WITH LOVE, April 2016-Reviews

APRIL 2016

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A TIME TO HOPE
Full Of Doubts EP
Dooweet Agency


Dieses Quintett aus Montpellier erinnert mich frappierend an FALL OUT BOY. Ein Händchen für Hooks, gepaart mit enorm viel Druck bei den Gitarren und einigen echt beachtlichen Gesangslinien. Fünf Songs dürften ausreichen, um innerhalb der Genregrenzen von Screamo/Djent einen Namen zu machen. Wirkt allerdings auch schon fast wieder nostalgisch, denn PANIC AT THE DISCO! und CHIODOS sind in "Rosarosa" die Haupteinflüsse. "Sweett" besticht wieder durch den fantastischen Gesang, der bisweilen von derbstem Gekreische abgelöst wird, aber irgendwie nervt es mich bei dieser Combo nicht, da Sänger Franck beide Stimmen echt versiert umsetzt. Zwischendurch gibt es mit "VII" auch mal atmosphärische Elemente, die diese EP auflockern und somit auch abwechslungsreich machen. Der Track fischt ein wenig in ALCEST-Gewässern, aber wer will sich über sowas beschweren? Cooler Einstand der Franzosen. ThEb (7)

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ANTENNE LILA
Mit offenem Visier CD
Hey!band


Sabine Hund und Meike Büttner sind seit 2013 als ANTENNA LILA aktiv und musikalisch hat mich das Duo aus Mannheim wirklich überrascht, denn der Operner "Lila Zeit" punktet mit Northern Soul und "Die Queen" ergänzt besagten Stil dann mit Synthies und 80er-Jahre-Vibe. Das jazzige Saxophon von Sabine Hund gibt dann "Wolke aus Staub" einen echt phänomenalen Raumklang und in "High" überzeugt Meike Büttner mit Sisters Of Mercy-mäßigem orientalischem Introgesang. In Summe bin echt positiv überrascht, erstens, weil ich deutsche Texte eigentlich nicht mag und hier trotzdem nichts zu meckern finde und zweitens, weil das Songwriting sowohl simpel, als auch spannend ist. Zehn Songs, teils poetisch, teils politisch, aber immer voller Überraschungen. ThEb (7)

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BERNAYS PROPAGANDA
Politika CD
Moonlee Records


Auf Wiedersehen Gitarren, hallo Elektronik, so lautet anscheinend die neue Devise bei BERNAYS PROPAGNADA aus Mazedonien. Als der Drummer ging, musste man sich neu erfinden und hat anscheinend gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Das Duo integrierte nämlich ein neues Mitglied für die Elektronik und Samples, das sich auch um den Drum-Computer kümmert. Smart. Ehrlich gesagt gefällt mir die neue Ausrichtung besser, als der aufgeregte Postcore, den die Band zuvor praktizierte. Kristinas Stimme kommt neuerdings wesentlich besser zur Geltung und mit dem Begriff "Indietronic" beschreibt das Quartett seinen neuen Stil recht passend. Allerdings sind die Lo-Fi-Beats gewöhnungsbedürftig, hat aber auch einen gewissen Charme. Die Combo ist aber wesentlich tanzbarer geworden, als noch auf dem letzten Longplayer "Zabraneta planeta". Fazit? Mit dem vierten Album glückt der Gruppe Erhaltung und Erneuerung der zugleich. Stets auf Tour und durch den politischen Anspruch auch eine wichtige Truppe. ThEb (7)

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BODIE
First EP
Dooweet


Die EP beginnt mit sakralen Chören und plötzlich setzt die hohe Stimme von Bodie plus filigranem Picking auf der Gitarre ein. Die Weichen sind gestellt, hier hört man Wohlklänge zuhauf. Da es sich hier um ein Soloprojekt handelt, mutet manches etwas unorganisch an, weil eben programmiert und aus der Konserve, aber dafür hört man von der Trompete bishin zur Orgel viele verschiedene Klangfarben. Prägnant bleibt stets der Brian Wilson-lastige Backup-Gesang. Stellenweise bin ich versucht es sogar Neofolk zu nennen, gerade der letzte Song "The River" bietet schon viel Strumming und auch von der Stimming her dürfte das Genre passen. Für Fans von ALCEST und DREDG. ThEb (7)

