Ihr bietet eure aktuelle LP plus CD als preiswertes Paket an, wie seid ihr auf die Idee gekommen und welche Resonanz gab es dazu?
Die Veröffentlichung als LP war für uns der nächste neue Schritt, den wir wagen wollten. Obwohl das ganze viel teurer ist als nur CD, hat es sich auf jeden Fall gelohnt! Die Resonanz war kein Vergleich zu unseren bisherigen CD-Veröffentlichungen. Wir sind mehr Platten losgeworden als wir gedacht hätten.
Die CD gibt's dazu, da sicher nicht alle Leute einen Plattenspieler haben. Es war tatsächlich so, dass Leute, eben auch ohne Plattenspieler, die Platte vor allem wegen dem Cover haben wollten.
Darüber hinaus bietet ihr jetzt eure bisherigen Veröffentlichungen zum kostenlosen Download an, sind die Alben denn vergriffen, oder steckt eine andere Idee dahinter?
Die LP "I owe hell" ist noch zu haben und die anderen Releases (bis auf unsere Debüt-EP "The doctrine story") sind in einzelnen Restbeständen irgendwo in unseren CD-Regalen auch noch vorhanden.
Aber der kostenlose Download hat vor allem die Bewandtnis, dass wir unsere Musik für alle, die Bock drauf haben, zugänglich machen wollen. Darauf, Geld zu verdienen, kam es uns nie an. Dies ist mit so einer kleinen, ich nenne es mal Nischen-Band, sowieso nicht möglich.
Viele neue Bands lösen sich rasch wieder auf, liegt es an den hohen Anforderungen, die seitens Beruf oder Studium gestellt werden, oder ist man heute egozentrischer als noch vor fünf Jahren?
Man braucht schon eine gewisse Beharrlichkeit, jede Menge Idealismus und v. a. Zeit, um den Spaß an der Sache zu bewahren! Wenn man insgesamt vier Leute, die berufstätig oder Studenten sind, unter einen Hut bringen muss, erfordert das schon Kompromissbereitschaft. Aber noch macht es Spaß. Und spätestens, nachdem wir uns vor zehn Jahren von der Idee unbedingt bekannt werden zu wollen verabschiedet haben, läuft es umso besser. Wir spielen ca. 15 Gigs im Jahr. Das ist zeitlich noch zu schaffen und, wie wir finden, die ideale Anzahl.
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Ihr hattet ja auch ein Mitglied, das aufgehört hat. Wo lagen die Beweggründe und wieso habt ihr euch nicht nach Ersatz umgesehen, sondern es alleine probiert?
Das war unser damaliger Schlagzeuger, mit dem wir schon immer zusammen gespielt haben. Daher war es am Anfang schon ungewiss, wie es weitergehen soll. Schwerwiegende Gründe für den Ausstieg gab es, glauben wir, nicht wirklich, denn wir haben nach wie vor guten Kontakt. Es war anscheinend ganz einfach der Punkt gekommen, getrennte Wege zu gehen. Viele Kleinigkeiten, die in Summe den Ausstieg bedeuteten. Er hat dennoch auf IOH beim Song "Tongue twists truth - pale moon, quiet sea" ein Schlagzeugsample beigetragen.
Nach Ersatz hatten wir uns damals schon umgesehen und auch relativ schnell mit Markus jemanden gefunden, der perfekt zu uns passt. Da unser Bassist Michael schon ewig in einer anderen Band Schlagzeug spielt und Markus sich damals noch ein halbes Jahr in Südkorea befinden sollte, entschieden wir uns, das Album als Trio in guter DIY Manier einzuspielen und aufzunehmen.
In Deutschland floriert ja verblüffenderweise immer noch der Metalcore und diese Welle scheint kein Ende zu nehmen, ist es für euch schwer Shows zu finden, könntet ihr öfter auftreten, wenn ihr einen momentan beliebten Stil spielen würdet?
