WITH LOVE, March/April 2012-Reviews

APRIL 2013

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BERNAYS PROPAGANDA
Forbidden Planet CD
Moonlee Records


Auf ihrem dritten Album tut die mazedonische Combo genau das, was sie am besten kann, nämlich ordentlichen Noiserock spielen und ihn mit politischen Texten kombinieren. Die Vocals von Kristina waren früher nicht immer leicht zugänglich, aber inzwischen geht die Tendenz in Songs wie dem Titeltrack "Forbidden planet" oder "Until the cross puts it out" schon etwas in Richtung Reduktion. So wird die New-Wave/Postpunk-Band, in der auch einige Mitglieder von XAXAXA aktiv sind, immer verträglicher. Die Texte sind auch auf dem aktuellen Longplayer einfach lesenswert und deshalb liegen auch Übersetzungen bei. Da die Vocals auf Mazedonisch gesungen werden, ist es sicherlich auch eine gute Idee etwas Komplexität rauszunehmen und sich auch mal an englischen Songs zu versuchen. "Ordinary Toys" erinnert frappierend an frühe PRETTY GIRLS MAKE GRAVES und insgesamt merzt die Band mit diesem Longplayer einige der Schwachpunkte der bisherigen Alben aus. Der Rausschmeißer "Bread and games" ist ein weiteres Traktat gegen "demo(n)cracy" und mit seinen Free-Jazz-Improvisationen auf dem Saxophon überschreiten BERNAYS PROPAGANDA auch deutlich alle Genrekonventionen. Die Band hat einen ambitionierten Tourplan aufgestellt und wird neun Wochen unterwegs sein. Wer die Chance hat, sollte sich die Combo mal live ansehen. Ihr bisher bestes Album ! ThEb (7)

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BLACKESTDAWN
We Are Legions CD
Metal Blanc Media


Wie schon der Vorgänger "Soulgrinder" glänzt auch die aktuelle Scheibe des zum Sextett angewachsenen Killerkommandos wieder mit einem fantastischen Artwork von Matthias Bäuerle/Season Zero und sticht damit so manches Majorwerk locker aus. Musikalisch gibt es besten, traditonellen Metalcore, wie man ihn seit über einer Dekade von geografisch benachbarten Bands kennt. Die Rede ist hier natürlich von HEAVEN SHALL BURN und MAROON, wobei letztere irgendwo variabler sind und somit eher als direkter Vergleich taugen. Ist auch keinesfalls zu hoch gegriffen, denn vom Intro, über Piano-Interludes bis hin zu den SLAYER-Leads in "Centuries of blood" stimmt hier wirklich alles. Gesanglich darf wie bei ZAO reichlich geröchelt werden, aber auch traditionelles Shouting kommt nicht zu kurz. Mit "At the gates of demise" gibt es dann sogar einen MAROON-Coversong. Wenn es mal wieder richtig derb und trotzdem varibel und innovativ zugehen soll, dann liefert "We Are Legions" selbst Fans amerikanischer Größen eine beachtliche Abreibung. Holy shit. ThEb (8,5)

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DEVIL'S RAGE
Rise Of Insanity CD
M&O Music


Herrlich origineller Death Metal, der das moderate Tempo einiger schwedischer Combos aufgreift und eindrucksvoll zeigt, dass man durchaus auf der Gewinnerseite ist, wenn man langsam zu Werke geht. Damit die Produktion dann auch zum Stil passt, hat man Mats Lindfors vom Cuttingroom Studio in Stockholm für's Mastering rekrutiert. Man kann gar nicht oft genug betonen wie exzellent es dem Quintett gelingt den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, mal mit Melodeath-Leads, dann wieder mit Drum-Sperenzchen. Am Ende steht definitiv die Einsicht, dass guter Death Metal nicht tausend Akkordwechsel benötigt und die Band mit ihrem Fokus auf guter Rhythmik auf Dauer bestimmt viele Metaller wird überzeugen können. Mit der allgemeinen Überladenheit und dem hohen Dauertempo stehen so langsam ja sicher einige leute auf Kriegsfuß. Die Texte Von DEVIL'S RAGE sind recht tradtitionell, da darf Odin ein Gastspiel geben und Schwerter werden ebenfalls geschwungen. Wem das inhaltlich nicht passt, der darf sich gerne auf Alternativen verlegen, aber Schwedenmetall ohne Quorthon-Referenzen und genretypische Themen ist halt nicht. Coole Scheibe und vor allem sehr eigenständig. ThEb (7)

