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A DAY'S WORK
A Home In The Rain CD
www.dawamusic.nl


Aufgefallen sind mir A DAY'S WORK durch die Tatsache, dass die Niederländer für CAVE IN und SENSE FIELD als Support gespielt haben und "A Home In The Rain" ist bereits ihr zweites Album, denn mit "Above And Within" und ihrer EP "Drowning In What I Believe" haben sie bereits etliche Songs veröffentlicht. Zu meiner Überraschung haben der Drummer und Bassist von A DAY'S WORK mit Keith Caputo 2006 ein Album aufgenommen und auch in der regulären Besetzung klingen die Solowerke Caputos mit. Damit aber nicht genug, die Ballade des Albums wird von Arjen van Wijk, Sänger bei THIS BEAUTIFUL MESS begleitet. A DAY'S WORK durften auch im Vorprogramm von MARILLION spielen, was wohl den progressiven Aspekt und die Rockelemente in ihrer Musik verdeutlichten dürfte. Sänger Paul nimmt die Aufgabe als Sänger sehr ernst und gibt sich die grösste Mühe wirklich hoch, abwechslungsreich und perfekt zu singen. Klar ist, dass A DAY'S WORK keine typische Band sind, dafür sind sie zu perfektionistisch und zu eigenwillig, denn ihr Rock wird mit Keyboards, Cello und allerhand Pathos vorgetragen. Trotzdem ein sehr gutes Album, welches ich mir gerne anhöre obwohl man manchmal etwas dick aufträgt, aber Gruppen wie SUNNY DAY REAL ESTATE, LIFE OF AGONY und klassiche Rock-Acts ergeben eine aufregende Mixtur und technisch sowie vom kreativen Ansatz her gefällt mir Vielschichtigkeit und die völlige Verweigenrungshaltung, was irgendwelche Schubladen angeht. Zehn Lieder, die ein unheimlich hohes Niveau an den Tag legen und die man vor allem Prog-Rock-Fans nur wärmstens empfehlen kann. Thomas Eberhardt (7)

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A NEW SPELLING OF MY NAME
The Folly And Fraud Of Good Intentions LP
Art For Blind


ANSOMN haben früher bei A HOMAGE TO CATALONIA gespielt, und nehmen dich mit auf eine musikalische Reise zwischen Melancholie und Hoffnung. Geboten werden neun abwechslungsreiche Titel, die sich gern mal im post-corigem Gewandt zeigen und wunderschön anzuhören sind. Alle Songs sind relativ langsam gespielt, was sie aber keinesfalls langweilig werden lässt, sondern eher die Energie der Musik noch unterstützt. Die aussagekräftige Stimme des Sängers prangert an, gibt Hoffnung und ist ein bisschen emo, ohne dabei weinerlich zu wirken. "The Folly And Fraud Of Good Intentions" ist bei Art For Blind Records erschienen und ist deren vierte Veröffentlichung. Alles richtig gemacht. Jungs, bitte mehr davon. Falk Thiele (7)

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BRIDGE TO SOLACE
Where Nightmares And Dreams Unite CD
Gsr Records


Die MCD "Kingdom Of The Dead" der Ungarn blieb doch etwas hinter dem fantastischen Debüt "Of Bitterness And Hope" zurück, aber "Where Nightmares And Dreams Unite" ist ein derartiger Brecher geworden, dass man doch irgendwo froh ist, dass die Band nicht in den Metalcore plus Singsang abgedriftet ist. Da scheint der neue Gitarrist mächtig Schwung mitgebracht zu haben. Man hört derbstes Riffing, endlich wieder mehr melodische Leads, ein mörderisches Tempo und alles in allem ist "Where Nightmares And Dreams Unite" wohl das persönliche "...And Justice For All" für BRIDGE TO SOLACE. Ich werde zusehen, dass ich mir eine Show der Band mit ENDSTAND ansehe, denn hier ist jeder Akkord unvorhersehbar, jeder Tempowechsel eine Wucht und für mich haben BRIDGE TO SOLACE auch nichts mit Metalcore zu tun, sondern eifern eher SHAI HULUD nach und wenn die jemand vor acht Jahren Metalcore genannt hätte, dann hätte niemand gewusst, wovon der arme Irre da eigentlich redet. War das schön damals. BRIDGE TO SOLACE spielen weiterhin Hardcore mit Melodie und Köpfchen und Ungarn kann auf diese Band stolz sein. Thomas Eberhardt (8)

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BURY MY SINS
Today's Black Death CD
Circulation Records