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BEEHOOVER
Primitive Powers CD
Unundeux/Cargo


Die vierte Full Length von BEEHOOVER fusioniert traditionellen Stoner mit experimentellen Passagen, wie man sie von den Mike-Patton-Projekten kennen und schätzen gelernt hat. Mit herkommlichem Songwriting geben sich die Herren Petersen und Hamisch bekanntlich nämlich nicht zufrieden und jeder, der die Herausforderung liebt, wird hieran seine helle Freude haben. Selbst "Light my pyre", welches streckenweise recht konventionelle Strukturen hat, bricht irgendwann total aus und wird durch sämtliche rhythmischen Finessen gejagt. Kaum zu glauben, dass BEEHOOVER lediglich zu zweit sind und eine "Rhythmusgruppe" so locker ein Album nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelt, wo doch die Gitarristen als die großen Songschreiber gelten … tja, alles großer Mumpitz mit dem Guitar Hero. Bei BEEHOOVER regiert Drum und Bass und vermissen tut man rein garnichts. Vielmehr demonstriert das Duo, wie limitiert die eigenen Hörgewohnheiten sind und die Band nimmt den Hörer mit auf eine erfrischend andere Expedition, die jenseits des Alltäglichen liegt. Dadaistische Songtitel wie "Tickling the dragon's tail" sind hier jedenfalls programmatisch zu verstehen und wer Spannung und Überraschung schätzt, bekommt hier Abwechslung zuhauf, ohne dass es jetzt zerfahren wäre, der rote Faden ist stets zu erkennen, vielleicht noch eher als bei den Frühwerken, vieles wirkt gebundener und auch stimmiger. ThEb (7,5)

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BURDEN OF LIFE
In Cycles CD
Noizgate Records/Rough Trade


Bombastischen Progrock ist man aus dem Hause Noizgate gar nicht gewöhnt, aber dieses Quartett bietet als Opener mit "Amour fou" selbiges. Der äußerst eindrucksvolle Track beginnt mit akustischer Gitarre und als Gegenpol zu Christian Kötterls harschen Vocals integrierte die Band noch die mehr als kongenialen Vocals von Klara Truong. Was für ein Einstand! "In Cycles" fusioniert dann einen GENESIS-Vibe mit Pagan sowie Powermetal-Gebretter und der Gesang ist ebenso melodisch wie die Licks. Ist zwar ziemlich prall, gefällt mir aber trotzdem, weil immer wieder mal unschlagbare DRAGONFORCE-lastige Soli eingearbeitet wurden und die Texte den nötigen Grad an Aggressivität mitbringen. Gegen Ende des besagten Tracks gibt es dann Blastbeats satt und ein paar Black Metal Skalen, damit auch der letzte Purist das Handtuch wirft. BURDEN OF LIFE klingen auf ihrem dritten Longplayer so frisch, wie ich es lange nicht mehr gehört habe und der Enthusiasmus schwappt schlichtweg auf den Hörer über. Die acht Songs wirken, als seien sie mal eben aus dem Ärmel geschüttelt worden und das, obwohl der Songwriting-Prozess bestimmt eine Menge Arbeit gemacht hat. Schlichtweg der Idealfall, wenn's keiner mehr hört, wie viel Mühe ein Lied gemacht hat und am Ende ein stimmiger Song steht. Auf Dauer kann das Einstiegsniveau nicht ganz gehalten werden, aber trotzdem ist "In Cycles" ein echt gutes Album geworden. ThEb (8)

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DRAKWALD
Riven Earth CD
Dooweet