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ENCYPHER
3 rd Eye Supernova CD
Finest Noise/Radar Music


ENCYPER aus Bitburg spielen traditionellen Crossover, der durch Grooves und DISTURBED/SYSTEM OF A DOWN-Vibes glänzt, wagen sich zugleich aber auch in Mainstream-Rock-Gefilde vor, da man schon den ein oder anderen eingängigen Refrain einbaut. Die drei ersten Songs "White lies beneath", "The messenger" und "Face your ghosts" zünden jedenfalls recht schnell. Die Produktion knallt und die beiden Gitarristen haben ein Händchen dafür den melodiereichen Stil den Seventies mit der Heaviness aktueller Bands zu verbinden. Die Band könnte wirklich aus den Staaten kommen, denn die Herangehensweise ist insgesamt recht poliert und eher untypisch für europäische Bands, die sich ja meist konsequent einem Genre widmen. Bei ENCYPHER ist diese Trennung nicht zu finden, denn neben Samples, Powerchord-Metal-Riffing und einigen Industrialelementen hört man auch die Vorliebe für Blues-Rhythmusgitarre raus. Gesanglich erinnert der Titeltrack "Supernova" dann etwas an Dark Wave-Combos und die Orchestrierung tut ihr Übriges. Gegen Ende des Albums landet man dann zwar eher im Mainstream-Rock, liebäugelt aber konsequent weiterhin mit Crossover-Elementen. Geht zwar konsequent an aktuellen Strömungen vorbei, hat aber schon Format. Das Artwork wird der Klasse des Albums allerdings nicht ganz gerecht. ThEb (6,5)

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DIRTY SOUND MAGNET
What Lies Behind CD
Phénix Records/New Music Distribution


Retrorock erlebt gerade ein sagenhaftes Revival und DIRTY SOUND MAGNET aus der französischsprachigen Schweiz haben unter Garantie genügend MOUNTAIN-Platten im Regal, um reichlich beizusteuern. "Heavy Hours" ist eine Heavy-Blues-Nummer mit Slide-Gitarre und selbst wenn die Lyrics thematisch etwas dünn sind, überzeugt der Song mit seinem eingestreuten akustischen Fingerpicking, den LED ZEP-Tributevocals und den authentischen Blueslicks. "Mike's Awakening" legt noch eine Schippe drauf und haut in die BLACK MOUNTAIN-Kerbe, ist also eher bandorientiert und nicht riffbasiert. Insgesamt kommt man völlig ohne Orgel aus und setzt sich dadurch ab, dass man sich eben auf knochentrockenen Rock ohne Hammond eingeschossen hat. Alles in allem sind die neun Tracks eine sichere Bank für BLACK CROWES-Fans und jeder, der seventieslastige Musik mag, sollte DIRTY SOUND MAGNET mal antesten. Die Band klingt einfach ungekünstelt und "What Lies Behind" dürfte nicht lange ein Geheimtip bleiben, dafür ist das Album viel zu gut. ThEb (8)

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DROWN MY DAY
Confessions CD
Noizgate/Rough Trade


Wieder ein Paradebeispiel für einen moralischen Zwiespalt, denn was die Band aus Polen rein musikalisch zu Wege bringt, hat schon Finesse, aber einige der Texte sind echt dümmlich. Klar, dass Death-Metal und Mord sich rein thematisch gut zu ergänzen scheinen, ich will das aber trotzdem nicht lesen. Interessiert mich einen Scheiß. Was soll außerdem der ganze Nihilismus? Richtet euch meintwegen gegen Staat, Religion und Umweltverschmutzung, aber blanker Menschenhass um seiner selbst Willen ist doch fehlgeleitete Aggression. Um der Verallgemeinerung vorzubeugen muss ich sagen, dass "Dr Raus" und "Hoichi the earless" von den Lyrics her schon in Ordnung sind, aber das Gros ist echt Panne. Technisch ein tadelloses aber etwas monotones Deathcore-Album, welches vor allem durch fantastische Fretflitzerei an den Gitarren überzeugt. Die Beatdowns und das derbe Shouting machen "Confessions" zu einem 10-Track langen Geholze, da helfen die NEWBORN-Leads wenig und so bleibt vor allem der Eindruck, dass er Fünfer sich gehörig hinter seinen Hasstriraden und der harten Mucke versteckt. Was eigentlich schade ist, weil gerade die Melodeath-Leads kreativ sind und der Drummer sich echt beständig abarbeitet. Fazit? Vielleicht einfach mal authentischere Texte schreiben? ThEb (4)