Die drei Lieder des komplett vergriffenen Demos haben genügt, um einen unheimlichen Wirbel auszulösen und der Gruppe aus Kassel/Bad Hersfeld einen Vertrag mit Circulation Records zu bescheren. Vielen ging es danach wohl ähnlich wie mir, sie warteten auf "Today's Black Death" und das Warten hat sich definitiv gelohnt, denn die neun Lieder des Albums klingen, als ob der Fünfer nie etwas anderes gemacht hätte als Metalcore-Alben mit Göteborg-Riffing aufzunehmen. Die Vocals bleiben aber weiterhin Hardcore-lastig und Singsang sucht man zum Glück vergebens. Die Aufnahme ist relativ klar, hat enormen Druck ist aber nicht überproduziert, so dass insgesamt ein positiver Eindruck der Marke Abrissbirne bleibt. Von Monotonie kann aufgrund der vereinzelten melodischen Zwischenspiele keine Rede sein und auch das Layout ist ansehnlich geworden. Dazu bekommt man ein Video zu "About Hope" in ansehnlichem Format geboten. Eigentlich habe ich gedacht Gruppen wie CALIBAN, HEAVEN SHALL BURN oder MAROON wären das Optimum, was in Sachen Metalcore geht, aber BURY MY SINS potenzieren das Dagewesene und werden sich bald einen ähnlichen Namen gemacht haben. (8) Thomas Eberhardt

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COME N' GO
2
Voodoo Rhythm Records


Beatman hat Mitleid und schickt mir auf dem Postwege wieder schmutzigen Rock n' Roll. Diesmal von COME N' GO aus Frankreich, die zwar seit ihrem Debüt vier Jahre ins Land haben ziehen lassen, denen man aber ansonsten keinen Vorwurf machen kann. Die drei Herren mit Dame an den Drums sind zielstrebiger geworden was das Songwriting anbelangt und ihre zehn Lieder bringen einige Dekaden an Rock n' Roll auf den Punkt, was gar keine einfache Geschichte ist. Die grössten Einflüsse dabei sind wohl die STONES und die OBLIVIANS, aber mit "Commotion" ist auch ein CREEDANCE CLEARWATER REVIVAL-Song auf dem Album gelandet. Auch "There's No Butter For My Bread" von den eben erwähnten OBLIVIANS passt klasse ins Gesamtbild. Es ist ein Genuss, sich die schnellen, dreckigen Lieder auf diesem Album anzuhören und jeder, der etwas von gutem Rhythm and Blues hält und die Vocals von Biafra schätzt, der wird mit THE COME AND GO eine Wahnsinnszeit haben. Ein Ausnahmealbum, veröffentlicht von einem Ausnahmelabel. Das solltet ihr dringend käuflich erwerben. Erstens, damit das Schweizer Label weiterhin richtig gute Musik veröffentlichen kann und zweitens um euren Horizont zu erweitern, denn hier steckt Geschichte drin. Hört euch THE COME AND GO unbedingt an, sie sind eine Offenbarung. Thomas Eberhardt (8)

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THE CONFESSION
What About The Kids CD
Msm 1279 Records


Völlig unerwartet erreicht mich dieses Album und nachdem es einige Runden im Player gedreht hat, wird mir langsam klar, dass ich um die Superlative in dieser Besprechung nicht herum kommen werde. Aber mal von Anfang an. Das Presseinfo stellt gleich klar, dass THE CONFESSION keine Jesus-Freaks sind, sondern Punkrock ihre wahre Konfession ist und das hört man den fünf Schweden wirklich auch an. Die zehn Lieder sind absolute Smasher im Stile der BOMBSHELL ROCKS, RANCID und STREET DOGS, wobei THE CONFESSION aber gehörig Gas geben und auch richtig schöne Singalongs bieten. Hat man alles schön gehört mag da mancher sagen, aber selten in solcher Perfektion und so ehrlich eingefangen. Hier wurde wenig poliert und die gewisse Rotzigkeit in Verbindung mit Texten in denen anderen Leuten ins Gesicht gespuckt wird macht "What About The Kids" zu einem Album, welches in keiner Streetpunk-Sammlung fehlen darf. Chöre, die nach Pile-Ons, spritzendem Bier und einer ausgedehnten Europatour rufen. Das Album leif hier seit der Ankunft rund 15 Mal und ich denke diese Tatsache muss Qualitätszeugnis genug sein. Unbedingt Zugreifen! Thomas Eberhardt (8,5)

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THE DEADLY/DISGRAZIA LEGEND
Split CD
All Life Ends Records/Hurry Up Records/Desertion Records