Wahrscheinlich könnten wir den ein oder anderen Gig mehr an Land ziehen, aber die Szene ist eben zur Zeit angesagt und das ist auch gut so. Uns interessiert dies aber nicht wirklich.
Wir spielen lieber vor zehn Leuten, die unsere Musik interessiert, als vor 100 Leuten, die nur da sind, weil's gerade jeder hört.
Heckspoiler ist ein Label, wo ihr selbst die Zügel in der Hand haltet, kümmert ihr euch auch selbstständig ums Booking? Wer ist mit von der Partie?
2003 hatten Alex und ich die Idee ein Label zu gründen. Wie so diese Geschichten laufen. CD-Aufnahme, die Suche nach Labels und am Ende der Gedanke selbst alles am besten in der Hand zu haben.
Wir kümmern uns selbst ums Booking. Mittlerweile haben wir gute Kontakte nach Frankreich, sodass dort auch Gigs für unsere Bands möglich sind.
I PILOT DAEMON kommen, wie PLEBEIAN GRANDSTAND, aus Toulouse. Wieso habt ihr einen so guten Draht in die Stadt?
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Durch Zufall! Wir waren 2007 auf der Suche nach einer Band für eine ABY-Split-CD.
I PILOT DAEMON waren dann schließlich die Jungs, mit welchen wir die CD teilen durften. Frag mich nicht, wie genau das damals ging. Wahrscheinlich ganz "normal" über ein Myspace-Bulletin. Hahaha.
Auf jeden Fall war das für unsere Band und das Label der Jackpot. In Toulouse gibt es eine unwahrscheinlich kreative Szene, was Musiker und Künstler betrifft.
Unsere letzten beiden CD- und LP- Covers hat Romain Barbot gestaltet. Als I AM SAILOR ist der Mann eine feste Größe in Frankreichs Art-Design-Szene.
Und über IPD kamen wir dann auch zu den Jungs von PLEBEIAN GRANDSTAND. Großartige Band, großartige Jungs!
Was steht bei Heckspoiler als nächstes an?
Zur Zeit ist "Come what may" von I Pilot Daemon unser Baby. Ein wahnsinnig gutes Album mit einem Mix aus Whiskey, Metal, Mathcore und jeder Menge Rock. Die CD läuft gut an und was demnächst kommt, steht noch nicht fest. Sollte "Come what may" auf LP erscheinen, werden wir sie hier in Deutschland bestimmt vertreiben.
Wir sind immer offen für alles! MONTREAL ON FIRE wäre sicher eine interessante Geschichte für uns. Ebenfalls aus Toulouse, ebenfalls total gut.
Die Halbwertszeit bei Labels ist sehr kurz geworden, seid ihr nicht auch manchmal gefrustet, dass qualitativ sehr gute Sachen sich nicht immer amortisieren? Wie entgeht man diesem emotionalen Burnout wenn man ein Label macht?
Das Gute ist, dass Alex und ich das Label neben unseren Jobs machen. D. h. wir sind nicht zwingend darauf angewiesen, dass wir das investierte Geld auch wieder komplett zurückbekommen. Das funktioniert nur seltenst. Wir wollen Bands, die uns gefallen, unterstützen und ihnen weiterhelfen. Den Big Deal können wir dabei nicht anbieten, aber das wissen unsere Künstler und erwarten dies auch nicht.
Das ein oder andere Mal wurden wir auch schon naja, sagen wir mal, belächelt, da es ja sowieso niemanden interessiere, wen oder was wir veröffentlichen. Aber wenn wir sehen, dass unser Name mittlerweile auch in Südfrankreichs Indie-Szene ein Begriff ist, dann gibt uns das durchaus recht und macht uns sehr stolz.
Nichts desto Trotz ist Idealismus unser oberstes Prinzip und gezweifelt haben wir nie an dem, was letztendlich den Heckspoiler-Stempel bekommt.
Thomas Eberhardt
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