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EIBON
II CD/LP
Throatruiner Records


Ein Kriegsgemälde von Otto Dix auf dem Cover und zwei 20 minütige Sludge-Nackenbrecher machen die zweite Full-Length der Pariser Combo nicht unbedingt zu leichter Kost, aber aufgrund des moderaten Tempos passiert hier wirklich einiges, selbst wenn Vocals vor Minute 13 eher Magelware sind, aber dafür geht "The Void Settlers" schön psychedelisch-brachial vor und dürfte MASTODON-Fans durchaus gefallen. Die verbleibenden 7 Minuten darf dann auch brutal geshoutet und fies geröchelt werden, Feedback und zyklisches Riffing inklusive. Doch, EIBON stechen schon deutlich aus der Masse an Bands hervor. "Elements of doom" vermag es das Ganze dann auch noch zu toppen, da der Sänger schön röchelt, während die Gitarren schleppend dröhnen und der Drummer sich abarbeiten darf. Ein monumentaler Song, der langsam zunehmend atmosphärischer wird und dann in ein Black Metal Inferno der Marke NACHTMYSTIUM bzw DARKTHRONE mündet. Oha. ThEb (7,5)

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FRAGMENT.
Temporary Enlightenment CD
opn.fr


Das Digipak offenbart, das die acht Songs von Thierry Arnal stammen und er sie auch selbst produziert hat. Darüber hinaus gibt der liebe Thierry wenig von sich Preis, denn seinen atmosphärischen Songs liegen keine Texte bei und Bilder hat er sich auch verkniffen. Recht geheimnisvoll. Also direkt ans Eingemachte. Die neun Songs sind wie im Falle von "From this moment" schöngeistige Oden an die Traurigkeit und erinnern an PEDRO THE LION, SOPHIA und ähnlich gelagerte Projekte. Entschleunigung und Wohlklänge sind ausgesprochene Ziele bei der ganzen Angelegenheit und so steht oft die Akustische und Thierrys unaufdringliche Stimme im Zentrum. Aktiv ist Thierry seit 2006 und dies ist beileibe nicht sein erster Release, eine LP und etliche EPs sind bereits erhältlich und das hört man der Sache auch an, denn "Shield" ist ein sphärisch-droneartiger Ausflug, dem der Mastermind verträumte Vocals spendiert. Alle acht Songs sind zwar recht schleppend, aber es gelingt Arnal stets den Spannungsbogen zu halten. Die Einflüsse sind, wie gesagt, vielfältig, THE GLORIA RECORD, JESU und ZERO ABSOLU finden ebenfalls Anklang und ich bin mir sicher, dass dieses schlicht anmutende Album hier noch des Öfteren zu hören sein wird, denn FRAGMENT. gelingt das Kunststück emotional zu sein ohne dabei Heaviness vermissen zu lassen. ThEb (7,5)

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GO FOR IT
Misanthropy CD
District 763 Records


Traditioneller Hardcore wird mit Sicherheit u.a. im Ruhrpott noch mit dem richtigen Spirit gespielt und GO FOR IT kommen genau dorther. Das Artwork greift die Covers von CATTLE DEPRIVATION auf und so darf das Wild eben mal das Menschlein verspeisen. Wohl bekomm's. Das Songwriting orientiert sich eher an Mid-Tempo-Bands und die Vocals sind schön geshoutet. In "Payback" wird die umweltpolitische Agenda der Band nochmal klar betont und dass man auch mal melodischer werden kann sowie gesprochene Vocals ausstreut, dient ganz erheblich der Abwechslung. Fans von S.O.I.A, CIV oder H20 müssten hier ganz gut auf ihre Kosten kommen, ist eben recht NYC-lastig. Schönes Album, wichtige Message. ThEb (7)

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GLIDING SOUL
Travelling With Mr. Who MCD
Glidingsoul.free.fr