Pagan mit Pfeifen und Dudelsack, sowie Death-Metal-Versatzstücken ist die bevorzugte Spielwiese von DRAKWALD. Dass die Franzosen hin und wieder Growls, Trash und Death einbinden, hebt sie von den puristischen Pagan-Gruppen etwas ab, aber melodisch sind sie durch die Pipes allemal. Dazu gibt es Mitgröl-Parts und die genretypischen Texte. Wenn Sänger Thibaud auf heiseres Gekeife umswitcht, klingt das oft nach AT THE GATES und lässt mich das ganze Gedudel, welches ich jetzt nicht unbedingt brauche, vergessen. Bisweilen lässt "Primal dawn" an SHADOWS FALL denken und der positive Text, der tendenziell in Richtung Umweltschutz geht, und einen gesellschaftlichen Neuanfang beschwört, gefällt. Zehn solide Songs, kommt als Digipak und ist für Genrefans auf alle Fälle die Investition Test wert. ThEb (8)

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ELM TREE CIRCLE
Drawn EP
Flix Records


Selten solch einen Mordsspaß beim Anhören eines Promoalbums gehabt! Diese Band ist echt ein absoluter Geheimtipp, denn wer auf ALKALINE TRIO, BRAID, BLINK 182, WEEZER und WEAKERTHANS steht, wird dem Trio umgehend aus der Hand fressen. Eine leicht melancholische Aura trifft auf jugendlichen Überschwang, den man vor allem bei den Drums konstatieren kann. Beschwingt depressiv? Nein, so schlimm ist es dann nicht, die EP ist recht euphorisch und die Texte haben eine gewisse Loser-Mentalität, aber gleichzeit eine "so what-Attitüde". Stellt euch schonmal auf einen Runde air-drumming ein, wenn ihr "cold hearted" hört. Bei Flix Records zum Entdeckerpreis verfügbar. Sechs Songs. ThEb (7,5)

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FABRIK ROYALE
The Same Machine EP
Festering Chunks


Mein erster Gedanke war, dass die Band auf alle Fälle HELMET hört, aber als der Gesang dann eine Weile lief, wurde mir klar, dass man auch reichlich amerkanischen Radiorock konsumieren muss, weil die Vocals teilweise echt sehr melodisch sind. An sich spielt das Quartett aus dem Süden der Niederlande einen Stil, der sowohl Schnittmengen mit Noiserock, THE WIPERS, CLUTCH als auch mit TOOL und A PERFECT CIRCLE hat. Sehr außergewöhnlich und echt erfreulich, wenn eine Band sich so freischwimmt und trotz einiger Zitate ihr ganz eigenes musikalisches Universum kreiert. Die Produktion ist fett, die Songs komplex und trotzdem eingängig. Die fünf Lieder kommen im futuristisch aufgemachten Digipak. Da bleibt mir nur erstaunter Applaus. Von FABRIK ROYALE werden wir sicherlich noch hören und "The Same Machine" ist ein beachtlicher Einstieg. ThEb (8)

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EGO DECAY
Control CD
Timezone Records/Timezone


Indie in Verbindung mit Melancholie und Wave-Nuancen kennt man ja von einigen britischen Combos und die Nürnberg/Kölner-Band steht ganz deutlich in deren Tradition. Mir gefallen mir die EDITORS-mäßigen Gitarren und singen kann Peter Hübner auch ganz ausgezeichnet. In "Fade without a sound" hört man definitiv auch einen Marr/Morrissey-Touch und wer THE SMITHS mag, könnte an EGODECAY eventuell Gefallen finden. Obwohl die Songs schon einen positiven Eindruck machen, sind sie auch streckenweise ganz schön beliebig und für die Lyrics gilt leider ähnliches. Es werden mir zu oft Phrasen bemüht, andererseits ist durch Kritik an Profitgier und Egoismus textlich schon Substanz vorhanden, nur im Detail zeigen sich hin und wieder Schwächen. Schwamm drüber, Songwriting, Produktion und Artwork sind überdurchschnittlich und auf alle Fälle radiotauglich. Ist jetzt als Kompliment gemeint. Nächstes Mal vielleicht etwas mehr Mut zum Risiko, wie beim Opener "Empire"? Ansonsten bietet man von Backup-Vocals bishin zu Spannungaufbau an den Drums so ziemlich alles, was eine Band in Petto haben sollte. ThEb (6)