All Life Ends Records starten in letzter Zeit unheimlich durch und mit dieser Split erreicht man nach dem schon sehr guten SANISICKATION-Album den absoluten Zenit. Die Vorzüge von THE DEADLY sind schnell erläutert, vielleicht genügt manchem sogar die Tatsache, dass mit Jon Hodges und John Pushnik Gitarrist und Drummer der ehemaligen TURMOIL an Bord sind. Falls das nicht als Kaufanreiz dienen kann, so lasst euch gesagt sein, dass THE DEADLY den verrückten Stakkato-Core von TURMOIL fortsetzten und in mit neuen Nuancen im Gesang ergänzen, da wird gequengelt, gebrüllt, gekeift und die gegenläufigen Rhythmen setzten dem Ganzen die Krone auf. Etwas atmosphärischer als früher ist das erprobte Duo aus TORMOIL-Zeiten geworden, so dass nun THE JESUS LIZARD und CONVERGE zurecht als Querverweis herhalten dürfen. Nach vier herrlichen Songs übernehmen die Italiener THE DISGRANZIA LEGEND mit einem THE PAPER CHASE-ähnlichen Intro das Feld und auch wenn es schwer zu glauben ist, sie überbieten meiner Meinung nach sogar noch die Vorstellung von THE DEADLY. Der Fünfer aus Milano spielt sehr nostalgischen Hardcore, der frei von Metalelementen ist, aber die Heavyness von DROWNINGMAN, THE MAJORITY RULE oder BOTCH mitbringt, zugleich aber die Riffs von DRIVE LIKE JEHU und REFUSED integriert. Vier Knaller, die ich in dieser Form nur auf alten Schallplatten im Schrank habe und auf die ich gar nicht mehr zu hoffen gewagt hätte. Ergänzt werden die fantastischen Aufnahmen dieser zwei Ausnahmebands mit einer Spliezeit von über 30 Minuten von einem sehr schmucken Artwork, in welches eine Silberschicht eingearbeitet ist, die den glänzenden Eindruck nochmals unterstreicht. Ein Album welches man unbedingt haben sollte. Hier dürfen Prioritäten gesetzt werden. Thomas Eberhardt (9)

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ECHO IS YOUR LOVE
Humansize CD
Sabotage Records/If Society


Sehr geniales Elektro-Indie-Gemisch, welches Sabotage Records da in Zusammenarbeit mit If Society veröffentlicht hat. Epische Gitarrenpassagen, die mal verspielt, dann wieder atmosphärisch sind, werden von verzerrtem Bass und vereinzelt auch von Synthies begleitet. Die Stimme der Sängerin Nea gibt dem ganzen eine sehr charakteristische Note und macht es zu etwas ganz besonderem. Die finnische Gruppe nimmt sich Zeit die Lieder langsam zu entwickeln und bevor sie ins Psychedelische abdriftet, rafft sie sich zu aufregenden Refrains auf, setzt das Wah-Wah ein und dreht den Reverb-Knopf dann wieder bis zum Anschlag. Extrem fesselnd sind auch die krachigen Momente. Gegen Ende des Albums gibt es mit "Step In Step Aside" einen Song, der PRETTY GIRLS MAKE GRAVES, RADIO 4 und BJÖRK zu einer aufregenden Synthese verbindet. Eine absolut eigenständige Scheibe, die als wunderschönes Digipack erhältlich ist und sowohl stille, als auch laute und mitreissende Momente hat. Hier wird die gesamte Aufmerksamkeit des Hörers gefordert und als Belohnung hört man Texte, die zum denken anregen und Musik, die ungewohnt unkonventionell ist. Ich bin gespannt wie es für ECHO IS YOUR LOVE weitergehen wird. Thomas Eberhardt (7,5)

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FLOGGING MOLLY
Whiskey On A Sunday DVD+CD
Side One Dummy