Crossover? Lange nichts aus dem Genre gehört. GLIDING SOUL verbinden eingängige Vocals mit recht radiokompatiblen Strukturen, gönnen sich aber auch den ein oder anderen DISTURBED-Part. Genügt vielleicht nicht ganz dem Härtegradansprüchen des überzeugten Underground-Fans, andererseits ist das Quartett vom geschäftlichen Aspekt her gesehen komplett unabhängig und die EP hat auch keinen Strichcode. Dem glatten Einstieg "Oceans" folgt das recht knallige "The Submissive" und wenn man dann den dritten Track "Double Trouble" gehört hat, zeichnet sich doch eine stärkere Tendez ins Proglager ab und ohne die gelegentlichen Rap-Fragmente könnte man GLIDING SOUL auch ins GOJIRA-Camp subsummieren, aber die fünf Songs dieses Einstandes bieten eben auch melodische Passagen und Crossover-Facetten. In "Double Trouble" bleiben diese Einflüsse aber marginal, meist bemüht man sich darum entweder durch Rhythmik zu glänzen oder anhand von innovativen Arrangements. Man kann schon sagen, dass "Travelling With Mr. Who" gehörig Potential offenbart, denn einige Post-Grunge Elemente sind ebenfalls zu finden. Ein würdiger Abschluss ist dann "Throes of obsession" mit seinen prägnant-gekonnten Gesangspassagen und der erneuten Paradevorstellung der Rhythmussektion. ThEb (6)

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KARMA ZERO
Architecture Of A Lie CD
Ultimhate Records


Hinter dem unscheinbaren Artwork versteckt sich ein fieses Monsteralbum mit massig Pig-Squeals, THE HAUNTED-Riffing und Hardcore-Trash-Spirit. Trotz der Brutalität und den druckvollen Gitarren stellen sich selten Ermüdungserscheinungen ein, da die Band hier eben ihr Debüt abliefert und demnach noch mächtig Power hat. Die meisten Songs verfolgen zwar mit der starken Grooveorientierung, dem moderaten Tempo und dem derben Shouting das selbe Schema, aber einzelne Tracks können durch Eigenheiten und Details durchaus für sich selbst stehen und funktionieren auch isoliert. Von den Arrangements her ist das französische Quintett eher komplex, was aber auch bedeutet, dass man lange was von den elf Songs haben wird. Highlights des Albums sind "Frozen" mit seinen mächtigen Stakkato-Passagen, der dissonanten Gitarrenspur, die für atmosphärische Tendenzen sorgt und "Death inside" mit seinem prägnanten Refrain. Ein gradliniges, kompromissloses Trash-Album, welches ebenso hätte aus Skandinavien stammen können. ThEb (7)

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BEN MARTIN
The Endless Stream Of Everything CD
Violet Noise Records


Easy-Listening ist so eine Floskel, die unweigerlich auftaucht, wenn man die beschwingt gut gelaunten Songs von Ben Martin erstmalig hört. Neben Ben Martin waren um die 15 weitere Akteure mit involviert und so darf man Trompeten, Orgel und Percussion erwarten, die den teils jazzigen Songs noch zusätzlich Farbe geben. Des Masterminds Stimme verleiht "Cracks", einem Song, der Funk-lastig daherkommt, eine unaufdringliche aber markante Aura und die Bläserarrangements auf dem Album sind ebenfalls beachtlich. "Melody" startet melancholisch, übt sich in Oktavsprüngen und die Band nimmt auch etwas das Tempo raus. In Summe darf man wohl sagen, dass dieses Album eine Kombination aus Britpop mit Jazz ist und damit für Rockfans vielleicht etwas zu seicht sein könnte, aber das Handwerkliche spricht für "The Endless Stream Of Everything". Ist aber schon ziemlich idyllisch, das alles. Das sechste "Soloalbum" von Ben Martin, der sich nebenbei auch bei I AM CEREALS und BLACK RIDERS verwirklicht, kommt als three panel digipak und ist komplett diy. Schön. ThEb (6,5)

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MAUDLIN
A Sign Of Time LP
Moment Of Collapse/Broken Silence Records