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GNOD
Mirror EP
Rocket Recordings/Cargo Records


Die Band aus Salford steht anscheindend echt auf lange Songs und so mussten für ihr Debüt "Infinity machines" drei LPs gepresst werden. Auf dem aktuellen Release gibt es aber nur drei Tracks, die stilistisch irgendwo zwischen Dischord-Backkatalog und SWANS liegen. Entrückter Gesang, schleppendes Tempo und bleischwere Riffs machen "The Mirror" zu einem zähen Brocken und nachdem das Lied vorbei ist, folgt zunächst Feedback, welches dann in Sirenen übergeht. Der letzte Song der EP namens "Sodom & Gomorrah" ist dann beinahe dem Doom-Genre zuzurechnen und erinnert mich etwas an die Schweden SWITCHBLADE oder auch an TERRA TENEBROSA, viel Noise, gesprochene Vocals, schaurige Klangcollagen und viele Betonungen der monolithischen Riffs auf Seiten des Drummers. Doch, GNOD stechen durch Eigenwilligkeit aus der Masse hervor und sind hochinteressant. ThEb (8)

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HECK
Instructions CD
Npag Industries/Soulfood


Chaotischer-UK-Hardcore mit reichlich Feedback. Dass die Band seit 2009 aktiv ist (damals als BABY GODZILLA), sei ihr hoch angerechnet, ist ja beinahe schon eine Ewigkeit in der heutigen Zeit. CONVERGE, BOTCH und THE DILLINGER ESCAPE PLAN hört man hier ebenso raus wie alte HC-Helden, z.B. BLACK FLAG. Meist wird heiser gekeift und wild gedroschen und wer daran seine Freude hat, ist hier gut bedient. Mir liegen leider keine Texte vor, was etwas schade ist. Ein akzeptables Debüt, hat man aber auch schon zig Mal so, oder so ähnlich, gehört. Sorry, aber die meisten Songs haben eine geringe Halbwertszeit, lediglich das groovige 16-minütige Schlusslicht "I. See The Old Lady Decently II. Buried Although III. Amongst Those Left Are You" fällt angenehm auf. Ansonsten gut, aber eben nicht genial. Muss auch zugeben, dass ich mich an derartigem Gedresche sattgehört habe, wer drauf steht, bekommt hier ein ordentliches Brett. ThEb (6,5)

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JOHNNY ON THE SPOT
Stillstand ist der Tod CD
On The Spot Records


Hmmm … die letzte CD von JOHNNY ON THE SPOT, die hier ankam, hieß "Emma" und war ja noch auf Englisch getextet. Eigentlich fand ich das charmanter, als die neue Ausrichtung mit deutschem Gesang, aber das war 2012 und die Uhr tickt halt. Musikalisch orientiert man sich weiterhin an AC/DC (Dunkles Herz) und AIRBOURNE (Bunga Bunga), was weiterhin gefällt, aber die Texte, die immer wieder mal etwas anzüglich sind, kommen einfach nicht so gut bei mir an wie damals die englischen Lyrics. Gesanglich finde ich "Keine Reue" sogar echt monoton und ziemlich nervig. Das Stakkato-Riffing und der Stampfbeat in "Mehr" sind ebenfalls nicht langfristig interessant. Auf der Guthaben-Seite kann man sicherlich "Adrenalin" verbuchen und auch "Sünde" hat stärke Lyrics und abwechslungsreichere Riffs als der Rest des Albums. Layout, Artwork und Produktion sind echt gelungen. Ganz nett, aber JOHNNY läuft auf der Stelle. ThEb (6)

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LOVE MACHINE
Circles CD
Tonzonen Records


