denn alles klingt recht dünn, was aber auch an der minimalistischen Besetzung liegen mag. Sei's drum, der Stil der Band ist jedenfalls echt individuell und eigenwillig, so dass HUMAN:END sicherlich Fans finden werden. "God of apathy" deckt dann die Crossover-Ecke ab und integriert die beinahe schon typischen klaustrophobischen Passagen mit Fusiongitarre und schleppendem Hi-Hat und mündet dabei im Funk. "Deadends" kann zu geringem Maße den Charme von JOY DIVISION einfangen, entwickelt sich dann aber zu einem astreinen Black Metal-Song, wobei wieder die Produktion recht schwach ist. Coole Verknüpfung, aber irgendwie ist es noch nicht so tight, wie es sein könnte und das beim vierten Album, hmmm. ThEb (6)

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THE ICARUS LINE
Avowed Slavery MCD
Agitated Records


Ich kann mich erinnern zu "Mono"-Zeiten einzelne Songs der Band gehört zu haben und das damals wie heute sehr gut gefunden zu haben. Leider habe ich die Combo dann etwas aus den Augen verloren, was eigentlich schade ist, weil was die Herren aus Hollywood hier mit dieser EP vorlegen, ist aufregend. Dreckiger Rock n' Roll, MC5 meets BRMC und sicherlich sind THE ICARUS LINE auch dem ein oder anderen ein Begriff, schließlich ist die Band seit 1998 unterwegs. Das Cover deutet schon an, dass die aktuelle EP "Avowed Slavery" konzeptionell und soundtechnisch zu "Slave Vows" gehört, also dem Album auf welchem man sich eher straight gab und nicht so relaxed wie auf "Penance Soiree". Highlight der fünf Track EP ist sicherlich "Salem slims", welches es bisher nur live zu hören gab. Übrigens hat die Band auch schon auf dem Roadburn gespielt und wer mal den begabtesten Nachwuchs-Iggy-Pop sehen möchte, muss sich die Liveauftritte von TIL reinziehen, einfach eine Rampensau vor dem Herrn, der Fronter. Wenn man sich auf zehn coole Bands festlegen müsste, die man fortan nur noch hören darf, dann sollten THE ICARUS LINE dabei sein. ThEb (9)

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I WILL KILL YOU
Extrema Putreractio CD
Inverse Records


Black Metal aus Italien, der Dank der Vocals ziemlich auf der CRADLE OF FILTH-Schiene landet, aber auch skandinavische Tugenden aufgreift. Das Intro aus der italienischen Fassung des Paten ist ein grandioser Einstieg und auch wenn die Produktion recht undergroundig ist, macht dieses Geholze schon Spaß. Auch "Ante Mortem" wird mit einem theatralischem Intro eröffnet, diesmal ist es ein Klavier, welches den Spannungsbogen generiert, die süßliche Melodie wird dann aber von fiesen Screamqueen-Schreien zerrissen, grandios. Ein weiteres Highlight ist das DISMEMBER-Cover von "Casket Garden" selbst wenn man sich damit keinen Gefallen tun kann, warum nicht mal den Ideengebern Tribut zollen. "Die" ist ein Akustik-Interlude und auch wenn mancher Deather die Nase rümpfen wird, ist ja nur eine kurze Verschnaufpause anschließend wird wieder mit Minimum 140 bpm losgerifft und gerne mal auf 260 bpm erhöht. Grind on... ThEb (7)

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MICHAEL LANE
Sweet Notes CD
michaellanemusic.de