Bereits seit 2004 sind MAUDLIN aktiv und das Innovative an den Songs der Combo sind sicherlich die psychedelischen Parts. In "A perfect sky of black" hört man beatleske Melodieführungen und zu aller Überraschung wird dann noch ein Zacken zugelegt und das ganze Riffing geht etwas in Richtung CATHEDRAL. Später gibt es Twin-Gitarrenleads und Bombastriffs, also ein recht breit angelegtes Album. Gesanglich machen sich diese Belgier ziemlich viele Gedanken und brechen aus dem Screamo-Schema aus, indem meist wirklich gesungen wird, ohne dass es jetzt zu seicht klingen würde. "Become minutes" wird von Reverb-Schwaden eingeleitet und bietet an der Gitarre reichlich Film-Noir-Leads. Erinnert etwas an MADRUGADA. Eben ein coole Fusion aus Stoner-Versatzstücken und Psychedelik. Der rote Faden mag manchmal etwas abhanden kommen, aber das macht macht man eigentlich aber mit Facettenreichtum wieder wett, so überzeugt "Chasing shades" mit seinem diabolisch-doomigen Riff und auch die Vocals sind wieder ziemlich unberechenbar. MAUDLIN ist hier was ganz Eigenständiges gelungen. ThEb (7,5)

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MUDWEISER
Angel Lust CD
Head Records


Sleazy Southern Stoner Rock mit recht abgefahrenen aber erstklassigen Texten und brillianten Riffs, die jeden Fan des Genres überzeugen dürften. Müßig das nun mit aktuellen Bands zu vergleichen, den Jungs aus Montpellier gelingt aber eine tolle Synthese aus rohen Seventies-Riffs, charismatisch-verlebtem Gesang, der in "Dead point" sogar etwas an den frühen Wino denken lässt. "Blackbird ist dann ein entspannter Cajun-Ausflug, "Chuck a luck" brilliert mit dominatem Bass sowie düsterem Iommi-Gitarrensound während Sänger Reuno nochmal alles aus seiner Charakterstimme rausholt. Mit "Foreplay" spendiert die Band "Witch song" ein psychedelisches Intro mit Classic-Rock-Referenzen und tritt darin auch gleich ein epochales Solo los. Das Cover von THE MOODY BLUES ist eigensinnig und daher auch okay, aber nicht das eigentlich interessante an diesem Album, denn die eigenen Songs von MUDWEISER sind einfach zu gut, als dass man sich an Covers aufhalten sollte. Wirklich ein sagenhaft gutes Album. Kurzum, wer hier nicht zugreift, dem ist nicht zu helfen. ThEb (8,5)

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NOOPINION
No Chains For Change CD
Finest Noise/Radar


Tausend Shows gespielt zu haben ist eine äußerst respektable Leistung und dieses Engagement schlägt sich definitiv auf dem dritten Longplayer der Band nieder, denn die aktuellen Songs haben ziemlich viel Druck und selbst wenn man die Abläufe im Melodycore kennt, es gelingt es den Bayern immer etliche Überraschungen zu integrieren. Vor allem das Tempo ist höllisch, so dass keine Langweile aufkommt. Ansonsten gibt es Tandemgesang, Crewshouts, Punkattitüde und gehörig 90er-Jahre-Vibes. Der mid tempo-Smasher "New World Disorder" ist eine willkommene Verschnaufpause und insgesamt darf man dem Drummer zu einer guinessbuchreifen Leistung gratulieren. Ja, ich weiß, der Hopfen, der macht munter. Schönes toughes Melodycore-Album mit etlichen Kanten, so dass vielleicht sogar HC-Fans mit NOOPINION auf einen Nenner kommen könnten. Im Vergleich zum letzten Album von vor fünf Jahren ein Quantensprung. ThEb (7)

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PANS PARK
DNA MCD
Finest Noise


Neue Deutsche Härte und Goth-Attitüde sind die beiden neuen Leitlinien bei PANS PARK. Dass Tanja Mayer hierbei auf Deutsch singt, gehört in der aktuellen Goth-Szene ja beinahe schon zum Usus. Der Track, der das meiste Potential hat, ist sicherlich die Ballade "Vorbei", zu der es auch bald einen Clip geben soll. Die aktuellen PANS PARK haben nach Auflösung der Band 2012 nur noch wenig mit dem Vorgängeralbum der Kölner zu tun, aber Frontfrau Tanja wird mit ihren düsteren Texten, die tatsächlich aber von Christian Knauer stammen, bestimmt neue Fans gewinnen können. Vielleicht kann sie ja auch bald selbst was texten, fände ich jedenfalls besser. Ich denke mit "DNA" rennt die Band offene Türen ein, denn NDH und Wave bzw. Gothic sind aktuell ja wieder recht beliebt, aber es klingt nicht berechnend, sondern aufrichtig, auch wenn's nicht ganz meins ist. ThEb (4)