Das letzte Album "Within A Mile Of Home" der Punkband ist mit Sicherheit unverzichtbar für alle, die irischer Musik etwas abgewinnen können, egal ob ihr nun JETHRO TULL, THE DUBLINERS oder THE TOSSERS besonders mögt, FLOGGING MOLLY, die Band um Dave King, der tatsächlich in Dublin geboren ist, steht zweifelsohne nicht im Schatten irgendeiner dieser Bands, sondern macht was ganz Eigenes. Nun kann man dem Septett Dank der 90 Minuten langen Dvd mal genauer auf die Finger sehen und erfährt zum Beispiel was Matt Hensley, ex-Skatepro, so macht, wenn er nicht mit der Band auf der Bühne steht. Schön ist, dass man viel persönliches erfährt und die Mitglieder auch viel interessantes zu erzählen haben. Es mag am Alter liegen, aber die Reife von FLOGGING MOLLY zeigt sich eben nicht nur in ihrer Musik, sondern auch charakterlich und dieses Faktum macht "Whiskey On A Sunday" zu einer sehr lohnenden Angelegenheit. Die Konzertmitschnitte wurden zu Gunsten des dokumentarischen Aspekts reduziert, was eigentlich recht interessant ist, weil man die Alben als Fan sowieso im Schrank hat, da finde ich die persönlichere Ebene doch viel innovativer. Erwähnenswert ist sicherlich auch die phantastische Aufmachung als Digipack und die Cd bietet eine Zusammenstellung der besten Songs, die mal als Akustik-Version, mal als Livemitschnitt zu hören sind. Die zehn Lieder bieten einen guten Querschnitt durch das Oevre der Band und falls ihr euch fragen solltet, wer das hübsche Kerlchen auf dem Cover ist, dann darf ich euch sagen, dass es sich um Dave King in Person handelt. Für Fans schlichtweg unverzichtbar und auf Grund des Umfangs auch eine Dokumentation, die man sich mehrmals ansehen kann. Ich finde "Whiskey On A Sunday" ist ein Film, der die Probleme des Vagabundenlebens auf Tour sehr gut darstellt und da die Charaktere bei FLOGGING MOLLY so verscheiden sind, dürfte jeder seinen Spass mit der Dvd haben. Da können sich andere Regisseure/Produzenten ein Beispiel dran nehmen! Thomas Eberhardt (8)

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GUNS UP!
Outlive CD
Reflections Records


Reflections haben sich mit GUNS UP! Eine 1917-Band lizensieren lassen und die Bostoner-Gruppe spielt brüchig trockenen Hardcore im Stile von Scott Vogels erster Band DESPAIR. Ergänzt werden die zyklischen Riffs mit NY-Hardcore-Anleihen und Passagen, in denen der Bass alleine im Mittelpunkt des Geschehens steht und dadurch richtig Druck macht. Trotz der guten Ausgangsposition schafften es GUNS UP! aber nicht mich in Euphorie zu versetzten. Mir fehlen doch etwas die Überraschungen. Die sich zuspitzenden Riffs könnten den ein oder anderen Tempowechsel mehr vertragen und auch die Drums sind meist recht eintönig. Anders da der Song "Face It". Er funktioniert, da alles zwingend klingt, der Bass ein tolles Intro hinlegt und der Schlagzeuger sich zur Abwechslung mal verausgabt und so Akzente setzt. Insgesamt passiert mir das aber zu selten. Schönes Layout und alles, aber letztendlich doch sehr berechenbar und bei aller Power ziemlich konventionell. Thomas Eberhardt (6,5)

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HOSTAGE LIFE
Sing For The Enemy CD
Household Name Records


Eigentlich sind HOSTAGE LIFE auf dem Underground Operations Label der Kanadier von CLOSET MONSTER beheimatet, aber Household Name hat die EP schwer aufgemotzt und mit drei Bonusliedern und einem Video veröffentlicht. Beliebter Vergleich sind LIFETIME und mich erinnern die Gitarren, der Gesang eher weniger, an BLACK TRAIN JACK. Das schöne an HOSTAGE LIFE sind die politischen Texte mit dem Hauptaugenmerk auf Kapitalismuskritik und Ausbeutung. Die Gruppe aus Toronto gibt des Weiteren STIFF LITTLE FINGERS als Einfluss an und so fügt sich das Mosaik aus politischem Engagement und diversen musikalischen Elemenen zu einem farbenprächtigen Gesamtbild zusammen, welches schon im September von einem ganzen Album namens "Walking Papers" gefolgt werden wird. Verschnaufen kann man während "Sing The Enemy" läuft jedenfalls nicht, dazu holpern die Drums zu sehr, der Bass hüpft einfach enorm, aber das hat bei "Jersey's Best Dancers" von LIFETIME ja auch keinen gestört. Thomas Eberhardt (7)

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JERNIGAN
Tiefenrausch CD
Half Pipe Records