Schönstes Gitarrenpicking trifft auf Michaels hohe Stimme und dabei entsteht eine Fusion aus Reggae und Singer/Songwriter, zumindest erinnern die Vocals an Bradley von SUBLIME oder auch an den Surfer Jack Johnson In "Beneath the balsam tree" nimmt Lane wieder diesen tropischen Vibe auf und damit generiert er einen besonderen Stil. Simon and Garfunkel könnte man auch als Einfluss durchgehen lassen, besonders in "Before I got to sleep tonight" und "Her love" erinnert seine Stimme an Art Garfunkel. Auf Drums oder andere Instrumente verzichtet der Ex-DSDS-Casting Musiker völlig, aber seine Stimme vermag den Raum ohnehin zu füllen. Auch wenn es Anlaufschwierigkeiten gab, mittlerweile hat sich das Album doch in die Gehörgänge eingenistet. Wer jetzt Musik für stille Momente erwartet liegt goldrichtig, aber durch die harmonischen Texte, die eigentlich immer eine positive Perspektive auf die Dinge haben, schlägt Lane anderen Singer/Songwritern ein Schnippchen. ThEb (7)



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OCEAN CHIEF
Universums Härd CD
I Hate Records


Gegründet haben sich die Schweden bereits 2001 und nach eigener Aussage spielt man Musik, die von BLACK SABBATH und SLEEP inspiriert wurde. Da wird sicherlich niemand meckern. Das erste Unikum an OCEAN CHIEF wäre aber, dass die Band aus Mjölby tatsächlich auf Schwedisch singt und damit etwas, was BURNING SAVIOURS und HORISONT immer wieder mal austesten, auf Albumlänge durchzieht. Musikalisch gesehen gibt tatsächlich es eine Fusion aus Slo-Mo-Gitarren, grungelastigem Gesang und Songs die meist über zehn Minuten dauern, aber trotzdem echt abwechslungsreich sind. Das Quintett gibt sich jedenfalls auch in "Oändighet" alle Mühe komplex zu arrangieren und fusioniert gerne Fuzz-Riffs mit Doom, als auch mit Psychedelia. Drummer Tobias Larsson liefert nicht nur eine Galavorstellung an den Drums mit Jazz-Chops, sondern singt auch noch nebenbei. WTF? Der Gesang ist dabei immer recht heavy, "Urtiden" geht in Richtung CROWBAR/Kirk Windstein, aber der gesamte Song ist ähnlich räudig, also passt es. In "Frihet" finden schaurige Melodien aus dem Synthie ihr Counterpart auf der Gitarre und man wird sich so langsam gewahr, dass OCEAN CHIEF wirklich die Speerspitze darstellen, wenn es darum geht Stoner, Psych und Doom zu verbinden. Ein geniales Album. ThEb (8,5)

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RACER CAFE
Heavy Music Inside MCD
Red Cat Records


Erinnert mich etwas an die Fusion-Mucke von Alex Hutchings und integriert auch deutliche Prog-Aspekte im Gesamtsound, so dass Fans von STEVE VAI und DRAGONFORCE ihren Spaß haben dürten, die Musik ist allerdings rein instrumental, aber das fällt eigentlich gar nicht groß ins Gewicht. Die beiden Gitarristen Gianni Rojatti und Giacomo Castellano liefern sich jedenfalls grandiose Duelle und auch wenn der Sound mir stellenweise eben echt zu clean und nicht organisch genug ist, sind hier Gitarrengötter am Werk, die mit ihrer 4-Song-EP wirklich die Messlatte etwas anheben, was Prog-Fusion angeht. In Summe Pflichtprogramm für Fans von Fusion, wie ihn eben Hutchence macht, hier wird soliert, bis der Arzt kommt und das in einer Perfektion, die wirklich beeindruckend ist. "Artefackts" überzeugt zudem noch mit einigen Slow-Blues-Passagen, hat aber auch Metal-Momente. Hammer. ThEb (8,5)

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MOJO JAZZ MOB
Still Hunting CD
Set A Light