Der Nachfolger von "A Present To The Galaxy" von LOVE MACHINE aus Düsseldorf bzw. Köln heißt schlicht "Circles" und ist sozusagen die Blaupause für smarten Psychedelic-Rock schlechthin. Die Formation vermengt Westcoast-Psych, afrikanische Klänge, Spacerock-Passagen und konterkarriert das Ganze dann mit Krautrock-Ausflügen. Die Vocals erfüllen ihren Zweck, erreichen aber leider nicht ganz die Exzellenz der restlichen Musiker. Trotzdem gehört Marcel Rösche unbedingt in diese Band. Es wird wohl auf Arbeit am Selbst hinauslaufen. Der Titelsong "Circles" ist dann ein unaufgeregter Track, der plötzlich abhebt und Fusion-Elemente aufgreift, so dass man völlig drogenfrei morgens auf sein High kommt. Thematisch geht es laut Gitarrist Felix Wursthorn "um den alles durchdringenden Prozess des ewigen Werdens und Vergehens im Kosmos". Läuft hier bei jeder Gelegenheit und ist echt uneingeschränkt zu empfehlen. ThEb (8,5)

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MONOLITH
Mountain CD
Final Gate Records


Wenn jemand sein Album mit einem Riff der Marke SABBATH eröffnet, hat besagte Band immer einen Stein im Brett bei mir. Es wird aber noch besser, denn Sänger Ralf Brummerloh scheint ein großer Ozzy-Verehrer zu sein und tut sein Bestes dem Madman nachzueifern. Klar, die Trennlinie zwischen Homage und Epigonentum ist eine schmale, aber was MONOLITH hier abliefern scheint zunächst auf alle Fälle hörenswert. Wie kreativ das zweite Album nun letzten Endes ist, steht auf einem anderen Blatt. "Vultures" kann exemplarisch ganz gut für die acht Songs stehen, denn der Track ist anfangs eher im Midtempo-Bereich angesiedelt, gegen Ende aber wird beswingt in die Kessel gehauen. Desweiteren jagt ein typisches Iommi-Riff das nächste, was okay ist, schließlich machen ORCHID ähnliches. "Moonshine Medication" ist dann recht simpel, funktioniert aber durch einen aufdringlichen Refrain, den man so schnell nicht loswird. Die einzige Überraschung ist "Lies & Deceit" in dem das Quartett beinahe ohne Verzerrung agiert, einen Southern-Einschlag an den Tag legt und sogar noch psychedelisch wird. Fazit? In Summe ist der Nachfolger zu "Dystopia" okay, aber auch verdammt berechenbar und über lange Strecken unspektakulär. ThEb (6,5)



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MOHAWK
A.La.Li CD
Thirty Hour Drive Records


Das Quartett aus Brest in der Bretagne fusioniert Folk mit Punk und eifert damit einigen bekannteren Pionieren nach, hinter denen man sich aber nicht verstecken muss. Die Kompositionen der Band sind nämlich durchdacht und zünden sowohl von den Arrangements, als auch von der Instrumentierung her. Hier kommen Mandoline, Piano und Trompete nämlich ebenso zum Einsatz wie Orgel oder Mundharmonika. "Life in vain" verbindet ein filigranes Picking mit sakraler Atmosphäre und auch "Lost" glänzt durch Scarborough Fair-Vibe und die Trompete ist wirklich ein Glücksgriff gewesen. "Voodoo prayer" ist dann beinahe ein typischer Irish-Folk-Song, aber MOHAWK sind herrlich unaufgeregt und nehmen eben auch gerne mal das Tempo raus, was ihre Überlegenheit gegenüber dauerhektischen Combos belegt. Nur "Birth defect" finde ich etwas nervig, weil das Lied zu eingängig ist, aber der gute Text über Tierechte macht meckern wieder unmöglich. Ein poetisches und äußerst empfehlenswertes Album. Für einen Einstieg echt beachtlich. Neun Songs, kommt als Digipak und Texte liegen bei. ThEb (7,5)

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ONMENS
Witruimte CD
Sideburn Records/Rough Trade