Schon der letzte Release "Fragment" von JERNIGAN gefiel mir äußerst gut und mit "Tiefenrausch" gelingt es der Band aus Siegen sowohl inhaltlich, als auch musikalisch zu überzeugen. Äußerst faszinierend ist die titelgebende Leidengeschichte von Jean Dominique Bauby, der nach einem Unfall ins Koma fällt und nach dem Erwachen bewegungsunfähig ist, jedoch alle Eindrücke aufnehmen kann. Der Elle-Redakteur diktiert mit Hilfe des Esa-Alphabets und dem Augenlid das Buch "Schmetterling und Taucherquelle". So sagen es zumindest die Quellen. Etwas Skepsis darf wohl sein bei solch unglaublichen Grenzerfahrungen, aber diese mindert keineswegs das Interesse am Thema, eher im Gegenteil. Dieser und andere interessante Kontexte machen JERNIGAN, die sich nach einem zum Tode verurteilten Verbrecher benannt haben, der sich nach seinem Tod digital für die Anatomie vermessen ließ, zu einer aufregenden, herausfordernden Gruppe. Musikalisch erinnert mich "Tiefenrausch" mit seinen deutschen Texten und der aufrichtigen Wut doch das ein oder andere Mal an LOXIRAN. Auch die authentische Aufnahme mit 8-Spurgerät passt ins Gesamtkonzept. Sieben Lieder mit Textblatt und meinerseits die Hoffnung, dass JERNIGAN sich bald zu einer 7" oder 10" durchringen können und dann das Artwork ihrem hohen musikalischen Können anpassen. Verehrer von LOXIRAN bitte zugreifen. Thomas Eberhardt (7)

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KENSIA
Prototype CD
Household Name Records


Mit "Prototype" veröffentlichen KENSIA bereits ihr drittes Album und das Sextett, welches die übliche Besetzung mit zwei Blasinstrumenten ergänzt, hat sich der Mixtur von Ska, Punk und Reggae verschrieben. 2003, sieben Jahre nach der Gründung, verließ der ursprüngliche Sänger Alan Cains KENSIA und wurde durch James Lambeth ersetzt, der sich stimmlich sehr gut ins Gesamtbild einfügt. So klingt er teils nach Bradley Nowell von SUBLIME, teils nach HR von den BAD BRAINS und manchmal sogar nach Michale Graves. Ich kenne jetzt zwar den ursprünglichen Sänger nicht, aber ich bezweifle ernsthaft, dass er besser war. Die ersten beiden Lieder sind ganz okay, aber mit "Disagree" wird die Band dann richtig warm und heizt mächtig ein. Wenn ihr Blechinstrumente und Reggae-Rhythmen gerne hört, dann ist "Prototype" mit seinen elf Liedern wirklich eine Empfehlung, vor allem, weil die Band mit James wirklich einen Ausnahmesänger gefunden hat, der wirklich Charisma hat und dem gesamten Album eine äußergewöhnliche Note verleiht. Für Genrefans bestimmt eine Offenbarung. Thomas Eberhardt (7,5)

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THE KING BLUES
Under The Fog
Household Name Records


Als "acoustic protest punk" mit einer gehörigen Prise Ska beschreibt das Label den Stil der vier Londoner und da bleibt mir eigentlich nur noch darauf hinzuweisen, dass THE KING BLUES mit Jonny Fox ein Mitglied von SUICIDE BID in ihren Reihen haben. Wenn euch SUICIDE BID nichts sagen, dann habt ihr offensichtlich die letzte CD ROM Ausgabe verpasst und solltet euch mal unbedingt die Band anhören. Die Singleauskopplung "Mr Music Man" ist recht radiotauglich und "Takin Over", welches in seiner relaxten Art an THE BEDOUIN SOUNDCLASH erinnert, gefällt mir da doch wesentlich besser, aber die Pop-Songs sind hier deutlich in der Unterzahl. Textlich sprechen Titel wie "The Sound Of Revolt" eine klare Sprache, aber man bleibt doch immer schon friedlich und weigert sich seine Hände mit Blut zu beflecken. Tolles Album, wenn die bereits genannten Gruppen zu euren Favoriten gehören. Wenn mich nicht alles täuscht, haben die Jungs Merkel auf dem Cover, da kann sich ja die Nachfolge zu Thatcher antreten, denn irgendwo braucht der Punk ja auch seine Feindbilder. Thomas Eberhardt (7)

Text?

MANIFESTO JUKEBOX
Strain CD
Combat Rock Industry


Seit dem letzten Album "Remedy" auf Byo sind gut vier Jahre ins Land gezogen, aber wer die Band im Auge behalten hat, der weiß, dass Gitarrist Jani ziemlich aktiv mit I WALK THE LINE war und in besagter Zeit zwei Alben mit seinem Projekt veröffentlicht hat. Klar, dass MANIFESTO JUKEBOX da etwas drunter leiden mussten. "Strain" ist aber vielleicht gerade durch die lange Pause ein sehr reifes Werk geworden, welches sich nicht unbeeinflusst von HÜSKER DÜ und HOT WATER MUSIC zeigt und sogar dem Vergleich mit dem neuen TRIBUTE TO NOTHING-Album standhalten kann. Jani hat sich inzwischen dafür entschieden sich ganz I WALK THE LINE und seinem Label Combat Rock Industry zu widmen, aber mit Heikki hat man Ersatz für ihn gefunden. Die neuen Lieder, wie z.B. "Gloves Come Off" erinnern mich doch des Öfteren an AS FRIENDS RUST und sind in ihrer Frische und Stringenz erstaunlich. Das Credo von MANIFESTO JUKEBOX hat sich hingegen nicht sonderlich geändert, sie schreiben nostalgischen Punkrock mit Reibeisenstimme, aber nach dem Dahinscheiden von HOT WATER MUSIC könnte es MANIFESTO JUKEBOX gelingen sich vielleicht in einem etwas grösseren Rahmen zu präsentieren, verdient hätten sie es. Thomas Eberhardt (7)