Das Sextett aus Westfalen hat trotz des Namens nichts mit Jazz zu tun, sondern spielt auf seinem dritten Release geradlinigen Indierock mit Punk-Affinität und Hardcore-Elementen. Zumindest in "Shitluck", bevor dann in "Bullheaded" und "Hordak" der Metalfaktor hochgeschraubt wird, denn dort greift die Combo auf Twin-Guitars zurück und huldigt gewaltig Adrian Smith und Dave Murray. Erwartungshaltung mehrmals trefflich durchkreuzt, würde ich sagen. Einziges kleines Manko ist hin und wieder der Gesang, denn obwohl in "Off the beaten path" wunderbare Melodien aufgefahren werden und man sich an GENESIS erinnert fühlt, kommt irgendwann eben der Moment, in dem die Perfektion deshalb aussetzt. "Bullheaded" geht dann eher in die BOY SETS FIRE-Ecke und ist ein Hammertrack. In Summe ein tolles Album, welches eigentlich direkt neben "After The Eulogy" in Plattenregal gehört. "The hunter's legacy" versprüht dann einen Stoner-Vibe, bleibt aber etwas hinter den Genregrößen zurück, obwohl man schon des Öfteren an UNIDA denken muss. In "Instruktion for a better life" wird man dann auch kurz mal erzieherisch tätig, aber insgesamt bleibt man ziemlich auf Distanz, was Ratschläge angeht und bleibt auch jedweden Phrasen fern. Ein grandioses Album. Die Band wird von sich reden machen, soviel steht fest. ThEb (8,5)

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SIBERIAN
Modern Age Mausoleum CD
Gaphals


Wenn eine Band sich nach Huskys benennt, darf man zurecht schwedische Präzisionsarbeit erwarten, die textlich oft wie in "Paragon" apokalyptisch daherkommt, wenn man Sätze wie: Pray for a new world order, pray for a hole in the sky to open wide..." mit derbstem CULT OF LUNA-Geröchel/THE HAUNTED Shouting unterstreicht und gegen Ende zuspitzt, bis Neurot Records nicht mehr weit sind. Donnernder Bass, atmosphärische Gitarren, monumentale Riffs, SIBERIAN, die bisher SHRINE hießen, kombinieren Dinge, die so nicht unbedingt alltäglich sind und sorgen immer für reichlich Tempiwechsel. In "Birthmarks" fusioniert man die Chaotik von CONVERGE, BOTCH und THE DILLINGER ESCAPE PLAN mit der Heaviness von MASTODON, was sicherlich zur Abwechslung beiträgt, denn die Verbindung von Trash und Sludge ist recht innovativ. Aufgenommen wurde von Joona Hassinen, der schon bei YEAR OF THE GOAT und OCEAN CHIEF an den Reglern saß, das Artwork stammt von Matthias Frisk, seinerseits verantwortlich für Cover von GHOST B.C. und so darf man ruhig von einem Gesamtkunstwerk sprechen. Dem schönen Digipak liegt übrigens eine Downloadkarte bei. Gefällt. ThEb (8,5)

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TYRED EYES
Elevator CD
Gaphals


Das surreale Cover deutet es schon an, dieses Quartett aus Schweden um Sängerin Joanna Hellqvist, die sich die Sangespflichten mit Martin Toresson teilt, ist verträumt und ätherisch. Auf dem zweiten Album verbinden sich Wohlklänge mit subtilen Noiseelementen, so dass man besonders bei "Marble Homes, Granite Banks" und "Cordoba" an "Dirty" von SONIC YOUTH denken muss. "Deer Hunter" hat einen genialen THE LIBERTINES-Vibe, behält im Hintergrund aber die atmosphärischen Gitarren bei und dadurch dass man dem Song ein typisches Pete Dorothy-Melodielinien-Solo spendiert, kommt man der Genialität von THE LIBERTINES recht nahe. Diesen recht alternativen Einflüssen stehen sehr popaffine Songs wie " Moonlight escapade" und "The Mountaineer" gegenüber, die in Schweden auch gut im Radio laufen könnten und dies wahrscheinlich auch tun. In Summe ist "Elevator" ein brilliantes Indierockalbum mit Hang zu Noiseparts sowie frischen Gesangsmelodien, die dadurch, dass hier zwei Stimmen zu hören sind, richtig spannend werden. Das Digipak kommt mit Downloadcode, Vinyl gibt es bei Bedarf in gelb und wenn man Indie mit Punk- und Popaffinität schätzt, kann man hier einen Glücksgriff tätigen. ThEb (8,5)