Wenn ich ehrlich sein soll, dann muss ich eingestehen, dass ich beim ersten Hören recht schnell die Sache beendet habe. Die anstregenden Elektronik-Passagen, die nach APHEX TWIN klangen, wollte mein Nervenkostüm in besagtem Moment nicht hören. Beim zweiten Anlauf ein mittiger Einstieg ins Album und, siehe da, es kommen JOY DIVISON-lastige Perlen wie "Heritage" und "How it appears" zu Tage und das Duo aus Belgien gibt sich etwas unaufgeregter. Später dreht man aber wieder voll auf und präsentiert mit "My brother's blood" einen Song, der vom Härtegrad her mit MINISTRYs "Just one fix" mithalten kann, allerdings war die entspannte Hinführung besser als der abrupte Einstieg in den Wahnsinn. Innovativ sind sie allemal, diese ONMENS, und die Gitarrenparts dürften Noiserock-Fans durchaus zusagen. Einen gewissen Minimalismus muss man aber schätzen, denn von "Songs" im eigentlichen Sinne kann man eigentlich kaum sprechen, zu rudimentär sind die Elemente, an die der Zuhörer sich klammern könnte. Trotzdem überzeugt beispielsweise "Must be my mind" mit seiner beklemmenden Atmosphäre und die Vocals sind derart markerschütternd, dass man dem Duo auch nicht den Vorwurf der Effekthascherei machen könnte, das alles ist schon authentisch. Elf Mal vertonter Totalabsturz, have fun! ThEb (8)

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PALINDROME
Strange Patterns CD
Panta R&E/Rough Trade


Schön, mal wieder ein Progrock-Album in der Post. Die Österreicher scheinen eine recht junge Band zu sein, denn Noiserock und Mathcore scheinen hier schon Spuren hinterlassen zu haben, wie "Mountain desert" belegt. Sängerin Rosa verleiht den nerdig-versierten Off-time-Spielchen der Band eine ungewöhnliche Zugängigkeit und in "Timelessness" verbindet sie die gesangliche Relaxedheit einer PJ Harvey mit überraschend chaotischen Passagen. "Random Accumulation" erinnert mich mit seinen mehrstimmigen Accapella-Gesang, dem schmissigen Refrain und den grandios schneidenden Gitarren sogar ein wenig an QUEEN. Textlich überzeugt die Combo ebenfalls, ein Song wie "Won't wake up" hat gerade die richtige Balance zwischen kryptischen Hinweisen, die als Denkanstösse genutzt werden können und alltäglichen Problematiken, die jeder kennt. Klar, PALINDROME fordern vom Hörer schon Aufmerksamkeit, aber man merkt schnell, das Komplexität hier kein Selbstzweck ist, sondern die Band es eben komplex bis chaotisch mag. Mit "Strange Patterns" lieferte das Sextett jedenfalls acht epische Songs ab, die auch HC/Sludge Fans gefallen könnten, die sich gerne mal GENESIS oder Peter Gabriel reinziehen. ThEb (6,5)

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RESOLUTIONS
Weightless CD
Fond Of Life Records


Melodicore mit einem hervorragenden Sänger, der mich oft an FARSIDE und ab und zu an IGNITE erinnert. "Weightless" ist das erste Album der Band nach zwei Seveninches und die Produktion ist ebenso gelungen wie das Songwriting der elf Songs. Da hat Alex Sichel in den Tiny Pond Studios on Hannover echt gute Arbeitet geleistet, scheint eine gute Adresse zu sein. Auch ansonsten sind alle Zutaten eines mitreißenden Albums vorhanden, denn der Bass pumpt, die Gitarren sind mal flächig, dann prägnant und spielen Melodien. Kurzum: Abwechslung gibt es zuhauf. Textlich macht die Band ebenfalls Eindruck, meist behandelt man selbstreflektive Themen, ist dabei aber immer euphorisch und kommt zu so erfreulichen Faziten wie : "There is no loss in moving on". Das beste Melodicore-Album, welches ich seit Aeonen gehört habe. ThEb (8)