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PANIC
Circles CD
Reflections Records


PANIC melden sich zurück und wie bei allen Reunions gibt es genügend Skeptiker, die finden, dass die alten Songs die besseren sind. Nun, solch eine lange Pause macht es natürlich nicht gerade einfacher an die Höhepunkte anzuknüpfen, aber dass PANIC das ganze nur wegen dem Geld für neue Tattoos machen, glaube ich nicht. Vielleicht dauert es eine Weile, bis man wieder obenauf ist, aber Songs wie "Involvers" zeigen, dass PANIC sicherlich weiterhin Daseinsberechtigung haben, da sie eigenwillig klingen und brutale Elemente in ihren Sound integrieren, ohne gleich allzu heftig zu werden. Sie spielen Hardcore, wie man es von ganz alten Bands gewohnt ist und "Circles" lebt von der Spannung zwischen Aufbruch und Unterbrechung ebenso wie vom charismatischen Organ Gibbys. Momentan genügt das zwar noch nicht, um mich zum Ausflippen zu bringen, aber ich denke "Circles" ist ein akzeptabler Neuanfang. Thomas Eberhardt (7)

Text?

ROY & THE DEVIL'S MOTORCYCLE
Because Of Women CD
Voodoo Rhythm Records


Kennt ihr die Szene aus Wayne's World 2, in der Wayne im Traum Jim Marrison in einer Wüste begegnet und Jim ihm dann sagt, er solle in Festival auf die Beine stellen? Nun, ROY & THE DEVIL'S MOTORCYCLE erinnern mich irgendwie an diese Szene, da die vier Schweizer, die seit 1991 aktiv sind, eine psychedelische Mischung aus den DOORS, einem gigantischen Feedback und frühen Blues-Künstlern wie Elmore James spielen. Psychedelisch, hypnotisch und etwas trashig. Die Herren haben einfach ein gutes Händchen für zeitlose Musik, zugleich ist ihr Album, aber auch ein zäher Brocken, da sie einige Blues-Coverversionen, durch den ROY & THE DEVIL'S MOTORCYCLE-Wolf pressen. Zudem klingt das Album mit drei Gitarren, die nebenbei bemerkt von drei Brüdern gespielt werden, natürlich ziemlich satt. "In Illuminated Cowboy" hört man schließlich vermehrt Underground- Einflüsse und das fesselnde Solospiel ist wirklich beeindruckend und extrem facettenreich. Ein Album, das etwas Zeit braucht und anfangs echt etwas schwerfällig wirkt, nach mehrmaligem Hören aber wirklich süchtig macht und in unbekannte Dimensionen entführt. Keine Ahnung, was die da für Kraut rauchen, aber es dröhnt. Thomas Eberhardt (7)

Text?

ULTRA
Blutiger Sonntag DVD
Sunny Bastards Filme


Passend zur diesjährigen Fussball-WM haben Sunny Bastards dieses realistische Drama über die Ultra-Bewegung in Italien auf Dvd veröffentlicht. Der Film wurde 1991 mit einem silbernen Bären belohnt und auch in Italien mit Preisen bedacht. Hauptdarsteller und tragischer Held ist Luca, einer der beiden Anführer der "As Rom-Ultras", der wieder aus dem Knast kommt und der verweichlichten Hooligan-Szene zeigen will, wie man richtig Radau macht. Dabei dient ihm das Stadion als Ventil für den Abbau von sozialem und persönlichem Frust und auch der Knast hat ihn nicht bekehren können. Die sehr bunte, aber stimmig gemischte Gruppe fährt mit dem Zug nach Turin und erhält dort zum Willkommensgruss Steine bis ins Abteil geworfen. Auf dem Bahnhof werden die Personalien aufgenommen und nach 70 Minuten Spielzeit eskaliert die Lage völlig als die beiden Fangruppen aufeinander treffen. Es entwickelt sich eine schreckliche Situation, die in Gewalt beginnt und ein tragisches Ende findet. Das realistische Drama schildert das Leben von gewalttätigen Fans ebenso wie das von Fans, die aussteigen möchten, um ein bürgerliches Leben zu führen. Überraschend gute und sympathische Schauspieler, denen man die Rolle des Fussball-Verrückten auch abnimmt. Als Bonus gibt es eine Dokumentation über die Ultra-Bewegung und den "Antifa Hooligans" - Clip von LOS FASTIDOS. Ein einfühlsamer Film, der Hooligans nicht blind verurteilt, sondern die soziale Motivation beleuchtet und am Ende auch den Irrsinn der Gewalt verdeutlicht. Beinahe 90 Minuten Unterhaltung. Das Format müsste jedem Fussball-Fan zusagen und auch wenn ich dem runden Leder nicht allzu viel abgewinnen kann, hat mich der Film doch gepackt, somit ist er wohl nicht nur Nischenprogramm, sondern ein realistisches Drama, welches wohl zeitlos ist. Thomas Eberhardt (7)