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OUR CEASING VOICE
That Day Last November CD/LP
Truelove Entertainment/Revolvermann Records


Sakral und atmosphärisch steigen die Österreicher, die bereits seit 2006 aktiv sind, in ihren Full-Length-Zweitling ein, aber die Vocals geben den recht depressiv-melancholischen Tracks etliche Facetten, so ist "Afterglow" ziemlich brachial-schaurig, während man im Laufe des Albums oft in eine Art Storytellingmodus umschwenkt und daher den flächigen Passagen eine unglaubliche Spannung mitgibt. Schön schleppend und trotzdem aufregend, da spielen auch einige Samples und Loops eine Rolle. "Until Our Chest Explodes" spendiert man dann sogar als Kontrast zu all den traurig-brüchigen Vocals von Matthew Ryan einen euphorischen Refrain. Grandios. Inhaltlich sicherlich keine leichte Kost, aber von der Herangehensweise her wirklich episch und auch Neurot-tauglich. Ein wirklicher Hammer, egal ob man es jetzt Post-Rock, Shoegaze oder Blackgaze nennen will, OUR CEASING VOICE fusionieren all dies und noch mehr. Die Songs sprengen meist die fünf-Minuten-Grenze und so darf man durchaus von Entschleunigung sprechen, denn wenn man dem Quartett lauscht, gerät man zwangslaufig in einen Sog und folgt diesem verträumt. Eine Offenbarung! ThEb (9)

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PALINDROM
Bundle These Last Scattered Synapses MCD
Finest Noise


Der Ansatz dieser Wiener Band ist wirklich sehr freigeistig, denn auf dieser EP treffen TOOL-Basslines auf Sixties-Gitarrenriffs und komplex arrangierte Vocals. Gerne darf das alles auch noch von einer Orgel unterstützt werden und in "Toy of fate" kommt sogar gleich noch eine Trompete zum Einsatz. Die Stimme und die Melodiebögen von Sängerin Rosa sind eindrucksvoll und zeigen, dass PALINDROM echt ihr ganz eigenes Ding durchziehen. "Personal equation" ist ebenfalls gut gelungen und wenn man den Track mit älteren Songs vergleicht, dann sind PALINDROM schon recht zugänglich geworden, ohne dabei ihren Stil zu verändern. Die psychedelischen Elemente dürften meinetwegen sogar noch verstärkt werden, aber andererseits will man eben die Brücke zur Moderne nicht ganz abreißen. Die Band tourt unablässig, also vielleicht ergibt sich bald die Gelegenheit das fleißige Septett mal live zu sehen. Hut ab vor der Konsequenz mit der hier der eigene Weg verfolgt wird, andere würden bei der technischen Virtuosität wohl Coverversionen und Gassenhauer spielen, bis der Klingelbeutel voll wäre. Das haben PALINDROM nicht nötig. Respekt. ThEb (6,5)

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DIE SUPERSIEGER
Der Tag, an dem der Haushaltsroboter mein 200qm-Loft in Brand gesetzt hat CD
Finest Noise


Früher hätte man hierzu einfach "Funpunk" gesagt, denn egal ob die Band wie in "Wir zollen Tribut" gitarrenlastig ist, oder sich wie in "Hummeln im Arsch" ganz auf Elektronik verlegt, der gemeinsame Nenner ist doch immer der Humor. Mein Manko hierbei ist, dass ich weder DIE ÄRZTE noch WIZO richtig mag, worauf man sich aber einigen kann, sind die OZMA-Moogsounds, die WEEZER-Riffs und die Selbstironie von NERF HERDER. Textlich überschreitet man oft die Peinlichkeitsgrenze, aber da dies sozusagen das Credo der SUPERSIEGER ist, gibt's daran nichts zu mäkeln. Ein gutes Album, welches aber schon eine Geschmacksfrage ist. ThEb (6)