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SOUNDS OF NEW SOMA
Moebius Tunnel CD/LP
Tonzonen Records


Entschleunigende, sphärische Psychsounds gibt es auf dem Zweitling des Duos SOUNDS OF NEW SOMA zu hören. Das gesamte Album ist wie aus einem Guss und die Übergänge zwischen den Songs so fließend, dass plötzlich der dritte Track läuft (Subraumverzerrung), ohne dass ich einen Cut bemerkt hätte. Dort setzt dann auch der unaufdringliche Gesang ein. "Stech/Apfel" ist dann weniger elektronisch und man generiert die Wohlklänge primär mit Gitarre und Bass. Sitarklänge hört man in dem Song ebenfalls. Anschließend darf die Elektronik wieder ins Zentrum und obwohl diese Ausrichtung auf Ambient für mich neu ist, fühlte ich mich über 50 Minuten bestens weggebeamt. Es ist auch erstaunlich wie ausdefiniert der Stil des Duos ist, obwohl man erst seit 2013 aktiv ist, die beiden Masterminds scheinen echt an einem Strang zu ziehen. Das Coverbild ist vom Mark Reiser und gemastert hat Krautrock-Experte Eroc (GROBSCHNITT). Limitiertes farbiges Vinyl ist ebenfalls über Tonzonen erhältlich ThEb (8)

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THE SPACELORDS
Liquid Sun CD
Tonzonen/Clear Spot


Lust auf einen absolut drogenfreien Trip? Ganz nach Timothy Learys Motto "Turn On, Tune In, Drop Out"? Dann sind THE SPACELORDS eine prima Anlaufstelle, denn diese Combo hat wahrlich alle Tugenden psychedelischer Musik verinnerlicht. Das Trio spielt sich durch zyklische Tonfolgen, frönt Reverb-Orgien und streut auch immer wieder mal ein paar düstere Klangfarben unter, was dem Release eine erfreuliche Polarität gibt. Zudem bringt man etliche Effekte zum Einsatz. Durch besagte Kniffe bleibt es immer hoch spannend der Hörer kommt nichtmal im Traum auf die Idee hier Gesang zu vermissen. Bisweilen spielt Hazi Wttstein auch einfach ein paar Powerchords, was die drei Songs ganz herrlich erdet. Bei dem epischen Format bestimmt kein Fehler. Kurz gesagt, eigentlich macht man es jedem Recht, frenetische Hendrix-Exkurse, entrückte psychedelische Parts … you name it, they got it. Fans von BABY WOODROSE, THE MACHINE, VIBRAVOID und THE FLYING EYES sind gut beraten die Combo aus mal näher unter die Lupe zu nehmen. Übrigens gibt es in Marcus Schnitzler personelle Überschneidungen mit ELECTRIC MOON. ThEb (9)

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THE TEMPLE
Forevermourn CD
I Hate Records


Hymnisch-bombastische Gitarren eröffnen den Reigen und die sakral-zyklischen Vocals machen ebenfalls einen guten Eindruck. Etwas variantenreicher hätten vielleicht die Drums ausfallen können, den ein oder andere Akzent würde der Opener "The Blessing" jedenfalls noch vertragen. "Qualms of regret" fährt dann aber ein solch episches Riff auf, dass man meint, es ginge bergauf. Am Ende kränkelt der Song jedoch an ähnlichen Schwächen, wie sein Vorgänger; die Vocals sind zu gleichförmig und eigentlich gibt es wenig kaum versierte Rhythmik, sondern meist Melodik bis zum Abwinken. Läuft trotzdem ganz gut rein, vor allem wenn es rein instrumental zugeht. Klar, wo die Band hinwill ist erkennbar, aber mit einem dollen Riff und einer ähnlich gestrickten Gesangsmelodie ist es eben noch nicht getan. Wenn man sich dann auch laufend selbst zitiert, wird selbst ein I Hate-Release zur Geduldsprobe. Fazit? Viele gute Ansätze, ein, zwei überdurchschnittliches Songs wie "Remnants" (inklusive Death-Metal-Part) und "Death is the only mourner" (WARNING worship deluxe). Summa sumarum steht der Gruppe noch eine Menge Arbeit bevor, denn Doom darf schon grooven und beim Gesang ist weniger manchmal mehr. Als Einstand aber sicherlich mehr als tolerierbar. ThEb (7)