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V.A.- VANS WARPED TOUR
COMPILATION 2006 2CD
Side One Dummy


Der Vans-Warped-Tour-Sampler 2006 bietet wieder 51 Songs amerikanischer Gruppen, die auf zwei Cds verteilt sind, wobei die zweite Scheibe mit AGAINST ME, BOUNCING SOULS und GOOD RIDDANCE einige wenige Gruppen bietet, die schon länger etabliert sind. Insgesamt liegt das Hauptaugenmerk auf den Neuentdeckungen. So kann man mit HELLOGOODBYE eine Gruppe hören, die REGGIE AND THE FULL EFFECT ebenso wie SOMETHING CORPORATE nacheifert und ZOX haben haben definitiv viel SUBLIME gehört. Also stellt euch auf sehr seichte Gruppen in Kombination mit einigen heftigeren Sachen wie THE BANNER oder CHIODOS ein. PARAMORE, das neuste Signing von Fueled by Ramen, zeigt, dass momentan viel radiotaugliche Musik veröffentlicht wird, rechnet also damit, dass wenig traditionelle Punk- und Hardcore-Bands auf dem Sampler vertreten sind und ihr eher einen detaillierten Einblick in die momentane Musiklandschaft der Staaten gewinnen könnt. Lohnend ist der Sampler allemal, denn für unter zehn Euro könnt ihr euch ein Bild machen, ob an gewissen Hypes etwas dran ist oder eben nicht. Vielleicht hört ihr heute schon, was morgen bei uns angesagt ist. Ob es dann gefällt, darf jeder selbst entscheiden, aber insgesamt ist bestimmt für jeden was dabei. Wer die Compilation bisher geschätzt hat, darf gerne wieder zugreifen. Thomas Eberhardt (6,5)

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THE VERY JOB AGENCY
S/t
Go Kart Records


Die Mannheimer von Go Kart Records haben wirklich einen Riecher für ungewöhnliche und enorm spannende Gruppen und deren Alben. THE VERY JOB AGENCY war mir bis dato kein Begriff, aber die Leipziger, die seit 2005 aktiv sind, haben richtig Schwung und die meist auf Deutsch gesungenen Texte gefallen mir, weil man nicht immer direkt folgen kann und sich mal seine eigenen Gedanken dazu machen darf. Titel wie "Zuckergebäck" sind temporeich und verbinden Deutschpunk-Elemente und Sozialkritik zu einem (Molotow) Cocktail in der Tradition von DACKELBLUT, BOXHAMSTERS und den GOLDENEN ZITRONEN, wobei sie um letzteren den Rang ablaufen zu können schon noch etwas inhaltsträchtiger werden müssen. Generell aber eine rockende Scheibe, die von der Rhythmik her auch an THE ROBOCOP KRAUS erinnert. Das Cover ist zwar ein absolutes Don't in meinen Augen, aber so öberflächlich wollen wir mal nicht sein. Die Stimmungsvielfalt, die in den zehn Lieden aufgebaut wird, macht das Debüt von THE VERY JOB AGENCY für Fans der genannten Gruppen interessant und "Häschenklänge" ist wirklich ein kleiner Hit, auch wenn mir der Text ein Buch mit sieben Siegeln ist. Gelungener Einstand! Thomas Eberhardt (6)

Text?