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UNITED NATIONS
The Next Four Years CD
Temporary Residence


Geoff Rickley von THURSDAY hat seit 2005 dieses Projekt am Laufen und huldigt damit Powerviolence sowie REFUSED. Mit dem Erfolg von seiner Hauptband scheint lediglich der Terminplan gelitten zu haben, denn obwohl man seit 2008 nichts mehr von UN gehört hat, überzeugt das neue Material. Wer Rickley gerade aktuell flankiert, ist soweit nicht bekannt, da die Mitglieder alle vertraglich gebunden sind. Allerdings sind anscheinend Jonah Beyer von THE LOVEKILL und Lukas Previn von ACID TIGER dauerhaft mit von der Partie. Interessant ist vor allem die inhaltliche Ebene, denn Rickley kritisiert die Allgegenwärtigkeit von Konsum und Aphathie. In "Between two mirrors" wird einfach mal munter drauflosgedroschen und obwohl die Bands aus den 80ern/90ern das wesentlich brachialer draufhatten, will man bei Songs wie "Fuck the future" keinesfall rummäkeln, denn wenn ein Lied, das eine Minute dauert nicht Hardcorepunk ist, dann weiß ich auch nicht. Produktion ist so la la, Cover und Texte liegen leider nicht bei, aber das was man dechiffrieren kann, macht Eindruck. Hat seine Höhen und Tiefen und zwischendrin einige große Momente wie "Revolutions at Varying Speeds". Man setzt sich etwas zwischen die Stühle mit dem Release, denn für Fans von THURSDAY ist er eigentlich zu rough, für Hardcore-Leute recht zugänglich, aber Menschen in der Grauzone dürften hiermit echt zufrieden sein. ThEb (7)

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ADRIAN WEISS
Easy Game CD
http://adrianweiss.bandcamp.com


Der virtuose FORCES AT WORK- und GLORYFUL-Axeman hat mit seinem zweiten Soloalbum nochmal etliche neue Facetten an sich entdeckt und so hört man neben seinen brillianten melodisch-entrückten Soli auch das ein oder andere Gunners-Riff. Selbst ein slow-Blues hat sich mit "Aim to please" auf diese Technikerplatte eingeschlichten, so dass DRAGONFORCE-ähnliche Songs wie "Instant Relief" mit allerhand Unmetallischem kontrastiert werden, ohne dass dabei die Stimmigkeit verlorenginge. Als Gäste hört man Thorsten von GUT, Christian Muenzer von OBSCURA, der auch Sequenzen von NECROPHAGISTs "Epitaph" eingespielt hat. Des Weiteren fanden Demian Heuke, Jens Basten, Mischa Lenz, Jens Krüger und Vito Papotto, Jens Schäfer und Manuel Franken plus Tim Schulte ihren Weg auf das Album. Die Stammbesetzung sind aber Lars Zehner und Marcel Willnat. Der Erstling "Big Time" war ja wirklich schon genial, aber was Weiss in "Hacienda" abzieht, ist einfach far out ... THE SHADOWS meet EXTREMEs Nuno Bettencourt sozusagen. "Camel's dance" greift arabische Klänge auf (NILE lassen grüßen) und insgesamt setzt Weiss mit diesen 12 Tracks ein Ausrufezeichen hinter sein bisheriges Schaffen. Fans von Progrock, Metal und der hohen Kunst des Gitarrenspiels sollten sich "Easy game" unbedingt holen ... tune in, drop out! ThEb (8,5)