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VOODOO HEALERS
First You Dream After You Die CD
True Trash


Nicht ob des obskuren Titels wundern, VOODOO HEALERS, aktiv seit 2000, kommen aus Griechenland und daher gibt es hin und wieder den ein oder anderen Englisch-Schnitzer. Dies tut dem famosen Spass an den 12 Punkrock Songs im Stile der MC5 und THE STOOGES aber keinen Abbruch. Hier wird erstklassig zitiert und das gesamte Album ist eine bombastische Hommage an Punkrock und Beatmusik. "Highway love" beispielsweise verbindet LORDS OF ALTAMONT sowie STREET DOGS mit SOCIAL DISTORTION und ist ein genialer Song. "Punk rock rebel song" ist dann deutlich britisch angehaucht und selbst der Akzent von Sänger Fast Chris P. passt super zum Lied, welches zudem mit einer Hammond aufgepeppt wurde. Selbst gegen Ende denkt man nicht im Traum daran das Tempo rauszunehmen und so orientiert sich "Come in vengeance" an Jello Biafra und dessen verqueren/kultigen Gesangsstil. Jazzhands, everybody! Die Band ist aktuell exzessiv in Europa unterwegs, unbedingt hingehen und sich selbst überzeugen. Vorher auch gerne mal in das dritte Album reinhören. Ist echt ein Statement geworden! ThEb (8)

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WEREFOX
Das Lied der Maschinen CD
Moonlee Records


Fangen wir mal mit der Haben-Seite an: WEREFOX haben einen äußerst individuellen Stil, denn sie verknüpfen Wave mit Lou Reed-mäßigem Rock. In "Magic Man" und in "I wanna swim" zelebriert man schaurig-schöne Reverb-Kaskaden und Sängerin Mélee kann ihre Stimme dazu nutzen dem Ganzen eine Aura Noir zu verpassen. "Holy Rage" hat Stoner-Einflüsse und überzeugt ebenfalls. Das absolute Highlight ist dann "Omnisentient", welches die romantische Seite der Band zeigt und wirklich eine schöne Homage an THE VELVET UNDERGROUND darstellt. Leider wird es nach dem äußerst vielversprechenden Auftakt dann gegen Ende mit "Divination" und "Radical C" mit recht unspektakulären Indiesongs etwas mau. Eine Langgrille mit spektakulären Momenten, aber auch einigen drögen Passagen. Insgesamt gehören die Slovenen aufgrund ihres aparten Stils aber zu den sehr zu empfehlenden Balkan-Bands. ThEb (7)

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WITCH MOUNTAIN
Burning Village CD/LP
This Charming Man


Okay, ehrlich gesagt gab es Befürchtungen die Band hätte ihr Pulver verschossen und würde wie andere Gruppen im Durchschnitt versinken, aber "The cold hands of fate" übertrifft die neue BRIMSTONE COVEN um Längen, kokettiert charmant mit WITCHCRAFT und besticht durch äußerst versiertes Drumming.. "Stoneage funeral" hingegen lässt an PENTAGRAM denken und integriert einen authetischen 70er Jahre-Vibe. Im Verlauf des Albums spielt man sich dann wieder hervorragend von den aktuellen Idolen frei und "At the mountains of madness" hätte eiskalt auf einem DUST-Album sein können, ein fantastischer Song. Das Layout gefällt mir von der Idee her, ist aber doch recht unspektakulär umgesetzt, da wäre mehr drin gewesen. Rein muskalisch ist die Bandbreite jedoch erstaunlich, denn von Doom über Okkultrock bishin zu Retrorock wird hier alles geboten. Pflichtkauf. ThEb (9)