YOU ME AND THE ATOM BOMB
Shake Up CD
Household Name Records


Seit 2004 gibt es das Trio aus Portsmouth erst und nach ihrem Demo und einem Split-Release mit FUCK WITH FIRE hat man schon einen Vertrag mit Household Name aus London, nicht schlecht. Allerdings muss man schon sagen, dass YOU ME AND THE ATOM BOMB auch ihren Teil der Abmachung einhalten, schließlich waren sie lange mit den Splitpartnern und auch mit LATTERMAN auf Tour. Weil diese die Band so klasse fand haben sie die Briten auch gleich mal auf eine US-Tour eingeladen und da YOU ME AND THE ATOM BOMB schonmal dort sind, wurden sie auch gebeten auf dem von No Idea Records in Leben gerufene Gainesville Fest zu spielen. Als Aussenstehender mag man denken, dass die Band mit dem richtigen Bein aufgestanden ist und wer sich eine Kombination der BOUNCING SOULS mit AVAIL vorstellen kann, der wird hier sicherlich eine gute Alternative zu den beiden Gruppen finden, da YOU ME AND THE ATOM BOMB eben sehr krachig zu Werke gehen und sich auch nicht in Versuchung führen lassen ihren Sound mit nervigen Singsalongs zu ruinieren, da lassen sie lieber die rauhe Stimme von Tim Greaves, der auch schon bei SHARKS VS JETS spielte, vorherrschen und ergänzen diese mit temporeichem Drumming und markantem Bass. Definitiv schön kauzig und sehr mitreissend. Thomas Eberhardt (6,5)

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YELLOW PRESS
Devil In The Details/Faith In Modern Chemistry 7"
Sabotage Records


Die Gruppe aus San Francisco hat mittlerweile ein Standbein in Deutschland und so kommt man nun neben dem aktuellen Album "Comfortable Curses", erschienen auf Day After, auch in den Genuss einer sehr schönen 7" auf Sabotage Records, dem Label, das inzwischen in Bremen ansässig ist und auch noch den Golden Store betreibt, der sowohl Literatur, als auch Musik verkauft. Den Stil von YELLOW PRESS kann man am ehesten als Ausgeflippten-Rock beschreiben, denn irgendwo spielen die Jungs sehr erdigen Rock n' Roll, selbst wenn sie mit dem Weirdo-Image kokettieren, haben sie doch einen geschichtsträchtigen Sound, denn bei so vielen Claps und einem dezenten "Kalifornien-Feeling" unterscheidet man sich ganz klar vom momentan angesagten Heulsusen-Pop. Sänger und Gitarrist Steven Chamberlain spielte früher TORCHES TO ROME, die ein Album Ebullition veröffentlicht haben. Das Artwork kommt schön trashig und passt definitv zum Image der Band, die sich selbst nicht so richtig ernst nehmen will. Wer DC-lastigen Postcore mit mächtig Zündstoff, intelligenten aber nicht bodenständigen Texten und vielen guten Grooves schätzt, der sollte sich die beiden exklusiven Titel auf der Seven-Inch holen. Thomas Eberhardt (7)

Text?

ZOX
The Wait CD
Side One Dummy


Schon der Song auf der Warped-Tour Compilation war vielversprechend, aber auf dem aktuellen Longplayer "The Wait", der bereits 2005 auf dem bandeigenen Label Armo Records veröffentlicht wurde, schaffen ZOX es wirklich eine gelungene Stilmischung aus SUBLIME, JACK JOHNSON und THE POLICE zu fabrizieren. "The Wait" ist ein Album, welches fesselt und Reggae-Strukturen mit Violine verbindet, ohne dabei den gefürchteten Schiffbruch zu erleiden. Mit "Thirsty" gelingt es dem Quartett in die Fussstapfen von SUBLIME zu treten und diese ohne Probleme auszufüllen. Jedoch gibt man sich damit nicht zufrieden, man fordert mehr künstlerische Freiheit, möchte nicht mit Epigonentum Geschichte machen und teilt sich mit den Labelmates MAXEEN auch den Faible für die achtziger Jahre. Die Violine sorgt auch noch für keltische Akzente und macht "Fallen" zu einem Song in DEUS-Manier. Die Texte sind poetisch, die Lieder absolut phantastisch und es würde mich wundern, wenn ZOX nicht in kürzester Zeit in aller Munde wären. Die Lieder sind einfach zu gut, um diese Band nicht zu lieben. "A Little More Time" ist von einem so ungewöhnlichen Gitarrenspiel geprägt, dass man nicht aufhören kann der Melodie und dem Reggae-Rhythmus zu folgen. Mit dem neuen Artwork als Digipack lohnt sich definitiv auch der Kauf von "The Wait", um nicht zu sagen er wird gerade zwingend. Für mich definitiv das Album des Sommers, auch wenn es einige sehr seichte Momente hat. Im August könnt ihr ZOX in deutschen Clubs sehen, also unbedingt hingehen, denn wenn die Band nur die Hälfte der Versprechen, die sie auf "The Wait" ausspricht, hält, dann wird es wahnsinnig gut werden. ZOX spielen mit Leib und Seele, haben fünf absolute Hits auf dem Album und noch Potential für viel mehr. Thomas Eberhardt (8)